!Trigger-Warnung! 
Es wird Gewalt erwähnt und angewendet. Auch wenn es in Rahmen ist, möchte ich warnen. Gewalt geht gar nicht! In keiner Form.
Ich hab hier ja länger nicht geschrieben, weswegen ich doch etwas unsicher bin ob das Kapitel gut geworden ist. Im Grunde bin ich schon sehr Zufrieden, aber Restzweifel bleiben irgendwie immer. 

+

Einige Zeit später...

Carlos wusste nicht, wie lange er sich diesen Anblick noch antun konnte. Seit Tagen – eigentlich seit Wochen – war Nicholas nicht mehr er selbst. Seit Kevin mehr oder weniger klar gemacht hatte, dass er Nicholas nicht mehr brauchte, war der Kanadier nur noch ein Schatten seiner selbst. Und mit jedem hämischen Blick und Grinsen des Dänen in die Richtung von Nicholas wurde es schlimmer.

„Hey Nic. Hast du mal einen Moment?"

Carlos hatte extra abgewartet, bis es im Paddock leerer wurde. Die Qualifikation und sämtliche anfallenden Termine waren erledigt. Lando war noch bei Jon und würde später zu ihm auf das Zimmer kommen. Also hatte Carlos etwas Zeit und diese wollte er unbedingt für ein Gespräch mit Nicholas nutzen.

„Ich wollte eigentlich gerade zurück zum Hotel."

„Wir verziehen uns in meinen Container. Da wird uns niemand stören. Aber ich würde wirklich gerne mit dir Reden Nic."

Seufzend nickte der Williams Fahrer. Wirklich Lust hatte Nicholas nicht, aber er wusste das Carlos nicht lockerlassen würde. Und im Grunde war er dem Spanier ja auch dankbar, dass dieser sich Zeit nahm. Seit Carlos auch von den Sachen zwischen Kevin und ihn wusste, war dieser neben Lando eine wichtige Stütze und Hilfe geworden.

Wie bestellt und abgeholt ließ Nicholas sich auf der kleinen Couch nieder, nachdem sie bei Carlos im Container waren. Mit schweren Schultern ließ er seinen Kopf hängen und starrte auf den Boden, während er die Hände im Schoss verschränkt hatte.

„Nic, so geht das nicht weiter. Du gehst jeden Tag mehr kaputt."

„Ich weiß."

„Ich kann sicher nicht nachvollziehen, wie du dich fühlst. In meinem Leben war ich noch nie in so einer Situation. Lando und ich haben zwar auch unsere Probleme, aber wir Arbeiten dran. Ich will das nicht sagen, wirklich nicht. Aber du solltest dir Kevin aus dem Kopf schlagen. Er tut dir nicht gut."

„Vor zwei Wochen habe ich gesehen, wie er einen seiner Mechaniker an gegraben hat. Kevin hat mich gesehen und keinen Hehl daraus gemacht. Sein Blick war so kalt und das Grinsen hämisch. Heute habe ich wieder gesehen, dass er sich jemanden geschnappt hat. Und dabei ist das Rennen erst morgen.

Es war so unglaublich schwer die Fassung zu bewahren. Wie gerne wäre Carlos zu Kevin gegangen und hätten diesem nicht nur verbal seine Meinung gesagt. Aber Gewalt war keine Lösung. Es würde Nicholas über seinen Liebeskummer auch nicht hinweghelfen können. Dieser blöde Däne wusste genau welche Knöpfe er Drücken musste, um Nic noch mehr Schmerzen zuzufügen. Manchmal fragte Carlos sich, ob die seelischen Schmerzen nicht viel schlimmer waren als die Körperlichen.

„Du bist dünn und blass. Du lächelst kaum noch. Nic, glaubst du nicht auch das anderen auch bald auffallen wird, das was nicht stimmt?"

„Ich kann nichts dafür Carlos. Mein Kopf weiß das Kevin nicht gut für mich ist, dass es nie eine Chance gab das aus uns mal was werden würde. Irgendwann hätte ich mich vielleicht damit abgefunden, wenn wir wenigstens eine Chance auf Freundschaft gehabt hätten, auch wenn es schwer gewesen wäre. Mein Herz will diesen Arsch aber nicht einfach aufgeben. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe mich selbst nicht. Wie kann man sich in jemanden wie Kevin verlieben?"

