Chapter 16 -Lucas-

Wie sie da gestanden hatte, so zerbrechlich und klein, so verloren. Ich hatte sie fest halten wollen und ihr zeigen dass sie mich verrückt machte. Jeder einzelne Körperteil von ihr, manche etwas mehr als Andere vielleicht, machten mich verrückt.
Bei ihr war es so schwierig der kalte und überlebensfähige Lucas zu sein.
Bei ihr lechzte ich nach jedem noch so kleinen Lächeln, dass ich bekommen konnte, und als sie so traurig da stand, brachte es mich fast um den Verstand.
Als die Polizisten kamen, wäre ich beinahe auf sie los gegangen, ich hatte sowieso nichts zu verlieren, solange sie nicht auf meine Familie zurück kamen.
Doch Tessas Angst, die ich in ihren Augen sah als ich sie hinter mich geschoben hatte, fesselte mich und ich wollte sie nicht alleine lassen.
Als nun ein Auto haarscharf an uns vorbei raste, und ich sie gerade noch so zur Seite stossen konnte, war es beinahe um mich geschehen vor Sorge, was mich nur noch mehr verunsicherte, so etwas sollte ich eigentlich nicht fühlen.
"Spinnst du? Hast du keine Augen im Kopf oder wolltest du überfahren werden?"
Ohne es zu wollen waren meine Worte hart geworden, die Sorge darin war nicht zu überhören.
Es machte mich wütend dass ich es nicht einfach lassen konnte, doch ihr Blick war ins Leere gerichtet, sodass ich nicht anders konnte, als weich zu werden.
Ich wollte mit ihr weiter gehen, doch sie stemmte sich dagegen, und ich sah den Ekel über sich selbst in ihren Augen, als sie mit ihre Hände entgegen streckte.
Sie waren Blutverschmiert und ihre zusammen gepressten Lippen verursachten ein unwohles Ziehen in mir.
Ich kam mir vor wie der letzte Softie, als ich ihre Hände in dem Brunnen wusch, doch als ich über ihre weiche Haut strich, konnte ich nicht anders als die Zähne angestrengt zusammen zu beissen.
Als sie begann zu lächeln und ihr Blick auf unseren Händen lag, wurde ich beinahe panisch. Mein Herz klopfte schneller als ich ihr kleines Lächeln in mich aufsog und schnell zog ich die Hände zurück, bevor ich noch die Kontrolle über mich verlor.
Was sie mit mir anstellte war echt nicht gesund, jede ihrer Bewegungen erregte meine Aufmerksamkeit und jedes Mal wenn ich sie hilflos unter all dem harten Leben hier sah, hatte ich das Verlangen sie zu schützen, von all dem ab zu schirmen und fest zu halten.
Es war falsch dass sie solvh eine Wirkung auf mich hatte.
Schnell setzte ich meine Maske wieder auf, versuchte wieder zu dem zu werden, den ich vor ihrer Ankunft hier so erfolgreich gespielt hatte, bevor sie alles über den Haufen geworfen hatte, und mich keinen klaren Gedanken fassen liess, wenn sie neben mir stand.
"Können wir weiter?"
Ich sah wie sie versuchte tapfer zu sein und sich ein konzentrierter Ausdruck über ihre feinen Gesichtszüge legte.
"Klar", antwortete sie, und leckte sich über die Lippen, während sich ihre Augen auf mich richteten.
Ich musste all meine Selbstbeherrschung zusammen nehmen um sie nicht auf der Stelle an den Brunnen zu pressen und ihre feinen Lippen zu spüren.
Schnell verwarf ich den Gedanken, es gab noch immer eine Wette, die es zu gewinnen gab, und da waren Gefühle an der falschen Stelle.
Ich erklärte ihr irgend etwas unwichtiges über den Skater Platz, während ich mich innerlich sammelte.
Ich musste sie von mir weg stossen.
Sie war so gebrechlich und unschuldig, je mehr sie mit mir zu tun haben würde, desto mehr musste sie ertragen, und das wollte ich nicht.
Sie auf Abstand zu halten würde schwer werden, vor allem wenn ich mal von den ehrenhaften Gründen dafür abwich.
Aber wenn ich ihr nicht ihr Leben zerstören wollte, noch mehr als ich es mit der Wette vielleicht tun würde, dann sollte sie mich nicht mögen.
"Kennst du denn viele?"
