Chapter 13

Zyriak und ich halfen beim abräumen. Danach fragte er, ob er mich schon mit raus nehmen dürfte. Seine Mutter zögerte noch und musterte mich einmal, nickte dann jedoch.

"Nicht zu lange, er sollte die nächsten Tage möglichst im Warmen bleiben.", Sagte sie mit einem fürsorglichen Blick auf mich. Im vorbeigehen tätschelte sie mir die Schulter und verschwand wieder nach oben.

"Deine Sachen sind hier.", Zyriak brachte mich zu der Garderobe, die sich unter der Treppe befand. Ich zog Schuhe und Jacke an und folgte ihm hinaus in den mittlerweile 25cm hohen Schnee. Ich warf einen Blick auf das Haus und stellte fest, dass es von außen genauso schön aussah, wie von innen. Die cremefarbene Ziegel, die großen Fenster und das schneebedeckte Dach, ließen es wirken wie einen kleinen Palast.

"Warum raus?", Fragte ich, als er mich hinters Haus führte.

"Wollte unbeaufsichtigt mit dir reden, sonst geistert meine Mum immer um uns herum. Und wenn sie erfährt, dass meine 'Freunde' dich absichtlich hätten sterben lassen ist die Hölle los.", Murmelte er bog in den Garten ein. Ich folgte ihm und mit einem Mal ertönte ein ohrenbetäubendes Kläffen, aus allen Richtungen. Ich blinzelte ein paar Mal überrascht, als ich mehrere große Käfige mit Huskys vorfand. Sah nach einer Hundezucht aus.

"Hm.", Ich wandte den Blick ab, als er mich ansah. Er hatte es sich also denken können.

"Fuck, es tut mir so leid man. Ich hätte nicht gedacht, dass das so eskaliert, wenn ich mal kurz weg bin.", Entschuldigte er sich dann. Ich ließ den Blick noch immer abgewandt. Zugegeben, dieses Ereignis war traumatisierend gewesen, aber nicht das war es, das mich fertig machte. Es war der Fakt, dass er nach wie vor mit diesen Leuten rumhing.

"Ares.", sagte er und wartete auf eine Reaktion, die ich ihm nicht gab. Ich wandte mich einfach ab und hockte mich vor einen der Käfige.

"Ares.", Wiederholte er und hockte sich neben mich. Ich wollte ihn nicht ansehen, dann würde er wissen, wie verletzt ich war. Deshalb starrte ich stur auf den Kaninchendraht.
Erst als er meine Hand berührte hob ich schließlich den Blick. Unsere Augen trafen sich und in meinem Magen machte sich ein Achterbahngefühl breit. Vielleicht hatte ich zu viel Suppe gegessen. Es dauerte ein paar Momente bis ich es schaffte meinen Blick von seinen grünen Augen abzuwenden.

"Als ich gesehen habe, dass du eingebrochen bist, hatte ich Schiss. Und noch mehr, als du im Auto einfach im Gespräch weggedriftest bist.", Sagte er leise und schob sich noch ein Stück näher an mich ran.

"Warum hast du mich zu dir nach Hause gebracht und nicht in ein Krankenhaus?", Fragte ich dann und stand langsam auf, um den Körperkontakt zu unterbrechen. Mir war mit einem Mal richtig schlecht, ich wusste nicht woran es lag.

"Meine Mutter ist Ärztin. Sie hat grade Urlaub, aber einen Notfall würde sie niemals unbehandelt lassen."

"Zum Krankenhaus dauert es mit dem Auto nur zehn Minuten länger, darauf wäre es auch nicht angekommen. Außerdem haben sie eine Notfallambulanz dort, deine Mutter war gar nicht vorbereitet auf sowas."

"... Hast recht.", Murmelte er und stand ebenfalls wieder auf, "Ich wollte dich im Umfeld haben. Es war meine Schuld, dass das passiert ist, da wollt' ich dich nicht an jemand Fremden abschieben."

"Und die anderen?", Stellte ich schließlich die Frage, die mir am meisten im Hals festgehangen hatte.

"Keine Ahnung was ich mit denen machen soll. Eigentlich kannst du die anzeigen, wegen unterlassener Hilfestellung und fahrlässiger Tötung, aber dann brauchst du einen Anwalt und ich bezweifle, dass du jemanden kennst, der das für umsonst macht."

Ich schüttelte den Kopf und sah wie er nachdachte.

"Ich hab die zusammengeschissen und denen gesagt, wie scheiße die sich verhalten haben. Hab' die auch aus dem Hockey-Team geworfen. Jemand, der nur Leuten hilft, die er selbst für würdig genug hält, hat in einem TEAM nichts verloren. Auch wenn ich mich selbst damit für die Meisterschaft disqualifiziert habe, ich kann nicht ein halbes Jahr lang mit diesen...", Er suchte ein treffendes Schimpfwort, fand aber keins und fuhr einfach fort, "Ich kann nicht mit denen ein halbes Jahr lang in 'nem Hotel oder in 'nem Bus unterwegs sein, das klappt nicht."

Ich blickte ihn überrascht an. Hatte er echt seine Freundschaft zu denen quittiert?

"Also..."

"Ich hab nichts mehr mit denen am Hut.", Zyriak trat wieder einen Schritt auf mich zu.

"Ganz sicher?", Fragte ich und widerstand dem Drang weiter zurückzuweichen.

"Ganz sicher.", Jetzt stellte er sich direkt vor mich. So nah, dass kaum noch ein halber Zentimeter Luft zwischen uns lag.
Wieder trafen sich unsere Blicke und wieder wurde mir kotzübel. Ich zitterte fast vor Anspannung und ich brauchte einen Moment um zu realisieren, was das hier werden sollte.
Mein Herz machte einen Satz und ich trat schließlich doch einen Schritt zurück.

"Zyriak, ich kenn dich nicht wirklich. Und du kennst mich auch nicht. Also schlag dir das aus dem Kopf, das wird nichts.", Murmelte ich und ging noch weiter auf Abstand. Doch er schloss wieder zu mir auf und hielt mich davon ab weiter zurückzuweichen, indem er mich sanft an den Ellenbogen festhielt.

"Dann ändern wir das.", Flüsterte er und zog mich zu sich heran, bis ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Meine Wangen brannten und mein Herz hämmerte, fast schon vor Angst, als er mir so nahe war.

"Zyriak?", Eine Männerstimme rief von der Haustür aus nach ihm und ich war schon fast froh darüber, dass er endlich auf Abstand ging. Sofort wich die Wärme, die mit seiner Nähe gekommen war.

"Komme Dad.", Erwiderte er und deutete mir mit einem Nicken mitzukommen.
Meine Beine fühlten sich sehr wackelig an, als ich ihm folgte und meine Gedanken kreisten um den Moment, in dem unsere Gesichter kaum noch voneinander entfernt gewesen waren. Am liebsten würde ich mir auf die Wangen schlagen, um mich wieder in die Realität zurückzuholen, aber das war gar nicht nötig, denn Zyriaks Vater stand mit einem Polizisten zusammen vor der Haustür und wartete mit verschränkten Armen auf seinen Sohn.

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