2. Dein Schmerz ist meiner

„Dein Schmerz ist meiner", ging es ihr durch den Kopf, nachdem sie schon gefühlte 10 Stunden im Gras unter dem Apfelbaum gesessen hatte, es allerdings nur ein paar Minuten gewesen waren. Sie hofft auf bessere Zeiten, doch nicht für sich selbst, sie wollte es für ihren Freund.

Sie wusste sie konnte nichts tun um ihn von seinen Schmerzen zu befreien und das war es was sie so mitnahm, sie wollte etwas tun! Nicht nur tatenlos, gar machtlos herumsitzen...

„Wenn ich doch nur seine Schmerzen von ihm nehmen könnte...", dachte sie sich betrübt und legte sich der Länge nach ins Gras, den Blick in die Baumkrone gerichtet: „... ich würde mit ihm tauschen, wenn ich könne. ..."

****

Dunkelheit.
Finsternis, durch und durch egal wohin sie blickte.

Dann ertönt auf einmal eine tiefe Männer Stimme: „Du hast die Wahl!".
Doch sie war niemandem zu, zu ordnen egal wohin die Frau schaute.

Erst als Sie zwei blinzler später auf einmal unter einer Straßenlaterne stand trat die Gestalt in Kapuzen Umhang in das nur Düstere Licht der Lampe.

„Wer bist du?", fragte sie verwirrt, während sie versuchte zu erkennen wessen Gesicht sich unter der Kapuze verbarg, doch es war erfolglos bei dieser Dunkelheit.

„Das ist unwichtig", entgegnete er: „Du hast eine schwere Bürde vor dir wenn du das wirklich auf dich nehmen willst, anderen falls kann ich auch all deinen Schmerz von dir nehme", er legte eine kurze Pause ein bevor er Seelenruhig wie auch zuvor weiter redete, wobei er den ersten Satz extra langsam aussprach: „Das du nichts mehr von all dem fühlen musst.
Ich muss dich aber..."

Da fuhr sie ihm lautstark dazwischen „Ich will es! Ich will diese Bürde", rief sie schon fast, obwohl sie genau wusste was sie erwarten würde wenn sie darauf einging und doch wollte sie es mehr als alles andere.

„Bist du sicher?", fragte er geduldig, was bei ihr allerdings so ankam, als versuchte er sie davon abzubringen.

„Klar bin ich sicher! Ich will nicht das er auch nur eine weitere Sekunde schmerzen erleidet.", erwiderte sie entschieden.

„Dein Wunsch sei dir erfüllt", sagte er und wandte sich mit einer schwungvollen Drehung, die seinen Umhang aufwölben ließ bereits wieder zum Gehen. Perplex schaute sie ihm nach, was das ganze jetzt zu bedeuten hatte, jedenfalls kam sie nicht dazu weiter nach zu denken, weil in genau der Sekunde in der die Gestalt den Lichtkreis verließ auch den Rest wieder in Finsternis hüllte.

Wenige Sekunden stand sie dort in der endlos anfühlenden Dunkelheit aus der es kein Entkommen zu geben schien. Jedoch war es einen Ruck später so als hätte jemand die Vorhänge vom Fenster weggezogen. Die Dunkelheit wechselte in helles Licht, was sie im ersten Augenblick blendete, sodass sie mehrmals blinzeln musste.

Nachdem sie sich an das Licht gewöhnt hatte erkannte sie den Ort an dem sie war, sie saß auf dem Sessel an dem sie bereits fast schon Wochen verbracht hatte, daneben stand ein Krankenbett in dem er regungslos lag. Seine Augen waren geschlossen und die Atmung regelmäßig. Nichts ließ darauf schließen das er schmerzen hatte, weil man ihm wohl mit Schmerzmitteln zu gepumpt hatte.

Doch der innere schmerz das er hier mit dieser Krankheit festsaß und machtlos über die weiteren Ereignisse war blieb trotzdem, da könnte kein Medikament der Welt etwas dagegen tun.

Gedankenversunken, den Blick zu Boden gerichtet, nahm sie die Schritte der Ärztin fast nicht wahr die das Zimmer betrat.

