Z W E I.F Ü N F
"Das hätte man auch wirklich etwas vorsichtiger sagen können", sagte Avli entrüstet. "Jetzt schaut euch doch mal das arme Mädchen an!" Quintessa und Dorothea saßen auf dem Bett, Benno und Lasse hatten Abstand genommen. Einer von ihnen saß auf dem Bürostuhl, der andere auf dem Schreibtisch. Avli und Xenia waren zufällig hereingekommen, als Benno Quintessa gerade gesagt hatte, dass sie nur erfunden war. Benno nickte zerknirscht. "Irgendwann hätten wir es ihr doch eh sagen müssen", meinte Lasse. "Ich meine, sie wollte ja schließlich wissen, wer sie ist und da gehört das eben dazu. Ist ja schließlich sowas wie eine Grundlage für sie."
"Trotzdem, da hätte es andere Wege gegeben", sagte Xenia und sah Quintessa mitleidig an. "Wir sind ja auch bloß erfunden." "Aber wir sind Drachen", wandte Avli ein. Quintessa beruhigte sich nur langsam wieder. "Quintessa...", sagte Benno zu ihr. "Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen dürfen."
"Ach", wehrte diese ab. "Ich bin hergekommen, um zu erfahren, wer ich bin. Wenn das eben dazugehört." "Wie soll es jetzt weitergehen?", fragte Dorothea. "Wir haben in der Geschichte auch nicht wirklich viel über Quintessa gefunden, die uns weiterhelfen könnten." "Die Geschichte?", fragte Quintessa überrascht. Sie wischte sich noch einmal über die Augen. "Vielleicht sollten wir dir alles von Grund auf erzählen", schlug Lasse vor. "Dann sparen wir uns Missverständnisse."
"Wir haben ja auch noch andere Figuren wie dich entdeckt", meinte Benno zu Quintessa, "es geht nicht nur dir so. Es gibt auch noch andere, die dasselbe Schicksal wie du teilen." "Und wo kommen diese Herzkönigin und der Freizeitpark und das alles her, von dem ihr mir eben schon erzählt habt?", fragte das Mädchen und Benno, Lasse und Dorothea fingen an, von allem zu berichten, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte. Avli warf zwischendurch immer wieder seine Kommentare ein, die Quintessa wieder aufheiterten. Am Ende saß jedoch nur eine verwirrte Person mehr im Raum, die sich auf die ganze Sache keinen Reim bilden konnte. "Ihr hattet jetzt sicherlich gedacht, dass ich euch weiterhelfen kann, jetzt, wo ich schon einmal da bin", meinte sie zerknirscht.
"Eigentlich nicht", erwiderte Dorothea. "Ehrlich gesagt, ich hatte nicht damit gerechnet, dass du mitten in der Nacht in meinem Zimmer stehst." "Entschuldige", lächelte Quintessa. "Ich war mir überhaupt nicht sicher, was ich machen sollte. Dass ich dein Zimmer gefunden habe, ist eher zufällig passiert." "In letzter Zeit passieren viele Zufälle aus reinem Zufall zufällig", stellte Avli fest. "Wie wollen wir jetzt weitermachen?", fragte Xenia. "Ich kenne euch zwar noch nicht so lange und ich war auch nicht bei allen Ereignissen dabei, aber so wie es scheint, bräuchten wir mal etwas, was uns wirklich weiterbringt." "Das hast du richtig erkannt", stimmte Lasse zu und gähnte. "Allerdings lässt die Erleuchtung noch auf sie warten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie jetzt, mitten in der Nacht auch nicht mehr kommen wird."
"Ich habe euch jetzt allen den Schlaf geraubt", meinte Quintessa zerknirscht. "Nicht schlimm", erwiderte Lasse und schlich wieder zurück in sein Zimmer. "Wir sehen uns in ein paar Stunden." "Schlaf gut", rief ihm Dorothea lachend hinterher. "Wo soll ich jetzt bleiben? Ich glaube nicht, dass ich in meine eigene Welt zurückkann", überlegte Quintessa. "Das sollst du auch gar nicht. Jetzt bist du einmal hier und viel über das, was du eigentlich wissen wolltest, hast du ja auch noch nicht erfahren", erklärte Benno. "Es wäre alles andere als sinnvoll, wenn du jetzt wieder gehen würdest."
