Charity-Stream (Oneshot 10.2)

Auch wenn um uns herum ziemlich viel passiert, nehme ich nur uns beide und unsere kleine Verbindung war. Mein Blut schießt regelrecht durch die Adern und ich bin gleichzeitig glücklich und so nervös, dass ich mich nicht mehr traue Jan anzuschauen, oder mich sonst irgendwie zu bewegen. Leider wird der Moment zerstört, da ich noch einmal aufgefordert werde zu schießen. Sanft drückt Jan noch einmal ermutigend meine Hand, bevor er sie unauffällig löst. Ich gehe nach vorne, aber merke dabei schon, dass ich viel zu aufgeregt bin, um noch irgendwas sinnvolles zustande bringen zu können. Wie zu erwarten treffe ich auch nicht, aber das ist mir auch völlig egal, weil ich viel lieber wieder Jans Hand halten möchte. Schnell gehe ich wieder zu ihm und wie selbstverständlich verschränken sich unsere Hände. Es fühlt sich so richtig an, ein bisschen als ob ich angekommen wäre, dabei bin ich absolut noch gar nirgends angekommen, solange ich nicht mit Jan gesprochen habe.

Das Spiel scheint vorbei zu sein, da sich alle plötzlich auf den Weg zum Eisstand machen, wo es die Strafe geben soll. Wir bilden das Schlusslicht der Gruppe, vielleicht aus Zufall, vielleicht aber auch, damit keiner sieht, dass wir immer noch Händchen halten. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was genau die Strafe ist und ob mein Team überhaupt verloren hat. Es wird erklärt, dass es sich um Chili-Eis handelt, welches gegessen werden muss und sofort spüre ich Jans besorgten Blick auf mir, der natürlich weiß, dass ich das nicht umbedingt gut vertrage. Kurz darauf bin auch ich schon dran. Ich weiß, dass ich auch nein sagen könnte, aber es wäre auch irgendwie peinlich, wenn ich der einzige bin, der sich nicht traut dieses Eis zu essen. Mutig schlucke ich die gesamte Portion auf einmal herunter. Es schmeckt nicht wirklich lecker. Nach ein paar Sekunden fängt es plötzlich wie Hölle an zu brennen. Ich muss husten und mir steigen die Tränen in die Augen. Ich brauche Wasser! Irgendjemand drückt mir eine Flasche in die Hand und zügig nehme ich ein paar Schlucke. Für einen Augenblick hilft es bevor der Reiz doppelt so stark zurückkommt. Gleichzeitig wird mir etwas schwindelig und mir wird schlecht. Jan kommt auf mich zu, legt einen Arm um mich und führt mich wieder ins Gebäude zurück, weg von all den anderen. Mit jeder Sekunde nimmt meine Übelkeit zu und ich reiße mir das Mikrofon runter. Schnell suche ich den Weg zu den Toiletten.

Nachdem ich mich einmal übergeben habe, führt mich Jan in den hinteren Bereich, wo keine Kameras sind. Dort sitzt auch unser Manager, der die Situation wohl auch schon mitbekommen hat. Er fordert mich auf mich hinzulegen, was ich auch tue. Mein Hals brennt immer noch ziemlich stark und ich sehe mittlerweile wahrscheinlich ziemlich verheult aus. Mein Herz schlägt viel zu schnell, aber diesmal ist nicht Jan daran schuld, obwohl er meine Hand hält. Irgendjemand bringt ein Glas Milch vorbei, was ich in einem Zug leer trinke und anschließend wird mir noch ein Eis in die Hand gedrückt, welches ich mir runter zwinge, da es tatsächlich hilft.

Nach einiger Zeit lässt das Brennen endlich nach, nur die leichte Übelkeit und das Herzrasen bleibt. „Geht es wieder einigermaßen?", fragt Jan mich, der die ganze Zeit bei mir geblieben ist. Ich nicke. „Es brennt nicht mehr, aber ich glaube, ich kann so schnell nicht wieder aufstehen ohne umzukippen." Gequält lache ich leise. Jan schaut mich einfach nur weiter besorgt an. „Nein es geht wirklich wieder", erkläre ich ihm ernst, „du kannst wieder zu den anderen gehen, ich komme schon klar und zur Not sind hier ja auch noch genug Menschen." „Ich geh doch jetzt nicht einfach zurück und tu so, als ob es dir gut gehen würde! Ich sage den anderen kurz Bescheid und dann gehen wir heim!" Irgendwie ist es ja süß, wie er sich Sorgen macht und gegen so einen Abend zu zweit hätte ich auch nichts, aber erstens wird der Stream auch auf unseren Kanal übertragen und dann sollten wir auch zu sehen sein und andererseits will ich Jan jetzt nicht der spaßigen Abend mit all den anderen versauen. Jetzt haben wir schon mal die Möglichkeit nicht auf Corona-Regeln achten zu müssen, dann sollten wir sie auch nutzen. „Nein", widerspreche ich ihm deshalb, „Geh du wieder zu den anderen und ich versuche wieder auf die Beine zu kommen." Zweifelnd schaut er mich an. Um ihn davon zu überzeugen, dass es mir wirklich schon besser geht richte ich mich auf und setze mich auf die Tischkante. Stumm nickt er. Kurz scheint er noch zu überlegen, bevor er dann doch den Raum verlässt.

