"Please listen to me."
Mit dem ersten Kapitel wird wohl auch gleich deutlich gemacht, wie Kevin tickt. Ihr habt alle die Einleitung gelesen. Nehme ich an.
Hier geht es schon wirklich gewalttätig zu. Sowohl körperlich, als auch verbal.
Selbstverständlich entspricht nichts der Wahrheit, bezogen auf die Fahrer. Meine eigenen Charaktere die im späteren Verlauf noch Auftauchen werden, sind ganz nach meiner Idee geformt.
Mir ist diese Geschichte sehr wichtig, weswegen ich auch viel Zeit mit Kapiteln brauche. Ich möchte nicht das es einfach dahin geschrieben erscheint.
Auch soll plötzlich nicht alles super toll sein, wenn Kevin merken sollte das es Menschen gibt die ihn wirklich Helfen wollen.
Mir ist bewusst das ich als Autorin soviel rumspinnen kann wie ich möchte und das plötzlich doch Friede Freude Eierkuchen herrscht, wenn Kevin einsieht was für ein Arschloch er war/ist. Aber das würde mir persönlich nicht gefallen und es würde einfach zu unrealistisch erscheinen. Von daher versuche ich schon eine logische, nachvollziehbare Handlung zu erschaffen, die ganz vielleicht auch auf die reale Welt übertragbar sein könnte.
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Ein lustvolles Stöhnen verließ seine Lippen, als die Zunge des Älteren an den empfindsamen Brustwarzen verweilte. Fordernd umspielte die Zungenspitze die feinen Knospen, jagten einen erregten Schauer durch seinen ganzen Körper. Sämtliche Muskeln waren von dem sinnlichen Spiel aus Lecken und Knabbern angespannt. Die Lust stieg von Sekunde zu Sekunde, obwohl der Blonde noch nicht viel getan hatte.
„Bitte ... bitte quäle mich nicht so lange ...", brachte er mühsam hervor, hätte gerne in die Haare des anderen gegriffen, um etwas Halt zu haben. Aber Kevin hatte seine Hände verbunden, dafür gesorgt, dass er sie nicht benutzen konnte. Es machte ihm ein wenig Angst, so eingeschränkt in seinen Handlungen zu sein, aber die Angst, dass Kevin ihm wehtun würde, war größer, weswegen Nicholas das Fesseln seiner Hände einfach hingenommen hatte. Sie hatten sich heute nicht zum ersten Mal getroffen, aber es war das erste Mal, dass Kevin ihm die Hände ans Bett gefesselt hatte.
„Ich spiele so lange mit dir, wie ich es für nötig halte", knurrte der blonde Däne leise, während er sich etwas gröber zwischen Nicholas' Beinen Platz verschaffte. Dass er den anderen heute fesseln würde, war eigentlich gar nicht geplant gewesen. Aber das scheiß Rennen hatte ihn so gefrustet, dass er am liebsten was ganz anderes gemacht hätte als nur fesseln. Aber nachdem er Nicholas bei ihrem zweiten Frust Sex doch ein wenig zu heftig angefasst hatte, wusste er, dass er sich zusammenreißen musste. Er konnte seine angestaute Wut nicht mit Schlägen an dem Kanadier auslassen. Lieber sollte sein Sandsack dafür herhalten und der Jüngere eben für Sex.
Nicholas schluckte hart. Er wusste um die Aggressionen des anderen, wusste, wie schnell Kevin durchdrehen konnte. Auch war der andere reizbar und manchmal auch unberechenbar. Und trotzdem ließ er es jedes Mal zu, dass der Däne ihn für seinen Frustabbau benutzte. Ihr erster gemeinsamer Sex war für ihn ein richtiger Schock gewesen. Aber da es seine erste Saison in der Formel 1 war, hatte Nicholas einfach Angst gehabt es abzulehnen, als Kevin ihm nach einem miesen Rennen klargemacht hatte, dass er ihn ficken wollte. Es hatte so wehgetan, weil Kevin keine Rücksicht auf ihn genommen hatte.
