24 Die Batmanaffäre

"Nein Sophie! Ich bin jetzt sauer auf dich! Wie kannst du mir sowas antun?" Schimpfte Louis.

"Oh Louis, wirst du mir jemals verzeihen?" fragte ich wehleidig.

"Ach Sophie, ich kann dir gar nicht böse sein" unterbrach er unser ironisches Gespräch, "Ich kann verstehen, dass du nach Hause willst."

Louis und ich liefen in unseren durchnässten Kleidern durch die dunklen Straßen zu mir.  Ich hatte noch ein Hühnchen mit meiner Mutter zu rupfen, außerdem wollte ich nicht eine von Louis Affären sein. Ich nahm das, was ich kriegen konnte, doch auf keinen Fall wollte ich irgendetwas erzwingen. Ich war schlichtweg nicht bereit, bedeutungslosen Sex zu haben. Nicht, dass ich welchen haben wollte.

Vor meinem Gartentor blieben wir stehen. "Danke für den schönen Abend" sagte ich. Die Frage, wie wir uns verabschieden sollten, wurde mir von ihm abgenommen, als er mich zu sich zog und mich vorsichtig küsste. Mein Kopf lag in meinem Nacken und er musste sich etwas runterbeugen, doch ich konnte mir keine schönere Art vorstellen. 

Im Schutz der Nacht wurde der Kuss wurde intimer, leidenschaftlicher und forderner. Das einzige Problem daran war nur, ich hatte das Gefühl einen Aschenbecher auszulecken. Vorsichtig beendete ich den Kuss.

"Bye" sagte ich.

"Bye" sagte er und verschwand in die Nacht.

Meine Eltern schliefen schon, verständlicherweise, denn ein neuer Tag hatte schon begonnen.  Ich weiß nicht warum, aber ich entschied mich, duschen zu gehen. danach knurrte mein Magen und ich durchwühlte den Kühlschrank. Zufrieden setzte ich mich mit einer Packung Dinkelchen vor den Backofen und beobachtete wie das Tiefkühlbaguette  gebacken wurde. Kaum hatte dieses eine annehmbare Farbe erhalten, mampfte ich es am Küchentisch, wo ich auch gleich danach einschlief. 

"Sophie? Was machst du denn hier? Du musst doch in der Schule sein!"weckte mich meine Mutter.

"Nur noch fünf Minuten" murmelte ich.

"Sophie, es ist schon nach neun!" informierte mich meine Mutter.

WAS? Viel zu schnell schreckte ich hoch, sodass kleine Sternchen um meinen Kopf tanzten. Ich rannte durch das Haus, zog mich an und schnappte meine Schultasche.

"Verdammt" schimpfte ich immer wieder vor mich hin.

"Warum bist du eigentlich hier?" fragte meiner Mutter aus der Küche.

"Warum nicht?" antwortete ich. Mir fielen ihre Worte von gestern ein und ich erkundete mich, wie sie gemeint waren.

"Ich dachte, du wolltest bei Louis schlafen... Naja ich möchte mich da nicht einmischen, aber Sophie? Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe.. Monate, Jahre ... keine Ahung. Ich will nur nicht, dass du die ganze Zeit bei mir rumhockst sondern auch dein Leben genießt" mir kullerten schon die ersten Tränen aus den Augen, "Und Louis? Du hast ihn die ganzen Ferien mit deinen Augen ausgezogen und wenn man dich angesprochen haben, warst du nie bei der Sache. Ich musste alles viermal sagen, bis du dich von ihm lösen konntest." Sie kicherte.

Ich wollte protestieren, doch sie winkte ab. "Neun Uhr Dreiunddreißig" teilte sie mir mit. Wenn ich es noch pünktlich zur dritten Stunde schaffen wollte, musste ich jetzt sprinten.

Im Bus trommelte ich ungeduldig auf der Haltestangen. Warum fuhr er nur so langsam?

Mit schnellen Schritten bewegte ich mich auf den Koloss von Schule zu. Ein kurzer Blick auf meine rosegoldene Uhr verriet mir, dass die Pause gleich enden sollte.