"Am besten wäre es, du schläfst erst einmal hier", schlug Dorothea vor. "In anderen Teilen des Schlosses läuft Gefahr, dass dich Giorgio oder Louis entdecken." "Oder Ludmilla", ergänzte Avli. „Apropos Ludmilla", wandte sich der Drache an Xenia. „Ich habe mitbekommen, dass sie Pudding in der Speisekammer kalt gestellt hast. Lust auf einen kleinen Mitternachtssnack?" Ehe Xenia wirklich geantwortet hatte, waren die beiden Drachen auch schon weg, auf dem Weg, um wieder einmal die Speisekammer zu plündern. Dorothea, Quintessa und Benno blickten noch einen Moment zur Tür.
"Morgen früh schmuggeln wir dich nach draußen, dann klingelst du und kommst als meine Schulfreundin Quintessa wieder rein", erklärte Dorothea. „Als solche stellen wir dich Ludmilla und den anderen vor und am Ende des Tages, weil wir natürlich die Zeit vergessen haben, fragen wir, ob du nicht auch ein paar Tage bei mir übernachten kannst." „An Platz mangelt es hier nicht", sagte Benno. „Von daher dürfte das kein Problem sein." „Dann musst du mir aber noch etwas von deiner Schule, wie du es nennst, erzählen", meinte Quintessa. „Ich kenne das Wort, aber ich bin selbst nie zur Schule gegangen. In eurer Welt ist sie sicherlich eh ganz anders als ich es mir vorstelle. Wenn ich da was Falsches sage, schöpfen die anderen doch sicherlich Verdacht."
„Ach", winkte Dorothea ab. „Ludmilla weiß genau, dass wir jetzt Ferien haben. Das ist die Zeit, in der wir nicht zur Schule müssen und da wird sie es meiden, uns danach zu fragen. Giorgio wird sicherlich fragen, wo du herkommst, aber da fällt dir bestimmt was ein, wenn er nicht doch den ganzen Tag was zu tun hat. Mathias wird morgen nochmal Besuch vom Architekten bekommen, da wird der auch beschäftigt sein." „Also brauche ich mir da keine Sorgen zu machen?", fasste Quintessa zusammen. „Nein, das brauchst du nicht." Dorothea gähnte die Antwort. „Ich mache mich jetzt auch wieder in mein Bett. Du kannst, wie gesagt, erstmal hier schlafen. Wir wecken dich nachher rechtzeitig, aber ich denke, ein paar Stunden Schlaf würden uns allen guttun." Die anderen beiden nickten. „Gute Nacht", verabschiedete sich Dorothea und verschwand. Benno und Quintessa blieben noch im Büro zurück.
„Tut mir echt leid, wegen vorhin", entschuldigte sich der Junge noch einmal. „Ich hätte es nicht so sagen dürfen." „Ist schon gut", wehrte das Mädchen ab. „Nachdem, was ihr mir alles erzählt habt, kann ich verstehen, dass das ziemlich unverständlich und verwirrend ist. Ich kann es ja selbst kaum glauben, dass das alles hier passiert. Bis noch vor ein paar Stunden habe ich gedacht, meine Welt wäre die echte, auch wenn sie ziemlich komisch war. Jetzt bin ich hier und ihr erklärt mir, dass das alles nur die Ideen von einem einzelnen Mann sind, der inzwischen gestorben ist. Das ist zu verrückt."
Benno nickte zustimmend. „Ich bin euch sicherlich keine große Hilfe, aber ich werde versuchen, zumindest eine kleine zu sein", verkündete Quintessa. Sie schlug die Decke zurück. „Meinst du, Dorothea kann mir erst einmal ein paar von ihren Sachen leihen?", fragte sie. „In dem Kleid brauche ich gar nicht erst zu erklären, dass ich eine Freundin von Dorothea bin. Da schöpfen die anderen gleich Verdacht." „Das wird schon", antwortete Benno und ging zur Tür. „Irgendwie finden wir für alles eine Lösung", sagte er leise. „Du wirst schon sehen, wir kriegen das hin!" Damit ließ er Quintessa alleine und ging in sein eigenes Zimmer zurück.
Wieder eine von diesen verrückten Nächten hier im Schloss! Benno wusste, dass er sich nicht sicher sein konnte, ob sie wirklich für alles eine Lösung finden würden, aber jetzt hatten sie angefangen, die Ereignisse aufzuklären, also mussten sie das jetzt auch zu Ende bringen!
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