9.Kapitel

Ja, es ist noch Freitag, aber ich habe Nachtdreh und konnte es nicht abwarten.
Viel Spaß

PS: auch beim Reupload habe ich Nachtdreh. Absurd

.-.-.-.

Am nächsten Tag bekomme ich von Forster tatsächlich einen Vertrag vorgelegt, der mich offiziell als Mitarbeiter des Ladens ausweist. Ich bekomme ein Gehalt von 900Pfund im Monat, was ich recht ansehlich finde und unterzeichne ihn noch im Arbeitszimmer, sodass ich ihn zurückgeben kann.

Zufrieden grinsend komme ich aus dem Büro und Cornel mustert mich abschätzig: „Was grinst du so?"

„Ich arbeite jetzt bei euch, ich habe gerade meinen Vertrag bekommen", entgegne ich stolz, doch ihn beeindruckt das noch lange nicht. „Bilde dir darauf bloß nicht zu viel ein. Forster kann kurzen Prozess mit dir machen, wenn du nicht spurst. Und ich auch, falls du es genau wissen willst. Ich habe dich im Blick." Er vollführt eine entsprechende Bewegung mit der Hand, die lustig sein könnte, wenn er mich nicht mit einem so ernsten Blick ansehen würde. „Ich weiß, dass du mich im Blick hast, aber ich habe nichts zu verbergen. Oder glaubst du wirklich, ich bin sonderlich scharf darauf, mit euch aneinander zu geraten?", gebe ich zurück und wünschte, ich hätte schon ein bisschen mehr trainiert. Noch ist Cornel allerdings kräftiger, als ich und ich würde eindeutig den Kürzeren ziehen, weshalb ich mich natürlich unterordne.

„Und was ist jetzt dein Plan?", fragt er mich lässig und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich werde jetzt zu Tomlinson gehen und mich bei ihm für den Einbruch entschuldigen. Er soll mein Vertrauen gewinnen, damit ich bei seinem Neffen weiterkomme."

Ja, das ist mein Plan. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Außerdem will ich Louis wieder sehen. Aber ich darf ihn nicht einweihen. Er darf nichts von meiner Tätigkeit wissen, damit er nicht in die Schusslinie gerät.

„Dann wünsche ich dir viel Glück und verdrehe dem kleinen Schwuchtel ordentlich den Kopf. Da springt viel Geld dabei raus", sagt mir Cornel noch laut hinterher, als ich ihm den Rücken zugewandt habe und auf die Ladentür zugehe. Kurz bevor ich sie erreicht habe, wird sie aufgestoßen und zwei Männer, die etwas Schweres tragen, kommen herein. Mist, dass ich ausgerechnet jetzt gehen muss. Es hätte mich brennend interessiert, was die transportieren, doch wenn ich eben gesagt habe, dass ich gehe, dann sollte ich das tun. Auf keinen Fall, soll hier jemand denken, ich wäre zu neugierig.

Erst recht nicht Cornel. Denn vor dem habe ich fast schon ein wenig Angst. Er wirkt immer so kalt und berechnend, das macht mich bei ihm sehr unsicher.

Also überwinde ich mich und mache mich auf den Weg zur Villa des Unternehmers Tomlinson.

Wie ich dorthin gelange, weiß ich noch immer sehr gut und je näher ich der Straße komme, desto nervöser werde ich. Keine Ahnung, wie Louis auf mich reagieren wird und auch Mr Tomlinson wird sicherlich nicht erfreut sein, mich zu sehen, auch wenn er laut Menzies eingeweiht ist.

So gut es geht, versuche ich mir, nicht auszumalen was passieren könnte, doch das sorgt nur dafür, dass meine Nervosität nicht sonderlich viel besser wird. Im Gegenteil: als ich an der Tür stehe und auf die Klingel drücke, bin ich so nervös, wie noch nie im Leben.

