35 Sex ist [k]eine Lösung
Sophie und Louis starrten sich noch eine Zeit lang wütend an, Louis flüchtete, Sophie warf ihn raus.
Beide waren verletzt und beide wussten, sie waren zu weit gegangen.
Ja, Louis war eine Schlampe. Er zerstörte sich und sein Umfeld. Und er war emotional gesehen noch ein Kind, die Gefühle, von denen er sich einredete, sie nicht zu besitzten, diese Gefühle überrollten ihn.
Doch Sophie war nicht besser. Sie liebte Harmonie und Ordnung. Louis war ein Störfaktor in ihrer perfekten Welt, ein gutaussehender zugegebenermaßen, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass Louis Gift für Sophie war.
Und sie für ihn.
Doch es brachte niemanden etwas, wenn die beiden sich dauernd auf ihre Ecken und Kanten hinwiesen. Denn eigentlich vervollständigten sie sich, nur hatten weder Sophie noch Louis das mitbekommen.
Ich meine: 'Hallo?! Louis Williamson ist ein göttliches Geschöpf der Vollkommenheit' liebe Grüße, die Realität.
Was sie jetzt taten?
Sophie lag weinend auf ihrem Bett. Sie war sauer auf Louis, auf den Krebs ihrer Mutter, aber vor allem auf sich selbst. Louis Worte hallten ihren Kopf rum. Den Ansturm von Mitgefühl konnte sie nicht unterdrücken. Trotzdem war Louis ein Arsch.
Ein Arsch, der an seine Notfalllagerung an Tabak und Gras ging, kaum war er Zuhause angekommen. Er öffnete einfach das Fenster und rauchte eine gedrehte Zigarette nach nächsten, gepunscht mit Hanf. Er war noch ein paar - insgesamt 5 - von den bunten Muntermachern ein, bevor er sich auf den Fußboden legte und seinen Rausch erlebte.
Sophie unterdessen rief ihre Freunde Pau und Chris an. Mädchen redeten numal über alles, wenn es um bestimmte Halloween-Gespräche ging oder aber wenn man Gefühle für einen Ich-zentrierten Trottel hatte.
Als plötzloch Sophies Handy eine Nachricht von Louis erhielt.
Es tut mir Leid.
'Mir auch' dachte Sophie, 'mir tut es auch Leid, dass du so ein egozentrischer Wichser bist.'
Würden Sophie, Louis, der Flamingo Nadine und die in Leder gekleidete Tea an diesem Tag nicht eine Mathe Klausur schreiben, wären die erstgenannten vermutlich nicht zur Schule erschienen. Die beiden letztgenannten wahrscheinlich auch nicht.
"Ärger im Paradis?" Witzelte Tea, kaum hatte sie die Leichen gesehen.
Sophie hatte Augenringe des Todes, gerötete Augen und zerstrubbelte Haare und Louis war gerade erst von seinem Trip runter, dass er nicht einfach zur Seite wie ein toter Fisch umkippte, war bemerkenswert.
Der Gong ertönte und die Gang machte sich auf den Weg zu Französich.
Währenddessen auf der anderen Seite des kristall blauen Ozeans...
Precillas P.o.V.
Vollkommen nackt saß ich vor dem Bildschirm, das Licht blendete unangenehm, doch meine Finger huschten über die Tastatur, eine Geschichte aus Einsen und Nullen erzählend.
Hinter mir, aus dem Bett, ertönte ein Schnaufen und die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs schimmerten durch die Jalousie in das verdunkelte Zimmer.
"Where are you babe?" Grummelte eine verschlafene Stimme aus dem Bett.
"Working" antwortete ich.
Dieser 'Job' war eine meiner Haupteinnahmequelle, ohne welchen wir uns die Wohnung nicht leisten könnten. Ich war Computer-Spezialistin, doch wurde von den nationalen Behörden des öfteren als illigale Hackerin betitelt. Ich sah mich mehr als freischaffende Künstlerin.
"Need you here. The bed is so fucking empty without you" klagte die tiefe Stimme.
