38 Battlefield

[Anhang: Der Titel dieses Kapitels ist eine Hommage an meine Katzenliebhaberin mit den blauen Haaren] [Ja Tea, ich meine dich /(O.o)/ ]

Der Morgen fing ganz klischeehaft an: Ich öffnete meine Augen und das erste, was ich sah, war Louis. Auch er hatte seine tiefbraunen mit einem Ansatz von grüngelben Sprinkel versetzten und walnussbraun-orangen Highlights durchzogenen Augen geöffnet.

"Hey" flüsterte er.

Ich murmelte ein "Guten Morgen", als ich aufstand, um mir etwas überzuziehen, da mir zum einen kalt war und es zum anderen etwas unangenehm war, so nackt neben Louis zu liegen.

"Du siehst ausgesprochen fabelhaft aus, auch ohne meinen Jumper" scherzte er, als ich mir seinen Pullover überzog, der allerdings eher ein gigantisches Kleid für mich war.

"Halt die Fresse" brummte ich scherzhaft.

"Whoa slow down cupcake. You're starting gettin' badass" grummelte er und zog sich die Decke bis zum Hals, seine tiefbraunen mit einem Ansatz von grüngelben Sprinkel versetzten und walnussbraun-orangen Highlights durchzogenen Augen nicht von mir nehmend.

"Nur weil du auf Englisch zitierst bist du auch nicht cooler."

"Hat dir gestern etwa jemand das Hirn rausgevögelt, du Frechdachs?" erwiderte er verschmitzt.

"Oh mein Gott."

"Kannst mich auch Louis nennen."

Ich musste grinsen: "Fick dich"

Louis Grinsen wurde breiter: "Ficken ist kein Einzelsport, also wenn du dich jetzt nochmal richtig austoben willst, können wir etwas 'Sport' machen." Seine Augenbrauen führten einen erotischen Tanz auf.

"Louis Williamson" sagte ich, "flirtest du mit mir?"

Er streckte seine Arme aus und schwubsdiwups lag ich wieder bei ihm unter der Decke. Er zog mich an seine tätowierte Brust und schlang seinen Arm um mich. Dann vergrub er seinen Kopf in meiner Halsbeuge und pustete gegen meinen Hals.

"Du bist verrückt" murmelte ich.

"Und trotzdem liebst du mich" erwiderte er. Ich war mir nicht sicher, ob er das als Scherz meinte, ob er sich sogar über mich lustig machte, doch Fakt ist, es stimmte. Ich mochte ihn. Sehr.

"Das tue ich wohl" sagte ich.

"Und ich kann dich auch gut leiden" sagte er liebevoll und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Etwas unsicher fragte er: "Und ähm... wie fandst du es gestern? Es war schön, oder?"

Ich brauchte nicht lange nachdenken und antwortete sofort ganz ehrlich: "Ein perfektes Erstes Mal. Danke, es war wundervoll"

Louis sah mich verwundert an. "Dein Erstes Mal? Haben du und Silvio-"

"Simon" unterbrach ich ihn.

"Haben du und Simon nicht auch..." Er ließ den Satz unbeendet, praktisch als Frage.

"Na wann denn? Im Internat konnte jeder Zeit jemand reinplatzen und wir hatten auch Zimmernachbarn, die man hätte rausschmeißen müssen. Und... ich war nicht bereit. Nicht mit ihm."

Er überlegte kurz, dann sah er mich glücklich an: "Vielen Dank, dass du es mir geschenkt hast"

Eine Weile herrschte Stille zwischen uns. Eine angenehme, wo wir an nichts dachten und nur die Wärme des Körpers neben uns fühlten. Das und ein paar Just Dance tanzende Schmetterlinge. So sagte ich auch frei heraus: "Ich werde das vermissen. Du und Ich, einfach so liegen"

"Weshalb?" fragte er verwundert.

"Irgendwann werden wir uns wieder streiten. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber in ein paar Tagen nerven wir uns wieder. Du treibst es mit irgendwelchen Mädchen und ich bin dir zu sehr verfallen" erklärte ich ihm.

"Was wenn nicht?"

"Mhm?"hackte ich nach.

"Was wenn ich nicht will, dass es endet?" setzte er nach.

In diesen „was wäre wenn" war ich ziemlich gut geworden, doch ich hatte mich gehütet sie zu ernst zu nehmen. Ich war mir nicht sicher, ob mein Herz in Louis Händen das richtige war.

Aber anderseits schenkte er mir so viel Gutes. Er war da für mich, er konnte unglaublich gut zuhören und er war so anderes als alle anderen Jungen, die ich kannte. Er war etwas Besonderes, der mich so gut fühlen lassen konnte, wie niemand anders.

Die Frage war nur, ob das Glück den Schmerz wert sei.



Precillas Point Of View

Heathrow, Flughafen in London. Zwischenlandung.

