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Regulus' POV

Nervös blickte ich mich zwischen den anderen Erstklässler um, während wir von der Anlegestation der Boote den Weg zum Schloss hoch liefen. Bleib ruhig. Die Anderen hier machen das auch alles zum ersten Mal. Mit dem Unterschied, dass die meisten anderen sich wohl keine sonderlich großen Sorgen machen mussten, in welches Haus sie denn wohl eingeteilt werden würden.

Mit dem Unterschied, dass die meisten Familien ihre Kinder wohl akzeptieren würden, egal in welchem Haus sie landen würden. Dass sie für ihre Eltern noch immer die gleiche Person sein würden, ganz gleich in welchem Haus sie auch waren. Dass ihre Eltern die respektieren würden, egal, wie sie sich verhielten. Egal, in welchem Haus sie landeten.  Egal, was eben dies über sie aussagte. Die meisten Eltern würden sie noch immer ganz einfach saß ihre Kinder, ihre Nachkommen ansehen. Nicht so meine Eltern.

Ich wollte mir nicht vorstellen, was sie sahen würden, wenn ich nicht in Slytherin landen würde. Ich wollte nicht wissen, was mich zu Hause erwartete, wenn ich spätestens in den Sommerferien zurück kehren würde. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie meine Familie dann reagieren würde, wenn ich zum Beispiel als Hufflepuff wieder kehren würde. Was sie mit mir machen würden, wenn ich mich ihrer Meinung nach als solche eine Enttäuschung entpuppen würde. Es wird alles gut gehen. Bleib einfach ruhig.

Und was, wenn es nicht gut geht ? Was, wenn alles in die Hose gehen, und ich in Hufflepuff, oder gar Gryffindor landen würde? Abgesehen davon, dass meine Eltern mich vermutlich dafür umbringen würden, wenn sie mich das nächste Mal zu Gesicht bekommen würden, glaubte ich nicht, dass ich sonderlich gute Anschlüsse finden würde.

Weder in Hufflepuff, noch in Gryffindor. Denn, wer würde schon etwas mit jemandem wie mir zu tun haben wollen? Einem Black. Noch dazu einem Feigling. 

Feigling? Ich versuche doch nur, daß Richtige zu tun! Ich versuche doch nur, es meinen Eltern recht zu machen...
Doch da stellte sich erneut die Frage, würde ich es meinen Eltern jemals recht machen können? Würden Sie jemals zufrieden mit mir sein? Würden ihre Erwartungen vielleicht weniger werden, wenn ich erstmal in Slytherin gelandet bin? Würden Sie mich vielleicht mehr respektieren, wenn ich in dem Haus landen würde, in dem sie mich sehen wollten? Du wirst nie gut genug sein. Und das weißt du auch.

Seit Sirius in Gryffindor gelandet war,hatte ich bereits das Gefühl gehabt, nun selbst derjenige zu sein, der den Erwartungen seiner Eltern gerecht werden musste. Seit meine Familie Sirius nicht mehr wirklich als den wahren Erben ansah, hatte ich das Gefühl, als würden sie deswegen umso mehr Hoffnung in mich stecken.

Als würden sie all das, was eigentlich Sirius hätte aushalten müssen, nun auf mich übertragen. Als würde all die Last, die er eigentlich hätte tragen müssen, es sich mittlerweile auf meinen Schultern bequem gemacht hatte. Nur schien es mir, als hätte sie das doppelte Gewicht angenommen, sobald sie auf den meinen ruhte.

Ich durfte sie nicht enttäuschen. Ich konnte sie nicht enttäuschen. Denn, sobald ich auch nur den geringsten Fehler begehen würde- ist es das, was du willst, Regulus? Ein Leben lang nur unter dem Druck deiner Eltern stehen? Ein Leben lang nur das tun, was sie sagen? Was sie verlangen? Ein Leben lang unter dem Druck ihrer Erwartungen zu stehen?

Dein Leben nie selbst in die Hand nehmen können? Das alles einfach so hinnehmen, ohne ein weiteres Mal darüber nachzudenken? Dein Leben an dir vorbeiziehen sehen, und niemals das tun können, was du eigentlich willst? Dein Leben leben, ohne auch nur die geringste Chance zu haben, du selbst zu sein? Willst du das? Nein. Aber hatte ich denn eine Wahl?

Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als wir schließlich in der Eingangshalle ankamen. Fadt schon hatte ich Angst, es könnte mir an Ort und Stelle vor Aufregung aus der Brust springen, obgleich ich wusste, dass die unmöglich war. Ob sie wohl meinen  Herzschlag ebenso deutlich hören konnten, wie ich selbst? Vermutlich nicht. Zumindest hoffte ich, dass sie es nicht hörten.

Vor der geschlossenen Türe der großen Halle blieben wurde schließlich eine Weile stehen. Professor Mcgonnagall, eine streng wirkende Lehrerin mit hochgesteckten Haaren und einer ovalförmigen Brille begann, etwas über die vier Häusern von Hogwarts zu erzählen. Davon, dass sie wie eine Art Familie für die Hausmitgliedern waren. Davon, dass sie während der Schulzeit auf gewisse Weise eben diese Funktion einnehmen würden. Doch ich hörte kaum zu.

Viel zu beschäftigt war ich damit, was passieren könnte, sobald ich in der großen Halle erstmal den sprechenden Hut aufgesetzt bekommen würde. Wie wahrscheinlich die jeweiligen Ereignisse wohl waren. Und wie die Angehörigen meiner Familie wohl auf die jeweiligen Ergebnisse reagieren würden.

Ehe ich mich versah, wurden die Türen zur großen Halle auch bereits geöffnet. Und wir, die neuen Erstklässler liefen mitten durch sie durch. Ich spürte die Blicke der älteren Schülern auf mir, während ich hinter den anderen Erstklässler nicht her zwischen  den Tischen entlang lief, bis wie schließlich in der Nähe der Lehrer ankamen.

Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würde jeder einzelne Schüler in dieser Halle mich anstarren.  Als würden ihre Blicke von allen Erstklässlern ausgerechnet auf mir liegen. Auch, wenn ich wusste, dass dem vermutlich nicht so war. Als ich einst mit Cissy über solche Gefühle gesprochen hatte, meinte sie, dass dies nur daran läge, dass man selbst sich im Mittelpunkt sah. Dass man sich selbst als Mittelpunkt für sein Handeln und seine Aktionen betrachtete und somit das Gefühl hatte, alle anderen würden es genau so sehen.

Mcgonnagall hatte bereits vor einigen Minuten verkündet, dass wir nun mit der Einteilung der Erstklässler beginnen würden. Gerade eben, lief ein Schüler namens Avery grinsend zum Slytherintisch.  Moment. Avery. Das müsste heißen, dass ich bald ebenfalls aufgerufen werden würde.

Kaum hatte ich dies gedacht, hörte ich auch schon Mcgonnagall ' s strenge, doch nicht unfreundliche Stimme. " Black Regulus. " stocksteif lief ich nach vorne. Vollkommen verkrampft stand ich vor mir, ehe sie mir kurz ein beruhigendes Lächeln schenkte. Oder besser gesagt ein Lächeln, dass vermutlich ermutigend hätte sein sollen.  Doch um mich in dieser Situation zu beruhigen, würde es mehr brauchen, als nur das Lächeln einer Lehrerin. 

Es kam mir vor, als wäre es plötzlich totenstill in der gesamten Halle geworden.  Als wären jegliche Schüler, die sich bis jetzt mit ihren Freunden unterhalten hatten augenblicklich verstummt. Es kam mir vor, als würde sich alles und jeder nur auf eine einzige Person konzentrieren. Mich.

Ich atmete einmal kräftig durch, ehe mir Mcgonnagall mir auch schon den sprechenden Hut aufsetzte. Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass er mit mir sprechen würde, denn, soweit ich es von meinen Cousinen und S gehört hatte, tat er dies nur bei sehr wenigen Schülern. Da ich nicht wirklich davon ausging, einer dieser wenigen Schüler zu sein, war ich umso überraschter, plötzlich eine leise, raue Stimme an meinem Ohr zu hören. " So so. Noch ein Black also."

Ich nickte nur stumm. Zumal, weil ich nicht genau wusste, was ich darauf antworten sollte.  Allerdings auch, weil ich so ziemlich den Verdacht hatte, dass es recht seltsam wirken würde, wenn ich mit einem alten Hut spreche. Besonders dann, wenn ihn  außer mir niemand hörte. " Was mache ich denn bloß mir dir, Hm?" Ich habe keine Ahnung.

