03. If You Told Me To - Hunter Hayes
Die ersten Einzelaufnahmen klappten super, der Gesangsunterricht der letzten Jahre hatte sich also wirklich gelohnt. Simon war voll des Lobes für mich, und ich freute mich natürlich riesig darüber.
"Hey, kann ich schon mal mitsingen?" Ich hörte Niall's Stimme und wandte mich vom Textblatt ab, um durch das kleine Fenster der Tonkammer zu schauen. Simon hatte mir gerade etwas erklärt, weshalb ich Niall hören konnte. Den Wortwechsel der beiden bekam ich aber nicht mehr mit, weshalb ich mir noch einmal den Text anschaute. Ich war ziemlich konzentriert und erschrak deshalb tierisch als die Tür neben mir plötzlich aufging und ein grinsender Niall eintrat.
"Hey, Lana!" Er umarmte mich als wären wir super befreundet, obwohl wir uns bisher erst einmal gesehen hatten. Etwas perplex erwiderte ich die Umarmung und begrüßte ihn ebenfalls.
"Hi, Niall!"
"Macht es dir was aus, wenn ich mich noch kurz einsinge bevor wir loslegen?" Er setzte sich ebenfalls ein Paar Kopfhörer auf.
"Nö, kannst du gern machen." Während Niall verschiedene Töne uns Tonfolgen vor sich hin sang, konzentrierte ich mich vollkommen auf seine Stimme. Natürlich kannte ich Lieder von One Direction, ich lebte schließlich in London und nicht in Timbuktu, aber sie hatten mich nie so wirklich interessiert wie andere Mädchen in meinem Alter. Ich hatte nie verstanden, was die an denen so toll fanden. Nicht, dass sie nicht nett waren, aber ich verliebte mich doch nicht in Typen, die ich noch nie richtig gesehen hatte! Nachdem Nialls Stimme nun warm war, schlug Simon vor, es einfach mal mit dem Lied vor mir zu versuchen, welches ich gerade schon gesungen hatte.
"Lana, du singst die zweite Stimme, okay? Einfach eine Terz höher als Niall", wies Simon mich an, woraufhin ich nickte. Das würde ich schon irgendwie hinbekommen.
Niall begann, und Sekunden später setzte ich ebenfalls ein. Jedoch klang es total schräg, weshalb ich Simon fragend anschaute und das singen abbrach.
"Die Terz zu C ist doch E, oder nicht?", erkundigte ich mich verwundert und sang ihm beide Töne vor. "Das klingt aber total scheiße bei der Melodie!"
"Du hast Moll gesungen", kicherte Niall neben mir. Och ne, Anfängerfehler!
"Ups, sorry." Ich spürte wie mir die Hitze ins Gesicht schoss.
"Nicht schlimm, können wir einfach nochmal machen. Aber denk daran, du musst Fis singen, und nicht G in der zweiten Zeile!", gab der Musikproduzent kurze Anweisungen.
"Okay." Niall begann wieder zu singen, und diesmal entschied ich mich doch dafür, Dur zu singen, weshalb es um einiges besser klang. Ich schloss meine Augen, um mich zu entspannen, als Niall aufhörte zu singen und losschimpfte.
"Simon, du weißt genau, dass ich so nicht arbeiten kann!", wetterte der Ire. "Ich singe die Hälfte der Töne vollkommen schräg!" Ich zuckte leicht zusammen. Lag das jetzt an mir?
"Wenn ich rausgehen soll, musst du es mir nur sagen", meinte ich deshalb zu dem Blonden, welcher nur den Kopf schüttelte.
"Macht es dir was aus, wenn neben dir ein halbnackter Sänger steht?", fragte er stattdessen. Da ich das ganze für einen Scherz hielt, schüttelte ich den Kopf.
"Nö, hab ich nichts dagegen." Als er jedoch die Kopfhörer absetzte und sich sein Shirt über den Kopf zog, riss ich meine Augen auf. Der meinte das ernst?!
"Viel besser." Er setzte seine Kopfhörer auf, nachdem er nur noch Socken und eine Boxershorts trug. Oh Gott. "Wir können jetzt weitermachen", gab er Simon zu verstehen, welcher schnell die Musik an machte. Niall sang wieder, und lustigerweise klang es tatsächlich besser als vorher. Wie machte der das? Ich hatte einige Probleme meinen Ton zu finden, aber als ich ihn hatte, klappte das Ganze reibungslos. Ich hatte meine Augen wieder geschlossen und merkte daher erst, wie nah Niall neben mir stand, als sein Arm meine Hand leicht streifte. Es kribbelte an dieser Stelle und ich bekam eine Gänsehaut, was ich mir nicht wirklich erklären konnte. Mir wurde bei dem Gedanken an den halbnackten Niall neben mir heiß, und ich musste mich zwingen, ganz normal weiter zu singen.
Das Lied war zuende, und von irgendwoher hörte ich Applaus.
"Eure Stimmen harmonieren wirklich super miteinander!", fand Simon, und ich öffnete meine Augen, um vor Schreck gleich mehrmals zu blinzeln. An dem Fenster zur Tonkammer drückten sich vier ganz bestimmte Jungs die Nasen Platt, und irgendwo im Hintergrund befand sich Simon.
