34 Schlampe
Was einem nicht alles einfällt, wenn man sich vor den Hausaufgaben drückt. Mehr als 2100 Wörter, also viel Spaß ♡
Louis P.O.V.
Die Schlüssel klapperten beim Öffnen der Tür, doch die Geräusche meines Mitbewohners waren um einiges lauter und vor allem um einiges erniedrigender. Das Gestöhne und Geschrei war eine jämmerliche Erinnerung an mein derzeitig inexistentes Sexleben. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich habe schon drei Pakete Kondome verschwinden lassen, nur damit den beiden, aber vorwiegend Ravi, die Chance auf Sex ebenfalls versagt wurde. Ich weiß, ich bin kindisch.
Eine weibliche Stimme schrie nach Gott und mir war klar, dass ich es hier keine Minute länger aushalte. Ich kam gerade von der Arbeit aus der Bar, also wechselte ich meine Jeans in eine Trainingsshorts, zog mir meinen alten schwarzen Pullover über und flüchtete samt Schlüsseln und Handy aus der Wohnung.
Geil, vertrieben aus der eigenen Wohnung. So habe ich es mir vorgestellt, als ich meine Eltern verlassen hatte.
Da ich keine Ahnung hatte, wo ich hin sollte (so wie eigentlich immer in meinem Leben), lief ich einfach meine Trainingsstrecke. Ihr mögt vielleicht denken, dass es Ende Oktober zu kalt für Shorts ist, war es auch, und dass ich meine Kopfhörer vergessen hatte, doch das Laufen bescherte mir einen freien Kopf. Und nur wer mit seinen Gedanken nicht allein sein kann, hört Musik.
Ich rannte den Schulstress, das Genörgel auf der Arbeit und all meinen Problemen davon, sodass ich letztendlich vollkommen verschwitzt eine Bestzeit erzielte. Ich atmete schwer nach Luft. Vielleicht sollte ich weniger Rauchen? Nah.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und durch den Sprung auf meinen Display konnte ich erkennen, dass es schon reichlich spät war. Ist ja auch nicht stockdunkel, Louis. Ich klickte die Nachrichten weg, bis mir eine besonders ins Auge fiel. Ein Angebot für eine schnelle Nummer.
Ich hatte ewig kein Sex mehr.
Und ich war geil.
Ich sah auf ihr Profilfoto. Musste reichen.
Fünfzehn Minuten später lag ich über einer Blondine, deren Name ich nicht wusste (ich hatte sie einfach Babe genannt, passt immer) und kam nicht richtig in Fahrt. Sie krallte sich in meinen Oberarmen fest, während ich verzweifelt nach einer angenehmen Position suchte. Sie kam viel zu früh und ich entfernte mich von ihr. Sie sah mein offensichtliches Problem und fragte, ob sie helfen könne.
"Ne passt schon" sagte ich kühl, zog mir meine Hose über und verabschiedete mich.
Schlecht gelaunt zündete ich mir eine Zigarette an, meine einzig wahren Freunde. Sie ließen mich nie im Stich und brachten mich immer auf den geliebten Trip. Warum war mein Leben nur so ein Müll? Ich sah schon die Visage meines Vaters. 'Ich hab es dir gleich gesagt.' Ach fick dich!
Ich war durchgeschwitzt (dass mich die Blonde so akzeptiert hatte, war kaum zu glauben, die musste es wohl echt nötig gehabt haben), konnte nicht nach Hause (Ravis Bekanntschaften blieben immer über mehrere Stunden), mir war kalt und ich musste an meinen Vater denken. Hallo Selbstmordgedanken.
Gerade als ich darüber nachdachte, eine andere Frau anzurufen, vibrierte mein Handy.
Sophie:)
Ich nahm das Gespräch sofort an.
"Hey du! Tut mir Leid, wenn ich dich jetzt so störe... ich wollte einfach deine Stimme hören" vernahm ich Sophies zarte Stimmchen.
"Hallo" sagte ich deshalb extra tief.
Sophie begann zu kichern. Nicht nervig schrill sondern niedlich. Extrem niedlich.
