Geheimniswahrer. 18.12.

Er ging vor dem Konferenzraum auf und ab. Ungeduldig hoffte er auf eine Antwort von Potter, er war sich nicht sicher, ob er einen so guten Patronus jemals wieder zustande bekommen würde. Außerdem wusste Draco nicht, wo Potter wohnte und aus irgendeinem Grund wollte er Hermine mit ihm finden, vielleicht wusste er von einem Ort, an dem sie sein konnten.

„Malfoy!", mit wie elektrisiert von seinem Kopf abstehendem Haar kam er auf ihn zu. Seine Kleidung musste er in aller Eile angezogen haben, sie war an jeder Ecke schief. „Das ist ein Scherz! Oder?!", wütend blieb er einen Meter vor dem Blonden stehen, der Potter nicht begreifen konnte.

„Geht's noch? Denkst du wirklich ich erlaube mir damit Scherze?", wies er ihn zurecht. Die Wut in Potters Gesichtsausdruck wich Sorge.

„Seit wann? Woher weißt du das überhaupt?"

„Sie...war bei mir und...", er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, das augenblicklich wieder in seine Stirn fiel. „...als ich vom Einsatz zurückgekommen bin, war sie weg. Und die Schutzzauber auf meiner Tür verschwunden.", beklommen sah er zu dem anderen. Er hoffte inständig, dass er ihm nichts Falsches unterstellen würde und ihm zur Abwechslung einmal glaubte.

„Warum war sie bei dir?", der skeptische Klang seiner Stimme verhieß nichts Gutes, Draco versuchte es zu ignorieren.

„Können wir in deinem Büro sprechen? Das ist näher. Ich will nicht, dass es jemand hört."

„Habt ihr eine Affäre?", zischte er ihm entgegen, als sie in den nächsten Gang bogen.

„Selbstverständlich nicht!", knurrte Draco in seine Richtung. Dass Potter diese Lächerliche Idee auch nur in Betracht zog, empfand er angesichts ihres Verschwindens als Affront.

Tödliche Stille umschloss die beiden Männer im Büro, dass genauso wie das von Draco, aber doch anders aussah. Die Bücher waren anders, und die Materialien auf dem Schreibtisch, aber dennoch war es irgendwie ähnlich. Zumindest die Anordnung des Mobiliars.

„Warum war sie nun bei dir?", wiederholte das Narbengesicht.

Er atmete angestrengt ein, ehe er antwortete: „Du... weißt, dass sie und Wood Probleme haben?"

„Klar. Wer hat das nicht? Keine Beziehung ist perfekt.", kommentierte er schulterzuckend.

„Potter, das ist mehr als nur nicht-perfekt!", fast schon verzweifelt rief er es aus. „Hast du sie gesehen? In den letzten Tagen? Und überhaupt?"

„Ja!", aber direkt nach seiner Antwort wirkte er in sich gekehrt. „Nein.", flüsterte er schließlich. „Was ist mit ihr?"

„Sie ist in die Wohnung unter meiner eingezogen und ich kann sie ständig streiten hören. Wenn sie mit Worten gestritten haben, höre ich wie sie Geschirr zerschlagen, oder... er sie."

„Er... sie?", anscheinend wusste er nicht, was er fühlen sollte, denn er verhielt sich sichtlich unwohl. „Was meinst du damit? Er schlägt sie doch nicht! Es ist Oliver!"

„Ach ja? Ich hab sie vor ein paar Tagen mit einem Veilchen gesehen! Und mit blauen Flecken auf ihren Armen. Und vorgestern hat sie sich zu mir gerettet, nachdem sie ihn anscheinend für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt hat...", Potter hatte sich unbeteiligt auf seine Sofalehne gesetzt. Mit gerunzelter Stirn fixierte er den Holzfußboden. „Du hättest sie sehen müssen. Ich denke mir das nicht aus!"

„Aber... ich verstehe nicht. Warum geht sie zu dir?", fragte er leise.

„Ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht weil ich über ihr wohne und alles weiß, weil ich permanent in ihr Gewissen rede, damit sie ihn endlich verlässt...", müde rieb er über seine Augenlider, er hatte seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen. Es mussten bald vierundzwanzig Stunden sein.

„Sie ist seit dem letzten Schuljahr mit ihm gegangen. Er war immer ein toller Mensch. Er würde ihr niemals etwas antun.", er hob seinen Blick.

