wish I was there with you now



04 ||  'Cause I want you bad, yeah I want you baby
I've been thinking about it all day
And I hope you feel the same way, yeah
'Cause I want you bad, yeah, I want you, baby
No, no chance
That I'm leaving here without you on me
I, I know, yeah, I already know that there ain't no stopping
Your plans and those slow hands - Niall Horan

03 April 2016

Mullingar, Westmeath, Irland 🍀 Kira

       

Mein Herz pochte mir bis zum Hals.

Mein Puls raste.

Genießerisch schloss ich die Augen und ließ Niall einfach machen. Die Art, wie er mich berührte, ließ eine Gänsehaut über meinen Rücken rieseln. Hitze stieg in mir auf. Die Spannungen zwischen uns waren förmlich greifbar.

Ich war mir sicher, ich wusste ganz genau, was für eine abgedrehte, endlos falsche Scheiße ich hier abzog. Jedoch interessierte es mich in diesem Moment absolut nicht. Ich wollte mehr! Der Alkohol hatte meine Sinne, meinen Verstand derart beflügelt, dass ich mich berauscht einfach nur dem Verlangen hingab.

Hastig wanderten meine Finger unter sein Shirt und mit den Fingerspitzen fuhr ich seine Bauchmuskeln entlang. Er hingegen versuchte anscheinend meinen BH zu öffnen, während seine Lippen meine keine Sekunde verließen. Erst, als ich in den Kuss hinein kicherte, ließ er ab. „Ach Scheiße", zischte er und klang genervt. „Du hast damals schon nie gerafft, wenn ein BH vorne aufgeht, Niall", lachte ich, nahm sein Gesicht in meine Hände und sah ihn für einige Sekunden einfach nur an, bevor ich meine Lippen auf seine legte. „Sag das doch gleich", murmelte er in die hastigen Küsse hinein und fand den Verschluss, der sich zwischen meinen Brüsten befand. „Und warum geht das jetzt nicht?" fragte er schon fast verzweifelt frustriert. „Weil da sieben kleine Verschlüsse sind, du Nuss. Alles muss man selber machen." Warum er jetzt genau darauf bestand, dass ich das Ding loswurde, wusste ich nicht. Ich fragte aber auch nicht, denn es war egal. Ich dachte über nichts anderes nach, als seinen Geruch, seine Lippen, seine Berührungen. Das musste ich auch gar nicht. Warum auch? Ich wollte mich viel lieber seinen zarten Berührungen hingeben.

„Mensch, Bubi-Horan ist erwachsen geworden", meinte kess grinsend ich und sah anerkennend auf seine Bauchmuskeln, während ich sein Shirt über den Kopf zog. Ich hingegen durfte mein Shirt anlassen. Nur meine Hose wurde ich los. Lästiger, überflüssiger Stoff landete einfach im Waschbecken hinter uns.

„Dann warte erstmal ab", grinste er dreckig und saugte sich an meinem Hals fest. Seine Finger wanderten unter mein Shirt, spielten mit den sensiblen Knospen, die sich ihm in Sekundenschnelle hart entgegen reckten und schließlich zog er mir das Shirt doch über den Kopf.

„Ich will doch mal schwer hoffen, dass es sich lohnt", erwiderte ich genau so frech, wie er diese Diskussion angefangen hatte. „Du redest zu viel", keuchte er.

Und dann schaltete ich nicht nur mein Sprachzentrum aus. Mein komplettes Gehirn schlummerte im Stand – By Modus vor sich hin und wachte erst auf, als es zu spät war.






Gerade, als wir diesen Moment in vollen Zügen genossen, ich mich in seinen Rücken krallte und Niall sich in mir ergoss, sprang die Tür auf. Niall, der sich nicht einen Zentimeter bewegte hatte, um mit seinem Fuß die Tür verschlossen zu halten  – zumindest, bis er sich in mir entspannte – küsste mich in genau dem Moment, in welchem Emily, die beste Freundin meines Verlobten, ihren Kopf in die Toilette steckte. Ihre grün-braunen Augen standen eben so weit offen, wie ihr Mund. Einzelne Strähnen ihres rot-braunen Haares fielen ihr ins Gesicht.

