24
(24.12, 7:13) Astraia: Bereit einen Tannenbaum mit Luz und mir kaufen zu gehen? J
(24.12, 10:00) Yesh: Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Ist gestern noch spät geworden.
(24.12, 10:20) Astraia: Wie war es denn?
(24.12, 10:30) Yesh: Ich berichte später. Sehen wir uns in einer Stunde? Holst du mich ab? Ich glaube, wir drei und ein Tannenbaum passen nicht auf mein Motorrad J
Die beiden vereinbaren noch den Ort, an dem Astraia ihn abholen soll und schreiben danach, bis zu ihrem Treffen nicht mehr.
„Bereit einen Tannenbaum zu kaufen?", fragt Astraia, als sie das Fenster herunter gelassen hat und Yesh schon am Straßenrand stehen sieht.
„Aber sowas von", grinst er ihn an. „Und seid ihr beide bereit?", fragt er sie und Luz, die hinten sitzt.
„Ich dachte, ich komme schon raus, dann musst du keinen Parkplatz suchen", erklärt er ihr. Die drei fahren eine Weile, bis sie schließlich beim Tannenbaumverkauf ankommen.
„Mir scheint es, als wäre alles Gute schon weg", sagt Astraia und scheint enttäuscht zu sein. Eigentlich kaufte ihre Familie immer einen Tannenbaum zusammen, vor allem weil sie auf das Geld achten müssen. Dieses Jahr war irgendwie doch alles noch stressiger geworden und sie hatten es nicht mehr unter einen Hut bekommen.
Nach einer Weile entdeckt Yeshua dennoch einen Tannenbaum, der den beiden Mädchen gefällt. Die drei lassen den Tannenbaum zusammenbinden und Astraia und Yeshua schnüren ihn gemeinsam aufs Dach. Luz macht große Augen und schaut den beiden fasziniert zu.
„Es sieht aus, wie in den ganzen Weihnachtsfilmen, die wir schauen", freut sie sich und sieht die beiden an.
„Willst du die letzte Schnur festmachen?", fragt Yeshua ihre kleine Schwester, die total begeistert ist und vor Freude in die Luft springt. Er hebt sie hoch und sie kann die letzte Schnur festmachen, sodass sie den Baum zu Astraia und Luz nach Hause bringen können. Als sie Zuhause bei Astraia ankommen, sind ihre beiden Elternteile gerade nicht da. Ihre Mutter ist auf dem Markt und wahrscheinlich brachte ihr Vater gerade die nächste Ladung Kekse vorbei. Die drei tragen den Baum ins kleine Wohnzimmer und stellen ihn auf.
„Wollen wir ihn auch gemeinsam schmücken? So, wie wir es eigentlich jedes Jahr machen?", fragt Astraia. Es scheint sie ein wenig traurig zu machen. Eigentlich haben sie es die letzten Jahre alle immer gemeinsam gemacht. Ihr Vater hatte Luz jedes Jahr hochgehoben und Luz hat einen Stern auf die Spitze getan.
„Vielleicht kann Yeshua uns ja heute helfen", sagt Luz, weil auch sie bemerkt hat, dass ihre Eltern dieses Jahr nicht mit schmücken werden.
„Hebst du mich hoch?", fragt Luz, als Astraia schon die ersten Kisten aus dem Keller geholt hat. Yeshua hatte in der Zwischenzeit den Baum aufgestellt. Luz hatte ihm geholfen, in dem sie gesagt hat, ob der Baum gerade steht.
„Wie hoch denn?", grinst Yeshua sie an.
„So, dass ich da oben ankomme", sagt sie und zeigt auf die Spitze. Yeshua wartet nicht lange und hebt Luz in einem Moment hoch, in dem auch Astraia anwesend ist. Luz hat das Schmücken eingeleitet. Inzwischen sind auch alle Kisten oben und die drei schmücken gemeinsam den Baum.
