Drohungen 08.12.

Er hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass sie nicht erschienen war. Vielleicht war sie einfach zu müde gewesen und deshalb Zuhause geblieben. Sie war ihm nichts schuldig. Früher als sonst verließ er sein Büro, wollte aber auf dem Rückweg bei Potter vorbei, um die Informationen zu überbringen.

Sie begegneten einander auf dem Gang, Potter war gerade in ein Gespräch mit Weasley, der in der Abteilung der Flohnetzwerkaufsicht arbeitete und normalerweise nicht in diesem Stock auftauchte, vertieft. Unbeteiligt lehnte er sich in einiger Entfernung gegen die Wand und beobachtete sie. Weasley schien aufgebracht zu sein, wild gestikulierte er mit seinen Händen. Potter versuchte anscheinend ihn verzweifelt zu beruhigen, was ihm allerdings sehr schwerfiel. Mit einem letzten, nicht jugendfreien, Fluch, machte er sich davon. Der Übriggebliebene fuhr sich über sein Gesicht und dann durch seine Haare, die mal wieder keine Frisur, sondern ein Vogelnest abgaben.

Draco ging auf ihn zu, damit er endlich dieses Loch von Arbeitsstelle verlassen konnte.

„Potter?", er hielt vor ihm an, dieser erwiderte seinen Blick und verzog seinen Mund.

„Nicht du auch noch. Bitte sag mir, dass du gute Nachrichten hast.", grummelte er unzufrieden.

„Schön, dass du mich so negativ siehst, Wunderkind.", antwortete Draco gleichmütig. „Ich habe mit jemandem gesprochen. Können wir in deinem Büro reden?"

„Komm.", knapp deutete er Draco, ihm zu folgen.

Sie saßen am Schreibtisch, der Blonde legte die Liste vor seinem Kollegen ab und sah, wie sich dessen Miene aufhellte.

„Klasse, sind die von-"

„Shh!", unterbrach er ihn harsch. Niemand sollte wissen, dass die Namen von seinem Vater stammten. Er wollte ihn schützen. „Ich habe sie von einer vertraulichen Quelle und diese Quelle möchte gern, dass niemand davon erfährt."

Potter nickte und ging wieder die Liste durch. „Ich kenne nur einen davon nicht. Die anderen drei waren schon immer in schmutzige Geschäfte verwickelt. Wir werden ein paar von unseren Kollegen losschicken."

„Kann ich den Letzten auf der Liste übernehmen? Vielleicht habe ich einen Vorteil.", schlug der Blonde vor, lang hatte er mit dieser Familie keinen Kontakt gehabt, aber das hatte seine Gründe.

„Sicher. Stell uns dann bitte deine Erinnerung zur Verfügung. Du kennst das ja, wenn man mit Personen arbeitet, die man privat kennt und so weiter.", erklärte er ihm. Draco kannte es.

„In Ordnung. Hast du Granger gesehen?", ihr Verschwinden beschäftigte ihn ein wenig mehr, als er zugeben wollte und er nahm an, Potter würde wissen, wo sie sich aufhielt.

„Warum?"

„Sie wollte heute Mittag mit mir sprechen, ist aber nicht aufgetaucht."

„Sie ist auf jeden Fall da, ich habe sie auf der Tafel am Eingang als anwesend gesehen. Geh doch bei ihr vorbei.", erklärte er, während er geschäftig einige Stichworte niederschrieb, offenbar um bald die notwendigen Auroren einzuteilen.

„Okay. Schick mir ein Memo, wenn du was Neues weißt, ich geh für heute Nachhause.", beendete er und erhob sich. Potter hatte ihn derweil komplett ausgeblendet und stürzte sich in die Arbeit, die die Liste mit den Namen nach sich zog.

...

