Part 2: Das Ding mit dem Charakter
Vorab: Bevor mir irgendwelche pseudo-Psychiater mit ,, das ist alles ausgedacht, du bist nicht krank, hör auf nach Aufmerksamkeit zu suchen, etc" kommen. Es ist diagnostiziert, ich war einen ganzen Monat in einer Tagesklinik untergebracht, eure "Diagnose" ist mir also egal. Ich suche damit nicht nach Aufmerksamkeit, ich beschreibe, von dem ganzen hier wissen gerade mal meine Familie sowie mein bester Freund. Naja irgendwie gehört er ja dazu.
Also, das Ding mit dem Charakter. Das ist so eine Sache, die sich für "normal" denkende Menschen nach Blödsinn anhört.
Stellt euch vor ihr seid in einem Raum gefangen, vor euch befinden sich zwei Türen. Auf der einen steht "Wut", die andere wurde mit "Trauer" beschriftet. Ihr denkt euch, das es ganz normale Emotionen sind? Falsch, beides ist so extrem das ihr weder die Gefühle noch euch kontrollieren könnt.
Wut, ein sich anstauendes Gefühl, gemischt mit Hilflosigkeit weil man niemanden verletzten möchte aber nicht weiß wie man sie los wird. Dabei muss der Auslöser ja nichtmal etwas gravierendes sein. Jede noch so banale Kleinigkeit, wie ein Stift der zu Boden fällt oder eine klemmende Tür, kann dafür sorgen.
Trauer, gefolgt vom selbsthass weil man es nicht aufhalten konnte und wieder in ein Tief rutscht. Ein Tief aus dem es schwer heraus zu schaffen ist. Es klammert sich an dein Leib, wie ein Tiger an seine Beute. Es reißt alle vergangenen Wunden wieder auf und bei jeder Kleinigkeit fängst du an zu weinen.
Wie erkläre ich ein Tief, am besten so.
Ein Tief ist eine lang anhaltende Phase von Niedergeschlagenheit, lustlosigkeit, Taubheit und auch physischen Schmerzen im Körper. Man hat weder Lust aufzustehen, raus zu gehen um sich mit Freunden zu treffen, noch den eigenen Körper zu pflegen. Man schafft nichtmal die kleinste Aufgabe. Geschirr stapelt sich in der Küche, die Wäsche liegt ungemacht herum und der Müll häuft sich Bergeweise.
Man ist angeekelt von sich selbst, wie kann man sich nur so verkommen lassen.
Der selbsthass kommt auf, weinkrämpfe und damit folgt die Wut. Eine Wut auf sich selbst, alles und jeden, ja, auch auf den Staub auf dem Regal. Die Wut möchte raus, aber wie?
Lasse ich diese an Familie und Freunden aus die ich damit verletzen und verlieren würde?
An mir selbst?
Vielleicht aber auch an den Möbelstücken, die ja sowieso nur im Weg sind.
Stellt euch diese beiden und viele andere Emotionen in diesem Ausmaß vor, vermischt, gleichzeitig, aufeinander folgend und alles am selben Tag. Manchmal stündlich wechselnd, jedes noch so kleine Ding löst ein Extrem aus.
Ein Leben zwischen jauchzen und totaler trübseligkeit. Ein Leben zwischen zwei extremen.
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