"Buh" erschreckte mich eine tiefe Stimme von hinten. Ich drehte mich um und blickte in die kaspisches-meer-blauen Augen von Louis.

"Hast du mich verfolgt?" fragte ich geschockt.

"nein. Ich hatte nur kein Bock auf die ersten Stunden. Naja und dann dachte ich: Dritte Stunde Französisch mit Sophie - da musst du dabei sein! Und ja... ich hab noch ein paar Muffins gekauft, weil - seien wir mal ehrlich - ich sowieso nur essen und dich anstarren werde."

"C'est dommage. Pour vous. Multilinguisme est chaude" sprach ich und wackelte mit den Augenbrauen. Ich war nicht sicher, ob er verstanden hatte,was ich gesagt hatte: Dass er es bedauern würde, weil ich auf Jungs stand, die mehrere Sprachen sprechen.

"Alguna vez te he dicho que yo hablo español?" fragte er und jetzt guckte ich blöd. Das war kein Französisch, vielleicht Spanisch.

Ich lächelte verlegen und Louis brach in schallendes Gelächter aus.

"Du bist so niedlich" kicherte er und zog mich in die Schule.

Von allen Seiten starrten uns die Schüler an und tuschelten. Ich versuchte das zu ignorieren, doch  die Tatsache, dass wir gemeinsam den Unterricht betraten, wohlbemerkt nach dem Klingeln, brodelte die Gerüchteküche.

Tea und Nadine saßen soweit auseinander, dass selbst der Durchmesser des Grand Canyons ein Witz war. Das konnte noch heiter werden.

Louis saß, weder Erwarten, nicht neben mir. Auch nach der Stunde eilte er davon, ohne ein Wort mit mir zu wechseln. Hatte er jetzt schon genug von mir?

Das Gestarre hielt den ganzen Tag an und es war mir so unangenehm, dass ich die ganze Zeit auf den Boden blickte und alle Stimmen ausblendete, zumal sein Fernbleiben nicht hilfreich war.

"Na," plauderte Nadine mich in der zweiten großen Pause an, "Man sprichst so einiges über dich und Louis"

Ach was? Mir noch gar nicht aufgefallen.

"Na erzähl schon" drängte sie.

"Da gibs nicht viel... Wir haben uns getroffen, was gegessen und ja..." mein grinsen konnte ich nicht kontrollieren.

"Ich verstehe, ich verstehe" lachte Nadine.

Da kam mir eine Idee: Ich könnte Nadine etwas übere Louis ausfragen. Ich meine sie kennt ihn schon länger.

"Sag mal kennst du eine Precilla?" Natürlich war das meine erste Frage.

"Nee... nicht dass ich wüsste. Ich glaub Te ... Theresa hat mal Louis Precilla Tattoo erwähnt. Freut mich, dass du es auch gesehen hast, schließlich ist es an einer sehr intimen Stelle, mhm?"

"Ja hahaha... Ich frage mich nur, keine Ahnung, ich weiß so wenig über Louis. Ich weiß noch nichtmal, wie alt er ist" gab ich kleinlaut zu.

"Er wird am 20. November Achtzehn. Mhm, weißt du, Louis ist so ein Fall für sich," begann Nadine, "Ich kenne ihn auch erst seit acht Monaten oder so"

Ich sah sie fragend an, worauf sie mir mehr erzählte: "Er kam  so Ende Januar an unsere Schule. Keiner hatte je was von ihm gehört. Er kam aus dem nichts. Keine Freunde. Keine Bekannte. Ziemlich gruselig, wenn du mich fragst.

Eigentlich kommt er, glaub ich, irgendwo aus Süddeutschland, doch hat keinen Kontakt mehr mit seiner Familie außer mit seiner Schwester, Anne.

Er redet nicht gerne über seine Vergangenheit, hat nur mal angedeutet, dass er Probleme hatte und deshalb jetzt hier ist. Laut Tea nimmt er eigentlich niemanden mit zu sich nach Hause, sondern reagiert immer sehr verschlossen und einzelgängerisch allem gegenüber.

Ich glaub ja, er hat ein dunkles Geheimnis. Oh mein Gott! Er ist Batman!"

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