Es fühlte sich an, als wäre die Zeit eingefroren.

„Scheiße", sprach ich trocken und realisierte in genau diesem Moment überhaupt erst wirklich, was genau ich eigentlich getan hatte. Ich war nicht wieder 15 Jahre alt gewesen. Ich hatte ganz, ganz, riesengroße Scheiße gebaut. Meine rosa-rote Flausche-Welt war in diesem Moment zu dem geworden, was sie eigentlich hätte sein sollen: Der eiskalten Realität. Und diese war nicht nur eiskalt, weil die offene Tür auf meiner nackten Haut eine Gänsehaut erzeugte.

Absolut peinlich berührt schaute ich zwischen Emily und Niall hin und her. Ich war versucht irgendwelchen Müll aus drittklassigen Hollywood-Streifen zu erzählen. Aber es war nun einmal verdammt genauso, wie es eben aussah. Doch Niall kam mir zuvor, indem er Emily aus der Toilette schob und die Tür vor ihrer Nase zuknallte. „Spinnst du?!" zischte ich und wollte mich samt meiner Klamotten an ihm vorbei stehlen. Aber wie hatte er so schön gesagt? Ich war früher schon langsamer als er. Bestimmt hielt er mich an den Unterarmen fest und stellte sich mir in den Weg. „Siehe mich an", sprach er hart und kühl, bevor er ein „Bitte Kira", weich hinter her setzte. Warum ich es tat, wusste ich nicht. Doch die Tränen ließen sich nicht zurück halten. Mit dem Daumen wischte er mir über das Gesicht und hielt mein Gesicht fest in den Händen. „Du ziehst dich an und ich regle das, okay? Erzähle mir einfach, was ich über sie wissen muss. Wie lange schauspielert sie und wie erfolgreich?"

„Willst du sie jetzt klar machen oder was?" nuschelte ich jämmerlich heulend und gleichzeitig wahnsinnig beleidigt.

Mit einem todernsten Glanz in seinen Augen sah er mich an: „Nein, ich rette dir den Arsch." Vorsichtig und sanft, als hätte er Angst mich zu zerbrechen, strich er mir über die Wangen. Niall sah lange Sekunden auf meine Lippen, nur um dann sein Shirt überzustreifen, die Hose nach oben zu ziehen und aus dem Raum zu verschwinden.

Ich hätte lauschen können, hätte mich anziehen und verschwinden können. All diese Möglichkeiten hätte ich gehabt. Stattdessen ließ  ich mich auf den Boden sinken, winkelte die Knie an und legte den Kopf in meine Arme. Jämmerlich und leise weinte ich.

Nicht, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. Nein. Sondern, weil ich genau wusste, warum ich das getan hatte. Und diese Erkenntnis hinterließ einen bitteren Geschmack.

Wie dumm konnte ich eigentlich sein?


Am Tag seiner Audition hatten wir uns gestritten. Danach hatte ich ihn nicht mehr gesprochen. Er hatte auf keine Anrufe reagiert und mich nicht einmal wahrgenommen, als ich mir für seine blöde Stadiontour VIP – Karten gekauft hatte. Und jetzt? Jetzt war er vielleicht seit einer Woche wieder hier und schon verfiel ich in alte Muster? Ein paar blöde Kommentare seinerseits genügten bereits, um mich aus der Reserve zu locken? Wie alt war ich bitte? Eigentlich sollte man meinen, der Mensch lernt aus Fehlern.



„Kira?" leise klopfte er gegen die Tür und holte mich so aus meinem Selbstmitleid heraus.

