10.Kapitel

Achtung, mir ist eine wichtige Information in Kapitel 9 durchgerutscht. Bitte die Begegnung mit dem Dienstmädchen nochmal lesen!

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Louis springt von meinem Schoß auf, als hätte ich ihn gekniffen. Das Dienstmädchen scheint sich jedoch nicht daran zu stören, dass Louis mir so nah war, oder zumindest lässt sie es sich nicht anmerken. Mit artig hinter dem Rücken gehaltenen Händen steht sie da. „Kommen Sie, ich bringe Sie in sein Büro", sagt sie und ich erhebe mich rasch. Als ich an einem Spiegel vorbeikomme, streiche ich mir noch die Haare aus den Augen und hoffe, dass ich halbwegs ordentlich aussehe.

Louis kommt mit, wenngleich er auch einen gewissen Sicherheitsabstand einhält und einige Meter hinter mir bleibt.

Das Dienstmädchen führt uns einen langen Flur entlang und dann eine schmale Treppe hinauf in den ersten Stock. Hier oben war ich schon mal und es fühlt sich komisch an, wieder auf dem weichen Teppich zu gehen. Einige Türen kommen mir bekannt vor und irgendwann halten wir vor dem Arbeitszimmer, in dem ich schon zusammen mit Zayn gestanden habe. Das ist vielleicht gerade mal einen Monat her. Unglaublich, wie viel in der Zeit passiert ist. Es kommt mir so viel länger vor.

Nachdem einmal geklopft wurde, werden wir hereingebeten und das Dienstmädchen zieht sich zurück. Nebeneinander stehen wir jetzt auf dem dicken Teppich im Arbeitszimmer von Mr Tomlinson. Die Sonne scheint durch die großen Fenster hinter dem wuchtigen Schreibtisch und es ist warm hier drin. Trotzdem trägt der Onkel einen Anzug und der Kragen ist ordentlich zugeknöpft. Ob der Mann auch andere Kleidungsstücke außer Anzüge besitzt?

„Louis, wieso bist du mitgekommen?" Das ist das erste, was Mr Tomlinson sagt, als er uns sieht. Er hat einen strengen Tonfall in der Stimme und sieht Louis ernst an. Der reckt ein wenig das Kinn und sagt dann: „Ich werde Harry ja wohl begleiten dürfen. Oder wird mir das jetzt auch noch vorgeschrieben?" Mr Tomlinson seufzt und zuckt dann die Schultern, bevor er aufsteht und um den Tisch herumgeht. Mir scheint, als sei Louis in der letzten Zeit häufig ein wenig bissig ihm gegenüber gewesen, denn Mr Tomlinson sieht nicht so aus, als ob er diesen Tonfall und diesen Vorwurf zum ersten Mal hören würde. Er lehnt sich gegen den Tisch, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich ernst an. „Was führt Sie zu mir? Dieses Mal auf legalem Weg, Mr Styles."

Er sieht mich direkt an und in seinen Augen liegt kein nachtragender Ausdruck. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber ich glaube, sowas wie Respekt darin lesen zu können. „Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen. Mir war nicht klar, was es für Folgen hat, wenn ich Ihren Neffen mitnehme..."

„Meinen Neffen...ja, das war auch ein ziemlicher Schock, als man mich auf der Messe in Norwegen anrief, und mir mitteilte Louis sei verschwunden. Allerdings muss ich sagen, dass mich der Verlust meiner Bilder und eines Diamantschmucks ebenfalls sehr getroffen hat. Außerdem wurden noch weitere Wertgegenstände entwendet, die ich vor wenigen Tagen bei einer Auktion wieder gefunden und zurückgekauft habe." Mr Tomlinson sieht mich ernst an. Gerne würde ich ihm sagen, dass Zayn und ich nicht die einzigen waren, die bei ihm in dieser Nacht eingebrochen sind, allerdings kenne ich die beiden anderen Diebe nicht und sollte daher lieber die Klappe halten. Wer weiß, wie fies die noch so werden können, wenn man ihnen zu nahe kommt. Momentan kann ich es mir nicht leisten, mit jemandem aneinander zu geraten. Forster allein ist schon genug Arbeit.

