13 Wenn du denkst, es geht nicht mehr...
"Woher weißt du, dass Louis und ich uns kennen?" Fragte ich Papa.
"Ihr geht doch auf eine Schule" fügte er hinzu. Er sah, dass ich ihm immer noch nicht ganz folgen konnte, da sagte er: "Wir haben Louis damals gefragt, auf welche Schule er geht. Und das Curie Gymnasium ist doch nicht schlecht?"
"Er wusste, dass ich auf die Schule komme?" Fragte ich mechanisch.
"Ja, deshalb habe ich auch angeboten, dir alles zu zeigen" mischte sich Louis ein.
Er schien die Fähigkeit zu besitzen sich in mein Leben zu schleichen. Eigentlich fände ich es nicht unbedingt schlecht, jedoch war es gruslig.
Ich hab genug Horrorfilme gesehen, ich weiß Bescheid. Wenn Gedärme aus den unschuldigen Opfern gerissen wurden und die Augen mit den Händen oder Löffeln aus den Schädeln gequetscht wurden, nun ja, da blühte ich erst richtig auf. Nämlich gar nicht.
Wie konnte ich nur so blöd sein? Louis wusste alles von mir, dank der Kommunikationsgabe meines Vaters. Am ersten Tag hat er Nadine vorgeschickt, um mir eine Freundin zu geben, die er ausspionieren konnte. Und jetzt begann er langsam mich zu um wickeln und zu verführen.
Ohne ein Wort zu sagen verschwand ich auf's Klo. Was hatte ich mir nur gedacht? Entweder habe ich seinen Plan aufgedeckt oder meine anstehende Periode ließ mich verrückt werden.
Ich stützte meine Hände auf den Rand des Waschbeckens. Langsam liefen mir Tränen über's Gesicht. 'Du wirst nicht wegen ihm heulen!' ermahnte ich mich. Nicht wegen ihm!
Glücklicherweise wischte ich mir in dem Moment die Tränen aus dem Gesicht, als Louis das Mädchenklo betrat.
"Alles okay bei dir?" Fragte er, doch ich starrte ihn nur wortlos an.
Er ist mir ins Mädchrnklo gefolgt. Der Typ bringt mich noch um den Verstand.
"Das ist das Mädchenklo" stellte ich sachlich fest.
Er schaute mich verwundert an. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass ein kleines Fältchen entstand.
"Äh..."
"Aufgrund deines" Scharfen? Heißen? Adonisähnlichen? "Überwiegend männlichen Aussehens, bezeifle ich, dass du hier her gehörst." Donnerte ich.
"Was ist eigentlich dein Scheiß Problem?" Keifte er zurück.
Du! Dein Verhalten! Das Geflirte!
Ich wollte nicht wie ein zwölfjähriges verliebtes Mädchen klingen: 'Du bist immer so gemein. Üha üha üha.'
Lügen würde ich aber auch nicht.
Ganz leise, um gefährlich und gefasst zu klingen, sagte ich: "Es geht dich rein gar nichts an!"
So standen wir da: Ein 1,90 Meter großer Junge, der wie ein Zwanzig jähriges Model aussah, wurde von einem 1,43 Meter großen und durch Schlafmangel verzerrt aussehendem Mädchen auf der Damentoilette zusammengestaucht.
Der Oskar für Situationskomik geht an das Leben. Ich bitte um Applaus.
Ich wollte mich aus dem Bad stehlen, doch sein fettes Ego plazierte sich direkt vor meiner Fluchtmöglichkeit.
"Bist du etwa immer noch sauer wegen gestern?"
Nein. "Ja" sagte ich, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach.
"Weil ich dir auf den Arsch geglozt habe?" Er schien sich langsam zu sammeln, denn er verfiel in eine 'Leck mich am Arsch' Haltung.
"Nein! Wie bitte? Warte! Du hast mir gestern auf den Hinter gestarrt?"
"Andauernd" Er zog das Wort in die länge und grinste schelmisch. Der Macho-Arsch ließ grüßen.
Mein Kontigent war durch diesen Komentar komplett ausgeschöpft und obwohl ich nicht bereit war, ihn gewinnen zu lassen, wollte ich nicht mehr streiten. Ich wollte einfach nur schlafen.
"Also gut Louis, hör mir mal ganz genau zu: Dein ... nenn es wie du willst, kannst du dir sonst wo hinschieben. Und wenn du nicht aufhörst dich wie ein kleines Kind zu verhalten, dass immer nur um sich schlägt, dann wirst du dir wohl einen neuen Job suchen müssen."
Ohne ihm die Chance zu geben zu kontern, stapfte ich aus dem Bad.
Kaum hatte ich den Boxring verlassen, erblickte mich mein Vater und fragte, was passiert sei.
Mein Zickenniveau kletterte auf ungeahnte Größen, weshalb ich beschloss ein "Alles gut" zum Besten zu geben. Er sah mich misstrauisch an.
Jede Zelle meines Körpers bettelte um Schlaf. Ohne Umwege schlich ich mich in das Büro meiner Eltern, dort wurde der Papierkram der Bar bearbeitet, wo ich mich auf die alte Cauch kuschelte und einschlief.
Ich schlief den ganzen Sonntag durch, was jedoch zur Folge hatte, dass ich am Montag schon um vier Uhr morgens wach war. Normalerweise stand ich um sechs auf. Oder vielmehr 6:30 Uhr.
Wenigtens konnte ich so duschen gehen. Als ich gerade fertig war, hörte ich ein leises Wimmern. Ich schlüpfte in den Flur, nur mit Bademantel bekleidet.
Das Weinen wurde lauter, je näher ich dem Schlafzimmer meiner Eltern kam.
Vorsichtig klopfte ich. Ein Rumpeln, tapsende Schritte und dann wurde mir die Tür geöffnet. Der Anbllick ließ mir sofort Tränen in die Augen steigen.
Auf dem Doppelbett saß meine Mama. Vor ihren schlanken Körper hielt sie einen Eimer, in den sie sich übergeben wollte. Doch nur Würgegeräusche verließen ihren Mund.
Sie weinte nicht nur, sie schrie schon fast vor Schmerzen. Papa hielt die Tür offen, seine Augen waren gerötet.
Meine Beine trugen mich einfach zu ihr. Ich kuschelte mich an sie und flüsterte immer wieder: "Ich hab dich lieb. Du bist stark. Du schaffst das. Mami? Ich hab lieb."
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