"The truth hurts."
Okay, es geht weiter.
Im Großen und Ganzen bin ich sehr Zufrieden mit dem Kapitel. Was mir noch ein wenig Grummeln im Bauch bereitet ist die Reaktion von Nicholas.
Meine Beta luisaakainsane findet sie gelungen und gut. Und ich lege viel Wert auf ihre Meinung, aber auch auf eure ^-^
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Besorgt blickte er immer wieder auf sein Handy. Aber die Nachricht verschwand nicht. Angst breitete sich in seinem Körper aus und dass, wo er nicht mal genau wusste, was vorgefallen war. Romain hatte nur geschrieben, dass er schnell zu Lando kommen sollte.
Wahrscheinlich hatte er keine 15 Minuten gebraucht, um vom Paddock zum Hotel zu gelangen. Eilig war er die Treppen nach oben gesprintet, konnte und wollte nicht auf den Fahrstuhl warten.
Hektisch schnappte Carlos nach Luft, als er vor der Zimmertür seines Freundes stand. Natürlich hätte er die Schlüsselkarte nehmen können, aber das hätte vielleicht für Fragen bei Romain gesorgt. Also klopfte er an und wenig später wurde ihm auch schon geöffnet.
„Das ging schnell."
„Was ist los? Wo ist Lando?"
Kaum im Raum stehend, hatte Carlos sofort bemerkt, dass sein Freund nicht zu sehen war. Hatte sich Lando zurückgezogen? War dieser im Badezimmer?
„Irgendwie glaube ich, dass er sich versteckt. Nachdem Lando mitbekommen hat, dass ich dir geschrieben hatte, wurde er noch blasser und ist ins Bad geflüchtet. Und ich habe ihn bis jetzt auch nicht wieder herausbekommen."
Wieso sollte sich Lando vor ihm Verstecken? Carlos spürte ein komisches Gefühl im Bauch und er widerstand dem Drang, sofort zum Bad zu eilen und gegen die Tür zu klopfen. Immerhin würde es einen guten Grund geben, wieso sich Lando dort versteckte.
„Was machst du eigentlich hier? Euer Hotel ist doch ganz woanders."
Es kam dem Spanier schon suspekt vor, dass sich Romain im Hotel von McLaren aufhielt. Die Maßnahmen bezüglich Corona waren noch immer sehr streng und es wurde nicht gerne gesehen, dass sich die Fahrer untereinander trafen.
„Ich hab' Kevin gesucht. Einer seiner Mechaniker sagte, dass dieser zu Lando wollte. Ich hab' unten am Empfang nach der Zimmernummer von Lando gefragt. Als ich hier geklopft habe, hat Kevin die Tür aufgerissen. Er wirkte panisch und gehetzt. Dann ist er abgehauen und ich bin ins Zimmer. I-ich glaube, er hat Lando körperlich was getan. Lando war ganz blass und er hat immer wieder über seinen Hals gestrichen. Er wirkte total abwesend."
Auch ohne eine Ahnung zu haben, was zwischen Kevin und Lando vorgefallen war, wusste Romain, dass es was sehr Ernstes gewesen sein musste. Carlos' Blick wurde finster, während sich seine komplette Körperhaltung anspannte und er zielstrebig auf die Badezimmertür zuging.
„Lando? Mach bitte die Tür auf."
„Nein. Du wirst nur sauer sein."
„Mi corazón, ich bin nicht sauer auf dich. Bitte, Lando, lass mich sehen, was Kevin gemacht hat."
„Nein."
„Lando."
„Wir haben geredet. Und ich bin auf einmal so sauer geworden. Es kam alles hoch, alles, was ich mühsam vor Nicholas zurückgehalten habe. Ich bin selber schuld. Ich habe Kevin gemeine Sachen an den Kopf geworfen, ich war genauso ein Arschloch, wie er es immer ist. Ich war so gemein. Es ist allein meine Schuld, weil ich Kevin gereizt habe."
Carlos wusste, dass er nichts ausrichten konnte, solange sich Lando einreden würde, dass er die alleinige Schuld trug. Vielleicht musste er dem Jüngeren einfach noch ein paar Minuten geben und es dann nochmal versuchen. Ansonsten würde er eben die Tür aufbrechen, um nach seinem Freund sehen zu können.
„Romain?"
„Ähm."
„Du wirst nichts sagen, oder?"
Es war nicht so, dass er dem Älteren nicht vertraute, aber outen wollte er sich nun auch nicht in diesem Moment vor dem Haas-Fahrer. Seine Sorgen um Lando ließen ihn aber jegliche Vorsicht ablegen, weswegen Carlos unbewusst auch den Kosenamen für seinen Freund benutzt hatte.
