9.Kapitel
Schweigend sahen wir auf das Meer und hingen unseren Gedanken nach, bis ich mich die Stille unterbrach. "Was beschäftigt dich?".
-Chloë PoV-
"Was beschäftigt dich?", kam es auf einmal von Steve, als wir schweigend am Strand saßen. Ich wandte meinen Blick vom Meer ab und drehte meinen Kopf in seine Richtung. Er drehte ebenfalls seinen Kopf, sah zu mir und unsere Blicke trafen sich. Blau trifft auf blau-grün. "Warum? Warum ich? Was hab ich gemacht, um das zu verdienen?". "Ich glaub einfach, dass jemand seine Probleme auf dich projiziert. Schließlich lebst du das Leben, von dem Viele träumen. Du bist Talentiert, Reich, Bekannt, Erfolgreich und warst bis vor kurzem in einer glücklichen Beziehung. Das ist das Leben das sich Tausende wünschen. Es wirkt einfach. Als würdest du für wenig Aufwand einfach Millionen zugesteckt bekommen. Modeln... Für mich sieht es einfach aus, als würdest du einfach in Unterwäsche für ne Minute auf einem Steg auf und ablaufen. Etwas was jeder machen könnte". "Man glaubt, das was wir machen sei ganz leicht, einfach nur dastehen und hübsch aussehen, aber es geht um die Einstellung dazu. Ich verkaufe nicht nur ein Produkt, ich verkaufe eine Fantasie. Das ist wie Football. Theoretisch kann es jeder spielen. Bloß ob du dafür geeignet bist, ist ne andere Frage. Oder Cop sein. Für einen Mensch der bei einem Schuss die Panikattacke seines Lebens bekommt, ist das wohl nicht der passende Beruf. Und so ist das schlussendlich auch beim Modeln. Du kannst ne übergewichtige 90-Jährige in Unterwäsche auf den Catwalk schicken, aber ob sich das dann so viele anschauen, geschweige denn kaufen, ist wieder was anderes. Und ich kann diese Fantasie vermitteln. Dafür sorgen, dass sie mich sehen und denken 'Wow, das will ich auch. Darin sehe ich super aus'. Wie gesagt... Ich verkaufe Fantasien. Das Problem ist nur, dass die Leute wahnsinnig oft die Fantasie mit der Realität verwechseln. Sie denken, sie würden dich kennen. Sie verwechseln das Mädchen, dass sie im Ferseh oder in der Zeitschrift sehen mit mir. Aber sie verstehen nicht, dass es nur ne Rolle ist, die ich annehme. Und das kann einem wirklich manchmal Angst machen. So wie mir im Moment die gesamte Situation Angst macht... Manchmal überlege ich, ob ich nicht doch einfach alles hinschmeißen soll...". Ich hörte, wie meine Stimme brach, löste meinen Blick von Steve und starrte auf den Sand. "Hey, hör mir zu... Am liebsten würde ich dir versprechen, dass alles wieder gut wird. Aber das kann ich nicht... Du wirst diese Angst nicht einfach abstellen können. Sie wird dein ständiger Begleiter sein, dein Schatten, egal wo du bist. Deine Angst wird dich hindern Sachen zu tun, die du liebst und das solange, bis du erkennst, dass sie nur ein Klotz an deinem Bein, unnötiger Ballast, solange bis du erkennst, dass sie dir nicht hilft. Nimm die Angst als Warnung, aber lass nicht zu, dass sie dich an irgendwas hindert, sonst wirst du das irgendwann bereuen". "Du hast wahrscheinlich recht", seufzte ich, ließ mich auf den Rücken in den warmen Sand fallen und blinzelte gegen die strahlende Mittagssonne. Für einige Minuten herrschte Stille, bevor ich sie unterbrach."Warum mach ich das überhaupt? Warum kann ich nicht einmal aufgegeben und alles hinschmeißen?!", fragte ich verbittert. "Ich werde dir jetzt etwas sagen, was du schon lange weist. Das Leben besteht nicht nur aus Hochglanzmagazinen und den Fantasien perfekt zu sein. Es ist oft genug hässlich, gemein, rammt dir in dem Moment an dem du es am Wenigsten erwartest ein Messer in den Rücken uns scheißt darauf, was du willst. Vergleiche dein Leben mit einem Spiel. Wenn du aufgibt verlierst du das Spiel, wenn du kämpfst gewinnst du, auch wenn es für dich vielleicht nicht so aussieht.Die einzige Person die dir im Weg stehen kann, bist du Selbst. Und du scheinst das eigentlich verstanden zu haben". Wortlos, mit einem -vor Bewunderung- offen stehenden Mund sah ich Steve an. "Solltest du jemals die Taskforce an den Nagel hängen, solltest du Motivationsredner werden... Du wärst ausgebucht". Schmunzelnd sah er mich an, stand auf und hielt mir eine Hand hin. "Komm, wir fahren". Lächelnd ignorierte ich die Hand, stand auf und griff nach meinen High Heels, während Steve seine Schuhe wieder anzog. Fragend zog er eine Augenbraue hoch, als er sah, dass ich mich rückwärts laufend bereits wieder auf den Weg zum Auto gemacht hatte. "Keine Schuhe?". "Erstens sind wir auf Hawaii... Da brauchst du keine. Zweitens, erst an der Straße. High Heels auf einem Trampelpfad ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei". "Ich hab mich vorhin schon gefragt, wie du Das geschafft hast". Mit großen Schritten hohlte der Braunhaarige zu mir auf, während ich nur "Jahrelange Übung" erwiderte. Seite an Seite liefen wir den Trampelpfad zur Straße hoch und stiegen dort angekommen in das blaue Auto ein. "Können wir das Radio anmachen?", fragte ich, als wir von der Landstraße auf den Highway fuhren. "Klar". Mit einer geübten Bewegung schaltete er das Radio an und drehte es laut.