"What we need is money darlin'" erklärte ich ihm.
Er stöhnte und schwang dann seine dünnen Beine aus dem Bett. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn, nackt und auf mich zu laufend. Er hatte schon wieder abgenommen, ich werde ihn nach dem Essen nicht mehr alleine auf die Toilette gehen lassen
"Oh Babe, you working so hard, let me pleasure you, yeah?" Ein Versuch mich ins Bett zu locken und mich die nächste Stunden vom Rechner fernzuhalten. John, so hieß der nackte Man hinter mir, massierte meinen Nacken, wissend dass ich vom Sitzen verspannt war.
"I can make you feel so good, you know?" er küsste mich hinter mein Ohr, wanderte mit leichten Küssen runter, "so good babe, you gonna scream."
Ich lehnte mich seinen Berührungen entgegen und schloss die Augen. Jap, jetzt hatte er mich.
"Love you babe. Love you so much sweetchecks. My lovely fiancee." Hauchte er zwischen den Küssen.
"Love you more John"
Unsere romantische Stimmung wurde durch The Script unterbrochen.
"Sorry Loverboy, I'll turn it off" quittierte ich ein genervtes Aufstöhnen seinerseits.
Mami
Na super. John sah ebenfalls, wer mich anrief und trotz mangelhaften Deutschkenntnissen, war 'Mama' nicht schwer zu identifizieren.
"Tell her, you wanna call back, yeah sweetcheeks?" Fragte John.
"Yeah" sagte ich und nahm den Anruf an, "hey Mami."
"Hallo Schatz. Ich hoffe ich störe nicht. Ich wollte mit dir über Louis reden."
Das würde länger dauern. Ich sah John in die Augen. Er kannte mich so gut, dass er gleich verstand: "Is okay babe. I'll take a shower, you're free to join." Er küsste mich zart auf die Lippen und verschwand ins anliegene Bad.
"Na Mama, was gibt's?" Fragte ich.
"Hast du was von deinem Bruder gehört?" Fragte sie unvermittelt.
"Ja" sagte ich, "ich war vor ein paar Wochen da. Ihm geht's gut. Schule läuft, er hat einen Dach überm Kopf und einen Job. Alles gut. Und ich denke, er hat eine Freundin."
"Ja, das ist gut... ich wollte nur, du weißt, er hat bald Geburtstag und ich möchte ihn sehen" sagte meine Mutter, so als wolle sie mich um Erlaubnis fragen.
"Mama..." stönte ich genervt auf. Louis hatte mir - mehrmals - recht deutlich veranschaulicht, was er von unseren Eltern hielt.
Aber ich konnte es ihm nicht verübeln, ich war schließlich auch auf dem schnellstmöglichsten Weg von meinen Eltern weg und wäre Louis mir nicht so wichtig, hätte ich vermutlich gar keinen Kontakt mehr.
"Ja ich weiß, er ist nicht ohne Grund gegangen, aber ich vermisse mein Baby" klagte sie.
Ich war seit Monaten der Vermittler zwischen den beiden. Als Louis sich für die Schule anmelden wollte, wofür man die Unterschrieft der Eltern brauchte, hatte ich mich darum gekümmert, wenn meine Mutter Weihnachten mit Louis verbringen will, versuchte ich ihn zu überzeugen.
"Ich weiß Mama, ich weiß..." murmelte ich nur, es war nicht die erste Konversation dieser Art.
Es herrschte eine Stille, bis meine Mutter schüchtern fiebte: "Glaubst du, ich könnte ihn mal besuchen?"
"Ich denke das ist keine gute Idee. Ich habe schon mit Louis über Weihnachten geredet, er hat versprochen, es sich zu überlegen" sagte ich.
"Ach Schatz, was würde ich nur ohne dich machen?" Fragte meine Mama. Im Gegensatz zu meinem Vater konnte sie auch verständnisvoll sein.
Apropo: "Ist doch kein Problem Mama. Wie geht es Papa?"