„Kläre du das mit Lando. Ich suche Kevin. Und wenn wir dann Ruhe haben, können wir uns mal zusammensetzen. Keine Sorge, Carlos, ich werde niemandem etwas sagen. Es geht niemanden etwas an, was Lando und du privat macht."
+
Carlos gab seinem Freund noch ein paar Minuten, nachdem Romain dessen Hotelzimmer verlassen hatte. Aber auch er selbst brauchte diese Minuten, um tief durchzuatmen. Er durfte nicht durchdrehen, das würde Lando nur zusätzlich ängstigen - und das wollte er unter keinen Umständen.
„Lando, bitte komm aus dem Bad. Romain ist weg."
„Bist du sehr sauer? Enttäuscht?"
„Himmel, Lando, wieso sollte ich enttäuscht sein?"
„Weil ich mich nicht richtig gewehrt habe. Ich hab' nur mit Worten um mich geschmissen, als Kevin handgreiflich wurde."
„Lando, ich bin sauer auf Kevin. Und auf mich, weil ich dich nicht gleich begleitet habe. Aber ich hab' Nicholas unterwegs gesehen und er sah überhaupt nicht gut aus, weswegen ich noch mal mit ihm geredet habe."
Es dauerte noch zwei, drei Minuten, bis Carlos das vertraute Geräusch eines sich öffnenden Schlosses hörte. Die Erleichterung fiel von seinen Schultern, als er Lando aus dem Badezimmer hervorkommen sah. Sein Freund hatte rötliche Augen, die Haare ganz zerzaust und deutlich konnte er Fingerabdrücke am Hals des Jüngeren sehen.
„¡Ese cerdo piojoso!"
Bevor sich Carlos in seine Wut steigern konnte, hatte Lando die letzten Schritte bis zu dem Spanier überbrückt und fest die Arme um dessen Oberkörper geschlungen. Vertraut schmiegte er seinen Kopf an die warme Brust, verschränkte die Arme hinter Carlos' Rücken.
"Mir geht es gut. Ich war nur so erschrocken, dass er wirklich handgreiflich geworden ist. Das hat mir Angst gemacht. Und ich selbst war ja nicht unschuldig. Ich hab' ganz schlimme Dinge gesagt, Carlos."
+
Unzählige Gefühle wirbelten gleichzeitig durch seinen Kopf. Wut, gefolgt von Abscheu und Hass. Aber auch Angst und Unsicherheit kamen sich nah. Wie konnte er Lando gegenüber nur so austicken? Es war doch nicht das erste Mal, dass er übel beschimpft wurde, und trotzdem war er gegenüber des McLaren-Fahrers handgreiflich geworden. Hätte Romain sie nicht unterbrochen, wer weiß, wie weit er gegangen wäre. Die Hand lag schon am Hals von Lando.
Schnell machte er sich auf den Weg zum Haas-Hotel, in der Hoffnung, niemandem zu begegnen. Es reichte schon, dass Romain sicher die nächste Zeit bei ihm auftauchen würde. Niemals würde sein Teamkollege das, was er gesehen hatte, einfach vergessen oder gar ignorieren. Dafür waren die Anzeichen an Lando ja auch viel zu deutlich. Was, wenn er dieses Mal wirklich übertrieben hatte? Er war gegenüber anderen Männern ja schon handgreiflich geworden. Selbst Nicholas hatte er geschlagen. Aber das waren auch alles Typen gewesen, die er gefickt hatte.
Hätte dieser dämliche Idiot einfach nur seinen Mund gehalten, wäre die Situation nie so eskaliert. Auch wenn Kevin selbst merkte, dass es jetzt wohl wirkich zu viel des Guten war, wollte er einfach nicht einsehen, dass er endlich richtige Hilfe brauchte. Lando hatte im Grunde genau das gesagt, was jeder über ihn sagte oder dachte. Und trotzdem fühlte es sich irgendwie noch schlimmer an, weil dieser wohlwissend Nicholas dämliche Flausen in den Kopf gesetzt hatte.
In seiner kranken Vorstellung war sich Kevin sicher, dass Nicholas noch immer alles mit sich machen lassen würde, wenn sich Lando nicht eingemischt hätte. Niemals hätte der Kanadier die Eier gehabt, um sich gegen ihn zu wehren.
Nicholas hätte an seiner Seite sein können. Sie hätten viel Spaß zusammen haben können. Wobei Nicholas vielleicht nicht so viel Spaß gehabt hätte wie Kevin, aber das war nur nebensächlich. Endlich schien er einen Typen gefunden zu haben, mit dem er es sich öfter erlauben konnte, Frust abzubauen, der sogar freiwillig bereit dazu war. Und dann wurde ihm alles kaputt gemacht.