„Wollen wir als Belohnung noch eine Runde Schlitten fahren gehen?", fragt Astraia ihre Schwester grinsend, als die drei den fertig geschmückten Baum sehen. „Das haben wir wirklich großartig gemacht", freut sie sich.
„Danke, dass du uns geholfen hast", sagt sie. Yeshua antwortet nicht darauf. Er scheint sowieso, seit er Luz hochgehoben hat, schweigsam zu sein.
„Ich muss dann auch auf den Markt", sagt er und verabschiedet sich hastig.
Die beiden Mädels holen den Schlitten aus dem Keller. Luz zieht sich ihren Schneeanzug an und bevor auch Astraia sich fertig angezogen hat, sitzt Luz draußen im Schnee.
„Warte doch mal", lacht sie. Luz hat sich inzwischen auf den Schlitten gesetzt und will gezogen werden.
„Auf zu Mama!", sagt sie und Astraia zieht sie nun erst einmal. Es ist tatsächlich genug Schnee gefallen, dass die beiden den Schlitten durch den Schnee zum Markt ziehen können. Da sie keine Keksladung haben, brauchen sie kein Auto. So weit weg ist der Weihnachtsmarkt tatsächlich nicht. Sie brauchen trotzdem eine Weile.
„Jetzt will ich auch mal gezogen werden", sagt Astraia nach einer Weile und schmollt, weil Luz einfach auf dem Schlitten sitzen bleibt.
„Du bist zu schwer", sagt Luz lachend.
„Na gut, dann ziehe ich dich eben weiter", sagt Astraia und zieht noch eine Weile, bis ihre Arme schlapp machen.
„Jetzt brauche ich aber wirklich eine Pause, Luz. Du musst eine Weile ziehen. Von mir aus auch ohne mich" , erklärt sie. Die beiden stampfen eine Weile durch den Schnee, bis sie am Markt angekommen sind. Astraia schaut sofort zu Yeshuas Bude, doch dort ist niemand. Er hatte vorhin doch gesagt, dass er zum Stand müsse und deshalb ist er gegangen. Doch seine Bude ist zu. Geschlossen. Astraia wundert sich darüber, es ist aber schnell wieder vergessen, als ihre Mutter beginnt, ihr Anweisungen zu geben.
Heute würde der Weihnachtsmarkt bloß noch bis fünfzehn Uhr aufhaben, weil die meisten um sechzehn Uhr sowieso in die Kirche gehen und um siebzehn Uhr Bescherung machen. Da würde sich der Laden nicht mehr lohnen. Um fünfzehn Uhr konnten sie den Laden das letzte Mal bis nächstes Jahr schließen und Astraia kann es kaum erwarten.
Um dreizehn Uhr wird sie allerdings gebeten, unbedingt noch ein letztes Mal den Job als Elfe zu machen. Das Kostüm würde sie am wenigsten vermissen. Sie schleppt sich noch ein letztes Mal zum Job. Dies ist eigentlich das, was sie heute an Heiligabend am wenigsten gerne machen würde. In einem dummen Elfenkostüm stecken und Kinder betreuen. Heute würde es bestimmt richtig anstrengend werden, weil heute am meisten Menschen da sein werden. Sie muss trotzdem hin. Als sie dort ankommt, herrscht allerdings helle Aufregung.
„Was ist denn los?", fragt sie.
„Der Weihnachtsmann ist nicht da", erklärt jemand ihr.
„Yesh?", fragt sie. Er hatte die ganze Zeit über das Weihnachtsmannkostüm getragen und nun war er nicht da. Zu seinem größten Auftritt. Die Kinder warteten. Astraia wurde eben gerade erst gesagt, dass sie nun einen Auftritt haben würden. Einen großen. Dies hatte ihr niemand gesagt, als sie mit dem Job angefangen hatte.
„Ähm. Ich kann nicht tanzen. Und singen schon gar nicht", versucht sie sich irgendwie herauszureden, doch wird schnell abgewürgt, denn es gibt momentan wichtigere Probleme, als eine Elfe, die nicht singen und nicht tanzen will. Den ganzen Dezember über war sie drum herum gekommen. Sie würde sich nicht heute, ausgerechnet beim letzten Mal, total blamieren.
