Teil Drei
Louis POV
Jetzt war tief ein und ausatmen gefragt. Es sah so aus, als wäre nicht nur ich verdammt aufgeregt und total außer Übung, kein Wunder also, dass unser Gespräch mit einem seltsamen Anmachspruch begonnen hatte. Nicht das mich das in irgendeiner weise stören würde, es machte den Lockenkopf nur um einiges Sympathischer.
Da Harry anscheinend genauso wenig Interesse daran hatte, auf die Tanzfläche zu gehen, wie ich, ließen wir uns auf den Stühlen an der Bar nieder und bestellten uns dieses Mal einen Cocktail, während wir dem niedlichen Barkeeper keinen Blick schenkten. Viel zu interessant waren die grünen Augen, die gerade mit voller Freude von einem Lehramtsstudenten erzählten, welcher Musik und Englisch unterrichten möchte.
"Kinder waren einfach schon immer mein Ding und dies der einzige Beruf, den ich jemals ausüben wollte", berichtete er stolz und vermischte die blaue Farbe mit der roten, woraufhin ein hübscher Lilaton entstand. Schmunzelnd sah ich mir seine roten Wangen an und kniff mir innerlich in den Arm, als mir auffiel, wie sehr ich jetzt schon von ihm schwärmte. Wir durften es definitiv nicht zu schnell angehen lassen, sonst würde ich nur wieder enttäuscht werden.
"Warst du denn damals auch einer dieser Lehrerlieblinge, die man damit aufgezogen hat, dass er Lehrer werden möchte?", fragte ich interessiert und nahm ebenfalls einen Schluck, woraufhin ich mein Gesicht verzog, da das Getränk doch stärker gemischt war, als ich vermutet hatte. Harry entfuhr ein Lachen, ehe er durch ein Kopfschütteln seine Locken wieder so richtete, dass sie wie frisch gemacht aussahen.
"Nicht wirklich. Ich habe Schule damals nicht sonderlich gemocht, da wir einen ziemlich homophoben Lehrer hatten und ich mir immer geschworen habe, dass ich später anders werde. Ich hoffe immer noch, dass ich das einhalten kann und mich die Jugend von heute nicht zu einem griesgrämigen alten Mann machen wird." Er verzog sein Gesicht und ich erkannte eine Falte auf seiner Stirn, die tatsächlich etwas von Sorge zeugte, ehe wir beide lachten und mir zum ersten Mal die Grübchen in seinen Wangen auffielen, die mich verträumt seufzen ließen.
Konnte er noch perfekter werden?
"Ach das kenne ich auch. Deswegen habe ich es bis zur zehnten Klasse geheim gehalten und es danach so richtig ausgelebt."
Von diesem Thema kamen wir zu unseren eigenen Outing Storys und ehe ich mich versah, zeigte die Uhr Mitternacht an und deutete Harry und mir somit, das wir fast zwei Stunden gequatscht hatten. Ich erfuhr, dass er in Cheshire geboren und aufgewachsen war, dass er eine Schwester hatte, die älter war als er und ich erzählte ihm daraufhin von meiner riesigen Familie. Er staunte definitiv nicht schlecht und gab mir props dafür, dass ich es so lange mit so vielen Mädchen ausgehalten hatte.
Des Öfteren spürte ich die Blicke meiner Freunde auf uns ruhen, doch ich wollte ihnen nicht die Genugtuung geben, ihren Blick zu erwidern. Stattdessen wollte ich meine ganze Aufmerksamkeit Harry schenken, dem es genauso ging. Es fühlte sich fast so an, als würden wir uns schon Jahre kennen und die Angst, aber auch das Kribbeln in mir wuchs, als Harry anbot, mir seine Instrumentensammlung zu zeigen, die er irgendwo in der WG unterbringen musste.
Da ich nicht zu viel Zeit verschwenden wollte, hatte ich einfach nur genickt und meinen Freunden eine schnelle Nachricht auf WhatsApp geschickt, ehe Harry und ich den Club und somit die Lautstärke hinter uns ließen. Die Stille der Nacht wirkte ungemein beruhigend und wir fanden auch auf dem Weg zur Bahn nie eine Stille, die uns beiden unangenehm war. Stattdessen fiel mir jetzt erst seine schöne Stimmlage auf, die definitiv tiefer und langsamer als normal war, was ich liebte. Bisher gab es noch nicht einen Punkt an diesem Mann, den ich nicht leiden konnte.