" Viel Arbeit... er ist gerade in Frankreich, Treffen mit Geschäftspartnern. Wie dem auch sei, wie geht es dir so? Wie ist dein Studium?" Fragte sie. Weder meine Eltern noch irgendjemand anderes von Zuhause wusste, dass ich nicht Kunst oder Literatur studierte sondern mit in einer Zweizimmerwohnung in Brooklyn für Geld hackte oder jedlige Informationen über eine Person recherchierte.
"Gut gut" gab ich möglichst unauffällig zum Besten.
"Und mit Rick?" Fragte sie weiter. Rick war schon seit zwei Jahren Geschichte.
"Rick? Achso... nein ich bin schon seit zehn Monaten mit John zusammen." Bei Johns Namen schlich sich ein Lächeln aif meine Lippen.
"Das ist schön zu hören... ist was ernstes mhm?" Kicherte sie.
Verdammt ernst.
"Er ist der richtige" flüsterte ich. Es war die Wahrheit.
"Dann bring ihn doch zu Weihnachten mit!" Schlug Mama vor, mich aus einer kleinen Schärmerei unterbrechend.
"Ich werde mal mit ihm reden."
Wir tauschten noch eine Auswahl an Höflichkeiten aus und das Gespräch war beendet.
Ich atmete erschöpft aus. Auf die Arbeit hatte ich jetzt keine Lust mehr, viel lieber würde ich zu John gehen, ihn von unten bis oben mit Küssen überhäufen und ihm sagen, wie schön er ist und wie sehr ich ihn liebe.
Aber erstmal musste ich mich um meinen kleinen Bruder kümmern.
Ich stand auf und schnappte mir einen großen Pullover von John, den ich mir sogleich überzog, einerseits weil mir kalt wurde, anderseits weil es leicht verstörend war, komplett nackt mit seiner Familie zu telefonieren.
Ich setzte mich wieder an den Tisch und wählte Louis Nummer.
Es piepte dreimal bis er ranging.
"Hi" meldete Louis sich.
"Hi Pooh. Hast du kurz Zeit?"
"Äh.. ich habe gerade Französisch, also ja. Sekunde" dann etwas leiser: "Halten Sie die Fresse! Ich bin draußen Telefonieren. ...ach lecken Sie mich doch am Arsch!" Jetzt wieder an mich, "Sorry, bin gerad' in der Schule... Was gibt's Prissy?"
Ich werde jetzt nicht darauf eingehen. Er ist bald 18, er sollte wissen, wie man sich in der Schule verhalten sollte.
"Hab' mit Mama telefoniert. Sie fragt wegen Weihnachten
Er schnaubte. "Als ob ich mit der noch was zu tun haben will."
"Pooh. Sie ist unsere Mutter."
"Leider" sagte er.
"Sie kann doch nichts dafür, wenn Vater ... wenn er sich nicht beherrschen kann" sagte ich.
"Aber nichts zu tun, war auch nicht besonders mütterlich" sagte er mit rauer Stimme.
Wenn unserem Vater die Hand ausrutschte, hatte unsere Mutter zugeschaut. Nichts gesagt. Weder zu ihm, noch zu uns. Louis und ich hatten nur uns selbst gehabt.
"Ich weiß. Aber ewig zu grollen bringt keinem was. Außerdem kannst du deine Freundin mitbringen" schlug ich vor.
"Wen?" Fragte er verdattert.
Verwirrt fragte ich: "Deine kleine Freundin... Sophia?"
"Sophie? Ne, sie ist nicht meine Freundin. Ich glaube sie hasst mich" gab er kleinlaut preis.
"Ach Louis, was ist passiert?" Fragte ich.
"Nichts" sagte er schnell, "Ich hatte halt ... naja du weißt schon, ich hatte was mit 'ner anderen und da ist sie voll durchgedreht"
In dem Moment betrat John das Zimmer. Nur mit einem Handtuch um den Hüpften. Er lief zum Schrank. Ok, da kann ich jetzt nicht hingucken, sonst könnte ich für nichts mehr garantieren.