„Du musst!", erklärt ihr eine andere Elfe und verschwindet, um den Weihnachtsmann zu suchen. Astraia versucht nun zu helfen.
„Ihr werdet ihn nicht finden. Er scheint heute nicht auf dem Markt zu sein. Seine Bude ist geschlossen"
„Das ist seine Pflicht, hier zu sein!", beschwert sich der Chef.
„Was ist denn, wenn ich ihn ersetze?", fragt Astraia vorsichtig.
„Ein Mädchen den Weihnachtsmann spielen? Ich glaube auch", sagt der Chef.
„Warum denn nicht?", fragt eine andere Elfe. „Elfen haben wir sowieso genug. Da fällt eine fehlende nicht auf. Aber wir haben keinen Weihnachtsmann und so schnell werden wir auch keinen männlichen Ersatz finden. Oder wollen sie etwa auf die Bühne? Yeshua war das einzig männliche Mitglied in diesem Club", versucht sie ihn zu überreden.
„Okay. Nein, ich werde diese Bühne nicht betreten. Du machst es. Aber du musst glaubwürdig sein. Verstell deine Stimme. Du hast Yeshua oft genug gesehen. Mach es besser", erklärt der Chef ihr. Sie schält sich aus dem Elfenkostüm und die andere Elfe hilft ihr, sich abzuschminken. Als Weihnachtsmann konnte sie nicht das Make-Up einer Elfe tragen. Der Chef geht inzwischen auf die Bühne und sagt eine kleine Verzögerung an.
„Danke. Du bist meine Retterin", bedankt sie sich bei der Elfe.
„Schon wieder?", lächelt diese.
„Was?", fragt Astraia verdutzt.
„Ich bin es, Felice", lächelt sie.
„Oh. Ich hab dich gar nicht erkannt", erwidert Astraia.
„Ist auch schwer, unter dem ganzen Make-Up. Und gestern sah ich ja auch komplett anders aus. Es ist also gerechtfertigt", lacht diese.
„Du rockst das, als Weihnachtsmann meine ich"
„Weißt du, wo Yesh ist?", fragt Astraia sie. Darauf reagiert Felice jedoch nicht, denn sie muss auf die Bühne. Singen und Tanzen. Zum Glück konnte Astraia dem Ganzen entfliehen. Sie hätte sich blamiert. Da ist es ihr doch lieber, den Weihnachtsmann zu spielen. Der Chef hilft ihr noch mit dem Bart und schließlich ist auch sie Startbereit auf die Bühne zu gehen. Sie winkt in die Menge und die Kinder jubeln. Ihr wurde noch nie in ihrem Leben so zugejubelt und ein wenig genießt sie es auch.
Sie meistert den ganzen Auftritt wunderbar. Es fällt tatsächlich nicht auf, dass eine Elfe fehlt und dass sie ein weiblicher Weihnachtsmann ist, fällt den Kindern auch nicht auf. Bart sei Dank. Dieser lässt ihre Stimme noch ein bisschen tiefer wirken, sobald sie die Stimme verstellt. Die Elfen und der Weihnachtsmann versammeln sich draußen auf dem Platz unter dem großen Baum. Dort stehen überall Bänke, auf die sie sich setzen und der Chef bedankt sich nun bei allen. Die Elfen gehen sich alle umziehen. Astraia sieht Felice nicht noch einmal, sonst würde sie sie bestimmt mit Fragen löchern. Sie setzt sich auf die Bank unter dem Baum und schaut in den Himmel. Es hat wieder angefangen, zu schneien. Es fallen dicke Flocken herunter. Ein perfektes, fast perfektes Weihnachten. Nur Yesh fehlt. Ein weißes Weihnachten wünscht sie sich immer, seit sie klein ist. Sie holt das Handy heraus, welches sie in ihrer roten Jacke hat. Das Kostüm kann sie nicht ausziehen, auch den Bart nicht, weil hier überall Kinder herumlaufen. Sie steckt sich die Stöpsel in die Ohren und hört ihre Weihnachtsplaylist.
