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In der ersten großen Pause muss sie Lumi und Sirius alles haargenau von dem gestrigen Tag berichten. Der Blicken den beiden zu urteilen, schwärmt Astraia nur so von gestern.

„Dann scheint es wirklich schön gewesen zu sein. Seht ihr euch wieder?", fragt Lumi neugierig.

„Es wäre irgendwie seltsam, wenn nicht, oder?", fragt Astraia.

„Irgendwie schon. Immerhin geht ihr in eine Klasse. Was ist denn, wenn das alles mit euch nicht klappen sollte?", fragt Sirius.

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht die geringste Ahnung. Aber ich muss sagen, dass ich Yeshua wirklich sehr mag. Ihr müsst wissen, ich wünschte gestern würde sich wiederholen. Ich könnte mich stundenlangen in seinen blauen Augen verlieren, aber-", sagt sie, doch weiter kommt sie nicht, denn ihre Freunde schauen sie eindringlich an.

„Er steht hinter mir, oder?", fragt sie und die beiden nicken.

„Interessant, was du so von mir denkst", grinst er sie an und gibt ihr einen Kuss auf die Wange, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Sie schaut sich sofort um, ob dies jemand gesehen hat. Immer noch hatte sie paraneuer, immerhin gingen ihre Beziehungen und ihr Liebesleben niemanden etwas an.

„Ist das gerade wirklich passiert?", fragt sie ihre beiden Freunde und fasst sich ungläubig an die Wange.

„Ich denke schon", grinst Sirius sie an.

(16.12, 9:15) Yesh: Ich hätte heute Zeit für ein zweites Date. Beziehungsweise mein alter Kumpel, der Weihnachtsmann hat Zeit für ein Date mit einer süßen Elfe, wenn sie Interesse hätte"

Als Astraias Handy beginnt, zieht sie es aus der Hosentasche und als sie sieht, dass Yeshua ihr geschrieben hatte, beginnt sie wieder über beide Ohren zu Grinsen. Sie schreibt schnell zurück. Eigentlich durften sie in der Schule keine Handys benutzen.

(16.12, 9:16) Astraia: Die Elfe hätte, will sie gerade in ihr Handy tippen, als tatsächlich eine Lehrerin sie erwischt und ihr das Handy wegnimmt.

„Das kannst du dir gerne heute Nachmittag nach dem Unterricht abholen", erklärt diese. Nun würde Yeshua ohne ihre Antwort den Tag aushalten müssen. Den ganzen Tag sehen die beiden sich nicht mehr, weil Yeshua mittwochs andere Kurse, als sie hatte.

Astraia läuft schlecht gelaunt aus der Schule, denn ihr Handy hatte sie immer noch nicht wiederbekommen. Die Lehrerin, die es ihr abgenommen hatte, hatte es ihr nicht zurückgegeben und war wie vom Erdboden verschluckt. Jemand meinte, sie wäre schon nach Hause gefahren. Sie bemerkt, dass Yeshua anscheinend auch schon früher als sie Schulschluss hatte, denn seine Maschine steht nicht mehr an dem gewohnten Ort. Sie würde laufen müssen, ohne ihrer Mutter Bescheid sagen zu können oder wenigstens Musik hören zu können.

Irgendwann kommt sie schlecht gelaunt Zuhause an und muss nun auch noch klingeln, weil sie heute Morgen ihren Schlüssel vergessen hatte.

„Was ist denn mit dir los, Süße?", begrüßt ihr Vater sie.

„Irgend eine blöde Lehrerin hat mir mein Handy weggenommen und hat es immer noch", erklärt sie.

„Kriegt ihr das nicht eigentlich nach dem Unterricht dann immer wieder?", fragt er.

„Ja. Sag das der blöden Gans mal. Sie ist einfach so, mit meinem Handy gefahren"

„Okay, du bekommst es bestimmt morgen wieder. Und ich muss mich jetzt wieder um die Kekse kümmern. Kannst du mir helfen und die erste Ladung gleich zu Mama fahren?", fragt er und sie nickt. Den ganzen Tag über legt sich ihre schlechte Laune nicht mehr. Auch ihre Mutter bemerkt dies.

„Liebeskummer?", fragt diese.

„Was? Nein!", ruft Astraia.

„Blöde Ganslehrer"

Die beiden reden miteinander und Astraia berichtet noch einmal von ihrem Tag, der alles andere als gut gelaufen ist. Die letzten paar Tage waren definitiv besser, aber in den letzten paar Tagen war auch Yeshua mehr vorgekommen. Heute hatten die beiden sich kaum gesehen und auch heute Morgen hatte er sie nicht erwartet und mitgenommen.

An diesem Tag konnte Astraia keine einzige Pause einlegen, was Mal wieder typisch für ihre Mutter war. Sie scheint einen Instinkt dafür zu haben, wenn Astraia etwas wichtig war, es ihr zu vermasseln.

„Ich muss jetzt echt zu meinem Job, Mum"

„Komm, kannst du nicht noch diese eine Kekspackung fertig machen"

„Nein. Kann ich nicht. Ich komme sonst zu spät und verliere den Job", erwidert Astraia und schnappt sich ihr Kostüm.

