Z W E I.D R E I

Das Mädchen lag schlafend in seinem Bett und bekam nicht mit, wie sie das Zimmer betrat. Obwohl draußen der Donner grollte, der Fußboden knarzte und das Nachtgewand der Eintretenden im Wind raschelte, schlief sie weiter tief und fest. Sollte sie sie wirklich wecken? Dorothea schlief unterdessen ruhig weiter. Eine Hand legte sich auf ihren Mund und sie schlug erschrocken die Augen auf. „Ganz ruhig! Nicht losschreien!", sagte sie.

Kaum, dass sie ihre Hand weggenommen hatte, setzte sich Dorothea ruckartig auf. „Quintessa? Was machst du denn hier?", fragte sie fassungslos. Sie fasste nach dem Schalter der kleinen Lampe auf dem Nachttisch. Kurz darauf war das Zimmer erhellt und Dorothea sah, dass es sich wirklich um Quintessa handelte. „Ich hatte einfach genug", sagte sie tonlos.

Dorothea brauchte einen Moment, bis sie etwas wacher war und sich bewusst war, dass wirklich Quintessa vor ihr stand. Die Quintessa, die damals wie aus dem Nichts aufgetaucht und samt ihres Balls und den hunderten anderen Menschen wieder verschwunden war. „Wie... wie bist du hergekommen? Bin ich wieder in deiner Geschichte?", fragte Dorothea verwirrt.

„Nein", antwortete Quintessa. Dorothea schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Sie lief zum Fenster und öffnete es. Quintessa folgte ihr auf die kleine Terrasse, die vor Dorotheas Zimmer lag. Auf ihr standen ein Gartentisch und zwei Stühle. Normalerweise saß Dorothea hier, wenn sie Hausaufgaben machte oder lernte. „Ich kann draußen einfach besser denken", erklärte sie. „Hier ist es so schön kühl." Quintessa setzte sich nickend. Während es am Abend noch drückend warm gewesen war, hatte es sich jetzt mit den nahenden Gewittern wieder abgekühlt.

„Sind wir jetzt wieder in deiner Geschichte? Tobt oben wieder ein Ball und wir sitzen hier nur etwas abseits?", fragte Dorothea. „Nein, du bist nicht in meiner Geschichte", antwortete das Mädchen gegenüber. „Ich bin in deiner." Dorothea sah sie verständnislos an. Obwohl der Schein der Lampe nur wenig Licht nach draußen warf, konnte sie erkennen, dass Quintessa genauso verwirrt war wie sie. „Du? Bist in meiner Geschichte? In meiner?", hakte sie nach. Quintessa nickte. „Das geht nicht", widersprach Dorothea.

„Warum nicht?", wollte Quintessa wissen. „Weil... weil das hier keine Geschichte ist. Das hier... ist echt", erklärte Dorothea und ließ den Blick über die dunklen Silhouetten des Gartens schweifen. „Was ist echt?", fragte Quintessa. Dorothea seufzte. Sie mochte Philosophie zwar, aber mitten in der Nacht überforderte sie es. Trotzdem musste die Quintessa recht geben. Was war dieses „echt" eigentlich? Woher konnte sie wissen, dass das Leben, das sie lebte, in dem sie zur Schule ging, in diesem Jahr ihren GCSE-Abschluss absolviert hatte und in dem sie mit Ludmilla und ihrem Bruder sprach oder mit Lasse und Benno nach Belfast fahren konnte, dass dieses Leben wirklich „echt" war?

