Teil Zwei

Harry POV

Seufzend lehnte ich mich an die Bar des Clubs und konnte nicht fassen, worauf ich mich eingelassen hatte. Wäre ich mal wie Liam Zuhause geblieben und würde für meine nächste Klausur lernen, das würde mir eindeutig ein besseres Gefühl geben, als hier zu stehen und auf etwas zu warten, was sowieso nicht passieren wird. Wieso hatte ich mich auch von Niall hierzu überreden lassen? Komm mit raus, das wird lustig, hatte er gesagt, was mich jetzt nur die Augen verdrehen ließ. Lustig war hier gar nichts und Spaß hatte ich schon lange nicht. Mein Ex-Freund, den ich mehr als mein halbes Leben lang kannte und mit dem ich über vier Jahre meines Lebens in einer Beziehung verschwendet hatte, hatte mich mit einer Frau betrogen und mein Weltbild von einer Seelenverwandtschaft etwas angeknackst.

Und auch wenn das schon mehr als vier Monate her war und Niall mich reif für eine neue Bekanntschaft empfand, tat es noch jedes Mal weh, wenn ich die beiden Hand in Hand auf dem Campus sah. Jedes Mal wurde ich an den Schmerz zurückerinnert, als ich den BH unter seiner Bettdecke fand und wir selbst gerade intim werden wollten. Ich hatte mich geekelt und benutzt gefühlt, verarscht und hintergangen und wie gut ich Menschen in der nächsten Zeit vertrauen konnte, war wohl relativ. Man sollte meinen, ein zukünftiger Lehrer hätte genug im Köpfchen, um so einen Betrug wie Spicker von Schülern sofort ausfindig zu machen, doch so war es leider nicht und selbst wenn es so gewesen wäre, ich hatte den Typen geliebt, ich hatte ihm mein Herz geschenkt und der Schmerz wurde dadurch nicht weniger.

Dennoch verlor ich den Glauben an Beziehungen nicht, ich war der absolute Mensch dafür und fühlte mich ohne einen Partner, der mich in seinen Armen hielt, einsam und verloren. Für mich hatte jeder Topf einen Deckel und ich gab nicht auf, meinen zu finden, nur wusste ich nicht, ob ich jetzt schon wieder bereit dafür war. Niall meinte ja, Liam sagte, ich solle auf mein Herz hören und ich selbst war absolut verzweifelt. Ich wusste, ich wollte keine kurzfristigen Bindungen eingehen, nichts für eine Nacht, ich wollte auf Dates gehen, ins Kino, gemeinsam Essen, zusammen einschlafen und miteinander aufwachen. Deswegen war ich auch nicht gerade begeistert von Nialls Idee heute feiern zu gehen, die meisten in diesem Club suchten nach einer heißen Nacht, mit anschließendem Auf Nimmerwiedersehen.

Ich fuhr mir durch die Locken und sah gequält zu Niall. ,,Können wir bitte gehen? Ich glaube ich werde hier heute nicht mehr glücklich", fast schon flehend sah ich ihn an, doch der blondierte Ire schüttelte den Kopf. ,,Harry, wir sind seit..", Niall blickte auf seine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk, ,,sicher erst seit einer Stunde hier. Ich geb dir jetzt ein Bier aus und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Du hast dich ja noch nichtmal richtig umgeguckt. Ist hier bisher ein Typ der dir gefällt?" Schmunzelnd sah Niall mich an, bevor er den Barkeeper heranwinkte und zwei Bier bestellte. Zuhause hatten wir schon ein wenig vorgetrunken, wirklich in meinem Blutkreis angekommen schien der Alkohol aber noch nicht.

Während der süße Barkeeper uns die Flaschen hinstellte und den Kronkorken entfernte, ließ ich meinen Blick über die Tanzfläche schweifen. Diese hatte ich heute noch nicht einmal betreten, man musste wirklich einiges intus haben, um sich dort zwischen all den schwitzenden Körpern bewegen zu wollen, aber auch so war ich der Meinung, das ich mich nicht sonderlich gut bewegen konnte. Tatsächlich erblickte ich einen Wuschelkopf, doch ich erhaschte nur noch einen Blick auf seinen perfekten Hintern, bevor ich ihn in der Masse aus den Augen verlor.

Murrend ergriff ich meine Bierflasche, trank mit einem Mal die Hälfte der bitteren Flüssigkeit, bevor ich die Flasche wieder auf den Tresen stellte. Niall beobachtete mich grinsend, nahm einen kleinen Schluck aus seiner Flasche, bevor er das Wort ergriff. ,,So wie du guckst würde ich dich auch nicht ansprechen wollen, du guckst wie Sieben Tage Regenwetter. Lächel doch mal", Niall stupste mir grinsend in die Seite, woraufhin ich die Augen, wenn auch schmunzelnd, verdrehen musste. ,,Falls es dir nicht aufgefallen ist, es hat vorhin geregnet, also hab ich allen Grund so zu gucken und hier scheint auch nichts dabei, was an einer langfristigen Beziehung interessiert ist." ,,Harry, woher willst du das denn wissen? Hast du dich mal mit jemandem unterhalten? Nein, also ziehe keine voreiligen Schlüsse", wieder wanderte die Flasche an Nialls Mund und ich trank meine ebenfalls aus, bevor ich mir eine neue bestellte.