Er stand vor ihrer Bürotür. Er wusste nicht, ob er klopfen sollte. Vielleicht wollte sie nicht mit ihm reden. Dann dachte er an ihr klägliches Erscheinungsbild und klopfte doch, es folgte ein Gespräch durch das Holz:

„Ja?"

„Hier ist Malfoy."

„Malfoy? Ich- ähm... kann jetzt nicht."

„Aber du wolltest doch heute Mittag mit mir sprechen? Ist alles okay?"

„Ja, ja. Alles bestens. Können wir morgen sprechen? Oder Übermorgen?"

Tief zog er seinen Augenbrauen zusammen als er nachdachte. Versteckte sie sich? Wollte sie plötzlich nicht mehr mit ihm sprechen, weil sie auf seinem Schoß geschlafen hatte?

„Wie du willst. Komm bei mir vorbei. Ich brauche dann noch eine Unterschrift von dir.", schloss er und kehrte um, ohne eine Antwort abzuwarten. Er wollte sich weder aufdrängen, noch unbedingt Kontakt mit ihr haben. Er hatte keine Lust darauf, es machte sein Leben kompliziert.

...

Zögerlich hielt er im zweiten Stock. Wood war arbeitslos, sagte sie, also würde er da sein. Er dachte über Granger nach. Wie traurig sie aussah und an die Flecken auf ihren Armen. Er drückte den Knopf an der Wand und ein Schellen drang bis zu ihm. Draco wappnete sich auf das Schlimmste, umklammerte den Zauberstab in seinem Mantel jedoch verdeckt. Die Tür öffnete sich, abgestandene Luft schlug ihm ins Gesicht.

„Malfoy, was für eine Freude!", kalt lächelte er ihm entgegen, es erreichte seine Augen nicht.

„Die Freude ist ganz meinerseits. Ich habe eine Bitte an dich.", Draco machte sich nicht die Mühe zu lächeln. Abwartend hob sein Gegenüber seine Augenbrauen. Er sah... erschreckend normal aus. Trug eine dunkelblaue Jeans und einen Kapuzenpullover. In rot natürlich. „Würdest du aufhören meine Kollegin zu schlagen? Das würde es mir wirklich einfacher machen."

Er wollte und konnte sich nicht die Mühe machen es anders zu formulieren. Wood sollte wissen, dass er es wusste.

Woods Blick verdüsterte sich: „Ich schlage sie schon nicht. Sie ist nun mal tollpatschig. Erst gestern Abend ist sie in der Dusche ausgerutscht und hätte sich beinahe eine Rippe geprellt. Zum Glück ist nichts weiter geschehen. Aber was erzähle ich dir das, es geht dich nichts an.", seine Stimme war samtig, als er das sagte.

Wut brannte in seinem Bauch, er ging einen Schritt auf ihn zu und schloss seine Hand um den Kragen seines Pullovers: „Hör zu, Wood, reiß dich zusammen oder ich reiße dich auseinander.", zischte er ihm entgegen, nah an seinem Gesicht.

„Keine Sorge.", antwortete er unbeeindruckt, stieß den Blonden mit seinen Händen aus dem Eingang und knallte die Tür laut ins Schloss.

Aufgewühlt stieg er die letzten Stufen zu seiner Wohnung empor, öffnete seine Wohnungstür, betrat seine Küche und trat mit seinem Fuß gegen die Anrichte. „FUCK!"

Er goss sich ein Glas Wein ein, voller als an den sonstigen Abenden und setzte sich im Wohnzimmer in einen Sessel. Zähneknirschend starrte er in den Kamin, als wäre er an seiner Situation schuld.

Die junge Frau, die in die Hände eines Arschlochs gefallen war und die mit ihm zum Abschlussball gegangen war, erschien vor seinem inneren Auge. Es sollte ein Neubeginn sein und das war es, denn auch, wenn sie ihm lange Zeit egal gewesen war, sorgte er sich jetzt um ihre Gesundheit.

...

~*~

A.N: frohen zweiten Advent, ihr Lieben!

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