Teil Fünf
Louis POV
Es war ungewohnt, in den Armen einer anderen Person aufzuwachen, vor allem, wenn diese bei einem immer noch Herzklopfen verursachte. Aufgrund der Lernwoche, war in meinem Kopf immer noch das verdammt frühe aufstehen eingespeichert und so kam es, dass ich lange bevor Harrys Wecker eine humane Uhrzeit anzeigte, aufwachte.
Ich hatte wirklich für einige Zeit überlegt, zu warten, bis sich die grünen Augen öffnen würden und wir vielleicht über das alles reden könnten, doch je später es wurde, desto nervöser wurde ich. Was ist, wenn er von mir erwartete, dass ich weg ging? Das es eben doch eine einmalige Sache gewesen war, auch, wenn die vergangenen Stunden mir so oft etwas anderes gezeigt hatten?
Vorsichtig strich ich mit meinem Daumen über seine vollen Lippen, die von unseren ganzen Küssen immer noch eine dunklere Farbe hatten, als am Anfang der letzten Nacht. Ein kribbeln durchfuhr mich, als ich die Bilder wieder vor mir sah und am liebsten hätte ich mich einfach wieder an seine Brust gekuschelt und gehofft, doch meine Angst siegte.
Ich kroch also vorsichtig aus dem Bett, versuchte, keinen Laut und keine unnötige Bewegung von mir zu geben, ehe ich meine Klamotten vom Boden aufsammelte und diese ebenso vorsichtig anzog. Danach fuhr ich mir noch einmal durch die Haare und hatte meine Hand schon auf der Türklinke, als ich inne hielt und meine Augen schloss.
Was tat ich hier denn? Ich konnte ihm nicht gestern noch sagen, dass ich eigentlich nicht so bin und dann einfach ohne weiteres am nächsten Morgen abhauen, bevor er überhaupt ein Auge aufgeschlagen hat. Das würde mich ja als den größten Arsch überhaupt darstellen und bei anderen, wäre mir das wahrscheinlich egal gewesen, aber definitiv nicht bei Harry.
Deswegen ließ ich meinen Blick durch sein Zimmer schweifen, auf der Suche nach irgendeinem Zettel, den ich nutzen konnte, doch meine Suche war vergebens. In der größten Not, riss ich also vorsichtig ein Stück aus einem seiner Notenhefte, ehe ich den dazugehörigen Stift nahm und kurz überlegte, was genau ich denn drauf schreiben sollte. Aber wieso überlegte ich überhaupt so lange? Wir hatten gestern über Gott und die Welt geredet und ich hatte mich keine Sekunde verpflichtet gefühlt, meine Aussagen zu überdenken, da er mir nie das Gefühl gegeben hatte, dass er das was ich sagte, in irgendeiner Weise dumm fand.
>> Guten Morgen an den hübschen Lockenkopf, neben dem ich heute Morgen aufwachen durfte. Ganz zu Anfang will ich nur sagen, dass es mir wirklich Leid tut, ein Stück aus deinem Notenheft gerissen zu haben und ich hoffe, dass du mir dafür nicht den Kopf abreißen möchtest, aber ich wollte nicht ohne weiteres verschwinden. Ich hoffe, du hast gut geschlafen und genießt den Tag; es soll sonnig werden. Und falls Langeweile besteht, kannst du dich gerne melden. Schon schade das ich gehen musste, bevor ich mir deine Smaragde noch einmal ansehen konnte..
PS: Du siehst süß aus, wenn du schläfst<<
Bevor ich es mir noch einmal anders überlegen konnte, hatte ich den Zettel neben Harry auf den Nachttisch gelegt und suchte auf seinem Handy den Song 'Drops of Jupiter'; wie praktisch das er keinen Code hatte, was er mir gestern wahrscheinlich eher unfreiwillig gebeichtet hatte, sodass er diesen als erstes sehen würde, sobald er auf sein Handy schaute. Dann atmete ich noch einmal tief durch, sah ein letztes Mal auf das hübsche Gesicht, ehe ich den Raum leise verließ und in der ruhigen Wohnung stand.
Naja, so ruhig war es doch nicht, denn kurz darauf ging die Küchentür auf und ein verkaterter, gefärbter Blondschopf kam mit einer Tasse aus dem Raum heraus, ehe unsere Blicke sich trafen und er vor Schreck fast alles fallen gelassen hätte. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, fühlte ich mich dazu verpflichtet, ohne Schuldgefühle zu gehen und unterbrach ihn.
"Du solltest wirklich mal zum Friseur. Das Braun ist schon ganz schön rausgewachsen", nach einem entschuldigenden lächeln meinerseits und einem verwirrten Blick von ihm, verschwand ich schnell durch die Haustür und holte mein Handy heraus, um meinen Standort herauszukriegen und gleich darauf, eine passende Bahnverbindung herauszusuchen.
Natürlich erreichten mich auch einige Nachrichten meiner Freunde, doch auf diese wollte ich gar nicht eingehen, sondern las sie einfach nur und antwortete nicht, ehe ich nach zwanzig Minuten endlich in der Bahn nach Hause saß und meinen Kopf an die Glasscheibe plumpsen ließ.