Sie wird unterbrochen, weil jemand von hinten kommt und ihr die Hände vor das Gesicht hält.
„Yesh?", fragt sie hoffnungsvoll.
„Hat er wirklich so kleine Hände?", fragt Lumi lachend.
„Ich glaube nicht", sagt Astraia, doch etwas enttäuscht.
„Was macht ihr denn hier?", fragt sie die beiden. Lumi und Sirius stehen beide vor ihr.
„Wir wollten dich an Heiligabend noch einmal sehen. Und wir müssen doch schließlich unsere Geschenke austauschen", erklärt Sirius und hält zwei Päckchen in der Hand.
„Oh, ich habe eure in meinem Rucksack. Der ist im Zelt"
„Warte, ich hole ihn kurz", sagt Sirius.
„Woher wusstet ihr, dass ich der Weihnachtsmann bin?", fragt Astraia ihre beste Freundin.
„Ich habe da so meine Quellen", sagt sie lachend. In diesem Moment kommt Sirius zurück und hält den Rucksack in die Höhe. Die drei tauschen ihre Geschenke aus. Sie überreichen sich ihre Pakete und jeder beginnt, sein eigenes, erstes auszupacken.
„Wow. Geil", sagt Lumi, denn sie ist die erste, die das Paket von Astraia aufbekommt.
„Danke", sagt sie und umarmt ihre Freundin. „Und etwas für den Hunger", lacht sie, als sie das Schmalzgebäck entdeckt"
„Er ist selbst genäht", verkündet Astraia.
„Von dir?", fragt Lumi und ihr fallen fast die Augen aus dem Kopf.
„Nein. Ich habe ihn hier auf dem Markt gefunden", lächelt sie.
„Ich freu mich riesig. Wirklich. Danke, du bist die Beste"
„Gern geschehen", sagt Astraia lächelnd.
„Gefällt dir dein Geschenk auch?", fragt Astraia, weil Sirius bis jetzt noch immer nichts gesagt hatte, obwohl er das Geschenk von Astraia schon ausgepackt hatte. Einen Moment hat sie Angst, dass es ihm nicht gefällt.
„Bist du wahninnig?", fragt er sie.
„Warum?", fragt sie erschrocken.
„Das ist ein Geigenbogen"
„Ja, und?", fragt Astraia, nun noch mehr verunsichert.
„Der muss doch ein Vermögen gekostet haben"
„Warum?", fragt sie nun wieder.
„So, wie der verarbeitet ist"
„Bitte, sag mir das du dafür kein Vermögen ausgegeben hast"
„Ich habe kein Vermögen dafür ausgegeben. Wenn du es genau wissen willst, er ist von einem sehr netten Mann hier auf dem Weihnachtsmarkt. Er hat ihn selbst hergestellt. Und ich habe ihn eventuell mir ein paar Keksen bestochen", lacht Astraia, um ihren Freund zu beruhigen.
„Und nun mach du deine beiden Päckchen endlich auf", sagen die beiden anderen. Astraia hatte tatsächlich noch keines der Pakete angerührt, denn sie war zu sehr gespannt auf die Reaktion der anderen beiden fixiert gewesen.
„Welches zuerst?", fragt sie, weil Sirius und Lumi dafür bekannt sind, etwas Gemeinsames in zwei Päckchen zu verschenken.
„Das kleinere", grinsen die beiden sie an.
„Ihr beiden spinnt doch", sagt sie, als sie beiden Päckchen ausgepackt hat. Sie ist fast zu Tränen gerührt. In dem kleinen Paket waren Polaroid Bilder und in dem großen die passende Kamera. Astraia hatte eine Sammlung verschiedener Kameras. Die meisten hatte sie tatsächlich von den beiden geschenkt bekommen.
