things you'll miss » heartbeat & breath
Same lips red, same eyes blue
Same white shirt, couple more tattoos
But it's not you and it's not me
Tastes so sweet, looks so real
Sounds like something that I used to feel
But I can't touch what I see
We're not who we used to be
We're just two ghosts standing in the place of you and me
Trying to remember how it feels to have a heartbeat - H.
[april - Toronto]
➗
CAROLINA
Beinahe verfalle ich in Panik. Mein Herz setzt einen Moment aus, während ich mich mehrfach um die eigene Achse drehe. Aber egal, was ich tue, ich kann Virginia nicht finden. Mehr als mich gefühlte hundert Male um 360 Grad zu drehen, bleibt mir nicht übrig. Zu sehr werde ich von weinenden, singenden Fans eingekesselt. "Virginia!" Es ist zwecklos gegen die Masse an Menschen anzuschreien und trotzdem tue ich es.
"Habt ihr meine Freundin gesehen?" frage ich die Mädchen, mit denen Vi sich vor der Show so herzlich und aufgeregt unterhalten hat, doch die beiden schütteln nur desinteressiert den Kopf und wenden sich umgehend wieder nach vorne, um Harry weiter zu filmen. "Verdammte Scheiße", fluche ich auf und bin wieder mal den Tränen nahe. Nur liegt es dieses Mal nicht an meiner ehemals besseren Hälfte, sondern an der Tatsache, dass ich meine Freundin nicht finden kann und mir partout diese vielen hässlichen Gedanken nicht aus dem Kopf gehen wollen. Kurz überlege ich, wie wahrscheinlich es ist wohl ist, dass ich mir Harrys Mikrofon klauen kann.
Bevor ich aber dazu komme, meinen Plan ernsthaft in Erwägung zu ziehen, klatscht eine Hand mit vollem Schwung auf meinen Arsch. Fassungslos und bereit dem Widerling eine neue Visage zu verpassen, fahre ich herum.
Keine Sekunde später rutscht mir das Herz in die Hose und ich falle auf die Knie. "Himmel Herr Gott, wo warst du!?" schreie ich erleichtert gegen die Lautstärke an und falle Vi, um den Hals. "Und was zum Henker machst du da unten?"
Statt mir auf meine Frage zu antworten, steht sie mit mir auf, schließt mich in die Arme und sagt. "Bleib stehen."
Absolut planlos und völlig verwirrt sehe ich dabei zu, wie sie auf die Knie geht. Einige Sekunden lang rutscht sie ein bisschen herum, bis sie eine sichere Position gefunden hat. Andernfalls wäre sie sicher, wie ein Dominostein umgefallen, bei all dem Geschubse und Getanze um uns herum. Diese Position verlässt sie allerdings nur kurze Zeit später wieder, lässt sich von mir aufhelfen und nimmt mich dann in die Arme. "Okay das mit dem Knien funktioniert nicht. Also kleine Planänderung."
Noch immer singt Harry auf wunderschöne Weise von einer süßen Kreatur und noch immer habe ich keine Ahnung, was sie da eigentlich veranstaltet.
"Carolina, ich muss dir etwas sagen", sagt sie in mein Ohr und auch, wenn sie es nicht will, löse ich mich von ihr um sie verwirrt anzusehen. "Was hier?"
"Jetzt halt doch mal bitte kurz den Mund, ich muss hier meine verdammt lang geplante Aktion spontan umschmeißen. Dir eine Überraschung zu machen, ist echt nicht einfach, Carolina."