Mit geschlossenen Augen dachte ich an die letzte Nacht zurück und mein ganzer Körper kribbelte, als mir bewusst wurde, dass es nicht nur so perfekt war, weil ich seit einem Jahr keinen Sex mehr gehabt hatte. Nein, Harry hatte das Ganze perfekt gemacht und unsere Sympathie füreinander, hatte das Ganze wie eine ewig währende Beziehung aussehen lassen. Wie sanft seine Fingerspitzen über meine Haut gefahren waren, wie weich sich seine Locken angefühlt hatten und wie perfekt seine Hand in meine gepasst hatte. Es war zu schön um wahr zu sein und genau deswegen bestärkte ich mich in dem Gefühl, dass es einmalig gewesen sein sollte. Trotzdem konnte ich mich nicht davon abhalten, alle zwei Sekunden auf mein Handy zu schauen, in der Hoffnung, dass Harry vielleicht doch schon wach geworden war und mir geschrieben hatte, doch nein.
Seufzend stieg ich an der passenden Haltestelle aus und lief die restlichen fünf Minuten zu unserer WG, ehe ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche kramte und endlich bei mir Zuhause ankam. Obwohl es wirklich so unordentlich aussah, wie ich Harry gestern gebeichtet hatte, war ich froh hier zu sein und nun vielleicht doch noch ein paar Stunden schlafen zu können, bevor ich mich einem Kreuzverhör stellen musste, welches alles andere als gut für mich ausgehen wird. Zayn wird mir den Kopf abreißen, wenn er erfährt, dass ich ohne ein Wort, mit lediglich einem Zettel als Nachricht, verschwunden war. Aber immerhin hatte er bekommen was er wollte, also... vielleicht, könnte ich ja doch überleben.
Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und schreckte zurück, als ich meinen besten Freund auf meinem Bett sitzen sah. Er schaute sich etwas auf seinem Handy an und sein Blick fuhr zu mir, als ich die Tür wieder schloss und mein Handy auf den Schreibtisch legte.
"Was machst du hier?", fragte ich und konnte nicht verhindern, etwas genervt zu klingen, da ich wirklich einfach nur schlafen und auf eine Nachricht von Harry warten wollte. Natürlich war mir klar, dass ich irgendwann mit Zayn reden musste, aber doch nicht jetzt!
"Na, wonach siehts denn aus? Ich belagere dein Bett schon seit Stunden, in der Hoffnung, dass du bald nach Hause kommst und mir erklärst, wieso du mich lediglich mit einer Nachricht zurücklässt? Ich meine, habe ich nicht eigentlich mehr verdient?", fragte er empört und seufzend rieb ich mir die Schläfe, ehe ich mich auf meine Bettkante setzte und die Schuhe von meinen Füßen strich.
"Es war sehr spontan. Harry und ich wussten nicht, dass es dazu kommen würde", gab ich müde von mir und ließ mich auf meinen Rücken fallen, woraufhin mein Blick lediglich auf meine uninteressante, weiße Zimmerdecke gerichtet war.
"Harry heißt er also", schlussfolgerte Zayn und ich nickte umständlich, woraufhin mein bester Freund ein grübelndes Geräusch machte. "Habt ihr miteinander geschlafen? Wars gut?" Merkte er nicht, dass er mit der einen Frage, seine andere schon längst beantwortet hatte? "Na komm, besser als ein Jahr fünf gegen Willi zu spielen war es ja wohl auf alle Fälle."
"Du bist ein Idiot", murmelte ich vor mich her und schloss die Augen, in der Hoffnung, einfach in einen Tiefschlaf zu fallen und das Gespräch somit unterbrechen zu können.
"Kann schon sein, aber vor allem, bin ich neugierig", rechtfertigte sich Zayn und ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern. Sah er denn nicht, dass ich einfach nur Müde war? "Also, werdet ihr euch wiedersehen?" Erneut zuckte ich mit den Schultern und erhielt ein genervtes Stöhnen, ehe er mich unsanft in die Seite stieß und ich meine Augen wieder öffnete. "Gib mit mehr Detaaaaaai-"
"Ich weiß es nicht, okay?", unterbrach ich ihn genervt und setzte mich auf, um meine Frustration deutlich zu machen. "Harry ist... perfekt, okay? Wir haben uns die ganze Zeit mega gut unterhalten können, er möchte Lehrer werden und hat eine Familie, die er über alles liebt. Man kann herzlich mit ihm lachen und obwohl wir beide schüchtern sind, haben wir es doch irgendwie geschafft, dass man sich gegenseitig auf liebevolle Weise necken konnte. Der Kerl ist zu gut um wahr zu sein und ich habe einfach Angst davor, den Haken an der Sache zu finden, wenn ich schon zu tief drin stecke."
"Und wenn es keinen gibt? Wenn du einfach Mal Glück gehabt und deinen Seelenverwandten gefunden hast?" Zayns Stimme klang weit weg, als ich meinen Kopf einfach ins Kissen fallen ließ und einen letzten Hoffnungsvollen Blick in Richtung meines Handys schickte, welches jedoch immer noch keinen Laut von sich gegeben hatte.
"Es gibt immer einen Haken, Zayn", seufzte ich traurig und schloss meine Augen. "Es gab immer einen."
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Michelle ist eingeschlafen, bevor sie hier etwas schreiben konnte, also übernehme ich das heute einmal für ihr Kapitel und wir hoffen, dass auch dieses euch gefallen hat❤
Könnt ihr Louis Unsicherheiten verstehen?
Lots of love from Michelle and me❤
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