III. Aufzug, 4. Szene

Dieses Mal war er zu spät gekommen. Er wusste nicht, ob er wütend oder traurig sein sollte. Mit den Händen in den Manteltaschen betrachtete er, wie die Schwarzen Männer die Ritterrüstung aus dem Geheimgang trugen. Ein paar von ihnen schleppten Kisten, also hatten sie den letzten Schatz auch noch gefunden. Er bewegte sich nicht, damit das trockene Laub unter seinen Füßen nicht raschelte. Wenn er Glück hatte, bekamen ihn die Schwarzen Männer nicht mit, doch ihre Aufmerksamkeit würde gleich von etwas anderem auf sich gezogen werden. Unter der Erde begann es zu beben.

Verwundert blieben die Schwarzen Männer stehen und sahen zum Geheimgang zurück. Er merkte, wie auch der Boden unter seine Füßen leicht zitterte. Aus der Luke drang eine kleine Staubwolke nach oben, die sich mit der trockenen Nachtluft vermischte und sich schon bald verzogen hatte. Zwei der Männer liefen zurück zum Eingang. "Das darf nicht wahr sein!", rief einer davon. "Was ist passiert?", fragte einer derer, die die Kisten schleppten. "Der Geheimgang ist eingestürzt", lautete die Antwort. "Alles voller Schutt. Da kommt keiner mehr durch!"

"Stellt euch nur vor, wir wären noch drin gewesen, wenn er eingestürzt wäre", sagte der, der den Kopf der Rüstung trug. "So ein Zufall aber auch", murmelte der, der am anderen Ende die Beine festhielt. Anscheinend wurde ihnen erst jetzt bewusst, welcher Gefahr sie gerade so knapp entkommen waren. "Gehen wir weiter", entschied ein anderer. "Damit wir den Schatz abliefern können." "Das war unser letzter Auftrag", bemerkte der, der den Kopf trug. "Das kommt mir immer noch so unwirklich vor, ich kann es gar nicht glauben."

"Was wohl danach passieren wird?", fragte ein Kistenträger. "Nach was?", erwiderte der, der die Beine trug. "Nachdem wir den Schatz abgeliefert haben. Dann sind alle Schätze, die wir jemals finden sollten, zusammen und er kann sein Werk endlich vollenden", erklärte der Kistenträger. "Ich bin gespannt, wie es aussehen wird."

"Ob er uns danach überhaupt noch braucht?", zweifelte der andere. "Wenn es keine Aufträge mehr für uns gibt, haben wir nichts mehr zu tun." Die Stimmen entfernten sich, wie er mit Genugtuung feststellte. Er wollte sie nicht länger ertragen. Die Schwarzen Männer verschwanden im Park und waren schon bald nicht mehr zu sehen und zu hören. Wie ein paar Kleinkinder waren sie fortgezogen, sich über das große Geheimnis eines Zauberers unterhaltend, dachte er verächtlich.

Diese Männer waren meisterhafte Agenten, die in der ganzen Welt nach verborgenen Schätzen gesucht hatten und auf jeder ihrer Reise in nicht nur eine lebensgefährliche Situation geraten waren. Und dann diente das alles einem Zauberer? In diesem Moment ärgerte er sich nur noch mehr darüber, dass er zu spät war. Liebend gerne hätte er gesehen, wie sie nicht mehr rechtzeitig aus dem Geheimgang entkommen wären.

Dann hätte die alberne Geschichte ein Ende gehabt und er war seiner Rache ein Stückchen näher gekommen. Und nun? Warf ihn das in seinem Racheplan zurück? Er beschloss, dass es nicht an dem war. Auch, wenn es dieses Mal nicht geklappt hatte, würde er ein anderes Mal umso brutaler zurückschlagen. Den kleinen Triumph wollte er ihnen gönnen. Dann war das Ende, an dem er triumphieren würde, wesentlich enttäuschender für sie.

Er grinste in sich hinein, wenn daran dachte, wie er dann sein wahres Ich offenbarte und in ihren Gesichtern das Entsetzen und die Verzweiflung sah, wenn ihnen klar wurde, dass sie verloren hatten. Dieses Mal war es ihnen gelungen, ein gutes Ende herbeizuführen. Aber er wollte sie dieses Mal aufsteigen lassen, ihnen diesen Erfolg gönnen.

Denn je höher man stieg, desto tiefer konnte man am Ende fallen. Und der Aufprall sollte möglichst schmerzhaft sein.

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