„Er hat mich nicht freiwillig mitgenommen. Ich habe ihm keine Wahl gelassen", platzt Louis dazwischen. „Ich hatte ihm gedroht, die Polizei zu rufen und ich wollte endlich mal raus hier."

„Ja, das hast du mir schon gesagt Louis, ich muss es mir nicht nochmal anhören", blafft Mr Tomlinson ihn an und mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wieso sind Sie bei mir eingebrochen?"

„Sie hatten Bilder, die ich gebrauchen konnte", gebe ich zu und senke demütig den Kopf: „Ich hatte Probleme und ein Einbruch schien mir die einzige Lösung zu sein. Ich habe Sie nicht aus persönlichen Gründen ausgewählt, das müssen Sie mir glauben." Ich sehe Mr Tomlinson an und hoffe, dass er versteht. Seine Arme bleiben weiterhin verschränkt und er sagt dann: „Ich hoffe doch, Sie konnten Ihre Probleme wenigstens beseitigen?"

Was sage ich jetzt? Louis steht direkt neben mir und ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, weshalb ich knapp nicke.

„Gut, dann hatte das Ganze ja wenigstens für Sie einen halbwegs guten Ausgang." Seine Augen huschen zwischen seinem Neffen und mir hin und her, dann sagt er: „Louis berichtete mir, dass ihr euch ganz gut versteht..."

Was soll das denn jetzt werden? Smalltalk?

„Verstehen?", schnaubt Louis und sieht seinen Onkel verächtlich an. „Du hörst mir wirklich nicht zu. Ich habe gesagt, dass ich mich verliebt habe. Das ist was anderes, als sich nur verstehen."

Verliebt. Er hat sich verliebt?

Meine Güte, das hätte ich nicht gedacht und ich bin so baff, dass ich Louis einfach nur anstarre, als hätte er mir gerade einen Antrag gemacht. Mein Kopf kriegt diese Information nicht verarbeitet und ich bin überrascht, dass Louis so mutig ist und das seinem Onkel einfach so ins Gesicht sagt. „Du hast dich verliebt?", fragt Mr Tomlinson, als würde er diese Information heute zum ersten Mal hören. „Ja. Hab ich", gibt Louis zu und sieht auf seine Füße. „Nun, Mr Styles macht gerade auf mich eher den Eindruck, als würde auch ihn diese Information ziemlich überraschen. Vielleicht solltet ihr mal miteinander sprechen. Mr Styles, ich nehme Ihre Entschuldigung an, weil Sie ihre Strafe bekommen haben und die Beute glücklicherweise nur Drucke waren. Meine Versicherung kommt sowieso für den Schaden auf, also habe ich wenigstens keinen Verlust erlitten. Meinen Neffen habe ich ja selbst wieder zurückgeholt. Louis, bitte sei so nett und gehe kurz raus, ich muss mit Mr Styles allein sprechen."

Louis will den Mund aufmachen und etwas erwidern, doch sein Onkel hebt eine Augenbraue, woraufhin Louis schnaubt, sich umdreht und aus dem Raum stampft. „Und es wird nicht gelauscht!", ruft der Geschäftsmann über das Zuknallen der Tür hinweg, dann hebt er die Hand und winkt mich zu sich heran.

„Ich weiß, was Sie vorhaben. Man hat mich informiert", sagt er leise, als ich direkt vor ihm stehe und ihn ansehe. „Gut." Mehr fällt mir dazu nicht ein. Was soll ich auch sagen?

„Bitte halten Sie Louis aus der Sache raus. Ich will nicht, dass er in Gefahr gerät. Ich hatte ihm unter der Bedingung, dass er einen Bodyguard mitnimmt, gestattet, an die Universität zu gehen. Sollte er irgendwie in den Focus geraten, muss ich ihm das wieder nehmen und Sie glauben gar nicht, was dann hier los ist."