Ich war auf den Rückweg, zurück nach New York. Doch durch die andauernden Streiks der Fluggesellschaften musste das Flugzeug zwischenlanden. Normalerweise hätte ich damit kein Problem, ich mochte London, aber alleine für fünf Stunden am Flughafen rumzuhängen war nicht besonders spaßig, zumal ich zu John wollte. Zu ihm musste.

Ich hielt es nicht lange ohne ihn aus, was, so denke ich, auf Gegenseitigkeit beruht. Schon merkwürdig, in welche Abhängigkeit wir beide geraten sind. Ich konnte das auch auf keinen Fall erklären – ich verstand es selbst nicht so ganz, ich wusste nur, dass mein Herz schmerzte wenn er nicht bei mir war, dass ich nicht ohne ihn schlafen konnte und dass meine Gedanken sich nur um ihn drehten. Und das jetzt seit fast einem Jahr. Ich war mir sicher, er war die Liebe meines Lebens.

Und dennoch saß ich hier fest. Ich versuchte John anzurufen. Er ging nicht ran.

Ich beschloss in einige Boutiquen zu gehen, irgendwelche Zeitschriften und Magazine zu kaufen und mich dann mit einem heißen, schwarzen Kaffee irgendwo hinzusetzten und zu versuchen mich abzulenken.

Ich fand eine kleine Café-Kette: Starbucks leuchtete in weißen Lettern auf grünen Grund. Besser als gar nichts. Die Verkäuferin verzog ihre Augenbrauen, vermutlich weil ich die erste war, die sich hier jemals einen schwarzen Kaffee bestellt hatte. Mit diesem süßen klebrigen Zeug konnte ich einfach nichts anfangen. Sie wollte mir noch einen Schokoladen Muffin andrehen, den es anscheinend gratis dazu gab. Ich nahm es einfach stumm hin.

Mit meinen neuerworbenen Klatschblättern, dem Kaffee und dem Muffin setzte ich mich auf eine dieser Plastikbänke im Terminal Wartebereich. Das hatte man davon, wenn man Economy flog. Die erste Klasse war wesentlich komfortabler. Wie auch immer, es war mir ziemlich egal.

Schreiende Kinder. Ein Fernseher flimmerte munter. Vogue. Ich aß den Muffin. Eine französische Reisegruppe. Cosmopolitan. Weinendes Baby.

Ich seufzte.

Ein Blick zu meinem Handy verriet mir, dass es nur noch drei Stunden bis zum Abflug seinen sollten. Also falls die Maschine überhaupt fliegt.

Mein Blick wanderte zum Bildschirm des kleinen Fernsehers. Es liefen Nachrichten. Erdbeben auf den Philippinen. Justin Bieber hatte sein neues Album veröffentlicht. Massenmord in Syrien. Katastrophen über Katastrophen.

Dann eine Meldung aus New York. Ich wurde hellhörig. Ein Unglück, bei dem ein junger Mann aus Brooklyn im Drogenrausch aus einem Fenster gesprungen ist. Er war sofort tot.

John

Ich starrte auf den Bildschirm. Es wurden Bilder aus der Straße gezeigt, in der wir wohnten. Ein Krankenwagen. Eine Leiche im Hintergrund. J. Allerdyce, so sagten sie, heiße der Tote. Nach vierzig Sekunden war der Beitrag vorbei.

Bitte, lass das nicht John gewesen sein. Aber er hieß nun mal John Allerdyce. Er wohnte nun mal dort. Er hatte sich gestern nun mal Heroin gespritzt.

Ich versuchte ihn wieder anzurufen. Mailbox. Ich versuchte es wieder und wieder. Jedes Mal meldete sich die Mailbox.

Ich war unfähig zu weinen. Unfähig wegzusehen. Unfähig zu glauben, dass das John war.

Die Sicht um den Bildschirm verschwamm. Mir wurde schlecht, ich wollte meine Organe ausbrechen. Mein Herz aus der Brust reißen.

Irgendwelche Leute rannten auf mich zu, die meisten in Flughafenpersonalkleidung. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich umgefallen war. Ich bekam gar nichts mehr mit. Alles woran ich dachte war John. John und der Wunsch, dass er nicht tot war.

Ich durfte dann doch fliegen, nach Formalitäten und einer Menge von Geld landete das Flugzeug ein Tag später in New York, wo ich mir sofort ein Taxi bestellte und zu unserer Wohnung fuhr. Alles sah ganz normal aus, bis auf das zerbrochene Fenster im fünften Stock, da wo unsere Wohnung war und dem roten Fleck auf den Bürgersteig.

Vollkommen paralysiert lief ich zur Wohnungstür. Eine Nachbarin fing mich ab, sagte, ich solle mich bei der Polizei melden. Sie sprach mir ihr Beileid aus, zum Tod meines Freundes.

Ich nickte. 

John war tot. 

Den Umstand, vor dem ich mich so sehr gefürchtet hatte.

Wenigstens war er jetzt an einem besseren Ort. Das Leben war noch nie etwas für ihn gewesen. Ebenso wenig wie für mich.

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