1 Abschiedsgesten

"Deine Unterwäsche auch?" fragte mich Chris.

Er hielt meinen schwarzen Spitzen-BH in der einen, ein paar Strings in der anderen Hand.

"Christian von Hadenberg, lass deine Finger von Sophies Höschen! Oder soll ich deine Eltern informieren, dass du deine Finger nicht bei dir behalten kannst?" rief Pau vom anderen Ende des Zimmers.

"Tut mir Leid, dass ich ein guter Freund sein will und Sophie beim Packen helfen möchte... und was meine Eltern angeht - die würden Kondome schicken!"

Ich musste laut lachen.

Nur Chris schaffte es, mich am Tag vor der Abreise zum Lachen zu bringen.

Pau (eigentlich Pauline, aber Pau war seit langen ihr Spitzname) und ich weinten schon seit einer Woche, wenn wir daran dachten, dass wir uns nicht mehr jeden Tag sehen würden.

Morgen sollte ich mit dem Zug nach Berlin fahren und nach 5 Jahen zurück zu meinen Eltern ziehen.

Seit ich 12 war, lebte ich mit Pau und Chris im Schweizer Internat, dass bekannt für seine weltberühmte Turner war.

Chris hielt immer noch meine Unterwäsche in seinen Händen und sah mich fragend an.

"Lass noch liegen. Ich pack die morgen mit in den Rucksack."

Er legte sie wieder zurück in den Schrank.

Die Situation wäre mir bestimmt unangenehm, wenn ich nicht wüsste, dass Chris schwul ist. Deswegen auch der Spruch mit seinen Eltern: Sie fanden es überhauptnicht akzeptabel, dass ihr Sohn Interesse an jungen Männer hatte.

Er seufzte und schmiss sich auf mein Bett. Seine Füße hingen über der Bettkante.

Pau, mit der ich mir das Zimmer teilte, saß auf ihren Bett auf der anderen Seite des Zimmers und teilte unser Kosmetikzeug auf.

Wir hatten damals alles zusammengeschmissen und das Sytem so beibehalten.

Da sie Schmink-Fetischistin war, vertraute ich ihr vollkommen. Das wichtigste, mein täglich genutztes Makeup, war sowieso in meiner Handtasche.

Das Zimmer wirkte so kahl ohne mein Krempel. Wie ein typisches Internatszimmer.

Nach einer Weile des Schweigens sagte Pau: "Wir haben noch was für dich!"

Chris sprang förmlich aus mein Bett, durchquerte graziös das Zimmer, nur um die pinke Stoffschleife zurechtzurücken.

Dafür brauchte er nur einen Atemzug meinerseits.

Hey vielleicht war Chris ja Barry Allen??? Ich werde das mal beobachten müssen.

Bevor ich überhaupt auf die Idee kommen konnte zu protestieren, drückten sie mir das Geschenk in die Hand.

Ich bedankte mich und Tränen sammelten sich in meinen Augen.

"Mach auf! Mach auf!" quietschte Chris wie ein kleines Mädchen.

Es war ein Fotoalbum mit Fotos aus den letzten Jahren.

Wir blätterten es durch und lachten uns gegenseitig aus.

"Ich hab auch noch was für euch!" rief ich.

Pau bekam ein Set von Maniküre-zeugs und Chris ein Beanie seiner Lieblingsband. Beide strahlten und Chris flitzte zum Spiegel um sich selbst zu begutachten. Er war so niedlich, wenn er dachte, niemand sehe ihn.

Wir verbrachten den restlichen Nachmittag zusammen. Viel zu schnell war es Abend und Chris musste in den Jungstrackt.

Während Pau duschen ging, begleitete ich Chris ganz "Gentleman-like" zu seinem Zimmer, das er sich mit einem der wenigen homophoben Jungs teilte, namens Tom.

Tom war ein Freund von meinem Ex-freund Simon. Ich denke Ex sagt so ziemlich alles.

Zum Abschied küsste ich Chris auf die Wange und auf Toms verwirrten Blick sagte Chris "Schwulenvorteil" und zwinkerte.

Tom starrte ihn an und fügte "Späßchen, Häschen" hinzu.

Ich lächelte den ganzen Weg bis zu meinem Zimmer.

Vor meiner Tür stand Simon. Mein Ex.

"Ich wollte mich noch von dir verabschieden" raunte er, als er auf mich zu kam und er seine Lippe auf meine legte.

Shit.

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