... ist Kummer - überwinde ihn. (13.12.)

Jan

Dieses Mal werde ich nicht von irgendwas geweckt, sondern öffne einfach meine Augen, weil ich nicht mehr schlafen kann. Mein Blick hebt sich und ich erschreckte mich, als ich in die geöffneten Augen von Tim sehe. Jetzt bemerke ich auch die Hand, welche durch meine Haare streicht.

„Guten Morgen.”, sage ich und gähne einmal. „Guten Morgen?“, lacht Tim, „Eher ‚Guten Mittag.‘ Wir haben es kurz vor 13 Uhr.“ „Was ? Warum hast du mich nicht geweckt wir haben heute doch bestimmt irgendwas vor!“, frage ich sofort entsetzt und will aufstehen, werde aber von einem starken Griff um meine Hüfte zurückgehalten.

„Hey. Wir haben heute nichts vor.“, flüstert Tim mir ins Ohr, weshalb ich mich entspanne und an Tim lehne. „Kackermaus!“, meldet sich nun auch Gisela zu Wort. „Morgen Gisela.“, haucht Tim in mein Ohr.

„Was ist mit den beiden Kleinen?“, frage ich und will wieder aufstehen. Doch auch dieses Mal hält mich Tim zurück. „Die beiden haben ihr Fressen bekommen und haben sich auf der Couch in eine Decke gegraben.“, erklärt er mir und dreht mich zu sich um.

„Und der Adventskalender?“, frage ich meine letzte Frage. „Ist hier. Ich hab ihn geholt, als ich uns etwas zu Essen gemacht habe.“, antwortet Tim und jetzt fällt mir auch das Tablett mit den vielen Schalen von verschiedenen Früchten auf. Daneben liegt das Buch mit einem Lineal. Ich schnappe mir beides und öffne die schwarze Seite mit der goldenen 13.

Heute steht dort: ‚… ist Kummer – überwinde ihn.

Ich lese mir die Wörter nochmal durch und schaue verwirrt auf. „Was?“, frage ich Tim. Er scheint zu verstehen, was ich meine, und antwortet: „Wenn man Kummer in sich hineinfrisst wird er niemals vergehen. Heute reden wir einfach mal über die Sachen die uns besonders getroffen haben und machen einen Bett Tag.“

Kummer? Das hatte ich ja noch nie im Leben! Neeeiin. Vor allem nicht vor 3 Monaten!“, schaltet sich Gisela sofort ein. Tim seufzt und meint dann: „Das wäre ein Anfang.“ „Du willst wirklich über die Sache von vor 3 Monaten sprechen?“, frage ich nach und mir steigen schon die Tränen in die Augen.

Jedes Mal wenn ich daran denke bricht mein Herz wieder und wieder. „Jan.“, meint Tim mitfühlend und zieht mich eng an seine Brust, „Wenn man etwas in sich hineinfrisst wird es nicht besser. Man muss drüber reden und dass machen wir heute. Wir bezwingen den Kummer!“ „Na gut.“, murmle ich leise und löse mich leicht von ihm.

„Fängst du bitte an.“, sage ich und schaue ihm in die Augen. Tim seufzt und beginnt mir seinen Kummer zu erzählen: „Du weißt ja das ich in der Schule eine Zeit lang gemobbt wurde. Und du weißt, welche Folgen das bei mir hatte. Ich hab weniger gegessen, mich abgekapselt und mich sogar eine ganz kurze Zeit selbst verletzt. Damals als ich aus dieser Phase gerettet wurde habe ich mir geschworen nie wieder so tief zu fallen. Ich habe dieses Versprechen gebrochen. Und das gleich zwei Mal. Zum einen haben mich die Vater ziemlich stark getroffen, weshalb ich einen kleinen Rückfall hatte und zum anderen die Sache vor 3 Monaten. Ich bin so tief gefallen, wie noch nie. Habe gedacht, dass ich nicht das Recht habe zu leben, weil ich eh allen nur Schmerz bereite. Habe mich nur mit Mühe und Not von der Klinge fernhalten können. Dann als ich dich das erste Mal gesehen habe, bin ich noch tiefer gesunken. Und… ich weiß nicht ob ich noch…“

Tim gerät ins stocken, weshalb sich eine dunkle Vorahnung in mir breit macht. „Noch was?“, frage ich mit zitternder Stimme. „Noch… Leben würde, wenn du mich weggeschickt hättest.“, flüstert Tim.

Ich schlage mir die Hände vor den Mund und kann nicht verhindern, dass mir Tränen über die Wangen laufen. „Jan, ich weiß das du eigentlich solche Gedanken haben solltest, weil ich dich verletzt habe, aber ich… ich habe mich dafür gehasst! Und ich hasse mich immer noch dafür! Jedes Mal, wenn ich dich sehe muss ich daran denken, was ich dir angetan habe! Ich… ich bin ein Monster!“, schluchzte Tim und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand.

Ich brauche einige Zeit um das zu verarbeiten, doch als mir klar wird, dass Tim jeden Tag die Hölle durchmachen muss, setze ich mich kurzer Hand auf seinen Schoss. Er sieht auf und ich lege meine Hände an seine Wangen.

„Jan? Ich habe Angst, dass ich dir nochmal so etwas antue.“, haucht Tim, während immer mehr Tränen über seine Wangen laufen. „Tim.“, flüstere ich und streiche mit meinen Daumen die Tränen weg.

„Ich liebe dich!“, hauche ich und lasse meine Lippen vor seinen schweben. „Ich liebe dich bis ins unendliche!“, flüstere ich nochmal und lasse unsere Lippen dann aufeinander treffen. Er erwidert, löst sich aber kurz darauf.

