23.Kapitel
Am Abend stehe ich in meiner Wohnung und warte darauf, dass man mich abholt. Ich konnte natürlich nicht absagen und habe mich lustlos ein wenig zurecht gemacht. Weil ich möglichst unauffällig bleiben will und nicht sonderlich viel Auswahl an Klamotten habe, ist es ein komplett schwarzes Outfit geworden. Die Jeans sitzt locker und das Hemd habe ich sogar noch gebügelt.
Wenn Cornel sagt, dass wir in den heißesten Club Londons gehen, dann will ich ordentlich aussehen, immerhin weiß ich ja nicht, wie die anderen gekleidet sind und ich will auf keinen Fall hinten anstehen.
Ein schneller Blick auf die Uhr und ich greife mir den Schlüssel. Mein Handy lasse ich sicherheitshalber hier, sollten wir betrunken sein, will ich es auf keinen Fall verlieren. Menzies würde mich lynchen wenn das passiert.
Allerdings sollte ich es auch nicht einfach in der Wohnung liegen lassen. Suchend sehe ich mich um. Irgendwo hier muss es doch einen Platz geben, wo ich es verstecken kann. Die alte Matratze, auf der Louis geschlafen hat, als er hier war, hat einen Riss auf der schmalen Seite und ich schiebe das Handy kurzerhand ins Innenfutter. Auf die Idee in einer Matratze zu suchen kommt niemand, außerdem sieht sie so abgeranzt und ekelhaft aus, dass man sie nicht freiwillig anfassen würde.
Mit dem Gefühl, alle nötigen Vorkehrungen getroffen zu haben, schließe ich die Wohnungstür ab und gehe nach unten. Die Truppe will mich abholen - meine Adresse kennen sie ja noch.
Ein dunkles Auto fährt wenig später vor und Fabio stößt die Tür auf. „Steig ein, Styles!“, ruft er und ich quetsche mich ins Auto. Es riecht nach Mann, Alkohol und jemand hat eine Zigarre geraucht. Der süßliche Geruch klebt an den Stoffen. Ich mag ihn, er ist angenehmer, als der von Zigaretten.
„Na, bereit für einen richtigen Männerabend?“ Cornel drückt mir eine Flasche in die Hand und grinst mich herausfordernd an. „Bereit, die kleine Schwuchtel zu vergessen?“
„Aber klar, nichts lieber, als das“, antworte ich hebe die Flasche schnell an die Lippen und nehme einen Schluck daraus. Es ist Champagner und obwohl ich keine Ahnung von teuren Sorten habe, vermute ich, dass es einer der Flaschen ist, die man nicht jeden Tag trinkt. „Erzählst du uns nur, was wir hören wollen, oder freust du dich wirklich?“, fragt Kaye und sieht mich forschend an. „Wieso sollte ich das denn?“, frage ich zurück und nehme noch einen Schluck. „Keine Ahnung, ist nur so ein Gefühl“, murmelt Kaye, sieht mich kurz an und schaut dann aus dem Fenster. „Wart ihr schon mal in dem Club?“, erkundige ich mich und einige der Jungs nicken. „Natürlich. Man muss dort mal gewesen sein. Heißere Frauen gibt es nirgendwo und Forster weiß, dass er seine Mannschaft ab und zu rauslassen muss, damit wir den Kopf freibekommen und wieder ordentlich arbeiten. Deswegen lässt er ab und zu mal einen Ausflug in der Art und Weise springen.“
Aha, die Jungs werden also auf die Damen der käuflichen Liebe losgelassen, um Druck abzubauen, damit sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren können. Man könnte das jetzt verurteilen, aber wenn ich es mir genau überlege, ist das eigentlich eine ganz clevere Strategie von Forster, denn die Jungs scheinen sich alle sehr auf den Abend zu freuen.
Der Wagen bringt uns ins Zentrum Londons. Genauer gesagt zum Picadilly Circus, wo wir aussteigen. Die Truppe weiß, wohin sie gehen muss, denn sie biegen zielsicher in die Coventry Street ein. Hier gibt es Theaterkassen, Souvenirshops und Geschäfte, die deutlich auf die Touristen abzielen und mit ihren Leuchtreklamen alles überstrahlen. So fällt der Club tatsächlich nicht sofort auf. Die Jungs wissen allerdings genau, wohin sie wollen, denn sie haben keinen Blick für die Shops drum herum übrig und gehen sofort hinein. „Styles, komm, nicht trödeln, es warten heiße Bräute!“, ruft Fabio und zieht mich am Arm hinter sich her in den schmalen Eingangsbereich.