„Sekunde", versuchte ich so sicher, wie möglich hervor zu bringen und zog mich nun endlich wieder an. Meine Schminke war vollkommen ruiniert, wie ich mit einem Blick in den Spiegel feststellen musste. Wirklich viel retten konnte ich nicht, dennoch versuchte ich es, indem ich mit nassem Toilettenpapier über mein Gesicht wischte. Die Haare mit den Fingern durchkämmend bat ich ihn herein. Von einer stolzen, aufrechten Haltung konnte ich nicht direkt sprechen, dennoch versuchte ich es, als ich ihm gegenüberstand. Meine erbärmliche Erscheinung gab ihm allerdings nicht das Recht mich noch einmal in die Arme zu schließen. Somit trat ich einen Schritt zurück, spürte eine Kabinentür im Rücken und sah ihn an. Niall wirkte verunsichert, er räusperte sich, sprach aber nicht.

Also beschloss ich ihn anzulügen: „Hör zu, das hier gerade war ein Fehler, ok? Ich liebe Killian und genau aus diesem Grund ist das hier nie passiert, verstanden? Ich werde jetzt gehen, wir ignorieren uns einfach wieder, so wie wir es vorher schon getan haben und ich werde versuchen die Sache wieder gerade zu biegen." Meine Stimme klang genau so kühl, wie ich es beabsichtigt hatte. Ich hätte stolz auf mich sein sollen.

Mein Herz, mein letzter Funken Stolz schmetterten jedoch in dem Moment zu Boden, in welchem ich an ihm vorbei aus der Toilette trat. Niall blieb dort. Er kam nicht nach, er sagte nichts mehr. Wie könnte ich es ihm auch verübeln.

„Bist du ins Klo gefallen?" begrüßte Hanna mich lachend, während sie versuchte nichts von ihrem Shot zu verschütten und gleichzeitig ihre Schwester aufrecht zu halten.

„Nein. Es ist alles gut", log ich zum unzähligen Male am heutigen Abend, nahm ihr den Shot aus der Hand und ließ den Wodka meinen Hals hinab rennen.

Es brannte nicht. Ich fühlte mich nur, wie betäubt. Und absolut dreckig.












Drei Tage später hatte sich dieses Gefühl gelegt. Ich verdrängte es, bildete mir ein, dass diese Sache nicht passiert, dass sie jemand anderem passiert war. Nur nicht mir.

Es war das Beste so. Ganz sicher.

Wenn ich es mir oft genug einredete, dann würde ich es mir schon glauben. Außerdem war ich mir hundertprozentig sicher, dass auch Killians Junggesellenabschied nicht optimal verlaufen war. Von alleine schmierte sich schließlich kein roter Lippenstift an seinen Hemdkragen. Somit beschloss ich für mich einfach, dass wir quitt waren und es an der Zeit war nach vorne zu blicken.

„Kira, Schätzchen?" hörte ich die Stimme meines Vaters. Sachte klopfte er gegen die Tür meines Schlafzimmers. Noch während ich mir die falschen Wimpern anklebte, bat ich ihn herein. Dass ich noch nicht im Kleid steckte, wunderte ihn, hinderte ihn allerdings nicht daran, mir zu beteuern, wie wunderschön ich aussehe.

„Ich bin stolz auf dich, mein Schatz." Sanft lächelte mich der Mann an, dem ich immer nachgeeifert hatte. Ich wollte schon als kleines Mädchen sein, wie mein Vater. So intelligent, so ehrgeizig, so liebevoll und so ehrlich. Allerdings hatte ich in jedem einzelnen Punkt versagt.

„Ach Papa", seufzte ich und versuchte irgendwie zu schmunzeln und mich abzulenken, in dem ich seine hellgraue Fliege richtete. Er hasste diese Dinger und hatte sie trotzdem extra für mich angezogen. Genau, wie meine Mutter ein Kleid tragen würde, ein wunderschönes, bodenlanges Brautjungfern – Kleid.



Lange nahm mich mein Vater einfach in den Arm, bevor ich in den cremefarbenen Traum aus Seide und Tüll stieg. Der Reifrock machte Probleme, das Korsett schnürte mir die Luft ab und der kurze Schleier kitzelte mich unangenehm im Nacken. Egal, wie ich ihn legte, es würde mich wahnsinnig machen. Ändern ließ sich an diesen Problemen also nichts, weshalb ich mich einfach von meinem Vater die Treppen nach unten führen und in den Wagen helfen ließ. Er war der einzige, der mich an diesem heutigen Tag in meinem Brautkleid zu Gesicht bekam, bevor ich die Kirche betreten würde.