" Du bist mutig. Doch du hast auch etwas im Köpfchen, und davon nicht gerade wenig. Du bist schlau, gerissen.", erneut nickte ich, während ich mich selbst im Stillen ermahnte, bloß nicht aufzuhören zu atmen. " Du bist ehrgeizig. Du hast das Gefühl, dich beweisen zu müssen. Du hast das Bedürfnis, besser als alle anderen zu sein. Doch andererseits bist du auch unglaublich loyal. Du hälst zu den Leuten, die dir wirklich etwas bedeuten. Habe ich Recht?", ein erneutes Nicken meinerseits.

" Nun denn. Du stellst deine eigenen Wünsche nicht vor die Wünsche anderer Leute. Dies könnte man durchaus als selbstlos bezeichnen- auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob es immer gut ist, so zu sein. ",  Langsam begann ich, die Geduld zu verlieren und atmete deshalb nochmal erneut durch. Vielleicht würde war ja helfen, wenn auch nur ein kleines bisschen.

" Ich mache dir zwei Vorschläge, doch ich kann dir sagen, dass du in einem der beiden Häuser besser aufgehoben sein würdest, als du es jemals in dem anderen sein würdest. ", eine kurze Sorechpause folgte. " Letzten Endes ist es bis zu einem gewissen Grad aber auch deine Entscheidung. Ich werde dich nicht in ein Haus stecken, in das du unter keinen Umständen willst." Erneut hatte ich das Gefühl, mein Herz würde mir demnächst aus der Brust springen.

Nervosität machte sich in mir breit und am liebsten hätte ich jetzt wohl herausgeplatzt, dass ich ein Slytherin sein wollte. Doch wollte ich dies? War dies wirklich mein Wunsch. Das war ja das Traurige an dem Ganzen hier. Ich wusste nicht, was ich wollte. Ich wusste nicht, was besser für mich war. Ich wusste nur, dass es mir eine Menge Ärger ersparen würde, wenn ich in Slytherin landen würde.

Doch andererseits war Sirius vor einem Jahr auch kein Slytherin geworden, überlebt, hatte er es jedoch trotzdem. Also warum sollte ich es nicht überleben? Weil es außer dir niemanden mehr gibt, der die Rolle als Erbe der Blacks einnehmen könnte.

In meiner Untenschlossenheit blickte ich mich noch einmal in der großen Halle um. Ich erblickte Cissy am Slytherintisch, die mich zuversichtlich ansah. Als ich zum Gryffindortisch blickte, erkannte ich Sirius, zusammen mit den anderen drei Jungen, die ich schon am Bahnhof gesehen habe. Der Junge, der wohl James Potter sein musste, blickte genauso gespannt wie Sirius zu mir.

Gleichzeitig schien er jedoch auch den Eindruck zu machen, als würde er sich fragen, was um alles in  der Welt hier so lange dauern konnte. Doch schließlich kam ich zu einem Entschluss. So schwer es mir auch fallen musste. So sehr mir womöglichen Konsequenzen auch Angst machten. Tu, was du für richtig hälst.

" Nun gut.", hörte ich erneut die raue Stimme des Hut es an meinem Ohr. " Bist du bereit?", Ja. Ja, das war ich. " Nun denn. Gryffindor!" Wie betäubt stand ich von dem Stuhl auf und lief wie in Trance auf den Gryffindortisch zu. Am Rande bekam ich mit, wie Cissy mich vom Slytherintisch aus leicht enttäuscht anblickte, als ich an dem Tisch der Gryffindors ankam. Ich bekam auch noch am Rande mit, wie der Gryffindortisch applaudierte, während ich nur hoffte, hiermit nicht den schlimmsten Fehler meines Lebens begangen zu haben. Schließlich nahm ich neben einem rothaarigen Mädchen am Gryffindortisch Platz.

AN: Soo, ich update nach einer halben Ewigkeit auch wieder😅 allerdings werden in nächster Zeit wieder häufiger Updates kommen, da ich jetzt auch mehr Zeit habe😊😅 wie fandet ihr das neue Kapitel? Schreibt es mir gerne in die Kommis und sonst dann...Bis bald 😊❤

LG: Reggie_Black710



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