Hilflos gestikulierte Nicholas mit seinen Armen, während Tränen über seine Wangen liefen. Er war so verzweifelt, so hoffnungslos am Ende. Das Liebe so schmerzhaft sein würde, kannte er nur aus Filmen, aber nicht persönlich. Bei keiner seiner Beziehungen hatte er so gelitten. Aber keine seiner Beziehungen war wie Kevin gewesen. Es mochte vielleicht auch ein wenig Mitleid sein, was ihn leitete, weil ihm der Däne einfach wirklich leidtat, aber in erster Linie war es wirklich Liebe, die er empfand.

+

Wie ein kleiner Fuchs wuselte Lando durch sein Hotelzimmer. Die Quali war wirklich sehr gut gelaufen und nachdem er alle Termine erledigt hatte und Jon auch fertig mit ihm war, fuhr er zum Hotel, wo er sich noch frisch machen wollte. Heute Abend würde er sich einen gemütlichen Filmabend mit Carlos machen. Noch hatten sie nicht alle Probleme aus der Welt geschaffen, aber sie waren auf einen guten Weg.

Summend strich er sich durch die Haare, richtete das Bett her und lächelte verträumt. Auch wenn er zu Carlos gehen würde, musste sein Zimmer ja nicht ganz so chaotisch Aussehen.

Das Klopfen an der Zimmertür ließ Lando mit in seinem Gewusel stoppen. Carlos würde es nicht sein, da er wusste das dieser noch im Paddock war. Vielleicht Jon der noch was vergessen hatte.

Als Lando die Tür öffnete, hatte er vielleicht mit einigen Dingen gerechnet, aber nicht mit eisblauen Augen, die ihn anstarrten.

„Hallo Lando."

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und Lando erschauderte es sogar. Was um alles in der Welt wollte Kevin bei ihm?

Ohne ein weiteres Wort drängte Kevin sich einfach in das Hotelzimmer, gab der Tür einen Schubs und trat in die Mitte des Zimmers. Sein Blick war kalt, die Augen zusammengekniffen als er Lando musterte.

„Du Pausenclown hast also gemeint dich in Sachen einmischen zu wollen die dich einen Scheiß angehen? Hat man dir nicht beigebracht, dass Kinder sich nicht einzumischen haben, wenn Erwachsene was zu klären haben?"

Lando schlug das Herz bis zum Hals und er hatte Angst. Richtige Angst. Aber er wollte sich diese nicht anmerken lassen. Kevin hatte so viel Leid und Schmerz über Nic gebracht und dieser meinte hier Auftauchen zu müssen um sich wie ein Gockel aufzuplustern. Irgendwas in Lando setzte aus. Was bildete sich dieses Arschloch eigentlich ein?

„Meine Eltern haben mir beigebracht, dass man hilft, wenn jemand Hilfe braucht. Ich habe keine Ahnung was du gelernt hast. Aber sicher nicht wie man gutmütig mit Menschen umgeht. Bist du nur hier, weil du Ärger machen willst?"

Man sah Kevin deutlich an, dass er mit diesem Gegenschlag nicht gerechnet hatte. Der junge Brite hatte die Eier und hatte ihm Konter gegeben, eine Tatsache die Kevin so in seinem Leben auch noch nicht oft erlebt hatte.

„Das was Nicholas und ich machen, geht dich ein Scheiß an."

„Es geht mich was an, wenn jemand völlig fertig in einer Ecke hinter Reifen sitzt und am Ende ist! Es geht mich was an, wenn dieser jemand mit blauen Flecken auftaucht, mit deutlichen Abdrücken im Gesicht. Es geht mich was an, wenn dieser jemand sexuelle missbraucht wird! Es geht mich was an, wenn dieser jemand sich wegen dir großkotzigen Arschloch den Kopf zerbricht und meint es wäre richtig was passiert ist! Es ist absolut nicht in Ordnung, andere zu schlagen zu demütigen und zu erniedrigen! Und schon gar nicht zu Vergewaltigen, weil man Frust schiebt! Also verdammt noch mal, hör auf hier den großen Macker zu spielen! Du bist das Allerletzte! Du widerst mich so dermaßen an, dass ich Kotzen möchte."