Die gesamte Fahrt über hüllte er sich in Schweigen, während ich aus dem Fenster sah und gedanklich die Planungen durch ging. Ob Killian an alles gedacht hatte? Ob sein Bruder die Ringe wirklich nicht vergessen hatte? Was würde ich tun, falls Laurel den Blumenstrauß nicht rechtzeitig hatte abholen können, wenn ich der Länge nach auf die Nase fiel in den hässlichen, viel zu hohen Schuhen, was, wenn mein kleiner Bruder auf die Schleppe trat, wenn er keine Lust hatte die Blumen zu streuen? So viele Dinge schossen mir durch den Kopf, dass ich gar nicht merkte, wie mein Vater den Wagen hinter der Kirche parkte.

„Und du bist dir wirklich sicher?" Seine braunen Augen musterten mich, während er mir die Hand entgegenstreckte. „Ja", antwortete ich sofort. Das war ich. Ich war es wirklich.

Und so ließ ich mir aus dem Wagen helfen und mich in den kleinen Vorbereitungsraum führen, in welchem meine Brautjungfern bereits auf mich warteten. Hanna und Maike, Emily und Nina, meine Mutter und Tante Laurel. Alle sahen sie mich mit großen Augen, als ich mich mit dem breiten Reifrock durch die Tür quetschte und versuchte die Spitze am Saum nicht zu zerpflücken.

All der Groll, all die Sorgen und all die Zweifel verflogen in just diesem Moment.

Meine Mutter und Nina fingen mit einem Male einfach an zu weinen, ganz ohne Vorwarnung und selbst meine sonst so coole Tante schniefte.

„Du bist wunderschön, mein Engel", flüsterte Nina in mein Ohr. „Das musst du gerade sagen", antwortete ich frei heraus. Das leichte Satinkleid mit dem blauen Rock und dem weißen Oberteil schmeichelte ihrer Figur ungemein. Auch meine Mutter und meine Tanten trugen ihre Kleider in diesem Stil, während Hanna, Maike und Emily die Variante in umgekehrter Reihenfolge trugen. Obwohl meine Brautjungfern im Prinzip ein und dasselbe Kleid trugen, strahlte jede der Frauen auf eine andere Weise Schönheit aus.

„Gott, wie ich solche Momente hasse", lachte ich, versuchte aber gleichzeitig die Tränen wegzublinzeln. Das selbst meine Eltern, die sich aufgrund der schwangerschaftsbedingten Stimmungsschwankungen meiner Mutter in letzter Zeit des Öfteren in die Haare bekommen hatte, schauten sich nun verliebt an, während Papa den Arm um Mama gelegt hatte. „Diese ganze Stimmung macht mich viel zu Emotional, kann ich einen Moment für mich bekommen?" fragte ich schließlich nachdem Alkoholfreier Sekt die Runde gemacht hatte.

„Sofort", antworteten meine Eltern und scheuchten zunächst alle aus dem Raum, bevor sie mir gegenüberstanden. „Wir haben noch etwas für dich." Vorsichtig griff mein Vater in die Innentasche seines schwarzen Sakkos, während meine Mutter nach meinen Händen griff. „Schließe deine Augen, Kira", sagte sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und einer Träne im Augenwinkel.

Etwas Kühles traf meine Haut. Die Form ließ sich im ersten Moment nicht beschreiben. Es war leicht, hart, kühl und glatt. Nur an manchen Stellen fühlte ich kleine Kanten.