"Wir müssen nur ungefähr zehn Minuten fahren, aber zu Fuß würde es mir wirklich zulange dauern", grinste er und setzte sich neben mich auf einen der freien Sitze. Trotz der Uhrzeit war die Bahn relativ voll, aber leise, weswegen Harry und ich uns anschlossen und für diese zehn Minuten unsere Klappe hielten.
Sein Oberschenkel berührte meinen und ein kribbeln durchfuhr mich, als mir einfiel, dass er mir in seiner Wohnung wahrscheinlich nicht nur seine Musikinstrumente zeigen würde. Die Sympathie zwischen uns beiden war deutlich zu spüren und wenn ich schon mal da war...? Aber eigentlich bin ich wirklich nicht der Typ für einmalige Sachen. Und das dies mehr als nur etwas einmaliges werden würde, bezweifelte ich. Perfekte Menschen hatten meistens tiefe Geheimnisse, die es in einer Beziehung nicht unbedingt einfacher machen würden.
Oh Gott.. ich kannte ihn seit nicht einmal drei Stunden und dachte schon über eine Beziehung mit ihm nach. Ich musste wirklich mal einen Gang runter schalten. Wahrscheinlich hatte Zayn recht und ein Jahr ohne irgendeine fremde intime Berührung, war für meinen Körper zu viel gewesen und deswegen, drehte er jetzt in Harrys Gegenwart komplett durch. Was anderes konnte es nicht sein.
"Wir sind da", holte mich Harry aus meinen tiefen Gedanken, die sich wie so oft in den letzten Stunden nur um ihn gedreht hatten und ich stand auf, um ihm aus dem Zug nach draußen in die kalte Nachtluft zu folgen.
Die Straße in der er lebte war sehr ruhig gelegen und das einzige was man hörte, waren ein paar Grillen zierpen und die Autos in weiter ferne. Die Aufregung in mir stieg immer mehr und ein Teil von mir, wollte einfach wieder umdrehen und gar nicht in Versuchung geraten, etwas zu tun, was ich vielleicht später bereuen oder was mich verletzen könnte. Der andere Teil von mir fand Harrys Gegenwart so angenehm, dass ich mir nicht vorstellen wollte, wie mein Abend ohne ihn verlaufen wäre. Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, hat der zweite Teil von mir gewonnen und somit standen wir wenig später vor seiner Haustür, die von einer zitternden Hand geöffnet wurde, ehe wir in die warme Wohnung traten.
WG's haben immer eine spezielle Wirkung, wenn man sie betrat. Man merkte, dass viele unterschiedliche Menschen auf einem Fleck lebten und sich den wenigen Platz sinnvoll einzuteilen, lief meistens schief. Auch hier lag überall etwas herum und obwohl ich Harry ansah, dass es ihm peinlich war, legte ich meine Hand auf seinen Arm und lächelte ihn an.
"Ihr habt es wirklich gemütlich. Du möchtest gar nicht wissen wie unsere Wohnung jetzt nach der Lernphase aussieht.. überall leere pizzakartons, lernzettel und Blätter ist nur der Anfang. Von den schmutzigen Klamotten erzähle ich mal besser nicht."
Harry lachte auf und schien tatsächlich etwas beruhigter, dann nahm er meine Hand in seine und kurz stoppte mein Herz, als mir auffiel, wie perfekt sie ineinander passten. Das kann doch nicht sein.. ich brauche doch nur eine Sache, die mich davon abhält, diesem Mann näher zu kommen als ich sollte. Ich hatte wirklich nicht im Kopf, noch einmal verletzt zu werden und es schien so, als würde es genau darauf hinauslaufen.
Er führte mich in sein Zimmer und sofort fiel auf, dass er nicht gelogen hatte. Zwei Gitarren, ein Keyboard und ein Schlagzeug fanden in seinem Zimmer so viel Platz, das der Rest wirklich leiden musste. Seine Klamotten hingen an Kleiderständern, da ein Schrank nicht gepasst hätte und trotzdem, fand ein großes Bett in der linken Ecke seinen Platz.
