24.Kapitel
Die Kamera läuft und zeichnet alles auf.
Vielleicht ist sie nur zur Sicherheit der Mädels installiert, vielleicht aber auf im Auftrag von Forster. Jedenfalls ist sie so unauffällig platziert, dass sie mir eigentlich gar nicht hätte auffallen dürfen. Ich kann nicht wissen, weshalb sie da ist und ich kann sie jetzt nicht fragen. Wer weiß, ob auch der Ton mitgeschnitten wird.
Ich sitze in der Falle.
Einer sehr attraktiven Falle, das muss ich zugeben und ich bin im Augenblick ziemlich froh, dass ich auch auf Frauen stehe. Sonst hätte ich jetzt wirklich ein Problem.
Sie schließt die Tür hinter sich und verriegelt sie, sodass wir ungestört sein können, dann wendet sie sich mir zu und lächelt ein sehr niedliches Lächeln. „Deine Freunde haben mich gebucht. Sie meinten, du bräuchtest mal wieder ein bisschen Liebe", sagt sie locker und geht um mich herum, fast so als würde sie mich einmal von allen Seiten mustern wollen. „Ja, das brauch ich definitiv." Ich drehe mich nach ihr um, will sie im Blick behalten. Die Bilder auf ihrer Haut scheinen willkürlich gewählt zu sein, fast wie bei mir. Sie passen nicht wirklich zusammen und sie sieht aus, als hätte man ein Kind mit einer Auswahl an Stempeln auf sie losgelassen. Auf den Schultern hat sie jeweils eine Rose, ich sehe außerdem einen Adler unter der Strumpfhose hindurchblitzen.
„Du hattest also schon lange keine Frau mehr? Das kann ich gar nicht verstehen. Du siehst verdammt gut aus", stellt sie fest, bleibt dicht vor mir stehen und öffnet langsam einen Kopf meines Hemds, dann den nächsten und es dauert nicht lange, da streicht sie es mir von den Schultern. „Wow...also...wow, wie kann man dich denn verschmähen?", sie lacht ungläubig und auch wenn ich weiß, dass das hier für sie ein Job ist und sie das vermutlich jedem Kunden erzählt, der es hören will, muss ich grinsen, weil mich das Kompliment doch irgendwie berührt. Sie legt beide Hände auf meine Brust und ehe ich mich versehe, liege ich auf dem weichen Bett und sie über mir.
Anfangs denke ich noch an die Kamera, doch irgendwann blende ich sie aus. Unterbewusst scheine ich aber noch daran zu denken, denn als ich mit ihr schlafe, bin ich weitaus mehr Mann, als ich es bei Louis war. Dieser Sex hier ist lediglich auf Befriedigung aus und das nutze ich vollkommen um darzustellen, wie sehr mich das allen anmacht- sollte jemand das Band sichten, muss es 100% überzeugend sein. Bei Louis ist es Genuss und Herzklopfen. Hier bei dieser Frau geht es nur darum, meinen Höhepunkt zu haben und auch wenn der Gedanke nicht okay ist: ich bin froh, endlich wieder mit jemandem schlafen zu können, nachdem es letztes Mal mit Louis nicht geklappt hat.
Ja, das ist egoistisch und unfair und ich weiß genau, dass ich deswegen noch ein ziemlich schlechtes Gewissen haben werde, aber ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen, in die man mich hier geworfen hat. Und wenn ich lebendig aus der Sache herauskommen und mich nicht verraten will, dann werde ich auch mit einer Prostituierten ins Bett gehen und mich dabei filmen lassen. Nach den ganzen Aktionen ist mir gerade alles recht, um wieder das Vertrauen der Gruppe zu gewinnen.
Schwer atmend liege ich wenig später auf dem Rücken und sehe der Frau zu, die von mir herunter klettert und sich wieder anzieht. „Hier bitte, damit kannst du dich säubern", sagt sie, legt mir ein gefaltetes, schwarzes Handtuch aufs Bett und lächelt mich kurz an. Vorsichtig ziehe ich das Kondom ab, beseitige die Überreste und ziehe die Hose wieder hoch. Dabei drehe ich mich mit dem Rücken zur Kamera. Wenn sie mich schon beim Sex filmen mussten, sollen sie nicht noch mein bestes Stück zu sehen bekommen. So viel Details will ich ihnen dann auch nicht liefern. „Was bekommst du?", frage ich, doch sie schüttelt den Kopf: „Dein Chef hat mich schon bezahlt, du bist mir nichts mehr schuldig", sagt sie, lächelt mich an und wartet, bis ich das Hemd wieder angezogen habe, bevor sie die Tür öffnet und mich hinaus begleitet.
Wir reden kein Wort mehr, bis wir wieder im Club ankommen und sie mir einen schönen Abend wünscht, bevor sie wieder ihren Platz an der Poledancestange einnimmt.
„Naa, wie wars? Louise ist super oder?" Ein wenig verlegen, weil alle wissen, was ich mit der Dame getrieben habe, setze ich mich wieder auf meinen Platz und greife nach einem Glas Champagner, um nicht sofort antworten zu müssen, doch alle Augen liegen auf mir und ich komme um eine Antwort nicht herum. „War heiß", sage ich schlicht und Kaye wechselt mit Cornel einen kurzen Blick. Es passiert schnell und fast unauffällig, doch ich bemerke es trotzdem. „Was ist?", frage ich herausfordernd und blicke Cornel direkt an. Ich habe keine Lust mehr auf diese Spielchen, immerhin habe ich mich gerade gezwungenermaßen auf diese Frau eingelassen, um meinen Status hier festigen zu können, da will ich jetzt auch, dass dieses Misstrauen aufhört. „Nichts, wir haben uns nur erst gedacht, du würdest kneifen, weil du vielleicht wirklich was mit diesem Tomlinson hast", sagt Kaye schnell und Cornel verdreht genervt die Augen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nichts davon hält, dass ich Bescheid weiß. „Naja ich bin eben ein guter Schauspieler", sage ich schlicht und Forsters rechte Hand nickt langsam, dann beugt er sich vor und blickt mich an.
