9 I say Disko - You say Party!

Außer Atem hechelten Nadine und ich in der S-Bahn. Wir sind den ganzen Weg nach oben und über den ganzen Bahnsteig gesprintet, damit wir die Bahn bekamen. Das Resultat: ein neuer Weltrekord im Sprint.


Wir sahen uns beide an und konnten uns das Lachen nicht verkneifen. Die Leute sahen uns missbilligend an, doch das störte uns nicht die Bohne.


Mein Handy vibrierte. Ich grinste, als ich sah, dass Simon mir geschrieben hat.


Ich hoffe du amüsierst dich gut ;) Mach Party kleine Maus! xx


Nadine sah mich wissend an.


"Was?" fragte ich sie, obwohl ich genau wusste, woran sie dachte.


"Ich wollte dich schon die ganze Woche fragen: Was war den jetzt mit Sebastian? So wie es aussieht recht gut, ne?"


"Sebastian? Ach so! Du meinst Simon. Jaaa also es läuft ... gut."


"Tell me more, tell me more!" sang sie und die türkische Oma am Ende des Ganges starrte uns an.


"Wir sind wieder zusammen!"


"Nein!" Sie sah mich mit gespielten Entsetzten an, "Erzähl mir alles!"


"Da gib's nicht so viel. Wir haben geredet und wollten beide es nochmal probieren."


Sie rutschte näher an mich heran und flüsterte: "Ist er das Schnuckelchen auf deinem Profilbild?"


Ich verneinte und erzählte ihr wer auf dem Foto war: Chris, Pau und ich.


"Chris? Mhm der ist ja süß. Also nichts gegen Simon, aber der muss ja göttlich aussehen, damit du ihm Chris vorziehst" kicherte sie.


"Ich bin nur froh, dass Chris noch nicht über Simon hergefallen ist." Simon war zwar kein Aufreißer, aber dennoch sehr offensiv was seine sexuelle Orientierung anbelangt.


"Er ist schwul? Nein Sophie dein Leben ist so interessant. Mal ehrlich über dich sollten Bücher geschrieben werden, Verfilmungen mit Ryan Gosling in der Hauptrolle gedreht werden und Sechstklässler mögen Schaubilder errichten!"


Wir kugelten uns vor Lachen und die türkische Oma fluchte auf türkisch.


Nach mehrmaligen Quengeln von Nadine zeigte ich ihr ein Bild von Simon.

"Der ist ja geil. Blonde Haare, blaue Augen. Ein Austin Butler!"


Tea stieg in den Wagen und setzte sich zu uns. Sie trug ein kurze, zerrissene Hotpans mit einer Strumpfhose und kniehochen Stiefeln. Ihr blonder Haufen von Haaren reichte ihr bis zum Rücken. Ein bisschen erinnerte sie mich an eine Prostituierte, die Nachts für Gerechtigkeit kämpfte. Black Canary Style.


"Was geeeht Freunde der Unterwelt?" sagte sie so laut, dass die Oma jetzt endgültig das Weite suchte. Es stiegen noch mehr Bekannte von Nadine und Tea zu.


"Sind da viele, die ich kenne? Also von unserer Schule?"

"Nee... auf unseren Schule sind auch nur hässliche, not geilen Spastis - außer Thomas und Louis, aber die sind da normalerweise nicht." erklärte mir Tea.


Nach einer halben Stunde Bahn und Bus kamen wir bei Maria an. Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern und das Gegröle von Betrunkenen ließ mich fragen, warum noch keine Anzeige wegen Ruhestörung eingegangen war. Nadine und Tea stürmten los und ich stand wie der Vollidiot alleine rum.


"Yo Mann! Luca" sagte ein 0815-Junge. Nichts besonderes halt.

"Sophie" sagte ich nur.


Er führte mich etwas rum, stellte mir eine handvoll Leute vor, darunter auch die Gastgeberin. Ein paar Minuten später hatte ich faszinierende Leute kennengelernt. Einige waren echt gruslig, andere entpuppten sich als ganz angenehme Gesellschaft, also wenn sie nicht alle stockbesoffen gewesen wären. Wie Maria, die Gastgeberin: "Sophie! Von dir wurde mir viel berichtet. Du bist ja wirklich voll klein!"


Mit knappen 1,43 Meter lag ich unter dem Durchschnittswert, aber hey: Unkraut wächst schnell, während Blumen Zeit zum Gedeihen brauchten. Also lächelte ich nur freundlich und bedankte ich für die Einladung.


Langsam fing das an Spaß zu machen: Ich tanzte zu den von Bässen dominierenden Musik, stimmte in den kreischenden Chor ein, wenn ich das Lied kannte. Doch die Getränke die Luca mir anbot lehnte ich geschickt ab, schließlich wollte ich nicht sofort abstürzen.


Auf der Couch befanden sich Pärchen, die versuchten sich gegenseitig zu begatten. Igitt. Es war so eine typische Partystimmung, wie man sie aus Filmen kennt.


"Naaaa Soppy" kreischte nun Tea. Was war das denn für ein komplett bescheuerter Spitzname? Ich nannte sie ja auch nicht Teschka!


Wir tanzten ein bisschen zusammen. Doch Teas Hüftschwung wurde von einigen Typen als Einladung betrachtet, weshalb wir nach einigen Minuten von Gaffern umzingelt wurden. Ich fühlte mich wie eine Gazelle auf der Flucht.


Das tat ich dann auch. Ich schlängelte zur Küche und holte mir noch so ein Mischzeug, das nach Himbeeren schmeckte.


"Hey Louis, was machst du den hier?" schrie Maria so laut, dass ich es auch in der Küche hörte.

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