„Hat sie sich verändert? Ich sie noch dieselbe? Glücklich? Abenteuerlustig? Seht ihr euch noch genauso oft? Trägt sie im Sommer Kleider und ... keine Ahnung?", er wollte es ihm begreiflich machen. Potter musste ihm glauben. Er traute es Wood zwar nicht zu, dass er sie töten würde, aber jeder Schlag war zu viel.

„Sie ist schon stiller geworden... aber sie ist auch älter. Malfoy, wer soll sie entführt haben? Etwa Oliver?"

„Ich nehme es an. Er hat ein Problem damit, dass wir gemeinsam an Fällen arbeiten. Dabei läuft zwischen uns rein gar nichts. Ich schwöre es dir.", dass er sie mochte, wollte Draco an dieser Stelle außen vor lassen, es ging ihn nichts an.

„Aber... "

„Potter, es gibt keine rationalen Gründe dafür, mir jetzt nicht zu glauben, okay? Ich bin müde und total erledigt, ich würde alles lieber tun, als mich hier mit dir darüber zu unterhalten, wo sich Granger aufhält, wenn es nicht wichtig wäre."

Der Schwarzhaarige seufzte. Resignierend. „Hast du eine Idee wo sie sein könnten?"

„In ihrer Wohnung nicht. Ich war schon da. Ich dachte du hättest vielleicht eine Idee.", er war froh darüber, dass sein Widerstand geschrumpft war. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. „Es müsste ein Ort sein, den ich nicht kenne und der irgendwie versteckt ist... den nicht viele kennen und an dem momentan niemand ist."

Erkenntnis ließ Potter aufsehen. „Grimmauld Place.", hauchte er und sprang von der Lehne auf.

„Was?", er dachte er hätte ihn nicht richtig verstanden.

„Grimmauld Place. Das war das Haus von Sirius. Ich habe es nach Kriegsende nicht mehr verwendet und es leerstehend gelassen. Weil Oliver damals auch Teil unserer Widerstandskämpfer-Bewegung war, habe ich ihn in unseren Fidelius-Zauber eingebunden..."

„Worauf warten wir dann noch?", knurrte Draco ungehalten.

„Ich... werde Ron noch-", begann der andere und wollte gerade nach etwas von seinem Schreibtisch greifen, Draco unterband seine Handlung.

„Vergiss es! Sie ist schon viel zu lang weg! Außerdem ist Wood ein Schwächling. Den kriegen wir zu zweit klein.", moserte er weiter und verschränkte seine Arme vor der Brust. Potter kaute auf seiner Unterlippe, schließlich nickte er.

„Wir apparieren. Los.", er streckte seinen Arm aus. Draco ergriff ihn und binnen weniger Sekunden verschwanden sie.

...

Ein Plop verkündete die Ankunft der Zauberer. Draco sah sich in der Gegend um und konnte nichts Spannendes entdecken. Sie standen in einer Gasse.

„Hier ist es?"

„Natürlich nicht. Aber es ist inzwischen hell. Meinst du nicht es ist seltsam, wenn mitten in London jemand neben dir aus dem Nichts erscheint und du kein Zauberer bist?", keifte Potter. Draco hielt den Mund aufgrund seiner müdigkeitsbedingten Dummheit und folgte seinem Kollegen. Sie betraten einen Gehweg, der vor einer kleinen Wiese mit Bäumen entlangführte. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Reihe von Backsteinhäusern, die sehr muggelartig aussahen.

„Hier.", der Schwarzhaarige hielt ihm einen Zettel entgegen, den er kurz zuvor auf seiner Hand beschrieben hatte.

„Was ist das?", skeptisch nahm er das Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger.

„Du weißt wie der Fidelius funktioniert? Lies schon.", auffordernd hob er seine Augenbauen. Draco öffnete das Blatt Papier und überflog die Zeilen:

Das Haus des Ordens des Phönix befindet sich am Grimmauld Place Nr. 12. H. Potter.

Als er seinen Blick wieder hob, war es bereits geschehen, ein weiteres Haus war auf der anderen Straßenseite erschienen. Es sah alt und vergessen aus, aber in einem der Fenster schien ein schwaches Licht.

„Gehen wir.", murmelte Potter.

Vorsichtig, damit er nicht das leiseste Geräusch machte, öffnete der Schwarzhaarige die Haustür. Sie schlichen über den Boden, der lediglich ein leises Knacken von sich gab.