Die Tür öffnet sich und ein Dienstmädchen steht vor mir. Seit wann haben die ein Dienstmädchen? „Hallo, was...", sie bricht ab und starrt mich an, dann sagt sie leise: „Hallo Mr Styles, ich bin hier die Sicherheitsbeauftragte." Ah eine Undercoveragentin. Hat das MI5 jetzt sämtliche Dienstboten im Haus durch geschultes Personal ersetzt? „Ich muss mit Mr Tomlinson sprechen", sage ich leise und sie nickt, sagt allerdings recht kalt: „Ich denke nicht, dass er für Sie zu sprechen sein wird." Ich bin sicher, dass sie aus einem bestimmten Grund ihre Rolle so spielt. „Bitte...es ist wirklich wichtig. Ich warte, wenn es sein muss, auch den ganzen Tag." Das Dienstmädchen überlegt kurz und tritt dann beiseite: „Na gut, kommen Sie rein und ich werde Sie bei Mr Tomlinson anmelden."

Und zum ersten Mal betrete ich das Haus von Mr Tomlinson durch die Vordertür und was noch wichtiger ist: mit Erlaubnis.

„Warten Sie bitte hier", weist sie mich an und deutet auf einen Sessel, der im Eingangsbereich steht und ich setze mich vorsichtig auf den glatten Stoff. Wie komisch es ist, hier zu sein. Das Haus kenne ich nur im Dunkeln und jetzt ist es Tag. Verstohlen sehe ich mich um. Hier ist alles sauber, glänzend und geleckt, man könnte glatt vom Boden essen. Die schwere Kommode, die neben mir steht, sieht alt und teuer aus, ansonsten ist hier fast alles in Weiß gehalten. Mir persönlich wäre es ja ein wenig zu leblos eingerichtet. Aber die Geschmäcker sind verschieden.

Nachdem ich eine ganze Weile dort gesessen habe und mich schon der Verdacht beschleicht, dass sie mich überhaupt nicht bei Mr Tomlinson anmeldet, knallt im ersten Stock eine Tür zu. Das Geräusch zerreißt die Stille geradezu und ich zucke heftig zusammen, so sehr habe ich mich erschreckt. Eilige Schritte trippeln die Treppe hinunter und Louis taucht am Fuß der Treppe auf.

Er trägt eine lockere Jeans, ein ärmelloses Shirt und eine Miene im Gesicht, als würde er seinen Augen nicht trauen. „Harry?", fragt er ungläubig und ich stehe auf, starre ihn an, wie einen Geist. Mein Herz wummert sofort los. Louis sieht aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.

„Hallo Louis", krächze ich und räuspere mich rasch. „Du bist wieder da...", haucht er, rennt dann auf mich zu und fällt mir um den Hals. „Ich hab gedacht, ich sehe dich nie wieder", schluchzt er und drückt mich so fest an sich, dass ich mich fühle, wie in einem Schraubstock gefangen. „Denk sowas doch nicht...ich musste nur ein paar Sachen klären", sage ich leise und lege die Arme nun auch um seine schmale Gestalt. War er schon immer so klein und zerbrechlich oder ist es das Haus, das ihn so erscheinen lässt? „Ich habe so gehofft, dass es dir gut geht...die ganze Zeit musste ich an das denken, was du mir von den Gefängnissen erzählt hast. War es dieses Mal wieder so schlimm?" Er schnieft und klammert sich hinten in meiner Lederjacke fest. „Nein, dieses Mal war es okay...mach dir keine Sorgen es geht mir gut." Ich spüre, dass er nickt, dann löst er sich vorsichtig von mir und wischt sich rasch über die nassen Augen. Sein Blick fällt auf die Stelle, an der mich das Feuerzeug verbrannt hat.

Es ist eine dunkle Narbe geblieben.

„Was ist das?"

„Oh, da hab ich mich verbrannt. Weißt du, als sie mich am Markusplatz auf den Boden gedrückt haben...das dauert wohl noch ein bisschen, bis es verheilt ist." Schnell fahre ich mit dem Finger über die Stelle. „Das sah so schlimm aus...", haucht Louis und senkt den Blick. „Jede Nacht träume ich davon, wie sie dich mit diesem Elektroschockdings niedergestreckt haben...tat das weh?"

„Ja und die Widerhaken in der Haut taten auch weh...aber am Schlimmsten war es, zu wissen, dass du hierher zurück musst", entgegne ich leise.