Die Frage kam perfekt, perfekt um mein Manöver zu starten, doch als ich auf meine Antwort "Alle", ihren erstaunten und gefesselten Blick sah, war es hart, ihren nächsten Satz zu unterbrechen.
"Und genau weil ich alle kenne, kann ich es mir nicht leisten mit einem kleinen Schwächling daher zu kommen, du verstehst das vielleicht nicht aber hier wird alles zu deiner Schwachstelle gemacht, was man findet. Also bemüh dich etwas...härter aus zu sehen."
Ich kam mir vor wie das grösste Monster aller Zeiten, als sie zurück wich, und ich ihr nicht einmal in die Augen sehen konnte.
Zum Teil war es die Wahrheit.
Jeder hier hatte einen Ruf, je besser oder stärker dieser war, desto weniger Leute machten dir oder deiner Familie Probleme. Ich vertraute sowieso nur meinen Jungs, bei all den anderen war ich mir sicher, dass selbst die Treuesten nach schwachen Stellen bei mir Ausschau hielten.
Und ich wusste, dass Tessa eine Schwachstelle für mich war. Eine gewaltige, bereits jetzt würde ich vieles dafür geben, sie gesund in meinem Arm zu halten, auch wenn mich das komplett aus dem Konzept brachte. Aber wenn man heraus fand dass sie...so zerbrechlich und unerfahren war, würden viele hier genauso reagieren wie ich. Oder anders, ein neues Spielzeug, eines das anders war als die Mädchen hier, interessant und ahnungslos.
Das wollte ich ihr nicht an tun, und deshalb hatte ich den letzten Teil des Satzes auch hinzu gefügt.
Ich hatte die Hoffnung dass wenn ich sie wütend machte, oder verletzte, sie darauf reagieren würde, und sich somit unbewusst selbst schützen würde.
Es funktionierte auch, doch es gefiel mir gar nicht wie sie mich jetzt ansah.
Doch sie hatte nun etwas Stärke an sich, und dadurch dass sie mich jetzt wahrscheinlich nicht mehr ausstehen konnte, würde es auch nicht sonderlich schwer sein, den Leuten vor zu spielen, wie egal sie mir war.
Aber wieso war es so grausam hier? Ich fragte es mich dass erste mal, erst jetzt fiel mir ein was man hier tun musste, um jemanden zu beschützen, der einem etwas bedeutete.
Gerne wäre ich so egoistisch gewesen, und hätte jedem auf diesem Platz klar gemacht, dass er sie nicht ansehen sollte, aber wenn ich sie von mir weg stiess, hatte sie grössere Chancen hier mit allem klar zu kommen.
Als wir durch den Eingang schritten, hatte sie ihre Haltung verändert, sie wirkte stark und unabhängig, ich bewunderte sie dafür, wie sie mit dem Erlebten abschloss, bei uns war es ein Muss, wenn wir weiter existieren wollten, aber für sie musste es schwer sein, das zu akzeptieren.
Ich selbst bemerkte auch heute wieder, wie mein Körper routine mässig eine andere Haltung annahm, ich stärker und dominanter wurde, und als die ersten Blicke auf uns fielen, war ich wieder der Lucas von früher, spielte meine Rolle perfekt und überlebte.
Doch dieses Mal hatte meine Rolle einen anderen Hintergrund, dieses Mal wollte ich nicht so authentisch wie möglich auf treten um meiner Familie Respekt zu verschaffen, und es ihnen somit etwas leichter machen, sondern ich wollte etwas anderes.
Ich wollte damit jemanden beschützen, der sich gegen meinen Willen in meinem Kopf fest gesessen hatte, und mich zur Verzweiflung brachte, da ich mich wie der letzte Idiot benahm, wenn sie in der Nähe war.
Doch vielleicht war es besser so, vielleicht würde ihre Wut auf mich alles leichter machen.
Und dennoch, als ich über den Park, Richtung der Anderen, lief, waren meine Gedanken nur bei Tessa.

Ich habe bemerkt das Kapitel aus Lucas Sicht ziemlich gut ankommen, ich versuche auch die Überlegungen seiner Handlungen mit ein zu bringen.
Sagt mir ob ich weiter machen soll, einige aus seiner Sicht zu schreiben;)
Lg tala

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