„Du hast sie dir doch schon so lange gewünscht. Wir dachten, dieses Jahr wäre der passende Zeitpunkt", erklären sie lächelnd. Sie legt den Film in die Kamera und schießt das erste Foto mit den beiden gemeinsam.
Inzwischen ist es schon fast drei Uhr und die beiden müssen dringend wieder nach Hause, weil sie noch eine Weile brauchen, und ihre Familien schon da sind.
„Wir sehen uns die Tage, okay? Jetzt hast du ja wieder mehr Zeit für uns", sagt Lumi grinsend und gibt ihr einen Kuss auf die Wange.
„Fröhliche Weihnachten", erklärt sie.
„Euch auch", sagt sie, als sie auch noch Sirius umarmt und die beiden verschwinden. Sie setzt sich noch einmal auf die Bank und steckt sich die Kopfhörer wieder in die Ohren, um ihre Playlist weiterzuhören. Sie will noch ein Lied hören, bevor sie zu ihrer Mutter zurückgeht.
This Christmas von Oh Wonder. Das Lied von Yesh und ihr. Erst jetzt wird ihr bewusst, wie gut es in die Situation passt und wie traurig das Lied eigentlich ist. Im selben Moment, in dem das Lied in der Mitte ankommt, taucht er auf einmal auf. Er steht vor ihr. Einfach so, aus dem nichts.
„Wie siehst du denn aus?", fragt er lachend, als er sie sieht.
„Weinst du?", fragt er im nächsten Augenblick. Sie steht auf.
„Yesh?", fragt sie, weil sie ihren eigenen Augen nicht trauen kann.
Die beiden stehen unter dem großen Tannenbaum. Er wischt ihr die Tränen aus dem Gesicht.
„Was ist denn los?", fragt er sie besorgt.
„Alles, was ich mir dieses Weihnachten wünsche, bist du", erklärt sie. Die Musik läuft immer noch. Sie hat das Lied noch einmal von vorne abspielen lassen und steckt nun den anderen Kopfhörer in sein Ohr.
„Darf ich dich küssen?", fragt er im nächsten Moment.
„Ja, bitte", sagt sie. Er zieht den Bart herunter und ihre Lippen treffen sich in der Mitte. Astraia könnte in diesem Moment nicht glücklicher sein.
„Außerdem bist du dem Weihnachtsmann ja noch einen Kuss schuldig, was", sagt er grinsend, als sie sich voreinander lösen.
„Dann müsste ich mich ja selbst küssen", lacht sie nun.
„Dem Weihnachtmann, der gerade Pause macht", grinst er sie an. Nun beugt sie sich noch einmal vor und küsst ihn noch einmal. In diesem Moment toben in ihrem Bauch die Bienen.
„Ich glaube, es ist noch nicht offiziell. Willst du meine Freundin sein?", fragt er.
„Ja, ja ich will deine Freundin sein", sagt sie lächelnd.
„Vorher muss ich dir allerdings noch etwas sagen", beginnt er und weiß, dass er mit diesem Geständnis alles ruinieren wird. Sie wird nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Sie wird ihn hassen. Sie wird nicht mehr seine Freundin sein wollen und ihn verachten. Wie es sein Vater getan hat.
„Bevor ich dir das nicht gesagt habe, kann ich dich nicht noch einmal küssen", sagt er.
„Oh, okay", sagt sie und wartet darauf, dass er beginnt zu sprechen, doch es kommt nichts. Er hat zu viel Angst vor ihrer Reaktion. Er würde es am liebsten für sich behalten. Aber er muss es ihr sagen. Sie bleibt still und gibt ihm die Zeit, die er braucht.
„Ich bin Schuld am Tod meiner Schwester", schafft er es nach einer Weile.
„Was?", fragt sie verdutzt.
„Ich bin Schuld, dass Skadi gestorben ist", sagt er es noch einmal, es ist immer noch nur ein Flüstern.
