11 Dachgeständniss
Nadine schüttelte ihren Kopf und verließ das Zimmer. Ich wollte ihr hinterher, stoppte jedoch an der Toilette, weil ich dachte mich übergeben zu müssen.
Danach war sie verschwunden. Ich durchsuchte jeden Raum, wobei ich Louis aus dem Weg ging, doch sie war weg.
Von allen Seiten starrten mich Betrunkene an. Ich wollte einfach weg.
Auf der Straße sah ich sie auch nicht. Dann hatte ich die gloreiche Idee sie anzurufen. Sie nahm nicht ab.
Ich fluchte leise vor mich hin. An den Weg nach Hause konnte ich mich nicht mehr entsinnen. Ziellos lief ich umher, bis ich zu einer Wiese mit einer Bank kam. Müde und übel gelaunt setzte ich mich.
Ich versuchte Nadine zu erreichen, doch sie schien ihr Handy zu ignorieren. Simon dagegen hatte mir geschrieben:
Och :O Ich wünsch dir trotzdem Spaß - wir können morgen teln :-*:-* lieb dich♥
Ich bekam noch mehr Schuldgefühle.
Ich saß um drei Uhr morgens auf einer Bank, keine Ahnung wo und würde wahrscheinlich nicht nach Hause finden.
Plötzlich ertönte ein Knacken. Eine dunkle Gestalt lief auf mich zu.
Bitte kein Vergewaltiger und kein Mörder. Nagut gegen Damon hätte ich jetzt nichts einzuwenden...
"Sophie?" Erst erkannte ich die raue Stimme nicht und fragte mich, woher der meinen Namen kannte.
Beim Näherkommen entpuppte es sich als die Person, die ich am zweitwenigsten sehen wollte: Louis.
"Was willst du?" Fragte ich zickig.
"Dich küssen!" Erschreckt starrte ich ihn an. Er lachte. Wäre ich nicht sauer, würde ich es als absolut magisch bezeichnen. Aber ich war noch verärgert.
"'Tschuldigung, falls ich dich erschreckt habe. Aber dein Gesicht... hahaha"
"Wie kommst, das du hier bist?" Fragte ich ihn.
"Habs nicht so mit Alkohol" er setzte sich zu mir auf die Bank und zündete sich eine Zigarette an. Ein Grinsen auf seinen Lippen.
"Rauchen"sagte ich, doch er vollendete den Satz:"Ist ungesund.Ich weiß, sagtest du schon."
Ich wurde rot.
"Wegen deiner Mam.."
"Nicht" flüsterte ich.
Ich wollte nicht über meine Mutter sprechen. Sie hatte Krebs. Sie würde nie mehr gesund werden. Ich wusste das, doch ich wollte nicht jede Sekunde daran denken, wie es ihr in ein paar Monaten ging.
Wir saßen ein paar Minuten schweigend da.Von wegen Zigarrette, es roch nach einem Joint.
"Was machst du eigentlich hier?" Fragte er.
"Das könnte ich dich auch fragen" antwortete ich patzig.
"Hast du aber nicht" er blies den Rauch in kleinen Ringen aus.
"Du hast mich vorhin auch nicht gefragt!" Fauchte ich.
Ja, er war attraktiv und ich hätte seine Lippe wirklich gerne an meinem Körper gehabt, aber sein Charakter schreckte mich ab. Ich braucht mehr, als nur eine hübsche Verpackung. Mal abgesehen davon, dass die Sache mit Simon wieder aktuell war und ich gute feste Freundin sein wollte.
"Was nicht heißt, dass du es nicht wolltest, oder brauchst." Seine selbstverliebte Seite tat sich nun hervor.
Der Alkohol war komplett verflogen und meine missliche Situation wurde mir schlagartig bewusst.
Nachts. Weit weg von Zuhause. Alleine. Nur mit Louis.
"Ich find Nadine nicht und weiß nicht wie ich nach Hause kommen soll" gab ich zu.
"Komm mit, ich weiß wo sie ist" sagte er nur knapp.
Er war schon ein einige Schritte gegangen, als ich aufsprang, um ihm zu folgen. Ob das eine gute Idee war?
Bestimmt nicht, aber ehrlich gesagt blieben mir keine Alternativen.
"Ist dir kalt?" Ich hatte gar nicht bemert, dass ich zitterte. Bevor ich verneinen konnte, zog er seine Lederjacke aus. Er selbst trug nur noch einen schwarzen Pullover.
Ich wirkte noch winziger in dieser riesigen Jacke. Sie hing mir fast bis zu den Knien.
Sein Lächeln war ansteckend.
Wir liefen, fuhren Bus und Bahn, aber nicht nach Hause. Wir waren in einem Industriegebiet, vor einer verlassenen Fabrik.
Ich schob meine Hände in seine Jackentasche und ertaste altes Bonbonpapier. Ich drehte es zwischen den Fingern.
"Louis, ich glaube kaum, dass Nadine hier ist..." sagte ich unsicher.
Er lief einfach zielstrebig auf eine einsturzgefährdete Halle zu.
Langsam flüsterte mir die kleine Stimme im meinem Kopf zu, dass wir hier nicht wegen Nadine waren und Louis etwas anderes vorhatte.
Doch dann sah ich jemanden auf dem Dach der Halle sitzten. Waren das pinke Haare?
"Hier die Feuerleiter hoch" wies er mich an.
Zum Glück trug ich Turnschuhe und Hosen.
Louis ließ mich vor. Ungeachtet der Tatsache, dass er jetzt einen perfekten Blick auf meinen Hintern hatte, war ich froh möglicherweise aufgefangen werden zu können.
Oben auf dem Dach ertönte nur leises Schluchzen. Ich wollte zu Nadine gehen und sie umarmen, doch Louis saß schon neben ihr.
Sie schmiegte sich an ihn.
Mein Bauch durchzuckte ein leichtes Stechen.
Ich setzte mich an Nadines andere Seite und ließ meine Beine vom Dach baumeln. Meine linke Hand fand das Papier von vorhin. Ich beschloss es zu klauen, warum wusste ich nicht. Und so wanderte der kleine Zettel in meine Hosentasche.
"Hey Tea war besinnungslos betrunken, mach dir nichts draus" flüsterte Louis sanft.
Wo war das Arschloch hin verschwunden? Er war doch nicht etwa mit Nadine zusammen, oder?
"Sie denkt das aber immer. Nur hat sie's jetzt mal gesagt" schluchzte Nadine.
"Du musst dich nicht schämen für das was du bist!" Erwiderte Louis.
"Hey was ist denn los?" Fragte ich mitfühlend.
Nadine sah mich mit verschmierter Schminke an. Ihre Augen waren leicht gerötet, soweit ich das im Mondschein erkennen konnte.
Nadine schluckte und sagte dann: "Ich bin lesbisch."
[Kapitelüberschrift made by 'Tea']
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