Langsam aber sicher machte sich der Alkohol etwas bemerkbar, meine Haltung wurde lockerer und ich brachte ein Lächeln zustande, was nicht gleich jeden verschreckte. Die Musik hörte sich nicht mehr ganz so laut an, weil ich mich mittlerweile an den Geräuschpegel gewöhnt hatte und neben einem dritten Bier, naschte ich ein paar gesalzene Erdnüsse, die der Barkeeper uns bereit gestellt hatte. ,,Harry", zischte Niall plötzlich und ließ mich zu ihm sehen. ,,Was?" Erwiderte ich fragend, der Ire sah mich mit großen Augen an. ,,Du wirst beobachtet. Süßer braunhaariger auf neun Uhr", mit seinen Augen deutete er in die Richtung, die er meinte, ehe er in seine Flasche hinein grinste.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen folgte ich Nialls Beschreibung und tatsächlich sah ich direkt in zwei strahlend blaue Augen. Es war der Junge, den ich schon vorhin auf der Tanzfläche gesehen hatte und auch wenn er in sicherer Entfernung war, sein Hintern sah auch von hier ziemlich gut aus. Genau wie bei mir zierten Tattoos seine Arme und seine wuscheligen braunen Haaren wirkten einladend, seine Hände darin zu vergreifen. Er schien etwas kleiner als ich, dennoch wirkte er selbstbewusst und sofort warf ich jegliche Überlegungen über Bord, ihn anzusprechen. Der junge Mann sah etwas ertappt aus, sobald ich seinen Blick erwidert hatte und ich bekam rote Wangen als ich bemerkte, wie sehr ich ihn gemustert hatte.

,,Gefällt er dir?" Niall riss mich aus meinem starren und ich blickte zu meinem Freund. ,,Schon, aber schau ihn dir doch mal an, er spielt in einer ganz anderen Liga", ich leerte mein drittes Bier und warf noch einmal einen Blick auf den Wuschelkopf, dessen Augen immernoch auf mir lagen. ,,Hier gibt es doch keine Ligen. Na komm, sprich ihn an und wenn er nur das eine möchte wirst du das schon merken." Aufmunternd lächelte Niall mich an, doch ich sträubte mich. ,,Was soll ich denn schon sagen? Ich werde mich doch total lächerlich machen." ,,Nein, wirst du nicht und jetzt geh", Niall schubste mich von sich, in die Richtung des Wuschelkopfs und jetzt wieder umzudrehen würde die ganze Sache nur noch peinlicher machen.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, der durch das Bier entstanden war, auch wenn mein Herz unter den blauen Augen dahin schmolz und begab mich in die Richtung des Fremden. Fragend sah dieser mich an, als ich vor ihm stehen blieb und kurz stammelte ich vor mich hin, bevor mir das dümmste über die Lippen kam, was mir hätte einfallen können. ,,Wer hat nur die Diamanten gestohlen, um sie in deinen Augen zu verstecken?" Kurz sah der Wuschelkopf mich etwas verstört an, bevor er zu grinsen begann. ,,Bei dir müssen es ja eher Smaragde gewesen sein", erwiderte er lächelnd und ich konnte nicht fassen, dass er nach diesem Spruch noch nicht weggelaufen war. ,,Tut mir leid, ich bin nicht sonderlich gut in sowas. Mein Kumpel hat gemerkt, dass du zu mir rübergesehen hast und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht was ich sagen soll", nervös kratzte ich mich am Hinterkopf.

,,Also nicht dein fester Freund?" Neugierig nippte der Junge an seinem Getränk. ,,Nein, nur ein Freund", dass der Wuschelkopf mir dadurch Interesse entgegen brachte, wurde mir zunächst gar nicht so richtig klar. ,,Möchtest du vielleicht was trinken?" Fragte ich weiter, wischte meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab. ,,Danke, aber ich hab noch. Stattdessen würde ich lieber deinen Namen wissen." ,,Ich bin Harry und du?" ,,Schöner Name, ich bin Louis und übrigens, ich hab auch einen Kumpel, der wahrscheinlich genau dasselbe gemacht hätte, wie dein blondgefärbter Freund." ,,Das ist irgendwie beruhigend", erwiderte ich und musste ein wenig lächeln, was Louis erwiderte und mein Herz zum schneller klopfen brachte. Vielleicht würde der Rest des Abends ja doch gar nicht so schlecht werden.

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Soo jetzt auch noch einmal von mir ( yourssincerely1D ) herzlich Willkommen und Michelle und ich wollen uns einmal bedanken für die tolle Rückmeldung im ersten Kapitel, das hat uns sehr gefreut und wir hoffen, dass diese kleine Kurzgeschichte euch auch weiterhin gefallen wird

Michelle, dir möchte ich auch noch einmal Danke sagen für einfach alles, seit wir uns kennengelernt haben. Ich kann nicht in Worte fassen, wie dankbar ich dir bin, du verdienst das beste dieser Welt und ich bin mir sicher, dass sich das eines Tages auch erfüllen wird. Allein, dass du meine unnötige Panik wegen dieser Story ausgehalten hast, auf dich kann ich immer zählen und ich möchte dich niemals verlieren, pinky promise. Love you more than words could say boo

All the love xx

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