Es war dem Dänen damals nur darum gegangen, seinen Frust abzubauen. Dass Nicholas dabei auf der Strecke geblieben war, war dem anderen egal gewesen. Tagelang konnte er nicht richtig laufen, fühlte sich beschmutzt und auch angewidert, weil er es einfach mit sich hatte machen lassen. Nur seiner Unerfahrenheit und dem großen Respekt gegenüber den alteingesessenen Fahrern geschuldet, hatte Nicholas zugelassen, dass Kevin sich auch ein zweites Mal seinen Körper nehmen durfte. Auch das zweite Mal war keine schöne Erfahrung, aber bei weitem nicht so schlimm wie beim ersten Mal.
Es war nicht so, dass er noch nie Sex mit einem Mann gehabt hatte. Nicholas war sicher auch nicht prüde, wusste aber auch genau, dass er in der teuersten Motorenserie der Welt sicher nicht erzählen sollte, dass er auch was mit Männern anfangen konnte. So würde er seinen Platz schneller wieder los sein als ihm lieb wäre. Und das wollte er ganz sicher nicht riskieren. Aber keiner seiner vorherigen Partner war beim Sex so grob gewesen, wie Kevin es war. Und trotzdem konnte er dem Blonden nie absagen, wenn dieser nach einem miesen Rennen nach ihm verlangte. Irgendetwas hatte Kevin, was Nicholas einfach nicht losließ. Es umgab den Älteren eine Aura, die ihn abschreckte, aber auch anzog, und irgendwie hatte er das Gefühl, dass es einen Grund gab, wieso Kevin bei ihrem Sex so herrisch und manchmal auch grob handelte. Irgendwas musste dem anderen in der Vergangenheit widerfahren sein, was ihn zu dem Menschen machte, den sie alle kannten.
„Hast du es wieder so nötig heute? Kann ich verstehen. Du warst auch wieder echt schlecht unterwegs." Gehässig grinsend umkreiste Kevin die harten Brustwarzen des Jüngeren mit seinen Fingern, zwickte absichtlich fest in diese, erfreute sich an dem Wimmern, welches Nicholas über die Lippen kam. Immer wenn er den anderen nackt und willig unter sich hatte, versetzte es seinem Verlangen einen weiteren Kick. Dass er nach einem echt beschissenen Rennwochenende mit dem Kanadier Frust abbauen würde, war schon eine Art Ritual geworden. Er liebte es, sich in dem engen, heißen Körper zu versenken, tief und hart in diesen einzudringen. Mit jedem Mal, dass er sich in Nicholas versenkte, hatte er das Gefühl, dieser würde enger als das vorherige Mal sein. Es war fast wie ein Rausch, den anderen zu vögeln, den schlanken, begehrlichen Körper unter sich bis an seine Grenzen zu bringen.
Dass Nicholas so verdammt gut beim Sex war, hätte er damals nicht erwartet, als er diesen das erste Mal gefickt hatte. Und Kevin hätte nie erwartet, dass dieser ein zweites Mal zulassen würde. Tief in seinem Inneren wusste Kevin nämlich sehr gut, dass er Nic wehgetan hatte. Auch wenn er wirklich frustriert gewesen war, hätte er Nic niemals ohne Vorbereitung vögeln dürfen. Aber auch alle Handlungen nach ihrem ersten Sex waren im Grunde genommen unverzeihlich.
Nur konnte er nicht über seinen Schatten springen und sich für sein Verhalten entschuldigen. Das passte nicht zu ihm. Niemals entschuldigte er sich für sein Verhalten. Und da Nic ja nicht von selbst abgelehnt hatte und jedes Mal zu ihm kam, nahm Kevin an, dass dieser draufstand, wenn sie Sex hatten und er den Formel-1-Frischling hart rannahm. Außerdem hatten sie schließlich beide was davon. Beide konnten sie Sex mit einem Kerl haben, ohne Angst haben zu müssen aufzufliegen. Weder Nic noch er selbst würden sich gegenseitig ans Messer liefern.