Langsam macht sie mir Angst. Für gewöhnlich bekomme ich den 'Schatz-Stempel' aufgedrückt oder sie denkt sich fünfhundert verschiedene, kitschige Kosenamen aus. Wann sie mich das letzte Mal bei vollem Namen genannt hat, kann ich gar nicht sagen. Es scheint aber den von ihr gewünschten Effekt zu haben, denn ich bin still und vor allem irgendwie nicht in der Lage selbstständig zu handeln und so kann sie mich genauso positionieren, wie sie es gerne hätte. Mit dem Gesicht zu Harry, der von strahlenden Fans aufgefordert wird »Sweet Creature« zu verlängern, stehe ich also da. Wieder legt sie mir die Arme um die Schultern, doch dieses Mal spüre ich ihren warmen Atem direkt an meinem Ohr. Fast schon automatisch bekomme ich eine Gänsehaut und dieses nervige Kribbeln im Bauch. Eigentlich glaube ich gleich ihre Lippen auf meinem Hals zu spüren und ich schließe beinahe schon provisorisch, genießerisch die Augen.
Stattdessen beginnt sie zu sprechen: "Eigentlich habe ich mir das Ganze hier ein bisschen konventioneller vorgestellt. Naja, so konventionell und altmodisch das bei uns eben geht. Aber dich gibt's ja quasi nur im Doppelpack mit Chaos. Und weißt du was? Genau dafür liebe ich dich." Für einen Moment bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Herz aussetzt. Mein Atem stockt, als sie fortfährt.
Harry ist inzwischen in Gerede verfallen, doch ich höre ihm nicht zu. Ehrlich gesagt schaffe ich es sogar ihn komplett auszublenden. Viel wichtiger sind die Worte, die Vi mir zärtlich ins Ohr sagt.
"Ich liebe dich für deine Fehler, die du so offen und ehrlich zu gibst. Ich liebe dein Auge fürs Detail, deine komplette Unfähigkeit deine Gefühle zu leugnen. Dass Feuer, welches in dir brennt, wenn du deine Kamera hast, wenn du Worte zu Papier bringst. Ich hasse es, wenn du an dir zweifelst, denn du hast keinen Grund dazu. Du bist der talentierteste Mensch, den ich kenne. Noch immer ist es mir ein Rätsel, wie so ein großes Herz voller Liebe, Ehrlichkeit und noch mehr Liebe in so eine wunderschöne, kleine Person passt. Du hast mir gezeigt, was es heißt seinen Traum zu leben, keine Angst vor seinen Gefühlen zu haben und einen feuchten Dreck auf die Meinung anderer zu geben. Dank dir bin ich zu einem ehrgeizigeren, zu einem allgemein besseren Menschen geworden. Ich liebe dich so unglaublich, Carolina. Es gibt keinen einzigen Menschen, der mich besser kennt als du. Niemanden, dem ich mehr vertraue, als dir. Alleine der Gedanke daran, dass ich dich einmal verlieren könnte, lässt in mir das Verlangen wachsen, mich von der nächst besten Klippe zu stürzen. Auch, wenn ich wirklich nicht verstehe, was du mit mir willst. Du könntest jede, wirklich jede haben. Doch du hast dich für mich entschieden und ich hoffe, dass du das immer wieder tun wirst."
Obwohl ich mittlerweile in eine Schockstarre verfallen bin und Wasserfälle an Tränen meine Wangen hinabfließen, kann ich nicht anders, als zu lachen. Zumindest so lange, bis sie meine linke Hand in ihre nimmt und leise mitsingt: »For your eyes only, I'll show you my heart. For when you're lonely and forget who you are. I'm missing half of me when we're apart.«
Ich möchte mich unbedingt zu ihr umdrehen, möchte ihr in die Augen sehen und ihr all die Liebe, die mein Herz förmlich zerspringen lässt, mit einem Kuss zurückgeben. Aber meine Freundin ist stärker. Stattdessen nimmt sie meine linke Hand noch fester in ihre und sagt: "Carolina Angelica Lovegood, möchtest du - die Frau mit dem selbst-ironischen Namen der Welt - mich zum glücklichsten Menschen der Sphäre machen und mich heiraten?"
Mir bleibt die Spucke weg. Ich kann nichts antworten. Zu viele Dinge schießen mir durch den Kopf und ich bin einfach viel, viel, viel zu überwältigt von all meinen Gefühlen.
"Bevor du antwortest sage ich dir gleich: Den Ring gibt's erst nach dem aller letzten Part meiner Überraschung."
