Teil XIII
"Dean!", Sam rüttelte an Deans Schulter. "Komm schon, Alter, wach auf!", sagte er und griff sofort nach hinten auf die Rückbank, wo alle Waffen bereit lagen. Verschlafen richtete Dean sich auf. "Was ist los?", er fuhr sich übers Gesicht und im ersten Moment schien er vergessen zu haben wo er war. "Kannst du mich nicht noch 5 Minuten schlafen lassen, Cass.....", murrte er und wollte sich gerade wieder hinlegen. "Dean! Der Vampir!", mehr brachte Sam nicht hervor, er wollte nicht wieder dasselbe Gespräch halten, Dean nicht schon wieder vor Augen führen, dass es Cass nicht mehr gab. Sein Bruder verzog das Gesicht, diese Erleuchtung war ihm wohl gerade selbst gekommen. "Tut mir leid...", murmelte er und sah aus dem Fenster. Draußen herrschte tiefste Dunkelheit und der Eingang des Nachtklubs war nur noch wegen dem roten Neonschild zu erkennen, das stolz verkündete, dass hier 'The golden Vampire' zu finden war. Welch Ironie, dachte Dean und schüttelte den Kopf. "Wo ist er?", fragte Dean, da er nichts erkennen konnte. "Dort in der Seitengasse", Sam deutete nach links und sein Bruder konnte gerade so einige Umrisse erkennen. Als er nickte und sich die restlichen Waffen nahm, stiegen sie aus dem Wagen und nickten einander zu. Mit leisen Schritten überquerten die Brüder die Straße und schlichen sich an die Seitengasse ran. Die Straße war verlassen und selbst der Türsteher hatte anscheinend beschlossen, dass der Klub voll genug war und hatte die Türen verschlossen. Nun, da Dean näher dran war sah er, dass die Umrisse die er gesehen hatte zu einem Müllcontainer auf der anderen Seite der Gasse gehörte. "Kümmer' du dich um ihn, ich pass auf", Sams Stimme war dicht hinter ihm und Dean warf keinen Blick zurück zu ihm sondern nickte nur kurz. Mit sicherem Schritt ging er in die Mitte der Gasse, sodass er genau den Ausgang der Sackgasse versperrte. Sein Blick fiel sofort auf die Kreatur, die sich über die junge Frau gebeugt hatte und sie eng an sich presste. Ein metallischer Geruch lag in der Luft und beim zweiten Blick sah Dean die Blutlache, die sich bereits unter dem Körper bildete. Ihre Füße baumelten über dem Boden, der Vampir war sehr viel größer als sein Opfer und auch als Dean.
"Hey, Blutsauger, warum legst du dich nicht mit jemandem an, der sich wehren kann?!", rief Dean und seine Hand tastete nach dem Griff der Machete. Mit einem leisen schabenden Geräusch glitt die Klinge aus dem Holster und spiegelte den matten Mondschein wider. Sie schien kurz aufzublitzen und erhellte das Gesicht des Vampirs. Er war alt, seine Hülle hatte schon einige Jahre zu verzeichnen, Dean schätze ihn auf etwa 46 Jahre, die dunklen Haare, hatten schon einen leichten Graustich an den Schläfen und die Augen waren tief eingefallen. Mit einem wütenden Grunzen ließ der Vampir von seinem Opfer ab, das mit einem dumpfen Geräusch auf die Straße fiel und wimmerte. Sam konnte erkennen, dass sie versuchte wegzukriechen, direkt auf Dean und ihn zu, doch sie war langsam. "Ein Jäger?", grinste der Vampir und fixierte Dean mit seinem Blick. "Ihr verirrt euch sogar in dieses elende Kaff", sagte er angewidert. "Tja, ihr scheut ja aber anscheinend auch keine Widerlichkeiten, wenn ich mir die Behausungen hier mal ansehe", sagte Dean. "Andererseits passt es aber zu euch stinkenden Vampiren", meinte er und hob die Klinge. "Es wird mir ein Vergnügen sein, dir die Kehle rauszureißen und dein Blut zu trinken, Jäger", der Vampir kam auf Dean zu.