Lando bebte vor Wut, als er sich vor Kevin aufgebaut hatte. In seinem ganzen Leben war er noch nie so wütend und sauer gewesen. Der Hass, den er all die Zeit auf Kevin unterdrückt hatte, brodelte gefährlich an die Oberfläche. All die Wochen hatte er immer versucht für Nicholas da zu sein, wollte diesem gegenüber nicht zeigen, wie sehr er Kevin für seine Taten verabscheute. Außerdem glaubte er selbst daran, dass Kevin nicht immer so gewesen war. Aber in diesem Moment, wo der Däne sich dreist in sein Hotelzimmer gedrängt hatte, war das Fass übergelaufen. Auch ein Pausenclown konnte irgendwann nicht mehr.

„Weißt du, ich habe null Ahnung was bei dir schiefgelaufen ist! Vielleicht bist du zu heiß gebadet wurden, oder zu oft von der Wickelkommode gefallen! Aber irgendwas muss in deiner Vergangenheit passiert sein, dass dich zu diesem kalten widerlichen Arschloch hat werden lassen. Nic und ich sind uns einig, dass man nicht als so ein Arsch geboren wird."

Fest spannte Kevin seine Arme an, ballte die Fäuste und preschte so schnell auf Lando los, das dieser keine Chance hatte zu Reagieren. Grob packte er den jungen Briten an den Schultern und drückte Lando mit Gewalt gegen die Zimmerwand.

„Halt dein Maul! Ihr habt keine Ahnung!"

„Wie den auch? Du gibst doch niemanden die Chance eine Freundschaft zu dir aufzubauen!" auch wenn ihn die Angst quasi lähmte war Lando nicht gewillt nachzugeben. Er hoffte nur das irgendjemand vorbeikommen würde, da er nicht einschätzen konnte wie viel Gewalt Kevin wirklich Aufbringen würde, nachdem er diesen in die Ecke gedrängt hatte.

Die blauen Augen funkelten gefährlich. Kevin knurrte leise. Wieso war dieses Kind so mutig und aufmüpfig? Hatte Nic wegen Lando plötzlich Eier in der Hose?

„Niemand braucht Freunde. Die verlassen einen auch, wenn man sie am dringendsten braucht!"

„Das stimmt nicht. Jeder braucht Freunde. Und ich weigere mich zu glauben, dass du nie Freunde gehabt hast. Auch du wirst jemanden gehabt haben, der dir wichtig war mit dem du über alles reden konntest. Wieso es diese Person nun nicht mehr gibt, weiß ich nicht. Aber ich weiß das Nicholas nichts dafürkann. Genauso wenig wie all die anderen Kerle mit denen du Frust abgebaut hast."

Vorher er den Mut nahm Kevin verbal so gegenüberzutreten wusste Lando nicht. Vielleicht lag es daran, dass er nicht immer als naiver kleiner Junge dastehen wollte, oder einfach, weil viele ihn einfach Unterschätzten. Aber viel hatte es wohl wirklich auch mit Nicholas zu tun, der so viel Leiden musste, nur weil er sich in Kevin verliebt hatte und dieser ihn wie den letzten Dreck behandelte. Das hatte niemand verdient.

„Weißt du Kevin. Verzieh dich einfach. Du machst hier einen auf Lauten und dabei bist du einfach nur irgendwann, so richtig schlimm verletzt wurden. Ja, ich habe Nic geraten sich gegen dich zu wehren, weil es unmenschlich ist und war, was du abgezogen hast. Und trotzdem wollte Nic versuchen eine wirklich ehrliche Freundschaft zu dir Aufzubauen, wobei ich mir schon gleich gedacht habe das dies nichts wird. Du bist nicht an so was interessiert. Wieso auch immer. Es wird das Beste sein, wenn Nic sich wirklich von dir fernhält. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn wegholen werde, wenn ich merke, wie schlecht es ihm wegen dir geht."