Alle anderen sind wieder damit beschäftigt, die Damen um uns herum anzugaffen und bekommen nichts mehr davon mit, was Cornel und ich miteinander reden.
„Oh ja das bist du und ich frage mich allerdings, wem du hier was vorspielst. Forster hasst Tomlinson. Der würde ausrasten, wenn du dich mit ihm verbündest. Mal ganz abgesehen davon, dass du ihn dann angelogen hättest und das mag der Chef ganz und gar nicht."
„Wieso kann er Tomlinson nicht leiden?", frage ich neugierig und hoffe insgeheim, dass Cornel schon genug Alkohol intus hat, um mir das vielleicht zu verraten, doch der Plan geht nicht auf. Cornels Lippen verziehen sich zu einem Grinsen, dass dem des Jokers aus Batman alle Ehre gemacht hätte und er sagt: „Das geht dich überhaupt nichts an. Du sollst Wertsachen von ihm beschaffen und dich nicht in die Privatangelegenheiten des Chefs einmischen."
Das hat mich verdammt neugierig gemacht und ich kann den ganzen restlichen Abend an nichts anderes mehr denken, als mir mögliche Gründe für Forsters Hass auf Louis Onkel auszumalen.
So sitze ich auf meinem Platz in der VIP Lounge, sehe den Mädels beim Tanzen zu und beobachte die Jungs. Ab und zu verschwindet einer mit einer Dame in ein Hinterzimmer, ansonsten unterhalte sie sich miteinander. Benny aus der IT Abteilung ist einer der wenigen, die nichts trinken. Er behält das Treiben im Auge und sein Blick huscht immer wieder zum Tresen der Bar, wo einige Geldscheine den Besitzer wechseln. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, grinst er kurz und macht mit den Fingern eine Geste, die Bargeld bedeutet. Will er mir zeigen, dass der Club heute guten Umsatz macht?
Das kann nicht sein. Da muss mehr dahinter stecken und so sehe ich immer wieder zum Tresen hin. Der Mann, der dort arbeitet blickt immer wieder zu unserer Truppe hin. Er wirkt nervös und am Ende des Abends weiß ich wieso das so ist.
Der Club leert sich erst gegen 5 Uhr am Morgen und wir sind die letzten Gäste. Mittlerweile bin ich wider meines Vorsatzes doch ziemlich angetrunken, was ich allerdings erst bemerke, als ich mich erhebe und sich um mich herum alles ein wenig dreht. Meine Güte, so viel wollte ich nicht trinken, aber irgendwann habe ich den Überblick verloren. Dass ich mit der Frau geschlafen habe, belastete mich mit jedem Schluck Alkohol mehr und ich weiß nicht, wie ich das Louis erklären soll. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe und er glaubt, ich sei ihm treu.
Allerdings: was hätte ich auch anderes tun sollen? Nein sagen und auffliegen? Forster hätte mich kalt machen lassen und dann wäre es das mit Louis und mir sowieso gewesen. Vielleicht sollte ich es ihm einfach nie sagen. Was ich hier tun muss, hat nichts mit mir als Person oder mit mir und Louis zu tun. Was ich hier tue, ist eine Parallelwelt. Natürlich bin ich dadurch nicht vollkommen freigesprochen und kann nicht tun und lassen, was ich will, aber wenn es die Umstände erfordern, dann muss ich mich anpassen.
„Styles, was stehst du noch so herum? Los, wir gehen!", drängt mich Josh und verpasst mir einen harten Schlag in den Rücken. Tatsächlich bin ich der letzte, der noch in der VIP Lounge steht und ich beeile mich, den anderen hinterher zu kommen. „Ich hole noch das Geld für diese Woche ab", sagt Josh schnell und bleibt am Tresen stehen. Natürlich will ich nicht zu neugierig sein und starren, doch ich trödele ein wenig herum, bevor ich den anderen nach Draußen auf die Straße folge. Josh lehnt sich an den Tresen und hält die Hand auf.
Ein Bündel Geldscheine wechselt den Besitzer und landet in der Innentasche von Josh, bevor er langsam den Laden verlässt. „Was stehst du noch hier herum, Styles? Hast du mich beobachtet?", fragt er, packt mich am Kragen und zieht mich hinter sich her. „Nicht mit Absicht, nur durch Zufall", gebe ich zu. Josh klopft sich auf die Brust und der Alkohol, den er getrunken hat, scheint ihn ein kleines bisschen freundlicher zu machen. „Wir garantieren dem Club einen reibungslosen Ablauf und dafür wollen wir ab und zu eben eine kleine Aufwandsentschädigung."
Aufwandsentschädigung? Das sah aber nach weit mehr als nur einer Aufwandsentschädigung aus.
Ob die Schutzgeld von diesem Club erpressen?
.-.-.-.
Es tut mir leid, was ich Harry habe tun lassen. Aber in meinen Augen ging es nicht anders.
Hat jemand die Dame erkannt? Vielleicht an den genannten Tattoos...oder spätestens am Namen müsste es geklingelt haben, oder?
Ich habe mich aber sehr über eure regen Kommentare im letzten Kapitel gefreut und eure Lösungsvorschläge waren auch alle toll.
Liebe Grüße
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