„Du ... du warst noch schlechter als ich ..." Langsam hatte Nicholas es wirklich satt. Er war so erregt, sein Körper schrie nach Erlösung. Aber Kevin hatte noch nicht einmal Anstalten gemacht, seinen Schwanz anzusetzen. Sein eigener Schwanz stand schon schmerzlich empor, feucht von seinem Sperma, aber auch darum kümmerte sich der Blonde nicht. Aus Angst vor der Reaktion des anderen hatte Nicholas die ganze Zeit geschwiegen, hatte alles ertragen, was Kevin gemacht hatte.
Kaum, dass er das Hotelzimmer betreten hatte, hatte Kevin ihn gepackt. Der Däne hatte ihn eisig angeschaut und ihm sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich ausziehen sollte. Mit jeder Sekunde, die er in Kevins Augen zu lange gebraucht hatte, konnte Nic die Hand des anderen auf seinen Po spüren. Kevin schlug nicht fest zu, aber es zwirbelte schon etwas, und als er endlich nackt war, schubste der Ältere ihn einfach auf das Bett und kurze Zeit später hatte er auch schon gefesselte Hände am Bett. Sein Herz hatte ihm bis zum Hals geschlagen und pure Panik überkam ihn, als sich Kevin ebenfalls schnell aus seinen Klamotten geschält hatte und wenig später auf ihm lag. Der kurze Moment, in dem er sich getraut hatte, den Mund zu öffnen und wegen den Fesseln zu fragen, war von Kevin sehr effizient zunichte gemacht worden. Kevin hatte ihn so eisig und finster angeschaut, dass Nic danach kein Wort mehr gesagt hatte. Er hatte in diesem Moment Angst vor dem Älteren. Auch wenn er bis jetzt immer freiwillig zu diesem gegangen war, hatte er schreckliche Angst, dass Kevin auch ohne sein Einverständnis mit ihm schlafen würde.
Wieso fühlte er sich nur zu so einem Menschen wie Kevin hingezogen? Wieso wollte er unbedingt, dass Kevin ihn wahrnahm? Ständig Angst haben zu müssen, war doch nicht richtig. Außerhalb der Rennstrecken ignorierte ihn der Däne doch auch. Und auch an Renntagen war er Luft für den Älteren. Er war nur gut genug, wenn Kevin seinen Frust ablassen wollte. Aber warum machte er da mit?
Nicholas hatte doch schon längst mitbekommen, dass dies keine normale Art war, um Neulinge in der Formel 1 willkommen zu heißen. Nach ihrem ersten Sex hätte er einfach NEIN sagen sollen, hätte ablehnen oder sich wehren sollen, als Kevin ihn zum zweiten Sex orderte. Es war nicht gesund, sich solchen unberechenbaren Menschen auszuliefern, aber irgendwas war an Kevin, was Nicholas jedes Mal wieder zu dem Dänen laufen ließ. Es musste einen Grund für die eisige und aggressive Art und Weise geben, die Kevin ja nicht nur beim Fahren an den Tag legte.
„Du legst es drauf an, was Latifi?!" Bedrohlich nah setzte Kevin seine Lippen ans Ohr des Jüngeren und biss in das Ohrläppchen. „Zügel deine Zunge oder ich stopfe dir dein vorlautes Mundwerk!"
Heute sollte es Nicholas nicht auf die Spitze treiben, wobei es selten vorkam, dass der Kanadier ihm gegenüber so forsch wurde. Eigentlich ließ er es mit sich machen und gab irgendwann Ruhe zu versuchen, ein Gespräch mit ihm zu führen. Aber heute war Nicholas anders.
„Lando hatte recht." Fest blickte er dem Blonden in die Augen, sammelte seinen ganzen Mut, um diese Worte überhaupt über die Lippen zu bringen. Aber es war genug. Kevin hatte schon lange eine Grenze überschritten, was nicht mehr tragbar war. Und wenn er länger als diese Saison in der Formel 1 fahren wollte, musste er diese Sache beenden. Sonst würde er noch ganz kaputtgehen.
„Wie bitte?" Seine Gesichtszüge verhärteten sich und Kevin setzte sich angespannt zwischen den Beinen des Jüngeren auf. „Was hat dieser vorlaute, pubertierende Rotzlöffel gesagt?"