„Das glaube ich dir nicht. Das kann nicht sein" Nun ist sie diejenige, die seine Tränen aus dem Gesicht wischt.
„Ich bin das Auto gefahren, als es passiert ist", sagt er mit wackeliger Stimme.
„Was ist denn passiert?", fragt Astraia flüsternd.
„Ein Auto ist in die Seite gefahren, wo Skadi saß"
„Aber das ist doch nicht deine Schuld", versucht Astraia ihn davon zu überzeugen.
„Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen", sagt er weinend.
„Du hattest keine Schuld, oder?", fragt sie ihn.
„Der Fahrer hatte getrunken und ist über rot gefahren"
„Dann trägst du keine Schuld"
„Aber Skadi hätte nicht mitfahren müssen. Sie wollte bei meinem Dad bleiben"
„Und ich habe sie trotzdem mitgenommen. Wäre sie bei meinem Dad geblieben, dann würde sie heute noch leben", sagt er tonlos.
„Mein Vater hat mir die Schuld gegeben. Dann hat er sich das Leben genommen."
„Das tut mir Leid, Yesh. Aber du hast keine Schuld. Auch wenn dein Vater das gedacht hat"
„Aber ich habe überlebt und Skadi nicht. Sie war noch nicht einmal sieben. Sie wird niemals ihren ersten Kuss erleben. Sie wird niemals ihren Führerschein machen. Niemals einen Abschluss machen und sich einen Keks darüber freuen. Niemals genug Lebenserfahrung machen. Ich hätte sterben sollen, nicht sie"
„Sag sowas nicht", erklärt Astraia, weil sie nicht weiß, was sie sonst sagen soll. Er hat Recht. All diese Dinge wird sie niemals erleben.
„Sie schaut dir von da oben zu, wie du all diese Erfahrungen machst. Und sie ist immer dabei. Hier", sagt sie und zeigt auf sein Herz.
„Und ich würde dich trotzdem gerne noch einmal küssen, denn verdammt Yeshua. Ich liebe dich. Von ganzem Herzen", erklärt sie und macht dieses Mal den ersten Schritt, um ihre Lippen noch einmal auf seine zu drücken.
„Schickes Kostüm hast du übrigens", sagt er nun grinsend. Er scheint wieder umgeschaltet zu haben.
„Wieso warst du nicht da?", fragt Astraia nun direkt. Wenn er eben schon so ehrlich war, dann konnte er nun auch damit weitermachen.
„Wenn du es genau wissen willst, ich war bei meiner Therapeutin"
„Oh. Aber im Prinzip war es gut, also für mich. Für dich nicht, denn es ging dir wohl nicht gut. Das hat man heute Morgen ein bisschen gemerkt. Magst du mir davon erzählen?", fragt sie.
„Es ist wegen Luz. Sie erinnert mich sehr an Skadi. In manchen Momenten genieße ich das sehr, in anderen schmerzt es unheimlich. Als ich Luz hochgehoben habe, damit sie den Stern aufhängen war, war es Schmerz. Ich konnte nicht bei euch bleiben. Wir haben jedes Jahr den Baum geschmückt"
„Und wieso war es für dich gut?", fragt er, nun wieder lächelnd. Er lächelt immer, wenn er sich an seine kleine Schwester erinnert. In den guten Momenten zumindest.
„Weil ich so nicht singen und tanzen musste. Findest du mich schick so?"
„Hundert Prozent schick", sagt er.
„Soll ich nun immer so kommen?", fragt sie grinsend. Die beiden hatten wieder umgeschaltet.
„Bitte nicht", sagt er lachend.
„Ich müsste das hier jetzt auch unterbrechen. Ich tue es ungerne, aber ich muss zu meiner Mum. Sie rastest aus, wenn wir nicht pünktlich mit der Bescherung anfangen", sagt Astraia.
„Oh, okay, dann will ich dich nicht länger aufhalten", erklärt er und etwas Trauer schwingt in ihrer Stimme mit.