„Die Ergebnisse sind da, er ist wieder vollständig gesund", sagte die Ärztin leicht lächelnd, während sie immer noch am Sessel sitzend, abwesend den Kopf gesenkt hatte.

Die Ärztin legte sanft ihre Hand auf die Schulter der Frau bevor sie erneut sagte: „Haben sie gehört, ihr Freund ist wieder vollständig gesund."

Verdutzt das das wahr sein konnte, das er wieder gesund war, sah sie sprachlos voller Freude zu ihm hinüber. Er schlief immer noch Seelenruhig und bekam nichts von dem Glück mit, das ihnen geradezu Teil geworden war.

Als die Nachricht endlich ihren Verstand erreichte und ihre Mundwinkel schlagartig nach oben sausen ließ, wäre sie schon fast in die Luft gesprungen, eilte zum Krankenbett hinüber und fiel ihrem schlafendem Freund um den Hals was ihn aufwachen ließ.

Er war wieder frei, frei von all den schmerzen, von all den schlechten Wochen und Tagen! Ab heute würden bessere Zeiten auf sie warten, tolle Tage, lustige Stunden und wunderschöne Jahre!

Sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr, was sie alles rund um sich vergessen ließ. Die Begegnung mit der Dunklen Gestalt war nicht weiter wichtig, die Welt war wieder Perfekt!
Bis sie ein stechender Schmerz in ihrer Bauchgegend zurück in die Realität beförderte.

„Was hast du?", fragte ihr Freund besorgt, da sie ihr Gesicht schmerzverzerrte.

„Es ist nichts, ich muss nur echt dringend auf die Toilette", sagte sie, während sie ihre Mundwinkel leicht nach oben zog und dann von ihm abließ und mit zügigen Schritten das Zimmer verließ.

Ja, es war mehr als nichts, sie hatte gelogen, aber die Frau konnte und wollte es ihm nicht sagen das sie schmerzen erlitt um ihn davor zu bewahren!

Nach Luft ringend, begannen die schmerzen überhand zu nehmen, sodass sie keine zwei Schritte mehr vorwärtskam, da ihre Beine bereits nachgaben und sie damit zu Boden glitt. Unter unerträglichen Schmerzen blieb sie verkrampft sitzen, wo auch schon eine Krankenschwester angerannt kam um sie zu fragen was los sei.

Sie hatte den Tausch so gewollt, da er nun frei und sie darin gefangen war.

30 Minuten später hatte sie nach ein paar Tests vollständig mit ihm Platz getauscht, sie lag im Krankenbett geplagt von dieser Krankheit und er saß dort am Sessel wo sie immer gesessen hatte.

Sie wollte nicht das er sie so sah und schon gar nicht, dass er sich sorgen machte.
Sie wollte ihn schon wegschicken als ihr bewusst wurde das er ihr das damals auch gesagt hatte, das sie nachhause gehen und sich keine Sorgen machen sollte.

Dennoch hatte sie sich sorgen gemacht und hätte am liebsten gegen die Wand geschlagen bis dieses machtlose Gefühl vergangen wäre, doch das wäre wohl nie der Fall gewesen, denn das war und blieb sie, machtlos!

Da waren sie beide also wieder, nur das er dieses Mal am anderen Ende saß... auf der besorgten Seite.

Stunde um Stunde verging, bis er sich für diese Nacht nachhause begab, weil sie es so wollte. Die Nacht war ruhig und Dunkel, sie konnte keine schmerzen mehr durch die Medikamente spüren und dennoch konnte die Frau nicht schlafen.

Sie wollte das er hier ganz raus kommt, das er sie nicht beim Leiden sah, das er sie vergaß, das er sie einfach gar nicht kennt, dann würde er sich keine Sorgen machen und wäre für immer frei von diesen schmerzen, weil sie, die schmerzen für ihn übernommen hatte.

Tränen begannen der Frau die Wangen hinunter zu kullern, während sie auf den leuchtenden Ball draußen am Nachthimmel blickte den alle Mond nannten.

„Bist du dir sicher?", erklang die tiefe Männerstimme erneut als hätte er ihre Gedanken gehört und erneut konnte ich sie keiner Richtung zu Ordnen.