"Was kann ich sonst noch für Sie tun, schöne Dame?" Fragte ich in der selben Stimmenlage. Die Leute mussten wohl denken, ich sei ein Perverser oder Callboy. Naja, mir doch egal.
"Ich weiß nicht, werter Herr," stieg sie darauf ein, mit pikiert hoher Stimme, "mich gelüstet es gerade nach einem Apfel."
Ich lachte und vernahm, dass es Sophie am anderen Ende der Leitung ähnlich ging.
"Naja ich will dich nicht weiter stören" murmelte Sophie.
"Tust du nicht. Bin gerade fertig mit meinem... Termin..." Normalerweise nahm ich nie ein Blatt vor den Mund, ich war schon immer ein sehr direktwr Mensch gewesen, doch manchmal war es besser die Klappe zu halten oder es nett zu umschreiben, aber ich lügen, tat nicht. Niemals.
"Mein Vater ist gerade bei meiner Mutter im Krankenhaus. Sie hat heute eine etwas größere Operation und ... keine Ahnung ich verstehe Mathe nicht und ... ich dachte... egal vergiss es" flüsterte sie. Ich wusste, dass sie sich die Tränen verkniff.
"Bin in ner halben Stunde da" sagte ich und legte auf.
Mit meinem Zigarettengeld kaufte ich Pink Ladies. Dann hatte ich bis übermorgen noch vier Zigaretten. Musste reichen. Wird es defenitiv nicht, aber gut.
Sophies erstaunter Blick, als ich dan in meiner ganzer Pracht vor ihr stand, kränkte mich schon ein bisschen, dachte sie etwa, dass nicht kommen würde?
"Ich hab die Äpfel mit gebracht" grinste ich.
Sophie hatte mich sofort duschen geschickt, weil ich ich mir sonst in den verschwitzten, kurzen Sachen den Tod holen würde und ich wie ein ganzes Fußballteam stinke. Ihre Worte.
Vom letzten Mal, als ich bei ihr übernachtet habe, befand sich immer noch ein Rucksack mit Wechselkleidung in ihrem Zimmer. Irgendwie hatten wir geahnt, dass ich in nächster Zeit öfters über Nacht bleibe.
"Und was hast du heute so getrieben?" Fragte Sophie in Decken eingehüllt auf ihrem Bett sitzend.
Die Frage sollte eher lauten mit wem.
Ich setzte mich im Schneidersitz an ihr Bettende und strich meine Haare nach hinten. Ich musste bald mal wieder zum Frisör, denn meine braunen Locken reichten mir fast bis zur Nasenspitze.
"Naja so dies und das. Nichts spannendes" antwortete ich knapp. [Knapp, Knapper, Knäppchen]
"Achso" murmelte sie und spielte mit ihren Pulloverärmeln.
"Und du?" Betrieb ich den Smalltalk weiter.
"Biologie und Spanisch. An Mathe bin ich gescheitert."
Wir redeten noch etwas über die Schule bis wir auf Sophies Mutter zu sprechen kamen. [Anhang: Oh Gott ich fühle mich so schlecht das zu schreiben, :( ich mag deine Mam so sehr und hab mich noch vorhin [mittlerweile gestern] so lustig über dich unterhalten :O, bitte verzeih mir ♥ ]
"Sie hat heute eine von insgesamt vier Operationen und die Chancen stehen relativ ungünstig, dass das, was sie machen, meiner Mutter hilft. Sie und Papa wollen mich nicht verunsichern, aber ich bekomme das alles trotzdem mit. Nur wenn ich mit ins Krankenhaus gehe, dann würde ich mich gar nicht mehr einbekomm" gestand sie mir.
Ich zog sie in meine Arme, keine sexuelle Geste, nur ein Zeichen meiner Anteilnahme. Auch mir waren Sophies Eltern wichtig. Sie waren in der kurzen Zeit mir viel näher gekommen als meine biologischen.