"Du spinnst."
"Darf ich das als Ja werten?" Erst jetzt erlaubt sie mir, mich umzudrehen und ihr in die Augen zu sehen. Ohne, dass ich es gemerkt habe, hat auch Virginia angefangen zu weinen und streiche ich ihr erst mit meinem Daumen die Träne von der Wange, bevor ich sie zu mir ziehe und meine Lippen auf ihre presse. Ich möchte ihr unbedingt wiedergeben, was sie mit ihren Worten in mir angerichtet hat.
Ihre Lippen schmecken nach süßer Cola, ihr Duft vernebelt mir völlig die Sinne. Erst als wir uns voneinander lösen, beginne ich zu strahlen. Warum habe ich Vollidiot, nicht schon viel früher ein lautes und kräftiges Ja in ihr Gesicht gebrüllt?
Als ich genau dies mit dem größten Strahlen tue, fällt sichtbar eine Last von ihren Schultern und ich darf sie endlich küssen, ohne dass mir ein Engelchen auf der Schulter ins Ohr brüllt, dass sie auf meine Antwort wartet.
Der ganze Abend ist so surreal, dass ich eine ganze Weile brauchen werde, um ihn zu verarbeiten, dessen bin ich mir sicher. Ich habe mich verlobt und das auf dem Konzert eines Menschen, bei dem ich mir sicher war, nie wieder von ihm zu hören. Und das nur, weil mich die Person, die ich so sehr liebe, dass es beinahe schon weh tut, besser kennt, als ich mich selbst. Richtig zu fassen bekomme ich es nicht.
Auch das restliche Konzert zieht an mir nur wie ein Film vorbei, den ich nur beiläufig schaue. Alles um uns herum ist mir so unglaublich egal geworden, bloß Vi möchte ich nie wieder loslassen. Was Harry da oben auf der Bühne eigentlich veranstaltet, ist mir völlig schnuppe.
Was mir allerdings nicht völlig Schnuppe ist, ist Virginias Part Zwei der Überraschung. Während die Fans um uns herum aufgeregt durcheinanderredend die Halle verlassen, beharrt sie darauf, dass wir bleiben. Sie erklärt es mir nicht, sondern bleibt stur auf unseren Plätzen sitzen. Erst, als nur noch eine Handvoll andere Mädchen mit uns in der Halle sitzen, wendet sie sich zu mir. "Ich habe uns Meet & Greet Tickets gekauft. Normalerweise macht Harry das immer vor dem Konzert aber es gab Komplikationen, die dazu geführt haben, dass es erst jetzt stattfinden wird. Irgendetwas technisches. Ich werde jetzt kurz verschwinden und uns etwas zu trinken kaufen, damit du mir nicht dehydrierst. Du wirst hier sitzen bleiben und dich keinen Zentimeter bewegen, sonst verkaufe ich den Ring."
Jegliche Proteste sind sinnlos, denn sie lässt mich trotzdem einfach sprachlos sitzen. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Nicht im Geringsten. Sie kann doch nicht einfach eine Bombe nach der nächsten platzen lassen und erwarten, dass es mir damit gut geht.
Eigentlich möchte ich einfach laut los schreien.
Ich kann ihn nicht einfach so mal eben nebenbei wiedersehen. Viel zu lange ist es her, dass wir mit einander gesprochen haben. Wir haben uns beide weiterentwickelt und verändert. Was soll ich ihrer Meinung nach bitte tun? Einfach ganz locker, flockig in diesen Raum spazieren und sagen "Na Dicker, was geht? Super Show haste da geliefert?" Wohl eher nicht.
Genau diese Zweifel zische ich ihr leise zu. Mit jedem Schritt, den es vorangeht schlägt mein Herz schneller und ich bin mir verdammt sicher, dass es jeden Moment aus meiner Brust springt. Doch Virginia schiebt mich einfach stur weiter voran. Wir sind die vorletzte Gruppe und es ist völlig egal, was ich sage. Sie bleibt stumm, schiebt mich Stück um Stück näher in mein Verderben und ich würde sie schrecklich gerne dafür hassen. Aber ich kann nicht. Egal, wie sehr ich es auch versuche.