„Ja! bitte,... ich bin mir sicher!", meinte die Frau mit weinerlicher Stimme und trotzdem klang sie sicher in ihrer Entscheidung.

„Also gut so sei es, du behältst die Bürde und er vergisst dich", antwortete die Stimme: „Alles von dir", hauchte er bevor sein klang verstummte, ohne dass er sich dieses Mal blicken hatte lassen.

Dunkelheit nahm wieder den Platz des Lichtes ein und ließ sie alleine im nirgendwo zurück. Zusammengekauert lag sie da in der Finsternis und kämpfte sich durch die schmerzen. Sie würde das durchstehen, das sagte sie sich, doch sie hatte die Rechnung ohne ihre vergangenen Probleme gemacht durch die ihr Freund ihr damals geholfen hatte.

Aber nun... hatte er sie nie getroffen und ihre Probleme die sie damals schon fast ertrinken ließen, füllten erneut ihren Verstand und gab ihr den Rest. Sie hatte keine Chance beides durch zu stehen, stück für stück sank sie immer tiefer, sie wollte um Hilfe schreien, doch kein Mucks kam über ihre Lippen. Ihre Hand hatte sie aus Verzweiflung nach oben ausgestreckt um von all dem befreit zu werden.

Doch die Rettung auf die sie gehofft hatte würde nie kommen.
So kam sie am Grund auf und blieb dort ohne Hoffnung, besiegt liegen, während sich ihre Lungen mit Wasser füllten.

Die letzte Bewegung mit ihren Lippen, die Worte gewesen wären wenn sie ihre Stimme gefunden hätte, galten alleine ihrem Freund.
Drei Worte, die so viel mehr bedeuteten.

Das Wasser raubte ihr jegliche Luft, zwang sie zu ersticken,... bis sie !!


*****

Unvermittelt schreckt sie auf und findet sich unter dem Apfelbaum wieder, sie tastete sich ab doch ihr tat nichts weh, auch ihr Verstand war nicht mehr gefüllt mit vergangen Tagen.

„Was war das alles gewesen?", fragte sie sich und riskierte einen Blick auf die Uhr.

'Schon 18 Uhr' stellte sie fest und rappelte sich auf, sie hatte ganze 3 Stunden geschlafen!

Erfreut über die Erkenntnis das es nur ein Traum gewesen sein musste, rannte sie den Hügel hinunter ins Krankenhaus hinein, zu dem Zimmer in dem ihr Freund lag.

Mit einem lächeln im Gesicht trat sie ein und setzte sich auf ihren alt bekannten Sessel. Auch er lächelte sie leicht an, obwohl er bei ihrem Eintreten eher niedergeschlagen gewirkt hatte. Doch sein lächeln war nicht gespielt, es war dieses ansteckende lächeln von ihr gewesen das ihn ebenfalls lächeln hatte lassen.

Sie war glücklich ihn zu sehen und dass etwas Schwache lächeln das er ihr zu warf, schien nun auf einmal ausreichend genug an Kraft zu sein.

Das wollte sie sein, sie würde für ihn stark sein, ihm Kraft geben und nicht selbst untergehen, er war stark für sie gewesen und nun würde sie dasselbe für ihn tun!

--5 Wochen später--

„Er ist nun auf dem Weg der Besserung, in einigen Tagen werden wir ihn entlassen können", sagte die Ärztin nachdem sie eingetreten war.

Ich umarmte ihn voller Freude, weil ich wusste das er das schlimmste überstanden, das wir es geschafft hatten, es würde alles wieder gut werden!
Und all der Schmerz hätte keine Oberhand mehr, denn wir selbst entscheiden wem oder welchem Gefühl wir zu tritt in unser inneres geben.

Nur lass es nicht die Dunkelheit sein!
sondern die Worte in deinem Herzen die dich stets begleiten.




Inspiriert durch Mister Blood,
damit meine ich die Grund Idee.

Denn dein Schmerz ist meiner und egal wie schmerzhaft es wird ich steige trotzdem nicht aus, wir drehen uns weiter bis ganz hinaus aus deinem Schmerz.
Und erst wenn du es bist, will ich es auch sein, draußen aus der gefahren Zone.

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