Vorsichtig nehme ich seine Hand und ziehe Louis zu dem Sessel, auf dem ich gewartet habe. Er setzt sich auf mein Knie und sieht mich an. „Ist es immer noch so schlimm, wie früher?", frage ich leise und besorgt. Louis sieht unglaublich müde aus, als hätte er seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen und ich habe Angst, dass sein Onkel nun noch mehr Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat. Vor allem, seit er eingeweiht ist.

Doch überraschenderweise schüttelt Louis den Kopf: „Nein, es ist nicht schlimmer geworden. Mein Onkel hat eingesehen, dass ich nicht mein Leben lang hier festsitzen kann und ich darf jetzt einmal die Woche sogar an die Universität. Allerdings habe ich einen Bodyguard dabei. Den hat er extra neu ausgesucht. Sowieso scheint mir, als würde er niemandem mehr trauen. Das komplette Personal ist ausgetauscht worden."

Ja ist es und zwar durch Leute vom MI5.

Natürlich sage ich ihm das nicht und gehe darauf nicht ein. Stattdessen freue ich mich für ihn, dass er jetzt endlich mal an die Universität gehen darf.

„Wow, das ist doch toll, Louis...vielleicht ist das der erste Schritt in ein neues Leben." Lächelnd streiche ich ihm übers Gesicht, doch Louis erwidert das Lächeln nicht. Er schmiegt sich in meine Hand und sagt dann ganz leise: „Ich wäre viel lieber wieder mit dir zusammen in Venedig..."

Mein Herz zieht sich bei diesen Worten schmerzhaft zusammen. Ja, wie gerne wäre ich auch wieder dort. Wie unbeschwert die Zeit dort war, bemerke ich jetzt erst im Nachhinein. Eine Weile schweigen wir. Louis sitzt da, hat sich an meine Schulter gelehnt und alles, was ich in dem Moment empfinde, ist unglaubliches Glück, dass es ihm halbwegs gut geht und er bei mir sein kann.

Ich weiß, dass er mir viel mehr bedeutet, als ich eigentlich zugeben darf und das ist eine ziemlich gefährliche Erkenntnis.

Keine wunden Punkte!

Mein wunder Punkt sitzt hier auf meinem Schoß, drückt sich an mich, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen und mein Herz flattert, wie ein kleiner Kolibri in meiner Brust herum und freut sich über die Nähe. Louis bedeutet mir alles.

Er ist alles, was ich will und dass ich das jetzt erst erkenne, macht die ganze Sache keinen Deut einfacher. Ich werde ihn belügen müssen, weil er sonst in Gefahr ist. Dabei würde ich ihm gerne alles sagen, damit er auf sich aufpassen kann. Das ist alles so kompliziert. Aber immerhin wissen ja alle um ihn herum Bescheid und können aufpassen.

„Harry?", fragt Louis ganz leise und sieht mich an. „Bleibst du hier? Gehst du nicht mehr weg?"

„Das kann ich dir nicht versprechen. Aber ich versuche herzukommen, so oft ich kann..."

„Wo gehst du denn hin? Was machst du gerade?"

„Das kann ich dir nicht sagen, Louis. Tut mir leid", antworte ich leise und schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. Louis nickt langsam. Er hakt nicht nochmal nach. Vermutlich ist das eine Angewohnheit, die ihm sein Onkel beigebracht hat.

Stell keine Fragen, wenn du es nicht sollst.

„Vielleicht kann ich es dir irgendwann mal sagen, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt." Louis nickt. Enttäuschung liegt in seinem Blick und er beißt sich auf die Lippe.

„Harry? Küsst du mich?", fragt er leise und ich lehne meine Stirn lächelnd an seine: „Ich dachte schon, du würdest mich nie fragen..."

„Mr Styles! Mr Tomlinson ist nun für Sie zu sprechen." Das Dienstmädchen funkt im letzten Moment dazwischen und wir stehen auf, ohne dass ich die Gelegenheit hatte, Louis einen Kuss zu geben.

.-.-.-.
Louis ist wieder da, bzw Larry sind wieder vereint.
Wie hättet ihr an Louis Stelle reagiert, wenn Harry so unerwartet wieder da gestanden hätte?

Ich grüße euch vom Nachtdreh. Es ist saukalt, aber sicher bald vorbei.

Liebe Grüße und Gute Nacht

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