"Die nächsten", sagt ein riesiger Securityschrank schnippisch und angepisst. Mit einem Schmunzeln muss ich feststellen, dass er cleverer Weise vorgesorgt hat. Die Enden zweier fliederfarbener Ohrenstöpsel lugen hervor. An seiner Stelle hätte ich es sicherlich nicht anders gemacht. Jedes Mädchen, das aufgeregt in den Raum gegangen war, kam bitterlich weinend wieder heraus und ich habe mich mehr als nur einmal gefragt, was zum Henker darin vor sich ging. Ob er sie schlug?
"Wir sind dran, Carolina", flüstert Vi und holt mich so in die Realität zurück.
Mein Herz setzt völlig aus, mein Verstand verabschiedet sich in den Urlaub und ich laufe auf Autopilot.
Bestimmt verschränkt Virginia unsere Finger und führt mich. Mit dieser einfachen Geste gibt sie mir mehr Halt, als sie es vermutlich selbst weiß und ich bin verdammt froh darum, denn meine Beine sind absoluter Pudding.
Zusammen mit drei anderen Mädchen, die aufgeregt tuscheln, werden wir von einer wichtig aussehenden Frau mit Klemmbrett in der Hand zurechtgewiesen. Was wir dürfen, was wir unterlassen sollen und vieles mehr, doch ich kann nicht folgen. Unerklärlicherweise gehen mir die dümmsten Sachen durch den Kopf. Ob ich stinke? Liegen meine Haare?
Die offensichtlichste Frage stellt sich mir nicht und umso härter falle ich von meiner rosaroten Wolke, als es eintritt.
Die anderen Mädels drängeln sich sofort vor, stürmen auf ihn zu und beginnen durch einander zu plappern. Harry wirkt überfordert, doch er bleibt freundlich.
Aus einigen Metern Entfernung kann ich ihn beobachten, während er mit den Fans agiert.
Kleine Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Die Schatten unter seinen Augen waren überschminkt worden, doch das Bisschen Concealer verflüchtigte sich bereits. Ich sehe, wie er sich über die trockenen Lippen leckt, seine Anspannung lässt sich beinahe Greifen. Als er sich einen Moment lang unbeobachtet fühlt, fasst er sich an den Kopf. Die Lautstärke hat ihm zugesetzt und der gackernde Hühnerhaufen vor ihm macht es nicht besser. Merken sie nicht, wie sehr sie ihn beanspruchen?
Nichtsdestotrotz lächelt er brav in die Kamera, unterschreibt was man ihm vor die Nase hält und beantwortet geduldig ihre Fragen. Er vergibt Umarmungen, trocknet Tränen und tröstet.
All dies tut er, während er bitterlich darum kämpft seine Maske aufrecht zu erhalten. Wie können diese dummen Mädchen nicht merken, was sie ihm zu muten?
Mein Herz ist schwer. Nur zu gerne würde ich sie verscheuchen, doch dies nimmt man mir ab. Die Frau, die uns eben noch zu ihm geführt hat, schickt die Mädels schließlich freundlich aber bestimmt weg.
Harry nutzt die Gelegenheit, um einen Schluck zu trinken und ich bin mir sicher, er wünscht sich in diesem Moment, dass es sich bei der Cola um etwas Hochprozentigeres handelt.
"Hallo Harry", spreche ich schließlich, als ich nicht einmal einen Meter vor ihm stehe. Ich kann sehen, dass er fertig ist. Fertig mit der Bereifung, fertig mit den Nerven. Umso mehr schmerzt es, als er sein 'Harry-Styles-Lächeln' auflegt. Von meinem Harry ist nicht mehr viel übrig, das wusste ich vorher schon. Als er jedoch das Wort an mich richtet, verfliegt der letzte Funken Hoffnung und geht in schmerzhaften Flammen auf.
"Wie heißt ihr zwei Hübschen denn?"
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