„Dass ..., dass es nicht normal ist. Ich muss das nicht mit mir machen lassen, wenn ich es nicht will. Beim ersten Mal dachte ich noch, das wäre normal. Ich war der Neue. Ich wusste nicht, ob es irgendwelche schrägen Aufnahmebedingungen gab. Du hast mir so wehgetan! Und dich hat es einen Scheißdreck interessiert! Du hast mich einfach mit den Schmerzen, mit den Tränen liegen lassen. Das war kein Sex. Du hast mich vergewaltigt!"
Im ersten Moment war es, als würde Nicholas ihm ins Gesicht schlagen. Seit er den jungen Kanadier für seinen Frustabbau mit ins Bett nahm, hatte dieser noch nicht solche Widerworte verlauten lassen. Natürlich war Kevin bewusst, dass Nic Angst vor ihm hatte und wohl auch davor, dass er vielleicht seinen Platz verlieren könnte, wenn er nicht das machte, was Kevin wollte. Was totaler Schwachsinn war, da Kevin denen bei Williams sicher nicht reinreden konnte.
„Du kleines mieses Früchtchen! Wenn es dir so zuwider war, wieso hast du dich die anderen Male ficken lassen? Da hast du auch deinen Arsch hingehalten! Und soweit ich mich erinnere, bist du auch zum Abschuss gekommen!" Fest ballte er die Hände zu Fäusten, musste sich wirklich beherrschen, damit seine Hände sich nicht selbstständig machten.
„Weil ich verdammt noch mal Angst vor dir Arschloch hatte! Du hast mir doch nie eine Chance gelassen! DU hast bestimmt, dass ich mitkomme. Ich hatte so eine Angst mich auszuziehen. Weißt du, dass man auch zärtlichen Sex haben kann? Dass man dem anderen auch schöne Momente geben kann? Du hast nur an dich und deinen Frust gedacht. Ich war dir von Anfang an egal! Du hast mich nur genommen, weil ich der Neue bin. Ich habe lange versucht mir einzureden, dass es einen Grund geben muss, wieso du mich so schlecht behandelst, wieso du im Allgemeinen alle um dich herum so mies behandelst. Aber es gibt keinen Grund. Du bist einfach ein schlechter Mensch! Ich wollte das nie glauben, ich wollte wissen, wieso du so bist. Aber immer, wenn ich gefragt habe, hast du mich bedroht! Damit ist Schluss. Ich lass' mich von dir nicht noch weiter kaputtmachen."
Er wollte doch nur Sex. Okay, er hatte Nicholas mit den Fesseln wohl wirklich überrascht. Wobei das wohl auch nicht richtig war, wenn er daran dachte, wie ängstlich dieser geschaut hatte. Anfangs hatte der andere noch an den Fesseln gezogen, hatte um sich getreten, bis er mal wieder seine Stimme und die Hand erhoben hatte, um Nicholas zu verdeutlichen, wer das Sagen hatte. Aber nun mit voller Wucht zu hören, was der andere über ihn dachte, traf irgendetwas in seinem Inneren, von dem sich Kevin ganz sicher war, dass er es nicht hatte. Erfolgreich hatte man ihm schon vor Jahren eingebläut, dass man sich alles holen konnte, was man wollte. Und wenn andere sich sträubten, nahm man es sich trotzdem. Egal wie. Bei Nicholas hatte er das Gefühl, ein leichtes Spiel zu haben. Immerhin war dieser wie ein scheues Reh gewesen. Und nun sollte sich das alles wegen diesem vorlauten Briten geändert haben? Wieso gab Lando überhaupt solche Ratschläge?