„Weshalb ist dir das denn auf einmal so wichtig?", fragt ihre Mutter, doch darauf gibt Astraia keine Antwort mehr, denn sie ist schon in der Masse verschwunden. Dies musste man dem Markt wirklich lassen. Man konnte sehr gut darin verschwinden.

„Sorry, bin ich zu spät?", fragt Astraia außer Atem.

„Liegt es mal wieder daran, dass ich dich nicht abgeholt habe?", fragt Yeshua.

„Bist du sauer, weil ich dir nicht geantwortet habe?", fragt sie.

„Was?", fragt er.

„Deine Bemerkung eben"

„Das sollte ein Witz sein", sagt er nun lachend.

„Oh. Tut mir Leid. Aber ich kann dir erklären, weshalb ich nicht geantwortet habe"

„Ich kann es mir schon denken. Bei mir im Chat hast du nicht mehr aufgehört zu schreiben"

„Tut mir jedenfalls Leid", erwidert sie und schlüpft nun in das Kostüm.

„Alles gut. Und nun komm, wir haben einen Job zu erledigen", sagt er und zieht sie aus dem kleinen Zelt, um ein paar hundert Kinder zu bespaßen.

Nachdem sie ihren Job erledigt haben, schlendern sie gemeinsam über den Weihnachtmarkt. Sie haben beide noch ihre Kostüme an und werden ein paar Mal angehalten, um Fotos mit Ihnen zu machen. Die beiden können sich kaum richtig unterhalten, ohne dass sie um ein Foto gebeten werden. So kommt keiner der beiden zu einem richtigen Gespräch.

„Ich glaube, wir müssen aus den Kostümen raus", grinst Yeshua.

„Ach was, ist doch Mal etwas anderes, ein Date als Elfe und Weihnachtsmann zu haben. Da sieht man das alles Mal aus einem anderen Blickwinkel. Stell dir Mal vor, die könnten kein vernünftiges, ruhiges Date haben, weil sie überall erkannt werden und von kleinen Kindern immer wieder unterbrochen werden", lächelt Astraia.

„Okay, lass uns zurück und aus den Kostümen raus", erklärt er. Doch als die beiden an der Bude ankommen, an der sie sich beide umgezogen haben, ist diese zu und auch sonst sind alle Buden, in denen sie sich umziehen hätten können aus irgendeinem Grund geschlossen.

„Was ist denn jetzt los?", fragt Astraia.

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, aber es sieht so aus, als wenn wir unsere Kostüme noch ein bisschen anbehalten müssten", erklärt Yeshua.

„Okay, dann lass uns zumindest vom Weihnachtsmarkt weg"

„Wollen wir ins Café gehen? Da gehe ich immer mit meinen Freunden hin und ich könnte einen Kakao echt gebrauchen", erklärt Astraia. Die beiden machen sich also als Elfe und Weihnachtsmann auf den Weg ins Café, um dort etwas zu trinken. Auf dem Weg werden sie noch mindestens fünf Mal angesprochen, um Fotos mit ihnen zu machen.

„Lass uns eine Abmachung treffen"

„Nie wieder ein Date in irgendwelchen Kostümen"

„Du sprichst mir aus der Seele"

Die beiden reden den ganzen Weg über und kommen schließlich auch auf die Freunde von Yeshua zu sprechen. Er scheint eine dunkle Vergangenheit zu haben, denn Astraia merkt daran, wie er auf bestimmte Fragen reagiert, dass er nicht gerne darüber spricht. Sie versucht das Thema zu wechseln, ohne dass es zu sehr auffällt.

„Zlatan fotografiert, oder?", fragt sie nun.

„Ja, er macht hammermäßige Fotos. Du müsstet die Mal sehen."

„Hast du ein Lieblingsbild?", fragt sie.

„Ja, soll ich es dir zeigen?", fragt er. Sie nickt. Er holt sein Handy aus der Hosentasche, bis ein Foto von ihm selbst auftaucht. Sie erkennt es tatsächlich wieder.

„Das mag ich auch am liebsten", erklärt sie und bemerkt erst im nächsten Moment, dass sie sich damit verraten hat.

„Du kennst das Foto?", fragt er amüsiert.

„Ja, ich habe dich und ihn auf Instagram angeschaut und habe dabei diese Wahnsinns Fotografie gefunden. Das Bild war mein Lieblingsbild. Es spiegelt so unglaublich viele Emotionen wieder und generell, wie das Ganze aufgenommen ist. Wie mit dem Licht gespielt wurde und, wie die Emotionen auf dem Bild vorhanden sind. Ich finde einfach das Gesamtwerk unglaublich. Man sieht, wie sehr du darin aufgehst, was du machst", sprudelt es nun nur so aus ihr heraus.

„Magst du Theater?", fragt er auf einmal.

„Ja, sehr", gibt sie zu.

„Dann möchte ich dich einladen. Am Mittwoch, also nächste Woche spielen wir wieder", gibt er zu.

„Welche Rolle hast du?", fragt sie aufgeregt.

