Chapter 14

"Hey Ares, alles klar soweit?", grüßte mich Officer Goldenberg mit einem Nicken. Ich zuckte mit den Schultern und murmelte ein "Wie immer."
Officer Goldenberg war oft bei Anja im Café und holte sich dort seine tägliche Ladung Kaffe und Gebäck. Entsprechend hatte er ein kleines, aber sehr gepflegtes Bäuchlein. Es fiel nicht sonderlich auf, wenn er seine dicke, gefütterte Lederjacke trug, so wie heute. Allerdings konnte sein Hut die angehende Glatze nicht verstecken und das war mit Abstand das, was einem an seinem Erscheinungsbild am meisten ins Auge fiel.

"Wo ist deine Mutter?", Fragte Zyriaks Vater seinen Sohn und blickte zum Haus.

"Sie ist nach oben, denke sie liest.", Antwortete Zyriak und blickte zu mir.

"Gut. Na dann, was ist da jetzt genau passiert?", Fragte Officer Goldenberg und alle Blicke richteten sich auf mich. Ich riss die Augen auf, als ich begriff, dass es um den Vorfall am See ging.

"Ich mache keine Aussage. Ich will nicht, dass die Sache groß auf den Tisch kommt, das macht mehr Ärger als es wert ist.", Sagte und winkte ab.

"Mach dir keine Sorgen, ich kenne einen guten Anwalt.", Der Officer richtete sich auf und zog den Bauch ein Stück ein.

"Darum geht es nicht.", Ich schüttelte den Kopf, "Die Aktion würde das Feuer nur schüren, wenn ihr versteht, was ich meine."

"Hm, da hast du möglicherweise sogar recht.", Murmelte Zyriak. Ich sah ihn an und erkannte, dass er das hier angestiftet hatte. Wollte er so dringend, dass die anderen zur Rechenschaft gezogen werden? In einem so kleinen Ort standen die Chancen allerdings 50/50, dass ihnen das nur einen weitern Grund gab, um auf mich loszugehen.

"Selbst, wenn du nicht klagen und kein Gerichtsverfahren starten willst, ich werde das in ihren Führungszeugnissen vermerken müssen. Da sie alle strafmündig sind, werden sie, sollte das wiederholt vorkommen, in Untersuchungshaft genommen. Spätestens dann sollten sie den Ernst der Lage begriffen haben.", Erklärte Officer Goldenberg und schob sich die Hände wieder in die Jackentaschen. Ich nickte, damit konnte ich mich zufrieden geben. Da nicht ich das zu Protokoll geben würde, sondern das Ganze von der Polizei ausgeht, sollte für mich keine weitere Gefahr bestehen.

"In Ordnung. Dann zum nächsten Thema. Ares?", Zyriaks Vater sprach mich an und fixierte mich mit seinen stahlblauen Augen, "Zyriak sagte du suchst einen Nebenjob um deine Kosten weiter decken zu können."

Ich öffnete den Mund um zu antworten, kam allerdings nicht zu Wort, weil er direkt weitersprach.

"Hast du Erfahrung mit Hunden?", Fragte er mich und ich hatte, anhand seines Gesichtausdrucks fast Sorge, dass egal welche Antwort ich ihm geben würde, es die falsche sein würde.

"Nur in der Theorie.", Antwortete ich ein wenig kleinlaut.

"Das genügt für's erste. Ich lern dich schon an."

"Anlernen?", Ich wandte meinen Blick verwirrt von ihm zu Zyriak.

"Bevor sich das jetzt vertieft, mach ich mich aus dem Staub.", Officer Goldberg wandte sich mit einem schlichten Winken ab, setzte sich in seinen Dienstwagen und fuhr wieder Richtung Dorf.

"Ich bin viel unterwegs und habe nicht die Gelegenheit, unseren Huskys den Auslauf zu bieten, den sie benötigen.", Zyriaks Vater hatte den Polizisten nur mit einem knappen Nicken verabschiedet und wandte sich nun wieder dem eigentlichen Thema zu.

"I-ich glaube nicht, dass ich mit allen spazieren gehen kann.", Mein verunsicherter Blick traf auf den reichlich Amüsierten von Zyriak.

"Gehen?", Sein Vater fing herzhaft an zu lachen, "Junge, das sind Schlittenhunde. Die brauchen ihren Auslauf im Gespann."

Ich fing mich, bevor ich wie ein Depp immer nur ein Wort als Frage wiederholte, weil ich nicht ganz verstand, was von mir gewollt war.

"Ich habe noch nie einen Hund erzogen, geschweige denn einen besessen. Und von Schlittenhinden habe ich überhaupt keine Ahnung... Ich schätze, dass ich dafür nicht geeignet bin.", Lehnte ich höflich ab.

"Nichtmal Zyriak kommt mit dem zweiten Gespann klar und der ist damit aufgewachsen."

"Danke.", murrte Zyriak und verdrehte die Augen.

"Aber wenn er mit denen nicht zurecht kommt, warum sollte ich es dann..."

"Weil du nicht so aussiehst, als würdest du dich während der Fahrt von deinem Handy ablenken lassen.", sein Vater verschränkte die Arme mit einem vorwurfsvollen Blick in Richtung Zyriaks.
Ein schiefes Lächeln huschte mir über's Gesicht, denn ich hatte gar kein Handy. Das war eine der Ausgaben, die ich mir einfach nicht leisten konnte.

"Eher nicht, nein.", Sagte ich nach einigen Sekunden und sah zu Boden. Sollte ich das Angebot annehmen? Die Angelegenheit klang im Wesentlichen weniger nach einem Angebot, als mehr nach einem festen Entschluss von Zyriaks Vater.

"Denk drüber nach. Und jetzt seht zu, dass ihr wieder rein kommt, Ares hat schon blaue Lippen.", Sagte Zyriaks Vater, "Übrigens, ich bin Joe"

Im Vorbeigehen gab er mir einen deftigen Klaps auf die Schulter, der mich einen Schritt nach vorne taumeln ließ.

"Wie viel hast du deinen Eltern von mir erzählt?", Fragte ich, als Zyriak und ich uns drinnen die Schuhe auszogen.

"Das, was ich halt über dich weiß. Sollte dir aber keine Sorgen machen, viel ist das ja nicht."

Ich hörte den indirekten Vorwurf und mein Gesichtsausdruck verfinsterte sich.

"Was hätte ich auch für einen Grund dir etwas über mich zu erzählen? Bis vor ein paar Tagen hast du dich noch benommen wie der letzte Arsch. Ich weiß auch immer noch nicht, was der plötzliche Sinneswandel soll.", Ich zog meine Jacke aus und hing sie, nun schlecht gelaunt, wieder an den Platz, an dem sie auch vorher gehangen hatte.

"Ich...", Zyriak zögerte stark. Er würde es mir nicht erzählen, das wusste ich.
Ich wartete ein paar Sekunden, darauf, dass er etwas sagte und als er es nicht tat murmelte ich, dass ich mich wieder hinlegen wollte.

"Sicher? Wir haben erst Mittag, dann pennst du bestimmt die Nacht nicht richtig.", er klang, als wollte er nicht, dass ich mich zurückziehe.
Ich seufzte und blieb auf der Treppe kurz stehen.

"Wenn du es überdeutlich brauchst: Ich will allein sein und das letzte was ich grade brauche, ist deine Gesellschaft Zyriak.", Sagte ich und ging auf das Zimmer, in dem ich erwacht war.

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