„Du hast es diesem Pausenclown für Arme erzählt?" Kevin schnaubte gefährlich tief. Spannte seinen kompletten Körper an und presste seine flache Hand so fest auf die Hüfte von Nicholas, dass er dessen Schmerz im Gesicht sehen konnte. Mit einem Mal setzte alles bei Kevin aus und er presste sich hart auf den Körper des Jüngeren, zwang diesem einen heftigen Kuss auf und brachte seinen Penis mit wenigen Griffen in die richtige Position. Das hatte Nicholas nicht umsonst gemacht! Niemand hatte davon zu wissen, was er mit dem anderen machte. Niemand! Auch wenn er nicht mehr so geil und hart war - zum Ficken des anderen würde es reichen. Niemand sprach so mit ihm - schon gar nicht seine Vorlage zum Frustabbau.
Panik überkam ihn, als sich Kevin brutal auf ihn legte und ihm einen Kuss aufzwang. Auch wenn er Lando versprochen hatte zu kämpfen und sich nichts mehr gefallen zu lassen, war er im ersten Moment so geschockt, fast schon starr vor Angst. Aber dann erwachte sein Kampfgeist. Er würde sich hier nicht ein weiteres Mal vergewaltigen lassen. Die anderen Male hatte er vielleicht zugestimmt und gehofft, so an Kevin heranzukommen.
Aber so wie der andere gerade drauf war, würde es wie beim ersten Mal sein und darauf konnte Nicholas verzichten. Hätte er doch nur auf den McLaren-Fahrer gehört und wäre Kevin aus dem Weg gegangen, hätte sich irgendwo seinem Team angeschlossen oder was mit George unternommen. Bis hier und nicht weiter! Nicholas wusste nur eine Sache, die Kevin dazu bringen würde, von ihm abzulassen. Fest biss er dem anderen in die Zunge, schmeckte sogar ein wenig Blut, als der Däne seinen Kopf wegzog und ihm im nächsten Moment eine schallende Ohrfeige verpasste.
„Hör auf! Ich will das nicht mehr!" Tränen liefen über sein Gesicht. Schmerzen breiteten sich in seinem Kopf aus und Nicholas war froh, dass sie erst in zwei Wochen wieder ein Rennen haben würden. Auch wenn er nichts lieber als wegwollte, so zwang er sich ruhig zu atmen. Kevin noch wütender zu machen, wäre sicher nicht die klügste Idee. Irgendwo musste doch noch ein kleiner Rest Menschlichkeit in Kevin stecken. „Kevin ... bitte. Du bist nicht so ... Du bist doch eigentlich nicht dieses Arschloch ..." Für einen kurzen Moment hatte Nic das Gefühl, eine Veränderung in den Augen des anderen gesehen zu haben. War das seine Chance?
„Bitte. Bitte hör auf mir wehzutun. Ich ... ich hätte das auch ohne Drohungen deinerseits gemacht ... Kevin, ich halte dich nicht für einen bösen Menschen ... Du kannst nicht schon immer so gewesen sein ... Warum? Warum bist du so?" Gerne hätte er sich die Tränen vom Gesicht gewischt, aber seine Hände waren noch immer gefesselt.
„Du? Freiwillig? Niemand gibt sich freiwillig mit mir ab. Niemand!" Sein Körper zitterte bedrohlich und das erste Mal hatte Kevin das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Er verlor nie die Kontrolle. Er bestimmte alles! Nicholas war ein Nichts, ein Niemand! Dieser Typ würde ihn nicht weich kriegen.
Das war wohl die einzige Chance, die er bekommen würde, um an Kevin herankommen zu können. Hatte Lando womöglich mit seinen Vermutungen recht? Hatte man Kevin Leid angetan? Hatte man dem Dänen in der Vergangenheit vielleicht auch Schmerzen zugefügt und ihn zu dem Mann gemacht, der er heute war? Eine Möglichkeit wäre es. Jetzt musste er schauen, dass Kevin ihm wenigstens die Fesseln abmachen würde.
Und dann? Abhauen wäre wohl die logistische Entscheidung. Aber wäre es auch die richtige? Nein, dafür hatte er sich schon zu sehr an Kevin verloren. Es machte Nic Angst, dass er wirklich Gefühle für den anderen entwickelt hatte. Irgendwie war es schon krank, für den Mann Gefühle zu entwickeln, der einem eigentlich nur Leid und Schmerz zugefügt hatte. Aber wenn Kevin nicht gerade richtig schlimm frustriert war, konnte der Sex mit diesem wirklich ganz angenehm sein. Und man konnte sicher auch vieles mehr mit dem anderen Unternehmen als sich nur im Bett zu wälzen.
