2 - Sixpacks statt Ausschnitt
Nachdem sich Theo verabschiedet hatte, blieben Paula und ich zurück.
Da sie mir auf Anhieb sympathisch war und wir auf einer Wellenlänge surften, wagte ich eine Frage zu stellen, die mir schon seit heute Vormittag auf der Seele brannte.
„Sag mal, hat Theo eine Freundin?"
Sofort hatte ich Paulas Aufmerksamkeit. Sie grinste breit.
So abwegig war diese Frage nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es auch nur eine Frau auf dieser Welt gab, die behaupten würde, dass Theo nicht attraktiv war. Selbst blinde Frauen würden sich in seine Stimme verlieben!
„Vergiss es!", ließ Paula mich sofort wissen.
„Das heißt wohl ja", murmelte ich ein wenig enttäuscht vor mich hin. Oder sie stand selbst auf ihn?
So nett wie Theo mit mir umgegangen war, hätte man meinen können, dass er mich genauso attraktiv fand wie ich ihn. Aber das war wohl mehr ein Resultat meiner Fantasie.
„Nein", widersprach Paula mir. „Ich denke nicht, dass er eine Freundin hat. Er redet über so etwas aber auch nie und ich muss gestehen, dass ich selbst noch nicht so lange hier bin und ihn noch nicht so gut kenne. Aber um ehrlich zu sein, bin ich mir nahezu sicher, dass er eher auf Sixpacks steht als auf Dekolletés. Falls du verstehst, was ich meine?"
Sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Er ist schwul?", fragte ich ungläubig.
Sie nickte.
„Ich denke schon. Ich habe noch nie gesehen, dass er irgendeiner Frau hinterhergesehen hat. Egal wie wohlgeformt ihr Hintern war oder wie tief ihr Ausschnitt. Und er hat mal zu Gert gesagt, dass er es sehr schätzt, dass Gert keine Kalender mit halbnackten Frauen im Laden verkauft. Er fände das abartig. Hört sich nicht unbedingt nach hetero an, oder?" Ich schüttelte den Kopf. Da hatte sei recht. "Und einmal bin ich mit ihm an einem Dessougeschäft vorbeigelaufen. Du hättest sehen sollen, wie rot sein Kopf angelaufen ist, als er die Reizwäsche gesehen hat. Er kann einfach nicht hetero sein."
„Vielleicht ist er einfach nur schüchtern und gleichzeitig ein bisschen prüde?"
Paula schüttelte den Kopf.
„Nein! Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er nicht auf Frauen steht. Das habe ich irgendwie im Gespür. Dazu prallen weiblilche Reize zu sehr an ihm ab."
Ich konnte das, was Paula sagte, kaum mit dem Auftreten von Theo zusammenbringen.
Er sah aus wie ein Weiberheld, der zuhause Strichliste führte, wie viele er schon rumbekommen hatte. Zwar war mir mittlerweile auch aufgefallen, dass er doch von der aussterbende Sorte Gentleman war, doch dass er gar kein Interesse an Frauen hatte, fiel mir sehr schwer zu glauben.
„Sorry", sagte Paula und tätschelte meine Schulter. „Ich weiß selbst, dass es ein harter Verlust für die Frauenwelt ist. Es wäre einfach zu perfekt gewesen, wenn Typen wie er für zu haben wären."
„Hmm."
„Aber Kopf hoch", versuchte Paula mich nun aufzumuntern. „Theo spielt Fußball und ein paar seiner Mitspieler lassen sich durchaus sehen. Heute Abend ist so ein Sommerfest, das die Mannschaft veranstaltet. Du kannst gerne mitkommen. Ich gehe auch hin."
„Ja, gerne!"
Diese Stadt sollte einen Ordnen für den gastfreundlichsten Ort auf dieser Welt erhalten.
„Es findet unten an der Badestelle statt. Wir grillen und jeder bringt irgendetwas mit. Ich wollte ein paar Obstspieße machen. Wenn du willst, können wir die nach der Arbeit zusammenmachen."
„Das ist total nett von dir Paula!", sagte ich dankbar.
Sie lächelte mich freundlich an.
„Ach Quatsch. Ist doch keine große Sache. Wann hast du heute Feierabend?"
„Jetzt. Onkel Gert meinte, dass ich nach dem Mittag schon gehen kann."
„Perfekt! Ich habe heute auch die Vormittagsschicht gehabt und habe jetzt frei. Dann kannst du gleich mit zu mir kommen und wir bereiten alles vor!"
Wir hatten gerade mal eine Stunde die Mittagspause zusammenverbracht und schon wirkte sie mir so vertraut, als hätten wir schon im Kindergarten Sandburgen zusammengebaut.
"Wird Theo auch da sein?"
Sie lächelte mich fast schon mitleidig an.
"Ja, aber mach dir wirklich keine Hoffnungen!"
Zu spät. Dazu war mein Herz schon zu sehr vollgepumpt mit Hormonen. Ich brauchte erst den Beweis, dass Theo schwul war, um wirklich akzeptieren zu können, dass ich bei ihm keinerlei Chance hatte.
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