"Okay Jungs, genug geglotzt, ich muss jetzt los, und ihr könnt brav singen üben." Simon schnappte sich seine Jacke und war schon aus dem Raum verschwunden, bevor ich überhaupt auch nur ein Wort sagen konnte. So einen Chef hatte man sich doch immer gewünscht!
"Hey Lana, bleibst du nach der Probe heute noch länger? Wir wollten noch was trinken gehen. Auf Zayns und Perries Verlobung nachträglich anstoßen und so!" Niall zog sich sein Shirt über, was inzwischen für mich ein alltäglicher Anblick geworden war. Ich verstand mich super mit den Jungs, sie waren echt nett, und nach drei Wochen regelmäßigen Proben konnte man auch wirklich behaupten, sie nun schon etwas besser zu kennen. Mit Niall verstand ich mich dabei am besten. Nur vergaßen sie dummerweise immer mal wieder, dass ich nicht so alt war wie sie, sondern sehr viel jünger.
"Die Türsteher zeigen mir 'nen Vogel", protestierte ich. "Ich komme in keinen einzigen Pub rein, schon vergessen? Und Alkohol ist eh nicht so meins", wehrte ich ab.
"Sorry." Niall war leicht deprimiert. "Dann feiern wir halt bei einem von uns Zuhause. Li meinte auch schon, dass er keinen Bock auf Alkohol hat heute."
"Ihr könnt ruhig ohne mich feiern gehen, ich muss sowieso noch meinen Aufsatz für Spanisch beenden und an Mr Parks schicken." Es war nicht so, dass ich einfach meine Bildung abbrechen konnte. Ich lernte nur eben selbstverantwortlich und mein Hauslehrer überprüfte meine Arbeiten. Dumm wollte ich nämlich eigentlich nicht sterben.
"Egal, wir feiern mit dir!" Niall verließ mit mir das Gebäude des Tonstudios, und zog mich an seiner Hand durch den Londoner Regen zu seinem Auto. Er hatte es sich angewöhnt, mich mitzunehmen wenn es regnete, und manchmal sogar wenn die Sonne schien, damit ich nicht mit der U-Bahn fahren musste. Ich fand es nett, aber ein bisschen Umweltverschmutzung war das ja schon. Meine Hand kribbelte bei seiner Berührung und mein Herz schlug schneller. So etwas passierte mir dauernd, wenn er mich irgendwie berührte.
Die anderen waren schon alle weg, wir waren die letzten im Tonstudio gewesen, wie öfter in letzter Zeit. Niall hatte den Plan entwickelt, dass wir ja mal etwas zu zweit singen könnten, und daran arbeiteten wir zurzeit.
"Nimmst du mal bitte mein Handy und schreibst den Jungs, dass wir jetzt zu Zayn fahren und sie da bitte auch hinkommen sollen?", fragte Niall und konzentrierte sich auf die Straße, während der Regen immer heftiger wurde.
"Dein Handy ist in deiner Hosentasche, wie soll ich da denn bitte drankommen?!"
"Lass dir was einfallen!" Er zwinkerte mir kurz zu.
"Boah, du hast wohl vergessen, dass ich nicht eine deiner Tussis bin!" Ich wurde langsam echt sauer.
"Ach komm Lana, nimm es dir doch einfach und mach kein Theater draus! Ich muss mich aufs Fahren konzentrieren!"
Seufzend griff ich zu ihm rüber und zog sein Handy aus der Hosentasche, während mir reichlich unwohl war.
"Was war daran jetzt so schlimm?" Er kicherte. "Ich hoffe du kennst meinen Code und das Passwort."
"Woher soll ich den denn bitte kennen?", erkundigte ich mih verwirrt.
"Der Code ist ein L und das Passwort LanafromIsmorway in einem Wort", gab er zu.
"Nur Lana?", erkundigte ich mich fragend. Warum denn nicht mein ganzer Name?
"Du hast einen Zweitnamen?", lachte er. Au, er wusste nichts von Lanadora.
"Nö", log ich ein wenig zu schnell, weshalb er nachhakte.
"Ach komm schon, so schlimm kann es nicht sein! Harry heißt Harold Edward!", kicherte er vor sich hin.
"Never!"
"So schlimm?" Mitfühlend streichelte er beiläufig über meinen Oberschenkel, während ich innerlich fast hyperventilierte.
"Geht eigentlich, aber ich mag den Namen trotzdem nicht", erklärte ich dann.
"Ach komm, sag schon!" Konnte man das was er tat schon als sexuelle Belästigung bezeichnen? Seine Hand ruhte immer noch auf meinem Oberschenkel. Mein Gehirn schien sich irgendwie kurzfristig Urlaub genommen zu haben, anders konnte ich mir mein nächstes Wort nicht erklären.
"Lanadora", erklärte ich seufzend.
"Haha", kicherte er. "Du Arme! Dann werde ich wohl bald mal mein Passwort ändern müssen."
"Wieso hast du mich überhaupt als Passwort?", wollte ich wissen, und schaute ihm aufmerksam ins Gesicht, jedoch waren weder Röte, noch sonst irgendwelche Zeichen von Peinlichkeit zu erkennen.
"Ich mag dich", erklärte er ernsthaft. "Warum also nicht?" Es schien ihm kein bisschen unangenehm zu sein, mit mir darüber zu reden.
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