„Bind mich los. Bitte."
Was immer es war oder wie immer er es geschafft hatte, aber Kevin schien gerade empfänglich für seine Bitten zu sein. Nickend band der Däne seine Hände los. Sofort zog Nicholas die Hände vor seiner Brust und rieb sich die Gelenke.
„Danke." Er lächelte leicht, versuchte, nicht unruhig zu wirken. Ganz traute er dem Frieden nicht. Bei Kevin konnte jeden Moment wieder etwas aussetzten und das wollte er unter allen Umständen vermeiden.
„Es wird nie wieder vorkommen", sprach Kevin leise, als er sich von Nicholas entfernte. Reflexartig schob er dem jungen Kanadier eine Decke über den entblößten Unterleib, bevor er aus dem Bett stieg und seine Klamotten zusammensuchte.
„Kevin ... Ich ... Es..." Stockend setzte sich Nicholas auf, fuhr sich durch die Haare. „... Es hat nicht immer wehgetan. Und ich bin mir sicher ..., wenn ..., wenn du mich auch mitmachen lässt ... wäre es für uns beide ein schönes Erlebnis ..."
Rasch hatte er sich angezogen. Seine komplette Anspannung war aus seinem Körper gewichen. Schon so lange hatte er seine wahren Emotionen verschlossen, nichts und niemanden an sich herangelassen. Und dann kam dieser Kanadier daher und brachte ihn mit seiner plötzlichen Abwehr völlig aus dem Konzept. Dass sich jemand wehrte, war neu und es verwirrte Kevin gleichermaßen.
„Hör zu. Ich sag es nur einmal. Es tut mir leid. Ich hätte niemals ohne Vorbereitung Sex mit dir haben dürfen. Ich hätte dich niemals ansprechen dürfen. Am wenigsten hätte ich dich einfach dazu drängen dürfen, mit mir zu gehen. Du hast vollkommen recht. Ich bin ein Arschloch. Ein großes Arschloch. Ich habe früh gelernt, dass man nichts geschenkt bekommt. Dass Zuneigung von anderen Menschen Bullshit ist. Mit Liebe und Zuneigung gewinnt man nichts und man bekommt sonst auch nichts. Nur wer kämpft, wer sich durchbeißt und nie klein beigibt, erreicht was im Leben. Egal was man dafür opfern muss, egal welcher Preis dafür gefordert wird."
Nicholas war erschrocken, aber auch sprachlos. Dass Kevin mit einem Mal so viel von sich preisgeben würde, hatte er nicht erwartet. In all den Wochen, in denen sie sich zum Sex getroffen hatten, waren nie so viele Worte aus dem Mund des Dänen gekommen. Sein Herz schlug schneller, weil Nicholas ahnte, dass diese Geste etwas sehr Großes für Kevin sein musste. Wenn dieser niemanden an sich herangelassen hatte, wusste wohl auch kaum jemand, was dem Älteren widerfahren war.
Sein verräterisches Herz freute sich so sehr darüber, dass Nicholas automatisch lächelte. Vielleicht hatte er doch eine Chance, Kevin davon zu überzeugen, dass sie sich beide unter normalen Umständen ja mal treffen könnten. Sie könnten essen gehen oder ins Kino. Oder was der Däne gerne mochte. Selbst wenn seine Gefühle nicht von dem Dänen erwidert werden würden, konnte er doch versuchen, diesem ein Freund zu sein, auch wenn dies schwerfallen würde. Aber mehr als einen Partner zum Sex brauchte Kevin einen Freund, der ihm zuhörte, der für ihn da war.