"Ich kann dir nur eins sagen: sieh Sex nicht immer als biologischen Akt zum Stressabbau. Es ist viel mehr als eine Problemlösung. Du kannst auch mit einer Person Liebe machen. Aber das geht nur, wenn da Gefühle und Vertrauen sind." Ich kuschelte mich mehr in Johns Pullover.
"Oh Gott keine Aufklärunsgespräche bitte. Ich bin schon fast 18" grunzte mein kleiner Bruder.
"Denk drüber nach. Da wir gerade dabei sind: Ich wollte zu deinem Geburtstag vorbei kommen. Hast du schon was geplant?"
"Äh.. nö. Ich wollte Nick fragen, aber er studiert in London und kommt nicht weg... deshalb gerne."
Mein Blick glitt wieder zu John. Er trug nur eine Boxershorts. Seine Knochem zeichneten sich auf seiner dünnen Haut erschreckend präzise ab. Und dennoch habe ich nie einen schöneren Mann gesehen.
"Ok ... ähm, können wir später nochmal telefonieren? Ich denke, du solltest zurück zu Französich."
"Nah" brummte er.
"Pooh?!" Quietsche ich schockiert.
"Den Spitznamen werd' ich wohl nie los. Aber ok. Ich bin brav" versprach er.
Pooh stammt noch aus seiner Winnie-Pooh Phase. Louis konnte seinen eigenen Namen nicht aussprechen, es war eine Art von Lou, welches allerdings eher wie Pooh klang. Tja und seitdem war das der Kosename für meinen kleinen Bruder.
"Ich zähl auf dich. Und ach so, versöhn dich mit Sophie. Lass die Liebe zu, es tut gut" riet ich ihm, bevor wir das Gespräch beendeten.
John war in die Küche gegangen. Hoffentlich würde er essen.
Ich legte mein Handy auf den provisorischen Schreibtisch und tapste zu ihm. Er lehnte über der Spüle, neben ihm ein Teller mit Essen. Unangerührt.
Von Hinten schlang ich meine Arme um ihn, hielt ihn fest.
"I c-can't" stotterte er.
"You know you have to eat. Unless you gonna die" eine Tatsache, mit der ich mit fertig werden würde.
"I just can't. It's impossible" schluchzte er.
"I love you and I don't wanna force you to eat. It's fine love.
But you know if you don't eat I'll end up eating neither." Kleine Küsse verteilte ich auf seinem Nacken.
Wenn er nicht aß, tat ich es auch nicht.
Wenn er weinte, weinte ich mit ihm.
Wenn er starb, gäbe es für mich keine andere Option, als es ihm gleich zu tun.
John drehte sich, sodass wir nun Bauch an Bauch standen.
"You don't have to" flüsterte er.
"I want to." Ich lächelte, sag in seine Augen und legte meine Hände an sein Gesicht.
Seine rechte Hand legte sich ebenfalls an mein Gesicht, die linke an meine Tailie.
Wir sahen uns einfach in die Augen, fuhren zart über das Gesicht des anderen.
"All I know at the end of the day is love who you love, there ain't no other way and to follow your heart even through it'll break. If there's something I've learnt from a million mistakes: You're the one that I want at the end of the day" flüsterte ich.
Er lächelte, ein echtes Lächeln.
"Isch liebe disch" sagte er mit starken Aktzent.
Er legte beide Hände an den Saum des Oberteils und zog es mir über den Kopf. Nur mit einem Ring am rechten Ringfinger bekleidet stand ich vor ihm.
Ich zog seine Jogginghose runter, wobei er sie letztenendes eher abstrampelte.
Wir grinsten, voller Vorfreude, wobei er einen Schritt auf mich zu machte, unsere Körper berührten sich nun, und seine Arme um mich schlung.
"You are the best that ever happens to me" sagte er bevor er seine rauen Lippen auf meine legte.
Ohne den Kuss zu unterbrechen zog es uns ins Schlafzimmer, wo er mich aufs Bett warf und wir die ganze Nacht nur wir waren.
Keine Essstörung, keine Familienprobleme.
Nur John und Precilla.
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