"Wow", hauchte ich überwältigt und setzte mich auf den Hocker vor dem Keyboard, ehe ich über ein paar Tasten fuhr, die jedoch keinen Laut von sich gaben. "Kannst du das wirklich alles spielen?", fragte ich ihn, da fand er bereits neben mir Platz und drückte einen Knopf, woraufhin der Bildschirm des Keyboards aufleuchtete.
"Ja.. naja", er schmunzelte und spielte ein paar Töne, die den Raum sofort in eine wundervolle Stimmung brachten, "ich übe noch mit der Gitarre, aber ich bin dabei Fortschritte zu machen."
"Spielst du was für mich?", meine Stimme war leise und doch saßen wir so nahe aneinander, dass er mich sofort verstand. Er nickte und bereits an den ersten Tönen erkannte ich den Song, den ich als größten liebessong der Jahre bezeichnete.
"But tell me, did you sail across the sun
Did you make it to the milky way
To see the lights all faded
And that heaven is overrated", sang er leise und brachte mich dazu, auch meine letzten Zweifel über Bord zu werfen.
Sobald er die letzten Töne gespielt hatte und zu mir sah, beugte ich mich etwas hoch und verschloss meine Lippen mit seinen. Das war definitiv nicht auf den Alkohol zu schieben, da wir echt nicht viel getrunken hatten, sondern viel mehr auf meine fehlende Selbstbeherrschung. Als seine Lippen auf meine trafen, schien es, als wäre ein ewig währender Wunsch in Erfüllung gegangen und wir beide seufzten erleichtert auf. Meine Hände fuhren in seine Haare und ein stöhnen entfuhr ihm, welches mein Blut direkt in andere Regionen fließen ließ.
Okay, es war definitiv zu lange her.
"Ich bin normalerweise nicht so", hauchte ich in einer Pause gegen seine Lippen, doch es konnte ihm anscheinend nicht mehr egal sein, da er nur den Kopf schüttelte, vom Hocker aufstand und mich auf seine Hüften hob.
Keine Sekunde später lag ich bereits in den weichen Laken seines Bettes und fühlte seinen Körper über mir, der den meinen überall berührte. Ich wusste nicht, wie viele Wege unsere Hände fanden, doch das Ganze fühlte sich so intensiv an, dass ich nie wieder damit aufhören wollte, diese Lippen zu küssen. Wir hatten die Probleme in unseren Hosen längst bemerkt und uns beiden schien es nichts auszumachen, das wir eben eigentlich nicht so waren.
Heute passierte es halt und ich wusste jetzt schon, dass ich es nicht bereuen würde. Ich setzte mich auf und schon hockten wir voreinander, woraufhin seine Lippen meine Schulter fanden und diese mit feuchten küssen benetzte. Weil ich nicht untätig sein wollte, fanden meine Hände den Weg zu seinem Rücken und machten Andeutungen, ihm das Tshirt über den Kopf zu ziehen, was er sofort mit sich machen ließ. Meins folgte direkt danach und sofort fand mein Blick die Bilder auf seiner Haut.
"Wow..", hauchte ich sprachlos und schluckte, ehe meine Fingerspitzen über die Schwalben an seinen Schlüsselbeinen und dem Schmetterling auf seiner Brust fuhren. Dann beugte ich mich vor und meine Lippen taten das selbe, was meine Hände getan hatten, woraufhin Harry leise aufstöhnte und seine Hände sich in meine Hüfte krallten. Kurz darauf spürte ich seine Finger, die über den Rand meiner Hose strichen und vorsichtig darunter fuhren.
Ich löste mich von ihm und gab ihm eine leise Zusage, woraufhin wir auch den Rest los wurden und sowieso nichts mehr zu verhindern war. Auch wenn wir das sowieso nicht gewollt hätten.
[...]
Man sucht also nicht nach einem One night stand... aha c:
Ich wollte mich bei euch für die Votes und die Kommentare bedanken; es freut mich, dass euch die Geschichte jetzt schon so gefällt. Ich hoffe, wir können auch weiterhin darauf hoffen (:
Lots of love ❤️
xoxo Michelle
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