Nicholas war sich nicht sicher, ob es Kevin überfordern würde, wenn er diesem erzählen würde, dass er Gefühle für diesen hegte und sich tatsächlich auch eine Beziehung vorstellen konnte. Wahrscheinlich würde Kevin ihn für bescheuert halten. Lando war ja auch ziemlich erschrocken gewesen, als er das diesem gebeichtet hatte. Aber was konnte er dafür, dass er sich in Kevin verliebt hatte? War er wirklich, wie die Menschen, die immer zu jemandem zurückkehrten, der ihnen eigentlich nicht guttat? Musste er wohl, sonst wäre er doch nicht jedes Mal wieder mit Kevin losgegangen, obwohl er wusste, was ihn erwarten würde. Aber er war eben auch naiv und hoffnungsvoll. Nicholas wollte nicht akzeptieren, dass Kevin das große Arschloch war. Er wollte den verdammten Grund hinter dieser Maske finden.
„Kevin ..."
„Nein, lass gut sein. Ich werde dich in Ruhe lassen. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Nicht mir dir und nicht mit den anderen."
Natürlich war Nic bewusst, dass er nicht der erste Kerl war, der mit Kevin im Bett gewesen war. Nach dem, was dieser vage von sich gegeben hatte, gab es auf jeden Fall in jungen Jahren auch bei Kevin einen Mann oder mehrere Männer, die dem Dänen nicht gutgetan hatten. Ob Kevin den anderen Männern vor ihm auch so eine vertrauliche Geste hatte zukommen lassen? Eine leise Stimme sagte deutlich NEIN.
„Kevin ... Bitte lass mich ausreden."
Heftig schüttelte der Däne den Kopf und es war das erste Mal, dass Nicholas wirklich Reue und Scham, aber auch Angst und Hilfslosigkeit in den Augen des Älteren sehen konnte. Es tat weh, weil er solch einen Ausdruck bei dem Haas-Fahrer nicht kannte. Wie seine skandinavischen Kollegen war auch Kevin kühl, beherrschend und wortkarg.
„Wir sehen uns an den Rennstrecken."
Er hatte keine Zeit, um noch etwas zu sagen oder gar schnell genug aus dem Bett zu springen. Kevin hatte sich so schnell umgedreht und das Zimmer verlassen, dass er nur traurig hinterherschauen konnte. Auch wenn ein Teil seines Ichs wusste, dass er einen großen Erfolg gegenüber Kevin feiern sollte, so fühlte sich Nic trotzdem nicht freudig. Ja, er hatte es geschafft, sich gegen den Älteren zu wehren und dieser schien davon ja auch sehr unbeeindruckt gewesen zu sein. Immerhin hatte Kevin seine Fesseln gelöst und ihm quasi sein Leben offenbart.
Was sollte er denn jetzt machen? Sich von Kevin fernhalten? Für seinen Seelenfrieden wäre das bestimmt die beste Lösung, aber für sein verräterisches, kleines, verliebtes Herz würde eine Welt zusammenbrechen. Vielleicht sollte er Kevin erst mal ein bisschen Zeit für sich geben, bevor er es nochmal mit einem Gespräch versuchen würde. Ob er sich Kevin offenbaren würde, wusste Nicholas nicht wirklich. Er würde es auf den Verlauf des Gespräches drauf ankommen lassen - insofern Kevin überhaupt jemals wieder mit ihm reden sollte.
Vielleicht sollte er jetzt erst mal Lando anrufen. Immerhin war ausgerechnet der junge Brite in den letzten Wochen eine Stütze für ihn geworden. Hätte es Lando nicht gegeben, dann wäre er sicher nie so mutig gewesen und hätte sich gewehrt. Eigentlich war es schon überraschend, dass er ausgerechnet mit Lando ins Gespräch gekommen war. Wirklich viel Zeit hatten sie an der Rennstrecke noch nicht miteinander verbracht. Man sah sich, man grüßte sich und man sprach auch ein paar Worte. Lando war unglaublich aufgeschlossen, war lustig und für jeden Spaß zu haben. Dieser Kerl war einfach unglaublich lebhaft und eine Frohnatur. Dass der Brite auch eine andere Seite hatte, war überraschend. Aber Nic bereute es nicht, sich dem Jüngeren anvertraut zu haben. Vielleicht konnte Lando ihm auch ein weiteres Mal einen Rat geben.
TBC.
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