Man scheint uns bereits erwartet zu haben. Die Bodyguards am Eingang sind mit den Jungs bekannt, denn sie schütteln einander die Hände. Eine Dame an der Garderobe blickt uns ein wenig ängstlich an, was mich wundert, denn eigentlich müsste sie es doch gewöhnt sein, dass größere Grüppchen an Männern hier ankommen.
Wie es aussieht, hat Forster den Eintritt bereits im Voraus bezahlt, denn es kommen uns schon zwei leicht bekleidete Damen entgegen, die uns die Jacken abnehmen, sofern wir welche dabei haben, und uns zu unseren Plätzen führen.
Die Decke ist niedrig und schwarz glänzend gestrichen. Die Wände sind rot und rosa marmoriert und ein wild gemusterter Teppich ist verlegt und mehrere Poledance Stangen sind im Raum verteilt. Bequeme Sessel stehen in Grüppchen und sind fast ausschließlich von Männern besetzt, die sich die Damen an den Stangen ansehen. „Wir haben eine extra Lounge, die haben wir immer“, informiert Cornel, den ich zum ersten Mal fast schon freudig erlebe. Er scheint den Abend regelrecht entgegen gesehnt zu haben und führt uns quer durch den Club in einen Bereich, der mit grauen Fadenvorhängen abgegrenzt ist. Man hat uns bereits eine weitere Flasche Champagner kalt gestellt und mehrere Gläser stehen auf einem silbernen Tablett bereit. Dazu ein weiteres Tablett mit Häppchen.
Ich fühle mich nicht unwohl muss ich sagen, denn die Atmosphäre ist sehr angenehm und die Musik keineswegs zu laut.
„Auf einen heißen Abend!“, ruft Kaye und der Korken knallt aus der Flasche und die Gläser füllen sich schäumend. Schnell trinke ich, bevor das teure Zeug über den Rand läuft und verschlucke mich an der Kohlensäure.
Eine Frau in sehr knappen, aber verdammt geschmackvollen Klamotten, kommt an unseren Tisch. „Kann ich euch was besonderes bringen?“, fragt sie freundlich und lächelt in die Runde. „Eine hübsche Tanzeinlage wäre nett“, bemerkt Kaye und sie stellt das Tablett ab, das sie dabei hatte. Weil Kaye den Wunsch geäußert hat, bekommt er auch den Lap Dance von ihr und wird von uns mit lautem Johlen und ziemlich obszönen Aussagen angefeuert. Ich halte mich zurück und mache nur soweit mit, wie ich mich noch wohl fühle. Anpassung ist alles.
Nachdem die Dame einen Geldschein in die Bluse geschoben bekommen hat, macht sie sich wieder davon und wir widmen uns dem übrigen Champagner. „Seid ihr öfter hier?“, frage ich Fabio, der einer Dame beim Tanzen zusieht und ihr verschwörerisch zuzwinkert. „Ja, so einmal im Monat auf jeden Fall und ab und an um...“,er unterbricht sich rasch und sagt: „hier ist es wirklich super, die Mädels sind geschmackvoll und wenn man will, kann man sich eine der Damen auch für eine gewisse Zeit buchen. Dazu geht man einfach da vorne an diesen kleinen Tisch und sagt dem Mann, wen man gerne hätte. Die haben wirklich tolle Zimmer hier mit sehr bequemen Betten.“ Fabio grinst und lehnt sich entspannt zurück: „Die Mädels machen hier auch fast alles.“
Schön, wenn sie das tun, aber ich hätte doch lieber gerne Louis.
Nachdenklich nippe ich an meinem Glas und nehme dabei die kleinstmögliche Menge Flüssigkeit auf. Ich will die Kontrolle behalten und wissen, was um mich her passiert. Nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn ich mich betrinken würde.
Im Laufe des Abends trinke ich allerdings doch ein bisschen was, zumindest genug, um ein klein wenig beschwipst zu sein und nach und nach finde ich die Idee mit dem Club nicht schlimm. Was ist schon dabei, sich einen schönen Abend zu machen? So lerne ich die Jungs ein bisschen besser kennen und komme so eher in die Gruppe hinein und das ist es ja, was ich will.
Mittlerweile ist es ziemlich voll geworden und die stickige Luft macht auch vor dem VIP Bereich nicht Halt, weshalb ich mein Hemd bis zum Brustbein aufgeknöpft habe. „Was hast du eigentlich für hässliche Tattoos?“, stellt Cornel fest, der von der Bar zurückkommt und sich zwischen mich und Fabio quetscht. Er hat schon ordentlich getankt und ich bin mir ziemlich sicher, dass er morgen nicht mehr weiß, was heute genau passiert ist. Ich senke den Blick und mustere die beiden Schwalben auf meiner Brust.