"Kevin?"
"Ach nein."
"Hast du einen kurzen Moment?"
"Sicherlich nicht. Meine Laune ist schon im Keller."
"Bitte, es ist wichtig."
Schnaubend ignorierte er Nicholas, ging an diesem vorbei zu seinem Zimmer. Woher kam der Williams-Pilot auf einmal? Dieser durfte doch gar nicht hier in diesem Hotel sein. Aber wahrscheinlich interessierte Nicholas das so wenig wie ihn, als er bei McLaren im Hotel aufgetaucht war.
"Kevin, ich will nur reden."
"Dann geh doch zu Lando. Mit ihm redet es sich doch besonders gut."
Es war Nicholas so verdammt schwer gefallen, Kevin aufzusuchen, aber er brauchte einen Abschluss. Das Gespräch mit Carlos hatte gut getan, auch wenn es schmerzhaft gewesen war. Auch war er sich noch nicht zu 100% sicher, dass er diesen Schritt machen sollte, aber es konnte einfach nicht mehr so weitergehen.
Als er sah, dass Kevin sein Zimmer erreicht hatte und die Tür öffnete, beeilte sich Nic hinterherzukommen und sich an dem perplexen Dänen vorbei ins Zimmer zu drängen.
"Sag mal, spinnst du? Verschwinde!"
"Nein! Ich will dir was sagen. Und du hörst mir verdammt noch mal zu!"
Sein Kopf ruckte so heftig zu Nicholas, dass Kevin das Gefüh hatte, es würde etwas in seinem Genick knacken. Aber es kam ja auch nicht alle Tage vor, dass sich jemand so vor ihm aufspielte.
"Und wenn ..."
"Schnauze! Ich hab' gesagt, du hörst zu!"
Bedrohlich näherte er sich dem Blonden, baute sich vor diesem auf und blickte Kevin funkelnd an. Nicholas wusste, dass er nur diese eine Chance haben würde, bevor sein Mut ihn wieder verlassen würde.
"Ich kann nicht mehr! Du hast mich kaputt gemacht, zerstört. Was auch immer. Ich hab' alles versucht, damit du merkst, wie wichtig du mir bist. Damit du siehst, dass ich wirklich Gutes von dir möchte. Aber deine Brutalität, deine Aggressionen machen mich fertig. Ich hatte wegen dir Schmerzen, die ich noch nie hatte. Ich hab' mich von dir vergewaltigen, schlagen und benutzen lassen. Am Anfang aus Angst. Aber ich hab' schnell gemerkt, dass du dich nur hinter einer Fasade versteckst, hinter der Maske des Arschlochs. Niemand wird so geboren, du bist so gemacht worden. Und nein, ich werde nicht weiter nach deiner Vergangenheit fragen. Es ist nicht mehr wichtig. Ich muss an mich denken, weil du keinen Wert darauf legst, dass Menschen um dich herum sind, die es gut mit dir meinen. Und ich hab' keine Kraft mehr, dir nachzurennen, dir immer wieder zu sagen, dass ich ein Freund sein möchte. Fick jeden Kerl, den du triffst, mir soll es egal sein. Ich bete für dich, dass du nicht noch einmal den Typen triffst, der dafür verantwortlich ist, dass du so ein gefühlskaltes, widerliches Arschloch geworden bist."
Traurig lächelnd merkte Nicholas, wie Tränen über sein Gesicht liefen. Aber das konnte die Lage auch nicht mehr schlimmer machen. Er hatte gesagt, was gesagt werden musste. Jetzt musste er lernen, Kevin aus seinem Leben zu verbannen. Ab diesem Moment musste er den Dänen vergessen und sich wieder mehr auf sich selbst konzentrieren. Seine Karriere als Fahrer und er selbst waren nun das Einzige, was noch zählte.
Dass Kevin keinen Ton von sich gab, erschien Nicholas schon unheimlich, da dieser sonst immer eine Antwort parat hatte. Wahrscheinlich hatte dieser einfach nicht damit gerechnet, dass Nicholas wirklich Eier in der Hose hatte.
"Wirklich, Kevin, ich wünsche mir, dass du siehst, dass es Menschen gibt, denen du nicht egal bist. Ich hätte dir so gerne geholfen, weil ich mir sicher bin, dass du einen Freund brauchst. Dir ist etwas Schlimmes passiert, das du heute noch mit dir herumträgst und ich möchte einfach, dass du dein Lächeln wiederfindest. Dass du lernst, das Männer nicht nur zum Frustabbau da sind."