„Öffne deine Augen", hörte ich Papa sprechen und kam seiner Aufforderung nach. Nicht eine Sekunde später stahlen sich die ersten Tränen aus meinen Augen. Während Mama ihre Hände um meine schloss und ich stumm vor mich hin weinte, begann mein Vater zu erklären. „Das ist die Kette deiner Großmutter. Mein Vater hat sie ihr zur Silberhochzeit geschenkt. Abgesehen davon, dass er sie dir in diesem Moment geschenkt hätte, erfüllt sie einige dieser sinnlosen Traditionen. Es ist etwas Altes, wäre sie noch hier, hätte deine Oma sie dir garantiert geliehen und deine Mutter und ich haben dir etwas Neues und etwas Blaues dazu getan. Hier der kleine Saphir ist unser Geschenk an dich."

Andächtig strich ich über die feine silberne Kette mit dem Anhänger. Immer mehr Tränen strömten aus meinen Augen, während ich meinen Eltern gleichzeitig in die Arme fiel. Sie wussten ganz genau, wie viel mir meine Großeltern immer bedeutet hatten. Dieses Geschenk war unbeschreiblich und ebenso unbeschreiblich fiel auch mein Dank aus. Nicht einen geraden Satz brachte ich ihnen gegenüber hervor.

„Wir lassen dich kurz alleine, Spatz", meinte meine Mutter, sobald ich mich von ihr gelöst und mein Vater mir die Kette angelegt hatte.



Vorsichtig strich ich mit den Fingerspitzen über das kalte Edelmetall. Für einen Moment fühlte es sich an, als stünden meine Großeltern leibhaftiger hinter mir. Ein seichter Hauch traf auf meinen Nacken. Doch so schön diese Einbildung auch war, es lag vermutlich einfach an dem kleinen, gekippten Fenster. Ich hingegen hielt einfach lieber an dem wunderschönen Gefühl fest und wägte für einen Moment in den Erinnerungen.

Zumindest solange, bis der logische und pragmatische Teil in mir die Oberhand gewann. Denn mein Make Up war völlig ruiniert.



Kurz bevor ich den Lidstrich allerdings wirklich erneuern konnte, klopfte es an der Tür.

„Herein?" fragte ich ein wenig verwirrt, schließlich hatte ich meine Freunde doch nicht ohne Grund hinaus geschickt.

Dass allerdings keine Sekunde später ein Blondschopf durch die Tür lugen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Fassungslos starrte ich ihn an und richtete den gespitzten Stift, wie eine Mordwaffe auf ihn.

„Was bitte, machst du hier?!" zischte ich leise.

„Ich musste dich noch einmal sehen", flüsterte er zurück und musterte mich von oben bis unten, als müsste er jeden Zentimeter von mir inhalieren. Als hätte er Angst, mich nie wieder zu sehen.

„Bist du des Wahnsinns? Los verschwinde!" Dass er sich von einem gespitzten Stift nicht abschrecken lassen würde, war eigentlich von vorne herein klar gewesen. Aber einen Versuch war es wert. „Nein, das werde ich nicht. Ich will mit dir reden, Kira." Im Nu hatte er mir das Ding aus der Hand geschlagen und mich näher zu sich gezogen. Sein verdammtes, aufregend duftendes Aftershave kroch mir wieder in die Nase, doch dieses Mal würde er mich sicherlich nicht bereden. Also wandte ich mich aus seinem Griff, lehnte mich an die Tischkante des Schminktisches an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du willst reden? Schön, dann rede." Was hatte er bitte zu sagen?

„Ich weiß, ich hab nicht das Recht dazu, ja, ich weiß auch, dass ich ein riesen Arschloch war, dafür, was ich dir alles an den Kopf geknallt habe, denn sind wir mal ehrlich: Ich hab's versaut. Ich war egoistisch und ich hab auf die ganzen Deppen gehört. Ich war zu naiv und ich hab dir nicht vertraut aber ganz ehrlich? Schau dich mal bitte an, Kira! Bitte sieh' in den Spiegel und dann erkläre mir, was so eine Frau wie du, mit so einem Loser, wie mir wollte? Es war doch klar, dass ich den Idioten Glauben schenken würde, so naiv und dumm, wie ich war. Ich hätte denen alles abgekauft, nur um einmal dazu zu gehören. Kira, bitte, ich l-"

„Was fällt dir eigentlich ein, Horan!" unterbrach ich ihn harsch. Wut, Enttäuschung und Trauer. Mehr schien ich in diesem Moment nicht zu fühlen und genau deswegen, und vermutlich auch, weil die Scham wieder in mir hoch kroch, fing ich peinlich und jämmerlich und hässlich an zu weinen. Wütend begann ich gegen seine Brust zu schlagen. „Du kannst nicht einfach hier auftauchen und alles durch einander schmeißen! Spinnst du eigentlich? Ich will dich nicht sehen, Niall. Geh doch bitte einfach weg und lass mich in Ruhe."