„Wo feierst du eigentlich Weihnachten, weil wegen-", versucht sie es, aber sie findet nicht die richtigen Worte. Er unterbricht sie, sodass sie keine Worte finden braucht.
„Gar nicht. Ich kann es nicht ohne sie", erklärt er.
„Wo wohnst du?", fragt sie auf einmal.
„Wieso willst du das wissen?", fragt er.
„Überraschung", grinst sie und verschwindet, nachdem er ihr die Adresse gesagt hat. Sie verschwindet, nachdem sie ihm noch einen Kuss gegeben hat. Sie muss es einfach tun. Es fühlt sich zu gut an. Sie läuft über den Markt und versucht sich zu beeilen.
„Na endlich. Wo warst du denn? Wir wollen los. Ich habe schon vor zehn Minuten geschlossen und konnte dich nirgends finden"
„Ich war noch bei Yesh"
„Und was hast du da eigentlich an"? , lacht ihre Mutter.
„Lange Geschichte", sagt sie und erzählt ihre Mutter das ganze Theater mit dem Auftritt. Außerdem erzählt sie noch von gestern, weil sie dazu noch gar nicht gekommen ist. Ihre Mutter zieht sie damit auf, das Yesh anscheinend nur wegen ihr noch einmal auf den Markt gekommen ist. Seine Bude war den ganzen Tag geschlossen.
„Er ist jetzt offiziell mein fester Freund", erzählt sie ihrer Mutter stolz davon.
„Dann wird es aber dringend Zeit, dass wir ihn kennenlernen"
„Das werdet ihr schon noch früh genug", grinst Astraia. Die beiden kommen Zuhause an und Luz und ihr Vater warten schon auf die beiden. Ihr Vater hatte den Baum schon bewundert und Luz erzählt Astraia stolz davon. Auch ihre Mutter bewundert den geschmückten Baum, der so schön leuchtet.
„Yesh hat uns geholfen", verkündet Luz stolz.
„Er ist jetzt Astraias fester Freund", sagt ihre Mutter zu ihrem Vater.
„Oh, das freut mich zu hören", lächelt er Astraia. „Kuchen?"
„Kuchen", antworten alle im Chor.
Nach einer halben Stunde, die sie immer noch am Esstisch sitzen, klingelt es auf einmal an der Tür.
„Wer kann das denn sein? An Heiligabend?", fragt ihre Mutter in die Runde.
„Keine Ahnung", sagt Astraia, steht aber auf, um die Tür zu öffnen. Als sie an der Tür steht, schaut sie die Person erstaunt an.
„Yesh?", fragt sie.
„Was willst du denn hier?", fragt sie.
„Ich wollte eigentlich nur Luz etwas geben"
„Luz?", fragt sie.
„Ja, ich hatte es vergessen, dir vorhin zu geben", sagt er und grinst dabei.
„Ja, wir waren ja auch anderweitig beschäftigt"
„Aber ich wollte, dass sie es heute bekommt"
„Komm doch rein und gebe es ihr selbst", sagt Astraia.
„Dann freut sie sich bestimmt, dich noch einmal zu sehen", sagt sie lächelnd und bittet ihn herein.
Ihm scheint das Ganze sichtlich unangenehm zu sein.
„Ich will euch echt nicht stören"
„In diesem Moment kommt Astraias Mutter an die Tür"
„Wer ist denn das?", fragt sie und sieht Yeshua.
„Ist das der berühmte Yesh?", fragt sie lächelnd.
„Ja", erklärt sie.
„Komm doch rein", sagt nun auch ihre Mutter.
„Ich will Sie echt nicht stören. Ich wollte nur Luz etwas geben"
Luz und ihr Vater kommen nun auch an die Tür.
„Yesh", freut Luz sich und umarmt seine Beine.
„Hey, meine Kleine", sagt er und geht in die Hocke, um sie ebenfalls umarmen zu können. Astraias Familie bekommt ihn schließlich doch noch überredet, zu bleiben. Zumindest zu einem Stück Kuchen.