Kevin wusste nicht was es war, er konnte das Gefühl nicht Zuordnen was sich durch seinen Körper zog. Wütend blickte er Lando an, presste die Lippen fest aufeinander. Dieses blöde halbwüchsige Balg nahm sich Dinge heraus, die unglaublich waren. Aber irgendwie war nicht das wirklich das Schlimmste. Viel schlimmer war für Kevin, dass Nicholas und Lando scheinbar eine wirkliche Freundschaft aufgebaut hatten. Immerhin hatte sich der Kanadier dem kleinen Briten anvertraut, hatte sich dessen Rat zu Herzen genommen und Lando selbst trat unglaublich leidenschaftlich für den Kanadier ein, dass es Kevin fast Würgen ließ.

Wäre Kevin auch nur halbwegs ehrlich zu sich, hätte er dem brennend Gefühl in sich einen Namen geben können. Aber im Grunde kannte er dieses Gefühl in Bezug auf Gefühle nicht wirklich. Bei Pedder hatte er dies nie gespürt und auch bei all den anderen Kerlen danach nicht.

„Nicholas ist mir egal. Er war nur ein Zeitvertreib. Niemand hat ihn darum gebeten, sich in mein Leben einzumischen. Ich Ficke, wen ich will und wann ich will. Die Nachrichten waren doch alle Feige! Angesicht zu Angesicht hat der Penner doch keine Eier in den Hosen, um mir das zu sagen."

Sarkastisch lachte Lando auf, schüttelte kurz darauf traurig den Kopf.

„Wie soll er es dir ins Gesicht sagen, wenn du dich Feige und Verlogen zurückziehst? DU gehst Nic aus dem Weg, nicht er dir! DU hast doch nur Angst, dass er dir all die Dinge wirklich direkt ins Gesicht sagt. Und damit kannst du nicht umgehen. Immer hatten alle Angst vor dir, aber Nic ist da anders. Das verkraftet dein Ego mal gar nicht."

Die letzte Sicherung brannte durch und Kevin legte seine rechte Hand um den Hals von Lando. Voller Abscheu blickte er dem jungen McLaren Fahrer in die Augen. Wann hatte sein Leben komplett den Halt verloren? Wieso hatte er dies nicht mehr unter Kontrolle? Seit er Nic mit zu sich genommen hatte, war alles anders. Sein komplettes Handeln und Denken waren beeinflusst von dem Jüngeren und das versetzte Kevin schon in eine Art Panik. Nie wieder wollte und würde er sich von jemanden anderen Beherrschen lassen. Nie wieder würde er es zulassen, dass jemand anderes die Kontrolle über ihn hatte.

Lando schluckte hart. Angst und Panik durchzog seinen Körper. Dieser Wutausbruch nahm eine neue Dimension an.

Bevor die Situation vollkommen eskalierte, klopfte es an der Zimmertür und ruckartig ließ Kevin von Lando ab. Gehetzt blickte er sich um, drehte sich um und flüchtete zu Tür, welche er aufriss und binnen weniger Sekunden das Zimmer verlassen hatte.

„Lando?"

Unsicher blickte Romain in das Zimmer, aus welchem sein Teamkollege soeben geflohen war. Also hatte die Damen am Empfang Recht behalten, als diese ihm sagte das Kevin bei Lando sei.

„Was hat er den jetzt schon wieder angestellt?"

Seufzend betrat Romain das Zimmer, schloss die Tür und näherte sich vorsichtig dem jungen Briten. Lando wirkte völlig verstört und strich sich immer wieder auffällig über den Hals.

Hey Carlos. Ich glaube du solltest so schnell wie möglich zu Lando auf sein Zimmer kommen.

Instinktiv hatte er den Spanier geschrieben, wusste er doch um die enge und tiefe Freundschaft der beiden. Und irgendwie bezweifelte Romain das es was gebracht hätte, wenn er Zak oder Andreas aufgesucht hätte.

Solange er auf Carlos wartete, konnte er versuchen weiterhin an Lando heranzukommen und gleichzeitig überlegen, wie und was er zu Kevin nach diesem Abgang sagen sollte. Das Offensichtlich was Schlimmes vorgefallen sein musste, sah er nicht nur an Lando, sondern auch an dem panischen Abgang seines Teamkollegen.

„Oh Kevin."

TBC...

So, noch eine kleine Anmerkung.War der Auftritt von Lando in Ordnung? Ich weiß das Lando immer anders dargestellt wird, aber ich empfand diese Darstellung schon sehr passend und für Kevin eben sehr überraschend.