„Jan-“, will er ansetzen, doch ich unterbrechen ihn: „Jetzt sei mal kurz ruhig. Halt’s Maul! Klar, ich habe gelitten. Ja, ich habe mich selbst verloren. Natürlich habe ich getrauert und bin Wochen nicht aus meinem Zimmer gekommen. Ja, du hast einen Fehler gemacht, aber ich auch. Hätte ich dir sofort zugehört, wäre es nie soweit gekommen. Hätte ich dir sofort geglaubt, wäre diese Phase in unseren Leben nie gewesen. Hätte ich dir eine Chance gegeben, wären wir nicht 3 Monate lang so kaputt gewesen. Aber hätte ich all das gemacht, währen wir nicht hier. Hätte hätte Fahrradkette! Wir sind an dieser Sache gewachsen! Wir haben uns weiterentwickelt! Und egal, welche Fehler wir noch machen werden, es wird immer ein wir geben!“

Meine Stimme klingt fest, weshalb Tim sich nach und nach beruhigt. Auch mein Tränenfluss stoppt, weshalb ich noch entschlossener reden kann.

„Wow.“, haucht Tim, woraufhin ich meinen Blick hebe, da ich nach meiner Rede diesen sinken lassen habe. „Du weißt genau, wie du mich aufheitern kannst, obwohl dich die Sache selbst belastet. Du bist einfach der Wahnsinn!“, erklärt er mir und küsst mich.

Seine Hände gleiten zu meiner Hüfte und ziehen mich näher zu sich. Meine eine Hand wandert in seinen Nacken, während die andere auf seiner Brust liegen bleibt. Der Kuss bleibt liebevoll, zart, aber auch verletzlich.

Plötzlich hören wir mauzen, welches näher kommt. Ich löse mich von Tim, als ein kleiner Kopf sich an meinem Bein reibt. „Na Zorro? Katzenfleisch! Willst du uns aufmuntern?“, frage ich leicht lächelnd, während ich den kleinen zwischen uns hebe. „Duke will auch helfen.“, lächelt Tim, während er den Kleinen von der anderen Seite in unsere Mitte hebt. Sofort kuscheln sich die beiden an einen von uns.

„Willst du mir jetzt erzählen, wie es dir ergangen ist. Also vor 3 Monaten?“, fragt Tim zögerlich. Ich schlucke einmal, ehe ich nicke.

„Mir ging ähnlich, wie dir. Ich habe mich verschanzt und mich selbst verflucht. Jede Möglichkeit, wie ich hätte anders reagieren können, ist mir durch den Kopf gegangen. Von Tag zu Tag ging es mir schlechter, weil du gefehlt hast, aber ich konnte nicht zu dir zurück. Die Stimme, dass du das wieder tun würdest, war zu laut. Mama musste mich zum Essen zwingen. Wenn ich versucht habe  aufzustehen, bin ich drei Schritte weiter weinend zusammen gebrochen. Jede Minute die vergangen ist, habe ich an dich gedacht. Was du wohl machen würdest. Ob du es wirklich bereuen tust oder glücklich dein Leben lebst mit… ihr. Es hat mich zerfressen. Ich spielte mit dem Gedanken auszuwandern, ohne es irgendjemanden zu sagen. Vielleicht Grönland, England, Amerika oder Island. Ich glaube, hättest du auch nur einen Tag später bei mir geklingelt, wäre ich nicht mehr da. Aber ich bin froh, dass es nicht so ist. Ich bin froh, dass ich dir zugehört habe. Und ich bin auch irgendwie froh, dass es passiert ist. Denn lieber jetzt, wo wir uns noch so schnell verzeihen, als dann, wenn wir uns das für immer nachtragen.“, erzähle ich ihm meine Sichtweise.

Wieder laufen kleine Tränen aus seinen Augen. „Ich weiß nicht was ich getan hätte, wärst du nicht mehr da.“, flüstert er und zieht mich wieder in einen Kuss. „Ich bin aber noch da. Wir sollten jetzt damit abschließen und den Kummer überwinden.“, sage ich leise, als wir uns lösen. „Du hast recht.“, lächelt er und wischt sich die Tränen weg.

„Lass uns nach vorne blicken. Jetzt wurde genug geweint!“, meint Tim. „Nein! Du sollst leiden! Sollst du nicht! Komm, wie wäre es mal wieder mit einem traditionellen Kuscheltag?“, frage ich, woraufhin Tim nickt. Wir heben unsere beiden Kater aus unserer Mitte und stehen auf. Tim nimmt das Tablett mit den Schüsseln und folgt mir in mein Wohnzimmer. Obwohl, in letzter Zeit kann man es als unser Wohnzimmer bezeichnen. Egal.

Den restlichen Tag verbringen wir damit Filme zu schauen, mit Zorro und Duke zu schmusen und Zärtlichkeiten auszutauschen.

Am Abend liegen wir wieder im Bett und kuscheln. „Geht’s dir besser?“, fragt Tim in die Stille hinein. „Ja. Es tat gut, darüber zu reden.“, antworte ich. „Finde ich auch. Gute Nacht.“, meint Tim und drückt mir noch einen Kuss auf den Kopf, ehe wir beide langsam einschlafen.

Blicke über verschneite Hügel,
besuche ein Weihnachtskonzert
oder bummle über den Weihnachtsmarkt:
Ich wünsche dir Entspannung und
Entschleunigung in der trubeligen
Vorweihnachtszeit.

Diese Sprüche sind nicht für die Coronazeit gemacht...

Da muss ich mal mit dem Sprüchekalender reden...

So. Wer sitzt auf heißen Kohlen, wegen vor drei Monaten? *grinst sich einen ab*

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