Sophie zog mich unter ihre weiße Kuscheldecke, die sie zu ihrem letzten Zeugnis geschenkt bekommen hat, während ihre Kühlschranke sich an meine Oberarme festhielten. Brrr. Komischerweise beruhigte mich Sophies Nähe, ich war weniger aufgekratzt und genervt und verspürte nicht mehr den Drang, jede weibliche Person zu vögeln, was jetzt vielleicht leicht beleidigend klingt, denn welche Frau hört gerne, dass sie ein totaler Upturner war, doch sie lenkte mich in ein Gleichgewicht [#balance], in dem ich einfach ich selbst sein konnte.
"Es kommen bessere Zeiten" versprach ich Sophie.
"Wie kam es eigentlich, dass du bei uns arbeitest?" Fragte sie interessiert.
"Ich war dort ein paar mal mit Jack. Irgendwann habe ich dann das Schild 'Aushilfe gesucht' gesehen und da ich mich Alkohol bestens auskenne, habe ich mich beworben." Ich ließ die Tatsache aus, dass mich ihre Eltern beim Dealen erwischt hatten. Tja und anstatt mich anzuzeigen, haben sie sich mit mir unterhalten und ich habe ihnen meine Geschichte erzählt, naja zumindest den wichtigsten Teil. Was es auch war, Mitleid oder erweckte Muttergefühle, als lief darus hinaus, dass Sophies Mutter mich mehr oder weniger auf den rechten Pfad geschupst hat, mit einer legalen Einnahmequelle und einem Platz am Gymanasium.
Spphie fragte, ob ich schon vorher als Kellner oder ähnliches gearbeitet habe.
Mir entfuhr ein kleines Lachen: "Ich habe früher nicht mal eine Sekunde daran gedacht, für mein Geld zu arbeiten. Meine Eltern hatten mehr als genug.Geld war nur ein nötiges Mittel, das sich organisieren ließ, doch heute habe ich einen ganz normalen Job und zahle brav für Wohnung und Essen und den ganzen Kram."
"Und deine Eltern?"
Mein Gesicht musste mir ziemlich entglitten sein, denn sie fügte sofort eine Entschuldigung hinterher. Ich hasste meine biologischen Erzeuger, aber ich glaube, ich war bereit mit Sophie darüber zu reden.
"Schon gut", tat ich ihre Entschuldigung ab, platzierte einen kleinen Kuss auf ihren Scheitel, bevor ich fortfuhr: "Meine Eltern wissen nicht wo ich bin, was ich mache und wie es mir geht. Damals ist viel Scheiße passiert und so ist es für alle besser."
"Du hast gar keinen Kontakt mehr?" Fragte Sophie.
"Nur durch Pris, meine Schwester. Du hast ja mitbekommen, dass sie dieses Jahr ganz scheinheilig zusammen Weihnachten feiern wollen, so als sei nichts passiert" antwortete ich ihr wahrheitsgemäß.
"Wie alt warst du, als du gegangen bist?" Sophie legte ihren Kopf an meine Schulter.
"Das war vor knapp zehn Monaten, im Jannuar."
"Da muss viel vorgefallen sein, dass du weg wolltest" vermutete sie und stellte mir indirekt die Frage, was passiert sei. Sie war viel zu anständig, um mit der Tür ins Haus zu fallen.
Ich wollte es wirklich sagen, wenigstens einmal laut aussprechen, Sophies Eltern wussten auch nur im Groben, was vorgefallen war, doch die Wörter lagen mir wie Steine im Magen.
"Meine Famile ist anders.
[wir sind wie die Vampire aus Twilight. Mein richtiger Name ist gar nicht Louis sondern (Manuel Neuer) Edward. Dam dam daaam #dramatischeWendung]
Meine Erzeuger waren keine guten Eltern und ich... sagen wir's mal so, ich habe sie dafür bestraft. Bis es aus dem Ruder lief. Und dann bin ich an den Punkt gekommen, an dem ich merkte, dass ich ohne sie besser dran bin."
Sie fragte sich bestimmt inwiefern eine verschimmelte Wohnung im sozialen Brennpunkt besser war.