„Die Hauptrolle", sagt er und wird leicht rot.

„Sei doch nicht so bescheiden"

„Ich freue mich wahnsinnig. Darf ich meine Kamera mitnehmen und auch ein paar Fotos machen?", fragt sie nun wieder etwas schüchtern.

„Du fotografierst auch?", fragt er nun. „Das wusste ich gar nicht"

„Ja, eines meiner Hobbys"

„Dann müssen du und Zlatan euch unbedingt mal austauschen"

„Wollten wir, aber dann haben wir uns gestritten und seitdem sind wir irgendwie nicht mehr dazu gekommen.", gibt sie zu.

„Ich organisierte ein Treffen. Morgen nach der Schule. Bring deine Arbeiten mit, okay?", fragt er.

„Ja, mache ich. Cool. Danke", erwidert sie.

Die beiden schlürfen noch eine Weile am Kakao, bis eine etwas unangenehme Stille entsteht. Eigentlich aber hatte Astraia tausende von Fragen im Kopf, die sie ihm stellen will. Sie wusste allerdings, dass sie den richtigen Moment abwarten musste, wenn er ihr genug vertraute. Noch redete er nicht über seine Vergangenheit. Vielleicht würde er dies irgendwann tun.

„Darf ich dich was fragen?", fragt sie in die Stille.

„Kommt drauf an, was es ist", lächelt er.

„Was hat Luz sich vom Weihnachtsmann gewünscht?", fragt sie nun.

„Willst du das wirklich wissen?", fragt er.

„Ja, sonst würde ich dich nicht fragen", erwidert sie.

„Sie wünscht sich nichts."

„Gar nichts?", fragt Astraia.

„Sie wünscht sich nichts, außer dass ihr aufhört zu streiten", sagt er nun, so leise, dass sie es kaum verstehen kann. Astraia muss schlucken.

„Hat sie noch etwas gesagt?", fragt Astraia.

„Ja, dass sie sich wünscht, Zeit mit euch zu verbringen. Einfache Sachen, wie eine Schneemannfamilie zu bauen, so wie neulich oder den Tannenbaum gemeinsam zu schmücken und solche Sachen eben. Ihr seid alle immer nur mit dem Markt beschäftigt, dass keine Zeit mehr für andere Dinge mehr bleibt und sie immer mehr alleine ist. Das hat sie zum Weihnachtsmann gesagt"

„Oh mein Gott", ist das einzige, was Astraia herausbringt.

„Tut mir Leid, du wolltest es wissen", erklärt Yeshua.

„Ja, alles gut. Obwohl, nichts ist gut. Ich muss jetzt los", sagt sie und legt einen Zehner auf den Tisch, ohne sich noch einmal umzudrehen oder sich bei Yeshua zu verabschieden. Sie denkt den ganzen Weg nach Hause an ihre kleine Schwester. Als sie Zuhause ankommt, nimmt sie sie in den Arm.

„Luz, es tut mir so leid"

„Was?", fragt diese völlig überfordert.

„Wollen wir etwas zusammen machen?", fragt sie nun.

„Ja", ruft Luz begeistert.

„Lass uns Schneeengel machen, okay?", fragt Astraia.

Die beiden gehen nach draußen und legen sich in den Schnee, um ganz viele Schneeengel im Garten zu verteilen. Nachdem sie dies gemacht haben, gehen sie wieder hinein und wärmen sich auf. Astraia bereitet Luz ein warmes Bad vor und geht, als sie sie in die Wanne gesetzt hat und ein Hörspiel von Bibi Blocksberg angemacht hat, selbst kurz unter die warme Dusche. Danach macht sie den beiden Kakao und holt Luz, nachdem sie ihr die Haare gewaschen hat, aus der Wanne. Die beiden setzten sich auf das Sofa, mit Marshmallows, Kerzen an und Kakao in der Hand, um einen Weihnachtsfilm zu schauen. Luz darf sich einen Film aussuchen.

Nachdem sie den Film angefangen hatten, greift Astraia noch einmal zu ihrem Handy.

(15.12, 20:00) Astraia: Es tut mir Leid. Dass ich eben einfach so abgehauen bin. Danke, dass du mir all das gesagt hast. Ich glaube, wir sollten das mit uns langsamer angehen. Ich muss jetzt erst einmal für meine Schwester da sein. Die nächsten Tage sollten wir vielleicht nichts zusammen machen.

Sie schreibt dies, obwohl es ihr wahnsinnig schwer fällt, aber sie musste für ihre kleine Schwester da sein. Sie war das wichtigste auf der Welt für Astraia. Und nur weil ein Junge daherkam, konnte sie dies nicht vergessen. Luz konnte nicht vergessen werden. Kurz darauf vibriert ihr Handy und Astraia hat wahnsinnige Angst davor, was nun kommen würde.

(16.12, 20:05) Yesh: Es ist okay. Ich kann das verstehen. Vielleicht können wir uns am Wochenende, oder am Freitag wiedersehen, wenn es in deinen Plan passt. Schreibe mir einfach, wenn du wieder Zeit für mich hast. Du weißt ja, dass ich auf dich warten kann. J

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