Vor meiner Tür stand Simon. Mein Ex.

"Ich wollte mich noch von dir verabschieden" raunte er, als er auf mich zu kam.

Er umfasste mein Gesicht mit seinen Händen und beugte sich zu mir runter.

Als seine Lippen auf meine trafen, wusste ich, warum wir damals zusammen gewesen waren.

Der Kuss wurde immer intensiver und er drängte mich gegen die Wand.

"Ich habe dich vermisst, Babe" flüsterte er.

Als Erwiderung sprang ich ihn an, sodass meine Beine um seine Hüften lagen und seine Hände rutschten eine Etage tiefer.

Meine Hände wuschelten durch die blonden Haare während unsere Zungen um die Dominanz kämpften.

Plötzlich hallte das Geräusch von Absatzschuhe in dem Gang.

"Shit" murmelte ich.

Wir lösten uns von einander, sahen uns in die Augen, dann verschwanden wir in meinem Zimmer.

Wir sprachen nicht viel. Vermutlich hätten wir uns wieder gestritten. Ich wollte jetzt nur meinen 'Abschied' von Simon genießen.

Wir fuhren fort mit dem, wo wir im Gang aufgehört hatten.

Aus mir unerfindlichen Gründen befanden ich mich kurze Zeit später auf ihm in meinem Bett.

Er wollte mir gerade das Shirt über den Kopf ziehen, als jemand schrie: "AHHHHHHH!!! SOPHIEEEEE??"

Ich drehte mich um und blickte in Paus vor entsetzten geweiteten Augen.

"Hallo Paulina" sagte Simon, als sei es das Normalste der Welt mit seiner Ex rum zumachen.

Eine peinliche Stille entstand, weil

-Simon nicht gehen beziehungsweise weiter machen wollte

- Pau ihn am liebsten geschlagen hätte

-ich verwirrt war.

Pau murmelt ein "ich hab was im Bad vergessen, bin in 5 Minuten zurück".

Sie warf Simon den Todesblick zu, was wohl hieß, wenn er in 4 Minuten 59 Sekunden noch da sein sollte, er ein kastierter Mann war.

Er schien den Wink nicht so verstanden zu haben, weshalb ich ihn nach ein paar Minuten auf den Gang schob.

Ich richtete mein T-Shirt, in der Zwischenzeit betrat auch Pau wieder das Zimmer.

"Ihr hab es doch nicht hier drin getrieben, oder?"

***

Als ich aus dem verschmierten Busfenster die Sonne sah, wie sie hinter den Hochhäusern Berlins unterging, wurde mir Bewusst, dass schon wieder ein Tag vergangen war.

Heute morgen in aller Herrgotts Frühe bin ich mit dem Taxi nach Lausanne gefahren, um anschließend 13 Stunden im Zug nach Berlin zu sitzen.

Der Abschied von Pau und Chris ist mir nicht gerade leicht gefallen, doch Simon habe ich versucht zu meiden. Diese nächtliche Begegnung war eine einmalige Sache gewesen.

Ich wollte meinen Vater von der Arbeit abholen, weshalb ich mich mit den Öffentlichen zu der Bar fuhr, die meinen Eltern schon immer gehört zu haben schien. Ehrlich, das war (nach mir natürlich) ihr Baby.

Um ehrlich zu sein war ich froh weg von den seltsamen Menschen aus dem Bus wegzukommen. Nichts gegen Berliner, aber ihr seit schon ein seltsames Völkchen. Aber naja, aber nicht so eigenbrötlerisch wie die Bayern.

Und dann sah ich Ihn. Seine Muskeln zeichneten sich unter seinem schwarzen Shirt deutlich ab. Allgemein hatte er diese "Ich bin so heiß, dass sogar Christian Grey zur Sub wird" Ausstrahlung.

Entweder war es ein Wink des Schicksals oder pures Glück, dass er vor der Bar meiner Eltern stand.

Ich blieb ein paar Meter hinter Mr Hottie, unfähig meinen Blick abzuwenden.

Gerade starrte ich sein Tattoo auf der rechten Schulter, da drehte sich Mr Hottie um und bemerkte meinen Blick.

Ich senkte meinen Blick und lief einfach auf die Tür der Bar zu.

Er lachte und nahm die Zigarrette aus dem Mund. Mir war garnicht aufgefallen, dass er geraucht hatte.

Ich hatte noch nie etwas so wohlklingedes  wie Mr Hotties Lachen gehört.

Da er seine Persönlichkeit aber direkt vor der Eingangstür positioniert hatte, musste ich ihn angucken.

Es war mir jedoch immer noch so peinlich, weshalb ich Mr Hottie nicht ins Gesicht sah.

Sein Lachen erhellte immer noch den Raum.

Er öffnete mir die Tür, da er anscheinend bemerkt hatte, wohin ich wollte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mir zu zwinkerte.

AHHHHH. Mein Mädchengehirn begann Purzelbäume zu schlagen

Doch ich wisperte nur "Rauchen ist ungesund."

Und ich hatte gedacht, peinlicher geht's nicht.