Warum wusste ich nicht, aber meine Beine wurden mit einem Male weich. Ich wollte nicht von Gefühlen, von hässlichen Erinnerungen überrumpelt werden, die ich so, so lange verdrängt hatte. Alles hatte sich so wunderbar wegschließen lassen und jetzt? Jetzt hörte ich den 16 jährigen Niall auf mich einreden:

„Du hast ihn geküsst, Kira! Du liebst mich nicht, Kira! Du bist so egoistisch, Kira! Warum glaubst du nicht an mich! Glaubst du, ich packe das nicht? Weil ich nicht so hübsch bin, wie Eric oder was? Ich dachte du wärest anders, Kira. Ich dachte du liebst mich wirklich. Ich dachte, ich bedeute dir etwas."

Besonders der letzte Satz hatte mich sehr getroffen, traf mich auch jetzt wieder. Denn das tat er. Niall hatte mir alles bedeutet. Er war mein bester Freund, hatte mich aufgefangen, als ich drohte zu fallen. Dass er all diesem Tratsch mehr Glauben geschenkt hatte, als mir, hatte mir das Herz gebrochen. Er hatte mich gekränkt und genau deshalb hatte ich ihm einen Satz an den Kopf geworfen, den ich noch immer zutiefst bereute: „Du wirst es nicht schaffen, Niall! Du bist viel zu schwach und mickrig!"

Die ganzen Jahre lang hatte ich nichts mehr bereut als diese Aussage.

„Ich hab dich", flüsterte er und fing mich auf. Wortwörtlich. Wie ein Schluck Wasser, ein armseliges Häufchen Elend hing ich in seinen Armen und boxte gegen seinen Bauch. „Lass mich fallen, Niall. Lass mich einfach los und geh. Bitte, Niall", schluchzte ich. Das musste alles ein ganz, ganz mieser Traum sein. Ich musste einfach aufwachen.

„Nein, das werde ich nicht. Siehe mich an Kira", sprach er, lauter als zuvor, bestimmter, als zuvor. Mit einem Ruck hatte er mich auf die Beine gezogen, seine blauen Augen bohrten sich in meine. „Ich weiß, ich hab nicht das Recht dazu aber bitte. Wenn ich dir jemals irgendetwas bedeutet habe, dann heirate ihn nicht. Bitte Kira! Ich meine, siehe dich doch mal um, das bist doch nicht du! Fünf Hundert Leute stapeln sich in dieser Kirche, hinten in der Ecke steht eine Kamera, hier der Fummel, das bist doch nicht du."

„Was fällt dir eigentlich ein? Glaubst du, du kannst einfach herkommen und mein Leben umwerfen? Geh!"

Und er ging.

Er sah sich nicht um, sagte nichts mehr.

Er ging, ließ die Tür hinter sich zu fallen und ließ mich zurück.


🍀🍀🍀🍀
So, meine Lieben, dies hier war das letzte Kapitel vor dem Epilog und aus diesem Grund bleibt mir nicht mehr zu sagen als, Vielen dank für die Unterstützung! Und natürlich ein riesiges, fettes Danke schön, an die liebe Saraiinaa , die mir dieses geniale Fancover genau im richtigen Moment geschickt hat! Du weißt gar nicht, wie sehr mich das motiviert hat

Hier seht ihr nochmal Biancas wunderschönes Fancover und Sarahs tolle Werke (mit minimalen Unterschieden) Vielen, vielen, vielen Dank für eure Mühen, meine Engel♥♥

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