Sam beobachtete das Schauspiel vor ihm, doch vor allem seinen Bruder. Dean schien nicht wirklich konzentriert zu sein. Es schien, als wäre er in Gedanken woanders und das konnte gefährlich sein. Dean musste wach und vorsichtig sein, wenn er überleben wollte. Er musste sich auf das eigentliche Ziel fokussieren. Sam stand noch immer an der Ecke der Gasse und hielt seine Machete in der Hand, immer darauf gefasst seinem Bruder zur Hilfe zu eilen.
"Ihr Jäger seid wirklich alle gleich, hochmütig, arrogant und ihr glaubt ihr wärt etwas besseres als wir, aber im Endeffekt seid ihr dasselbe wie wir. Ihr seid Mörder!", grinsend kam der Mann näher, Deans Muskeln spannten sich an. Sein Körper stand unter Spannung und er fixierte den Vampir mit seinem Blick. Natürlich war er nicht vollkommen bei der Sache, er war noch nicht bereit wieder zu jagen, Castiel spukte noch durch seinen Kopf. In seinen Gedanken quollen unendlich viele Fälle wie dieser auf in denen er Seite an Seite mit seinem Partner gekämpft hatte und verschwamm mit der Realität. "Ja, wir töten euch, damit die Menschen leben können", sagte Dean. "Aber wenigstens sind wir nicht so hässlich" Die Machete fest in der Hand ging auch Dean auf den Vampir zu, es waren nicht mehr viele Meter die die beiden voneinander trennten als der Vampir laut zu lachen anfing und den Blick auf etwas hinter Dean richtete. Dean stoppte, blieb stehen und beobachtete den Vampir, er wusste, es war eine Falle, es konnte nur eine Falle sein, doch andererseits stand Sam hinter ihm und er hatte keinen Ton gesagt. "Sam?!", rief Dean und hielt den Blick weiterhin auf seinen Angreifer gerichtet. Keine Antwort. "Tut mir wirklich sehr sehr leid", hörte Dean eine Stimme hinter sich, "Aber ich fürchte, dein Bruder ist gerade nicht in der Lage zu antworten." Dean gefror das Blut in den Adern, mit einem Ruck drehte er sich um und sah den Jungen, den Sam schon zuvor vor dem Klub stehen gesehen hatte. Er hielt Sam ein Messer an die Kehle, die Arme seltsam um ihn gelegt, Dean konnte erkennen, dass sein Bruder sich zu wehren versuchte, doch er konnte nicht. Eine Hand des Mannes lag auf Sams Mund, weswegen er auch keine Antwort gegeben hatte, die andere war nur wenige Zentimeter von Sams Hals entfernt und umschlangen den mit Leder umwickelten Griff eines Dolches. "Sam!", sagte Dean und wollte auf seinen Bruder zugehen, doch er konnte nicht. "Es ist mir ein Vergnügen", flüsterte eine Stimme an seinem Ohr. Dean erkannte sie als die Stimme des Alten. In seinem Rücken breitete sich ein stechender Schmerz aus, Dean keuchte auf und riss die Augen auf. Etwas Warmes lief seine Rückenmuskulatur hinunter und versickerte in der schwarzen Jeans. Dean starrte in die großen Augen seines Bruders, die nichts als Verzweiflung und Angst zeigten. Mit einem verstörten und ungläubigen Blick sah Dean nach unten. Eine Messerspitze ragte aus seiner Bauchhöhle. Rotes Blut tränkte das schwarze T-Shirt, das nun an seiner Haut klebte. "Sammy.....", Dean hauchte das Wort nur noch. Er spürte wie die Kraft seinen Körper zusammen mit dem Blut verließ. Seine Beine wurden weich und knickten unter ihm weg. Hart knallte er auf den Asphalt, seine Knie hätten Schmerzen müssen, doch Dean bemerkte es nicht, da war nur diese unvorstellbare Kälte, die seinen Körper entlang kroch. Sie breitete sich aus, erst in seine Beine, dann in seine Füße. Deans Hände pressten sich auf die Wunde am Bauch und Blut quoll zwischen seinen Fingern empor. "Ein engelsgleiches Vergnügen, Mr. Winchester", sagte die Stimme noch einmal und mit einem weiteren markerschütternden Schmerz den der ältere Bruder spürte, drehte der Vampir den Dolch um 90° um und Dean schrie.