Immer wieder betreten verschiedene Personen den Raum und fragen, wie es mir geht oder bieten mir etwas zu trinken oder zu essen an. Die Übelkeit hat nachgelassen, nur noch mein Herz stolpert irgendwie vor sich her und fühlt sich überhaupt nicht gut an. Ich bezweifle mittlerweile, dass es nur an der Chili liegt, sondern vielleicht auch ein bisschen an Jan. Ich kann ihn von hier hintern manchmal beobachten und irgendwie sieht er traurig aus. Hoffentlich nicht, weil er sich solche Sorgen, um mich macht. Die Zeit vergeht. Abwechselnd lege ich mich kurz hin und laufe ein paar Meter. Irgendjemand teilt mir mit, dass jetzt die Bescherung ist und ich beschließe kurz nochmal zu den anderen zu gehen, um zu zeigen, dass ich noch am Leben bin.

Ich geselle mich neben Jan, welcher mich sofort an lächelt. Da ich vor so vielen Kameras nicht nach seiner Hand greifen kann, lege ich einfach nur freundschaftlich den Arm um ihn. Wir bekommen irgendeinen Schrott geschenkt und sobald die Aufmerksamkeit, wieder wo anders liegt, geht Jan zügig in den hinteren Bereich und ich folge ihm. „Hab ich nicht gesagt du sollst dich ausruhen!?", fährt er mich an. „Ich kann mich nicht daran erinnern", versuche ich zu scherzen, aber es funktioniert nicht. „Du weißt, was ich meine. Ich sehe doch, dass es dir immer noch beschissen geht." „Mach dir darüber mal keine Gedanken.", beruhige ich ihn, weil ich nicht will, dass er sich Sorgen macht. „Das sagst du so leicht. Dein Freund ist ja nicht gerade mal zusammengeklappt und hat sich übergeben." Bei den Worten „dein Freund" setzt mein Herz für einen Moment aus. Ich wünsche mir einfach so sehr, dass er es genauso meint, wie ich es meinen würde. Mutig nehme ich seine Hände in meine und drücke sie leicht. „Der Stream ist sowieso gleich vorbei und dann können wir heim und ich ruhe mich ganz viel aus, okay?" „Nur wenn du bei mir übernachtest und ich überwachen kann, dass es dir gut geht." Ich grinse: „Ja, Mama." „Idiot!" Ich muss leise lachen. Dann löst er sich leider schon wieder von mir. „Aber ich habe dich trotzdem lieb", meint er noch bevor er wieder weg ist und mich mit meinem Herz alleine lässt.

Eine halbe Stunde später setzt Florian uns vor Jans Wohnung ab und wünscht mir noch eine gute Besserung, bevor er in der Dunkelheit verschwindet. In der Wohnung zwingt mich Jan, dass ich mich sofort ins Bett lege, was ich gerne annehme, da es mir ja noch nicht so ganz gut geht. Fünf Minuten später kommt auch Jan ins Gästezimmer und legt sich einfach neben mich. Irritiert schaue ich ihn an. „Hier ist das Kopfkissen bequemer.", meint er und ich hinterfrage nicht weiter, warum er es nicht einfach mit rüber nimmt. „Geht es denn mittlerweile?" „Wie oft den noch: ja es geht. Ich ruhe mich einfach noch einen Tag aus und alles ist wieder gut. Mach dir bitte keine Gedanken." Leise, wahrscheinlich nicht für meine Ohren bestimmt, antwortet er: „Das ist verdammt schwer, wenn ich 24/7 an dich denke." Warte? Bedeutet das...? Kurz atme ich tief durch und stelle ihm die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigt: „Jan?" „Mhm?" „Was denkst du eigentlich über uns beide? Wir sind ja irgendwie nicht mehr so richtige beste Freunde..." Es ist still. Mein Herz setzt schon wieder kurz aus. Habe ich jetzt alles zerstört? Waren wir noch nicht soweit? Nervös schiebe ich hinterher: „vergiss es einfach wieder." „Nein, ich glaube, wir sollten wirklich mal darüber reden", meint er plötzlich, „auch wenn ich scheiße viel Angst vor diesem Gespräch habe..." „Warum das denn?", frage ich ihn, obwohl es mir exakt gleich geht. „Weil ich finde, dass das hier." Er greift unter der Decke nach meiner Hand und drückt sie leicht. „Sich extrem richtig anfühlt, ich aber nicht weiß, wie du darüber denkst.", gesteht er. Mein Herz schlägt in vierfacher Geschwindigkeit, als ich ihm antworte: „Ich habe auch Angst, weil ich dir sagen muss, dass ich mich in dich verliebt habe..." Er bewegt sich und löst die Hand von meiner. Wegen der Dunkelheit im Zimmer kann ich nicht erkennen, was er tut. Dann spüre ich plötzlich seine Hand an meiner Wange und kurz darauf liegen seine Lippen auf meinen. Vorsichtig erwidere ich den Kuss und schwebe dabei auf Wolke sieben. Als wir uns aus Atemnot lösen müssen, flüstert er leise: „Ich liebe dich auch."

Ich glaube, mein Herz wird nie wieder normal schlagen können...


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Ehrliche Meinung zu diesem Teil: Er ist absolut beschissen, aber ich weiß, wenn ich länger darüber nachdenke oder nochmal neu schreibe, wird es nur noch schlechter und ich werde gar nichts mehr veröffentlichen, deshalb müsst ihr jetzt damit leben. Sorry...

Liebe Grüße und frohe Weihnachten!

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