Oh, das kann ich mir sehr gut vorstellen, glaube ich.

„Ich verspreche, dass ich...."

„Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können", unterbricht er mich harsch und sagt dann: „Ich will, dass Sie sich nur hier auf dem Gelände mit Louis treffen, sollte das unbedingt sein müssen. Je weniger Kontakt Sie haben, desto weniger wird man auf ihn aufmerksam werden. Dieser Mr Menzies sagte mir bereits, dass die Ganoven nur auf einen Schwachpunkt warten und ich will nicht, dass Louis der Ihre ist."

Tja, das ist leichter gesagt, als getan. Er ist es nämlich schon.

„Ich werde alles tun, um Louis zu beschützen", sage ich leise und er nickt knapp: „Gut, dann hätten wir das ja geklärt." Mehr hat der Mann nicht dazu zu sagen. Er nickt mir nochmal zu und setzt sich dann schwungvoll wieder hinter seinen Schreibtisch. Geschäftsmann durch und durch und doch scheint er alles dafür zu tun, dass Louis sicher ist.

Wie es aussieht, ist das Gespräch für ihn erst mal beendet. Nach einem letzten vorsichtigen Blick, trete ich durch die Tür hinaus auf den Flur. Louis hat sich an die Ansage gehalten und ist nirgendwo zu sehen.

Erst an der Schwelle zur Treppe steht er. Er hat sich auf das Geländer gestützt und sieht mich auf sich zukommen. „Was wollte er von dir?", fragt er leise und ich schüttele den Kopf: „Mir nur sagen, dass ich vorsichtig mit dir umgehen soll."

„Und das konnte er dir nicht vor mir sagen? Hat er Angst, dass ihm ein Zacken aus der Krone bricht? Es wäre schön, zu wissen, dass ich ihm etwas bedeute."

„Louis, du bedeutest ihm mehr, als du vielleicht denkst", sage ich ihm leise. Auch wenn er es nicht hören will, mache ich ihn darauf aufmerksam. Sein Onkel ist kein Monster, wie ich vielleicht immer dachte. Er macht sich einfach nur große Sorgen.

„Ich wollte eigentlich nicht so direkt sagen, dass ich mich verliebt habe", sagt Louis plötzlich und sieht mich nur kurz an. Wie es aussieht, schämt er sich für seine Aussage und vielleicht hat er auch Angst, dass ich seine Gefühle nicht erwidern könnte.

Dabei geht es mir doch genau wie ihm. Ich habe dieselben Gefühle. Aber kann ich sie ihm gestehen? Wieder denke ich an meinen wunden Punkt. Und an meinen Plan. Forster weiß, dass ich Louis Gefühle vorspielen will, um mehr Information zu bekommen.

Also würde es ja im Grunde nicht auffallen, wenn ich mit ihm zusammen wäre. Forste würde annehmen, es sei alles nur ein Spiel. Ich könnte ihm also durchaus gestehen, wie es mir geht und es bestünde keine Gefahr, dass das herauskäme, denn in Forsters Augen, würde ich ja nur auf Louis eingehen, um mehr Informationen zu bekommen. Das alles rast in unglaublicher Geschwindigkeit durch meinen Kopf. Das scheint Louis zu lange zu dauern und er legt den Kopf schief: „Wie sieht's denn mit dir aus?", fragt er und knibbelt nervös an seinem Tshirt herum.

Er wartet darauf, ob er einen Korb bekommt. Das kenne ich aus meiner Jugend noch gut genug und es ist die Hölle. Deswegen lasse ich ihn nicht lange schmoren und sage leise: „Mir geht es genau, wie dir, Louis. Ich habe mich in dich verliebt."

Jetzt ist es ausgesprochen, jetzt weiß Louis Bescheid.

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