Langsam schritt er an dem Blonden vorbei, legte für einen Moment die Hand auf die Schulter des anderen, bevor er weiterging. An der Tür angekommen blieb Nicholas nochmal für einen kurzen Moment stehen. Im Grunde war es egal, ob er nun alles offenbarte. Kevin würde sich einen Scheiß um ihn kümmern, wenn er das Hotelzimmer verlassen hatte.
"Weißt du, was die Sache am schlimmsten macht? Die Tatsache, dass ich mich in dich verliebt habe. Lando und Carlos waren ziemlich platt, aber auch schockiert. Aber was soll ich sagen? Wahrscheinlich hab' ich auch einen Dachschaden."
Und damit war alles gesagt und er verließ das Zimmer.
+
"Und dir geht es wirklich gut?"
"Ja, mir geht es gut. Du bist bei mir."
Nachdem sich Carlos überzeugt hatte, dass es Lando gut ging, hatte er sich diesen geschnappt und sich mit ihm ins Bett gelegt. Sanft streichelte er über den Rücken, die Seite und den Kopf des Jüngeren, vergewisserte sich immer wieder, dass es dem Brtiten gut ging.
"Du hast Kevin wirklich die Meinung gesagt?"
"Und wie. Ich hab' viel heruntergeschluckt, weil ich Nic nicht verletzen wollte. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie er sich in Kevin verlieben konnte. An dem ist nichts Nettes, nichts Freundliches. Lächeln kann er nur hämisch. Und trotzdem glaube ich auch, dass Kevin viel Leid und Schmerz durchmachen musste. Ich wollte Nic so gerne helfen, dass ich mich richtig hineingesteigert habe."
Irgendwie war Carlos erleichtert, dass Lando von sich aus gemerkt hatte, dass Kevin einfach kein guter Mensch war. Dass sein Freund verbal so austeilen konnte, war ihm nicht neu, hatte er dies aber noch nie so richtig mitbekommen. Sein Gefühl sagte ihm aber auch, dass Lando mit sich selbst hadern würde, weil er Kevin so angemacht hatte.
"Wirst du damit klarkommen, was Kevin gemacht hat?"
"Ich weiß nicht. Kevin hat mich gegen die Wand gedrückt und die Hand an meinen Hals gelegt. Das hat mir echt Angst gemacht. Und ich kann es nicht rechtfertigen, dass er mich so heftig angegangen ist, nur weil er früher mal Probleme gehabt hat. Das ist einfach nicht richtig. Kevin braucht Hilfe, richtige Hilfe. Er kann nicht einfach handgreiflich werden, wenn ihm jemand die Wahrheit sagt."
Mit etwas Schwung zog er Lando auf sich, lächelte liebevoll, als er diesem durch die Haare strich.
"Obwohl er dir wehgetan hat, denkst du wirklich noch an sein Wohl. Weißt du eigentlich, was für ein guter Mensch du bist?"
Errötend senkte Lando seinen Kopf, ruckelte etwas mit seinen Körper, bis er bequem auf Carlos lag.
"Selbst wenn es mit Nic und Kevin nichts wird, hat Kevin es verdient, dass er Hilfe bekommt. Eine ausführliche Therapie ist das Einzige, was mir einfällt."
Nachdenklich nickte Carlos, schob träge seine Fingerspitzen unter den Saum des Pullovers und streichelte die warme Haut am Rücken des Jüngeren. Wirklich begeistert war er nicht, dass Lando weiterhin helfen wollte. Aber er würde diesen kaum davon abhalten können.
"Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich mit Nicholas gesprochen. Ich hab' ihm gesagt, dass er schrecklich ausschaut, dass Kevin ihn kaputt macht und er mit ihm abschließen sollte. Es hat mir das Herz zerrissen, als er so geweint hat."
Traurig nickte Lando an der Brust des Älteren, schnurrte leise, als Carlos' Finger seinen Rücken weiter aufwärts streichelten. So vertraut hatten sie schon lange keine Zeit mehr verbracht, obwohl es nach der Aussprache besser geworden war. Carlos war noch zögerlich, wollte alles richtig machen, nachdem sie über Wochen hinweg kaum noch miteinander gesprochen hatten.
"Für was du dich auch entscheiden wirst, ich werde dich unterstützen", murmelte Carlos leise, schob den Pullover weiter nach oben, sodass er Lando diesen ausziehen konnte. Andächtig streichelte er über die weiche, nackte Haut der Schulter und des Rückens, neckte die feinen Brustwarzen, als sich Lando aufrichtete.
"Danke."
Gezielt schob Lando nun seine Hände unter das Oberteil des Älteren, sorgte dafür, dass auch Carlos dieses loswurde. So schrecklich die Minuten mit Kevin auch gewesen sein mochten, so sehr sehnte er sich nun nach seinem Freund.
TBC ...
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