Hässlich? Ich finde sie ziemlich cool.
Genau das sage ich Cornel auch, der den Kopf schüttelt. „Nein, das sind keine schönen Tattoos“, sagt er abschließend, legt den Arm um mich und deutet zu einer Tänzerin, die an der nächsten Poledancestange hängt und sich gerade von einem Mann einen gefalteten Geldschein in den BH schieben lässt. Sie ist über und über mit Tattoos überzogen. „Das sind schöne Tattoos. Wobei das auch an der scharfen Braut liegen könnte. Wie findest du sie? Sexy oder?“ Seine Augen sind glasig, aber er fixiert mich interessiert: „Ja, sie sieht echt heiß aus“, sage ich und das ist nicht mal gelogen. Diese Frau ist wirklich verdammt sexy und ich kann nicht anders als hinzusehen. Sie bewegt sich super und weiß genau, wie sie ihren Körper einsetzen muss, um die Fantasie der Männer um sie her anzuregen. „Ja, das ist sie. Willst du sie?“, fragt Cornel und ich zucke zusammen.
Was meint er?
„Ich kann sie dir buchen. Für einen Lap Dance oder eine kurze Nummer im Hinterzimmer. Du brauchst mal was ordentliches, wenn du bei Tomlinson die ganze Zeit die Schwuchtel geben musst. Das muss doch furchtbar anstrengend sein.“ Er will bedauernd klingen, doch es hört sich eher gemein an. „Ja, das ist wirklich anstrengend. Ich muss mir immer eine solche Frau vorstellen, wenn ich diesen Milchbubi vor mir habe, du glaubst nicht, wie sehr mich das frustriert.“ Seufzend nehme ich noch einen Schluck aus meinem Glas und spüre, dass sich Cornels Hand um meine Schulter festigt. „Dann habe ich eine Überraschung für dich“, flüstert er und gibt der Frau ein Zeichen, die die Männer stehen lässt und zu uns herüber kommt. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Er wird doch nicht...
„Hier, mein Kollege würde sehr gerne deine Vorzüge genießen“, sagt er zu der Dame und sie beugt sich lächelnd zu mir hinunter. Ihre vollen Lippen sind nah an meinen und ich rieche das süße Parfum. „So, willst du das? Komm mit, ich bringe dich in eine ruhigere Ecke.“
„Oh, Styles ist der Erste heute!“, gröhlt jemand und ich lasse mich widerstandslos auf die Beine ziehen. Was soll ich auch anderes machen. Wenn ich mich weigere, mit ihr mitzugehen, würde meine ganze Lüge mit Louis sofort auffallen.
Unter den neugierigen Blicken der anderen führt sie mich zwischen den Tischen hindurch und durch eine Tür. Hier ist es stiller, doch der Flur nicht minder prachtvoll gestaltet.
„Ich habe hier ein kleines Zimmer, da können wir es uns ein bisschen gemütlich machen. Ich habe schon gehört, dass du in der letzten Zeit nicht wirklich zum Schuss gekommen bist, Süßer“, sagt sie. Ihre Stimme ist angenehm tief. Man hört ihr gerne zu. Ihre Hand findet meine und sie zieht mich den Flur entlang. Unwillkürlich muss ich auf ihren Po blicken, der in der dunklen Netzstrumpfhose verdammt sexy aussieht, wie er da so vor mir herwackelt.
Hin und her gerissen, was ich jetzt tun soll, folge ich ihr. Cornel hat sie bezahlt. Hat er sie nur dafür bezahlt, dass sie mit mir schläft? Oder gab es einen Aufpreis dafür, dass sie Informationen weitergibt? Wie ich mich angestellt habe, oder sonst was in der Art...
Kann ich es mir erlauben, sie zu bestechen und so Cornels Plan zu vereiteln?
Ich weiß nicht, wie treu sie ihm ergeben ist, das könnte nach hinten losgehen. Zumindest wenn ich Cornels Summe unterbiete und ich weiß nicht, wie viel Geld er ihr gegeben hat.
Die Frau öffnet eine dunkle Tür und schiebt mich hinein. Bevor das Licht aufflackert, sehe ich ein kleines, rotes Lämpchen in einer Ecke leuchten.
Eine Kamera!
Verdammt, ich kann mich hier nicht rauswinden.
.-.-.-.
Was soll ich sagen? Cornel hat da ganz clever die Strippen gezogen und Harry in eine ausweglose Situation manövriert.
Kann er irgendwas tun, um da wieder rauszukommen? Hat jemand eine Idee?
Liebe Grüße und einen schönen Samstag!
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