I've wasted my nights
You turned out the lightsNow I'm paralyzedStill stuck in that timeWhen we called it loveBut even the sun sets in paradise
Laut tönte die Stimme meines Bruders aus den Lautsprechern und ich stieg sofort mit ein. Alleine ihn zu hören, auch wenn es nur ein Lied war, nahm mir aus unerklärlichen Gründen ein Teil meine Sorgen für den Moment ab und sorgte dafür, dass ich mich frei und glücklich fühlte.
I'm at a payphone trying to call homeAll of my change I spent on you
Where have the times gone, baby it's all wrongWhere are the plans we made for two
Im Augenwinkel sah ich, dass Steve mich lächelnd beobachtete, wie ich das Fenster runterfuhr, mich rauslehnte und den mir ins Gesicht peitschenden Fahrtwind genoss. Lange fuhren wir die Küste entlang, an der die Wellen brachen, bevor wir über eine Brücke fuhren, in eine kleine Stadt hinein. An die Straße grenzten auf der Fahrerseite nur wenige Häuser, sodass regelmäßig der Ozean hervorblitzte, während auf meiner Häuser in den verschiedensten Farben und Größen standen und ab und zu mal dem Auslauf eines Berges Platz machten. Nach zwei schwungvollen Linkskurven fuhren wir ein paar Meter auf der anderen Seite des Highways, bevor Steve den Highway mit einer scharfen Rechtskurve verließ und mit deutlich langsameren Tempo in ein Wohnviertel einbog. Er parkte und stieg wortlos aus, was ich ihm keine Sekunde später nachmachte, indem ich aus dem Pick-Up sprang, die Tür zuwarf, meine Handtasche umhängte, den übrig gebliebenen der drei Koffer auf der Ladefläche nahm und ihm nachlief. Von einen kleinen Durchgang, welcher -wie das gesamte Grundstück- von Sträuchern und Palmen umgeben war, führte ein Weg zu einem Haus, welches durch seinen etwas altmodischen Stil, die weiße Farbe und das rote Dach einladend aussah. Als ich an der Haustür ankam, sperrte Steve diese gerade auf und lies mir den Vortritt. Als erstes stach mir ein brauner Ledersessel ins Auge, die passende Couch dazu stand links neben der Haustür. Gegenüber der Couch stand der Fernseher und wenn man den Blick ein wenig weiter nach rechts wandern lies, war dort -direkt gegenüber der Haustür- war eine riesige Glastür, durch welche man das Meer sehen konnte. Zwischen der Glastür und dem Wohnzimmer lag war in einer Ecke ein kleines Büro und man sah auf der rechten Seite die Andeutung eines weiteren Raumes . Rechts von der Haustür ging eine Treppe hoch, welche in den ersten Stock führte, wo hinter einer Art Empore, auf welcher zwei Sessel standen, mehrere Türen weggingen.
"Lässt du mich auch noch rein?", kam es von Hinten belustigt und Steves Stimme riss mich aus meiner... was machte ich eigentlich? Ich stand in der Gegend rum und sah mir die Räume an, welche ich sah. Hausbesichtigung konnte man das nicht wirklich nennen. Jedenfalls riss Steve mich aus dem, was auch immer ich tat und erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer in der Eingangstür stand. "Natürlich, sorry", entschuldigte ich mich und trat schnell aus dem Weg. Der Braunhaarige schloss die Tür hinter sich und stellte meine Koffer neben die Treppe. "Fühl ich wie zuhause, okay?". Brav nickte ich, mit dem Wissen, dass ich mich benehmen würde, als wäre ich in einem Museum. "Komm, ich zeig dir das Haus". Zügig führte er mich durch das Erdgeschoss, welches außer dem Wohnzimmer noch aus einer Küche, einem Essbereich, einem Bad und einem Arbeitszimmer, welches durch eine Tür mit der Garage verbunden war, bestand. "Das war das Erdgeschoss. Oben sind nur noch Schlafzimmer. Ich zeig dir schnell ich das Gästezimmer und dann kannst du erstmal in Ruhe ankommen". Steve nahm wie vorhin bereits zwei meiner Koffer und ging mir voraus die Treppen hoch, während ich ihm mit dem letzten Koffer und meiner Handtasche folgte. "Das ist mein Zimmer", im vorbeigehen klopfte er kurz an eine geschlossene Tür, bevor er die Nächste öffnete. "Und das ist das Gästezimmer". Er stellte die Koffer beiseite und deutete auf eine Tür gegenüber des Bettes. "Da ist noch ein Bad". "Danke". "Wofür?", fragte Steve verwirrt. "Für alles. Dafür, dass du und dein Team bereit seit euer Leben für mich in Gefahr zu bringen und dafür, dass ich hie wohnen darf. Das ist nicht selbstverständlich". "Für mich schon. Komm in Ruhe an. Ich bin unten. Wenn was ist, schrei einfach". Damit verließ er das Zimmer und schoss die Tür hinter sich.
Mit einem verstohlenen Grinsen sah ich zwischen der geschlossenen Tür und dem wirklich verdammt weich und fluffig aussehendem Bett hin und her sah, bevor ich mich wie ein kleines Mädchen auf das Bett warf und in den weichen Decken versank. Glücklich lächelnd blieb ich einige Minuten liegen, bevor ich mich dazu zwang aufstehen und meinen Kofferinhalt in den Schrank in den Schrank zuräumen.
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Auch wenn die meisten es wahrscheinlich kennen... Steves Haus:
Lied: Beautiful - Bazzi ft. Camila Cabello
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