things you'll miss » courage
Meet me in the hallway.
Just let me know I'll be at the door.
Hoping you'll come around.
Just let me know I'll be on the floor.
Maybe we'll work it out? -H.
[gestern - holmes chapel]
➗
»Eine Minute.
Zwei Minuten.
Drei, vier, fünf Minuten.
Irgendwann höre ich auf zu zählen. Sehe nicht mehr auf die Uhr.
Unsicher und mit klopfendem Herzen starre ich auf die hölzerne Haustür, durch die ich schon so lange nicht mehr gegangen bin. Leuchtend grüner Efeu räkelt sich um das Vordach. Prachtvoll blühen die weißen Rose, recken ihre Köpfe gen Sonne.
Ich jedoch räkle mich nirgendwo, versuche partout nirgendwo hin zu sehe. Ich lehne zitternd, wie Espenlaub gegen meinen schwarzen Range Rover.
„Beweg endlich deinen Arsch", grummelst du genervt und du hast recht. Wenn ich es jetzt nicht tue, werde ich es nie tun.
Nichtsdestotrotz wünsche ich mir, du hättest auf mich gehört. Ich wünsche mir, du hättest einfach bei der kleinen Tankstelle, vier Kilometer von dem Haus, welches ich einmal mein Zuhause nannte, angehalten. Dann hätte ich jetzt vermutlich die fünfte kleine Schnapsflasche geleert oder spontan mit dem Rauchen begonnen. Doch du hast es nicht getan und vermutlich hattest du auch damit Recht. Aber nur im Nachhinein, denn genau jetzt könnte ich einen Mutmacher sehr gut gebrauchen.
Diesen Gedanken muss ich gar nicht laut aussprechen, du ahnst es schon. Wir verstehen uns blind. Denn genau zwei Sekunden später, löst du den Gurt, steigst aus und läufst auf mich zu. Du bist viel kleiner als ich, reichst mir gerade so an die Schulter. Ich könnte dich als Deoroller benutzen, scherzte mein Stiefvater zu Lebenszeiten gerne und es stimmte. Funktionieren würde es theoretisch. Praktisch würdest du mich wohl töten, würde ich es ausprobieren.
„Du schaffst das schon", sprichst du die banalste Floskel aus, die es in dieser Situation auszusprechen gibt. Und doch spendest du mir Kraft. Das Leuchten deiner Augen spendet mir mehr Kraft, als es deine umständliche Umarmung je könnte.
Eigentlich ist es nur ein Gespräch. Ich muss lediglich mit meiner Mutter sprechen und man sollte meinen, dass es mir nicht schwerfallen dürfte, ist sie doch genau das: Meine Mutter. Und trotz alledem mache ich mir beinahe in die Hose, denn es ist der Grund dieses eigentlich so banalen Gesprächs, der mir so schreckliche Angst einjagt.
„Auf in den Kampf", nicke ich und überbrücke die letzten Meter bis zur Haustür.
Mit zittrigen Fingern betätige ich die Klingel. Du bleibst am Auto stehen, nickst aufmunternd und wartest bis meine Mum die Türe öffnet.
„Hallo mein Schatz", spricht sie liebevoll, wie immer und bittet mich herein.
Ich wünschte, du würdest es nicht tun, doch du bleibst draußen vor dem Wagen stehen und wartest.
So gibst du mir den nötigen Raum, nimmst den Druck ein wenig von mir, während ich den Hausflur betrete.
Dafür liebe ich dich.
Ich würde gerne dort stehen bleiben, die sichere Tür im Rücken spüren und mir einbilden, das du es bist. Aber das muss ich gar nicht. Ich muss es mir nicht einbilden, ich weiß es
Du bist immer da. Immer, wenn ich das Gefühl habe zu fallen, weiß ich, du stehst mit einem Netz unter mir.
Zumindest jetzt wieder, denn genau in diesem Moment bin ich dir unfassbar dankbar für die zweite Chance, die du mir gegeben hast. Was würde ich ohne dich tun?
„Ist alles in Ordnung, Harry-Schatz?" fragt Mum und rührt unbeirrt in ihrem leicht qualmenden Kochtopf. Ein letztes Mal schaue ich aus dem Fenster, aufmunternd nickst du mir zu, einen Luftkuss in meine Richtung werfend, gefolgt von einem frechen Grinsen und einem Mittelfinger.
„Mum, ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen."«
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top