„Weihnachten ist doch das Fest der Liebe. Und wie du siehst, bist du hier Willkommen", sagt ihr Vater und zeigt auf Luz, die immer noch an Yesh klebt.
„Wenn unsere Mädchen dich mögen, dann tun wir das auch. Du scheinst die beiden glücklich zu machen"
Yesh zieht sich nach langem hin und her dann doch noch die Schuhe aus und setzt sich mit den anderen an den Tisch. Sie reden eine Weile und Astraias Eltern wollen alles über ihn erfahren. Zum Glück fragen sie allerdings nicht nach seiner Familie. Sie scheinen sich etwas in die Richtung denken zu können, denn sonst wäre er bestimmt nicht hier. An Weihnachten.
„Können wir endlich Geschenke auspacken?", fragt Luz nun zum dritten Mal.
„Wir machen das gleich", sagt ihre Mutter lachend.
„Magst du nachher auch noch zum Essen bleiben?", fragt ihre Mutter Yesh nun.
„Ich möchte Ihnen ihr Fest wirklich nicht verderben. Ich störe doch bestimmt nur"
„Du bist ein willkommener Gast. Wir haben dich gerne hier. Wir mögen dich. Zumindest das was wir bisher kennen", scherzt ihr Vater.
„Außerdem habe ich sowieso viel zu viel gekocht. Wir würden uns jedenfalls sehr freuen", sagt ihre Mutter.
„Luz und ich würden uns auch freuen, wenn du bleibst", sagt Astraia.
„Okay, dann lass uns Bescherung machen. Ich habe auch etwas beizutragen", grinst Yesh.
Sie setzen sich alle gemeinsam unter den Tannenbaum und ihre Eltern fangen erneut das Gespräch mit Yesh an.
„Wir haben gehört, dass du den Baum mit geschmückt hast. Es ist viel schöner, als die letzten Male", sagt ihre Mutter, um das Gespräch weiterzuhalten. Danach machen sie die Weihnachtsplaylist von Astraia und Luz an. Luz verteilt die Geschenke.
Es ist in keinster Weise unangenehm, dass Yesh nichts bekommt, denn er liebt es, denn anderen dabei zuzuschauen, wie sie die Geschenke auspacken und sich über jede Kleinigkeit freuen. Diese Familie ist unendlich dankbar. Als es langsam zum Ende kommt und alle ihre Geschenke ausgepackt haben, hat Yesh noch etwas für Luz und kündigt dies auch an.
„Ich habe noch etwas für Luz, um genau zu sein"
„Echt?", fragt sie und schaut ihn mit großen Augen an.
„Echt", sagt er lächelnd. „Komm mal her" Luz kommt auf ihn zu und er überreicht ihr ein kleines Päckchen.
„Du musst aufpassen", sagt er. Sie packt das Geschenk vorsichtig aus und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zum Vorschein kommt eine Schneekugel, die Schneekugel die sie haben wollte und Astraia sich nicht leisten konnte. Die sich Luz gewünscht hat. In gewisser Weise hat Yeshua dieses Jahr zwei von Luz Wünschen erfüllt. Mehr Zeit mit der Familie und diese Schneekugel.
„Das habe ich auch noch nie gesehen. Das der Freund nur ein Geschenk für die kleine Schwester seiner Freundin hat"
„Astraia hat gesagt, sie wünscht sich dieses Jahr nur mich", grinst er ihre Mutter an.
„Du hast mir das beste Geschenk gemacht, indem du Luz die Schneekugel geschenkt hast", sagt sie lächelnd.
Yeshua bleibt noch den ganzen Heiligabend bei Astraia und ihrer Familie und sie feiern das Fest der Liebe. Sie tanzen und singen und freuen sich. Sie genießen das Leben. Sie lieben sich. Er schläft sogar bei Astraia, denn ihre ganze Familie hatte diesen Jungen schon jetzt total ins Herz geschlossen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top