Mein Handy vibrierte vom anderen Ende des Zimmers, woraufhin ich aufstand, um es auf Stumm zu schalten. Jemand rief mich an. Irgendwoher kannte ich die blonde Anruferin, logisch, ihre Nummer war eingespeichert, bis mir auffiel, dass es mein One Night Stand von vorhin war.
Ich drückte sie weg.
Sie rief erneut an.
Ich drückte sie weg und blockierte sie.
Neue Nachricht auf Facebook.
Ich deinstalisierte Facebook und den Messenger, war sowieso schon länger nötig.
Anruf von einer Festnetznummer.
Nicht ihr ernst.
"Alles okay bei dir?" Fragte Sophie vom Bett.
"Jaja, ich muss nur mal eben was klären" sagte ich und ging in den Flur.
"Was?" Brüllte ich ins Telefon.
Ich hatte recht mit meiner Vermutung. Es war die Blonde und sie wollte sich erneut mit mir treffen.
Da half nur eins gegen solche anhänglichen Mädchen - nicht, dass mir sowas öfter passiert - ich musste das wiederliche Arschloch raushängen lassen. "Hör mir zu Alter! Wir haben gefickt, du hast es nicht gebracht und ich habe kein weiteres Interesse an dir. Ich habe eine andere, die weiß, wie man einen Kerl zum Orgasmus bringt und wenn ich nur noch einmal dein häßliche Visage sehen muss, kotze ich. Das heute war der beschissendste Fick in meinem Leben, also wenn du mir nicht erzählen willst, dass du dir ein paar ordentliche Titten hast machen lassen, dann brauchst du mich nicht anzurufen."
Ein plötzliches Tuten erklang in der Leitung. Da hatte wohl jemand schnell aufgelegt.
Ich atmete tief durch, ich mochte es nicht, solche Gespräche zu führen, ich kam mir dann immer so schäbig vor, doch ich bekam nunmal immer meinen Willen, egal wie.
Ich ging in Sophies Zimmer, mein Handy nun auf Stumm gestaltet, als ich ihren Blick sah. Sie war defenitiv wütend.
"Sag mal, wer war das?" Zickte sie.
"Niemand wichtiges"
"Also hattest du heute keinen Sex mit einer flachbrüstigen Kuh?" Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und mit der weißen Decke über dem Kopf und den Äpfeln sah sie aus wie Schneewittchen ala Gartenzwerg.
"Woher...?" Sah ich sie geschockt an.
"Brüll doch noch lauter, dann wissen meine Nachbarn wenigsten auch, wen du alles fickst!" Schrie mich der kleine Gartenzwerg an.
"Was geht dich das an?" Blaffte ich zurück.
"Was mich das angeht? Mich geht es sehr wohl etwas an, wenn du mich betrügst!" Meckerte sie zurück. Mein Magen zog sich bei diesen worten zusammen.
"Erstens sind wir nicht zusammen, zweitens kann ich entscheiden, in wen ich meinen Penis reinschiebe und drittens ist es bei dir nicht das erste Mal, dass der Junge sich lieber woanders Befriedigung sucht!"
Autsch. Ich wusste, das war zu viel, ihr Gesicht glühlte rot und sie presste verletzt ihre Lippen aufeinander.
"Du bist eine erbärmliche Hure, Louis. Nicht mehr und nicht weniger. Ich kann verstehen, dass deine Eltern dich nicht bei sich haben wollen! Weil du eine verwöhnte, notgeile Schlampe bist, die ausflippt, wenn du deinen Willen nicht bekommst!"
"Du hast keine Ahnung" sagte ich ruhig, "Haben dir deine Eltern jemals das Gefühl gegeben, du seist Dreck? Wurdest du geschlagen? So oft, dass du sogar heute noch die Schmerzen fühlen kannst und die Narben einfach nicht verblassen wollen, egal wie viele Tattoos du dir rüber stechen lässt? Musstest du dich jeden verdammten Tag fragen, was du falsch gemacht hast, weil dich niemand mochte, weder in der Schule noch Zuhause? Und wurde dir dein einziger Freund genommen?
Nein, du wurdest geliebt!
Du hattest eine unbeschwerte Kindheit!
Also rede nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top