„Homenum revelio.", flüsterte der Schwarzhaarige neben ihm. „Hier ist zumindest niemand. Sie müssen oben sein.", Draco nickte nur und folge ihm zur Treppe. Dabei passierten sie das Gemälde der früheren Hauseigentümerin Walburga Black, aber sie musste schlafen, denn es blieb still.

Langsam stiegen sie die einzelnen Stufen nach oben, hofften bei jedem Knarzen, dass es nicht zu hören war und horchten immer wieder auf, ob eines der fernen Geräusche ihnen zeigte, wer im Haus war.

Der erste Stock lag düster und leer vor ihnen, beinahe alle Möbel waren entfernt worden. Nur der Staub auf den Dielen war aufgewirbelt und bestätigte damit, dass sie nicht allein sein konnten. Auch die zweite Treppe meisterten sie, standen dann im Flur zwischen zwei Schlafzimmern. Unter der rechten Tür hindurch schien ein Lichtschein auf ihre Füße.

Gerade als Draco etwas sagen wollte, hörten sie ein dumpfes Poltern aus dem Nebenraum.

Nein!", rief eine weibliche Stimme, die von einer tieferen, brummenden Stimme beruhigt wurde.

Innerhalb einer Sekunde waren die Auroren alarmiert und in Kampfbereitschaft: Potter entschied sich dafür, die Tür mit einem Reductio! zu Staub zerfallen zu lassen. Sie stürmten Seite an Seite in den düsteren Raum und waren sprachlos. Auf dem Bett lagen Granger und Wood, aber es sah nicht so aus, als würde sie das auch wollen.

„Verdammte scheiße! Runter von ihr!", polterte Draco, stürmte auf das Bett zu, umfasste grob seinen Oberarm und zerrte ihn von der Matratze auf den Boden. Wood war so überrumpelt, dass er sich wenig bis gar nicht wehrte und das passte Draco gut, denn sonst hätte er ihm wahrscheinlich eine verpasst. Aber er atmete innerlich darüber auf, dass sie beide noch Unterwäsche trugen und er und Potter damit gerade noch rechtzeitig eingetroffen waren. Was sonst passiert wäre, wollte er sich niemals vorstellen müssen.

Granger weinte noch immer stumme Tränen, hatte sich inzwischen aber aufgerichtet. Während Draco sich um ihren Ehemann kümmerte und ihm einen Fesselzauber aufhalste, setzte sich Potter zu ihr und nahm sie in den Arm. Er hörte sein leises Murmeln:

„Es wird alles gut. Wir sind da."

Wood erwachte unterdessen zu neuem Leben: „Was wollt ihr hier? Habt ihr nicht gesehen, dass wir beschäftigt waren? Das war eine unglaublich wichtige Sache! Wir wollen doch ein Kind bekommen!", entgeistert schüttelte der Blonde mit seinem Kopf, als die Worte zu seinem Bewusstsein durchdrangen.

„Hast du sie noch alle? Du musst doch sehen, dass sie das nicht will!"

„Natürlich will sie, wir sind verheiratet!", schimpfte er weiterhin, „Hermine, Schätzchen, sag es ihnen. Wein' doch nicht, du sollst nicht weinen!"

Seine Worte ließen sie jedoch nur noch mehr Schluchzen.

„Das reicht. Du kommst jetzt mit mir. Ich denke Askaban wäre jetzt genau das Richtige für dich.", Draco hob ihn an seinen Armen an und zwang ihn damit sich zu erheben.

„Nein! Du kannst mich nicht von ihr wegschließen, sie braucht mich!"

„Niemand braucht dich. Und jetzt sei still, sonst fluche ich dir deine Zunge aus dem Mund!", herrschte der Blonde ihn an. „Potter, ich bringe ihn weg. Ich weiß nicht wo du Granger hinbringen willst, aber besser nicht in ihre Wohnung."

Der Angesprochene sah ihn über ihre Schulter hinweg an und nickte zustimmend.

Er zerrte Wood die Treppe nach unten, durch den Eingangsbereich, vorbei an Mrs. Blacks Gemälde, die freudig darüber war, einen reinblütigen Verwandten in ihrem Haus zu sehen, der einen Halbblütigen Zauberer festnahm und abführte. Er konnte über ihre Worte jedoch nur mit seiner Zunge schnalzen, denn sie nervte ihn.

Sie apparierten gemeinsam in die Aurorenzentrale und da übergab er ihn an seine Kollegen, natürlich nur unter Woods größtem Protest. Draco konnte den Gryffindor noch nie ausstehen und er war froh, ihn jetzt endlich los zu sein.

...

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