Gab es eine höhere Macht irgendwo, die sich das alles auch nur ausdachte und in dem sie, Lasse, Benno, Ludmilla und alle anderen auch nur Spielfiguren waren, die von der höheren Macht hin und hergeschoben wurden, wie es ihnen gerade passte? Waren sie auch nur erfunden, ihre Eigenschaften irgendwo in einem Steckbrief festgehalten und wurden sie gesteuert wie in einem Computerspiel? War der Graf auch nur eine weitere Figur, der man es zur Aufgabe gemacht hatte, andere Figuren und Welten zu erschaffen? Würde es ihnen vielleicht auch irgendwann so gehen, dass man ihre Geschichte nicht mehr weiterschreiben oder ihr Computerspiel nicht mehr weiterspielen würde? Würde man diese Welt, diese „echte" Welt, irgendwann einfach beenden, so wie es der Graf mit vielen seiner Geschichten getan hatte? Dorothea seufzte noch einmal.

„Ich kann es nicht sagen", antwortete sie. „Ich weiß es nicht. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass diese Welt hier die ‚echte' ist. Von ihr geht alles aus, sie ist der Mittelpunkt aller möglichen Dimensionen." „Ich verstehe es auch nicht", meinte Quintessa. „Ich bin aufgewacht, weil ich schlecht geträumt habe. Das ist mir in letzter Zeit immer öfter passiert. Sonst bin ich schlafen gegangen und erst wieder aufgewacht, wenn ich mich für den Ball fertigmachen musste. In den letzten Nächten habe ich jedoch immer wieder geträumt. Zuerst waren da nur so blaue Schimmer, aber nach ein paar Nächten formten sie Gebilde und Formen, aus denen irgendwann ein Gang wurde. Diese Träume wurden immer realer und diese Nacht bin ich den Gang entlanggelaufen. Da war eine Tür. Dahinter war eine Art Bühne, aus dessen Boden plötzlich ein Mann auftauchte. Er sagte mir, wenn ich diese Welt, deine Welt, betrete, dann werde ich Antworten auf alle meine Fragen finden. Es würde sich alles klären. Jetzt bin ich hier."

Dorothea antwortete nicht. Quintessa wartete auf eine Reaktion, aber das andere Mädchen blickte nur ausdruckslos ins Nichts. „Du bist dir sicher, dass du hier wirklich Antworten finden wirst?", fragte sie schließlich. „Ich hoffe es. Ob ich zurück kann, weiß ich nicht", lautete die Antwort. Dorothea wusste es auch nicht. „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass wir uns ziemlich ähnlichsehen?", fragte Quintessa. Jetzt sah sie Dorothea wieder an. Als sie in das Gesicht des anderen Mädchens blickte, stellte sie fest, dass sie sich wirklich ähnlich sahen. Quintessa hatte eine andere Haarfarbe, aber die Gesichtszüge waren ähnlich.

„Das kann auch nur Zufall sein", wehrte sie schließlich ab. „Wir sollten Lasse und Benno fragen, ob sie weiterwissen. Denn ich weiß es nicht." Quintessa ging als erste ins Zimmer zurück und als Dorothea ihr folgte und das Fenster schloss, ging ihr wieder die Frage durch den Kopf, was denn „echt" nun bedeutet. Diese Nacht hatte plötzlich ihre Gedanken über die Welt auf den Kopf gestellt.

***

So, DarcyNarcy

Hier hast du dein Update! Ich hoffe, du bist immer noch süchtig und inzwischen nicht trocken geworden... In nächster Zeit werden wieder öfter Updates kommen, ich werde jetzt gleich noch ein Kapitel schreiben. Vielleicht auch noch zwei, mal sehen...

Ich könnte jetzt die nächsten Tage durchschreiben. Bis ich auch den dritten Band fertig habe, weil ich irgendwie genau jetzt weiß, wie ich das alles zu Ende bringen möchte. Und irgendwie fühlt es sich richtig gut an und da könnt ihr jetzt von mir denken, was ihr wollt. Ich fühle mich inzwischen im Schloss richtig wohl. Allerdings möchte ich die Reihe vielleicht noch einmal überarbeiten. Die Titel könnte ich noch einmal umändern und die Cover gefallen mir inzwischen auch nicht mehr so richtig. Aber das werden wir sehen. Am Inhalt wird sich nichts ändern, außer dass er erweitert wird, natürlich^^

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