Sams Gesicht war blass geworden, er hatte den Vampir nicht gehört, der sich von hinten an ihn rangeschlichen hatte. Doch als er ihn bemerkt hatte war es auch schon zu spät gewesen. Er konnte sich nicht befreien, egal wie er sich drehte und bewegte, der Mann hielt ihn fest. Es blieb Sam nichts anderes übrig als zuzusehen, wie der angsterfüllte Blick seines Bruders seinen eigenen traf und wie der ältere Vampir seinem Bruder den Dolch in den Rücken stieß. Er keuchte auf, nein, nein, das durfte nicht sein. Nicht Dean! Nicht sein Bruder! Sam drehte durch, sein Körper wurde nur noch von Gefühlen und Instinkt gelenkt. Adrenalin pumpte durch seine Venen, es gab ihm Kraft und mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Sam sich befreit, aber es war schon zu spät. Sein Bruder war auf die Knie gesackt und mit einem Schrei in sich zusammengesunken. "Dean!", schrie Sam und griff nach der Machete auf dem Boden. Mit einigen gekonnten Ausweichmanövern und Angriffen hatte Sam den Vampir enthauptet. Mit einem Grinsen im Gesicht stand jetzt nur noch der alte Vampir zwischen Sam und seinem Bruder. In Sams Augen glühte der Hass, Wut und Verzweiflung ließen Sam unüberlegt angreifen. Der Vampir trat einfach einen Schritt zur Seite und Sam schlug ins Leere. Lachend umkreiste der Vampir seine neue Beute. "Dann musst du wohl Sam Winchester sein", sagte er erfreut, für ihn war es nichts weiter als ein Spiel, ein witziges kleines Amüsements, doch für Sam war es Ernst, er wollte Rache. Er wollte Dean töten und jetzt wollte er ihn töten. "Du wirst dafür bezahlen", knurrte Sam und ging wieder auf den Vampir los, diesmal jedoch überlegt. Sein erster Schlag war eine Finte auf die der Vampir reinfiel und mit dem zweiten Schlag konnte Sam das warme Blut auf seinem Gesicht spüren. Der Kopf schlug noch vor dem Körper auf dem Boden auf und Sam rannte zu seinem Bruder. Der Kampf hatte nicht besonders lange gedauert, doch für Sam waren es gefühlte Stunden, in denen er nicht zu seinem Bruder konnte. "Dean! Dean, bitte!", Sam sah auf seinen Bruder hinab und fiel neben ihm auf die Knie. Die Verzweiflung krachte wie eine riesige Welle auf ihn hinab. Sie zog ihn hinab in die Tiefe, das Meer von Emotionen raubte ihm den Atem. Nicht Dean, nicht auch noch er! Nicht sein Bruder!, schoss es ihm durch den Kopf. "Ich bring dich hier weg....halt einfach durch, okay?", seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Er wollte seinen Bruder hochheben, doch Dean schüttelte den Kopf. "Zu spät, Sammy", flüsterte er und ein dünner Faden Blut lief aus seinem Mund. "Nein.... Lass du mich nicht auch noch allein"
Sams Wangen waren feucht geworden und er machte auch keine Anstalten die Tränen fortzuwischen. Ein kleines Lächeln bildete sich auf Deans Gesicht. "Wenn du Cass und Lillian irgendwann wiedersiehst.....", er hustete. "Du wirst sie selbst sehen, du kannst es ihnen selbst sagen! Du wirst nicht zur Hölle fahren, das lasse ich nicht zu!", unterbrach ihn Sam, bevor sein Bruder noch etwas sagen konnte. Sam presste seine Hand auf Deans Wunde und zog ihn in seine Arme. Dean verzog das Gesicht als der Druck noch größer wurde. "Versprich es mir Sammy, du wirst nichts unternehmen, du wirst keinen Deal machen, versprich es!", Deans Stimme war ernst und er wollte das Sam das merkte. "Dean...." "Versprich es!" Sam nickte. "Ich verspreche es...", flüsterte er und man merkte, dass es ihm sichtlich schwer fiel diese Worte über die Lippen zu bringen. "Gut...... Und jetzt zu Cass und Lil...... Ich liebe sie.....hab ich immer.....werd ich...", seine Stimme brach ab und sein Herz hörte auf zu schlagen. "Dean?", Sams Stimme klang verängstigt. "Dean?!", die Panik kämpfte sich den Weg nach oben und blieb wie ein riesiger Kloß in Sams Hals stecken. "Nein!", es wurden mehr Tränen und Sam sackte in sich zusammen. Sein Bruder war gegangen.
Dean war tot.
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