Chapter 12

"Gewaschen und gebügelt.", Zyriaks Mutter kam reingeschneit und gab mir einen Stapel Kleidung, "Ich bin übrigens Nadine, du kannst mich ruhig Duzen. Ich warte im Flur auf dich, zieh dich in Ruhe um.", Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Raum wieder, die Tür zog sie hinter sich leise ins Schloss. Ich war sehr froh darüber, dass sie mir keine Zeit zum Antworten gelassen hatte, denn ich fühlte mich immer noch sehr überrumpelt.
Zyriaks Mutter hatte zwar gesagt, dass ich mir Zeit lassen sollte, aber ich beeilte mich trotzdem. Ich wollte sie nicht lange im Flur warten lassen.
Als ich hinaus trat hörte ich, wie in der Ferne eine Tür ging. Django sprang auf und begann zu Jaulen, dann lief er zur Geräuschquelle.
Ich wandte meinen Blick in die Richtung, in der Django verschwunden war.

"Das müsste Zyriak sein, komm mit, dann essen wir gemeinsam zu Mittag.", Bot seine Mutter an. Ich hatte keinen Appetit, als ich an Zyriaks Gesellschaft dachte, aber sie war so herzlich, dass ich mich nicht traute abzulehnen. Also folgte ich ihr wortlos nach unten. Ich war in der ersten Etage eines ziemlich großen Hauses untergebracht gewesen. Der Flur verlief ein Stück weiter und kam dann zu einer prächtigen Eichenholztreppe. Ein roter Teppich war darauf befestigt und strahlte, genau wie Zyriaks Mutter, unendlich viel Charakter aus.

"Jaa, wer ist mein feiner Junge.", Hörte ich Zyriaks Stimme an der Haustür, die sich gegenüber der Treppe im Eingangsbereich befand. Er hockte dort, die Schlittschuhe über die Schulter geworfen und beide Hände tief in dem plüschigen Fell des Huskys vergraben, der ihm quer über's Gesicht leckte und vor Freude rumjaulte.
Auch, wenn ich keine Lust auf ihn hatte, ein Grinsen konnte ich mir bei dem Anblick nicht verkneifen.

"Zyriak, die Schuhe aus! Du machst alles nass.", Bat ihn seine Mutter und ging hinab um ihm die Schlittschuhe abzunehmen.
Erneut musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Meines wissens nach war er 26, aber seiner Mutter schien das egal zu sein, sie behandelte ihn trotzdem wie ein Kind. Aber so mussten Mütter wohl sein, oder?
Ein Stich in meinem Brustkorb ließ mein Lächeln verblassen und ich ging schließlich hinab. Er sah mich und hielt kurz Inne. Dann stand er auf, kratzte er sich im Nacken und wandte den Blick ab.

"Hey.", Nuschelte er fast beschämt.

"Hey.", Erwiderte ich murmelnd und mied ebenfalls den Blickkontakt zu ihm.

"Kommt essen ihr zwei!", Rief seine Mutter aus der Küche und ich deutete Zyriak vorzugehen, da ich mich in diesem Haus nicht auskannte.
Gegenüber der Haustüre war wie gesagt die Treppe, rechts und links daneben öffneten sich zwei große Räume die durch eine große, offene Küche verbunden waren. Auf der rechten Seite war ein stilvoll eingerichtetes Esszimmer, edel und weiß-rot-grau gehalten. Ein Glastisch mit sechs lederbezogenen, modernen Stühlen stand inmitten des Raumes und eine dunkelgraue Vintage-Kommode zu jeder Seite der Wand. Auf der anderen Seite befand sich ein ebenso geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer mit einem großem TV und einer grauen Stoffcouch. Den Boden zierte ein zotteliger, hellgrauer Teppich. Es sah verdammt gemütlich aus und in meinen Augen riesig. Ich war noch nie in einem Haus gewesen, in dem es so viel Platz gab.

"Wie viel wollt ihr? Kürbisse waren im Angebot, deswegen habe ich Suppe gemacht. Ist für deinen Freund wahrscheinlich auch erstmal besser, bis er wieder bei Kräften ist.", Seine Mutter hielt eine Suppenschüssel in der Hand und schöpfte schon ein paar Kellen von der cremigen Flüssigkeit hinein. Zyriak und ich warfen uns einen distanzierten Blick zu.

"Denk ich auch.", Murmelte Zyriak dann und nahm seine Schüssel entgegen. Meine Schüssel machte sie mir vorerst nur halbvoll.

"Du kannst lieber noch eine zweite Portion haben, solltest du danach noch hungrig sein. Nicht, dass dir gleich schlecht wird.", Sie drückte mir den Teller in die Hand. Ich bedankte mich kleinlaut und folgte, total überfordert mit der Situation, Zyriak ins Esszimmer. Ich setzte mich so weit wie möglich von seinem Teller weg und schob geduldig meine Hände unter die Beine. Er half seiner Mutter schnell beim Decken und setzte sich dann zusammen mit ihr an den Tisch.

"Na dann, einen guten Appetit!", Sagte sie lächelnd. Ich erwiderte das und nahm den Löffel in die Hand. Die Suppe roch sehr lecker und nach dem ersten Löffel stellte ich fest, dass ich noch nie so etwas Gutes gegessen hatte. Nach einigen Minuten, des stillen Essens, brach Zyriak das Schweigen. Er räusperte sich kurz, doch ich zwang mich dazu den Blick auf dem Teller zu halten.

"Sag mal Ares, ich... Ehm Rob hat mir zwar seine Version von der Geschichte erzählt, aber...", Er stockte kurz. Ich blickte langsam auf und sah, wie er nach einer Formulierung suchte, "Was ist wirklich passiert?", Fragte er schließlich. Ich atmete kurz durch und sah, dass seine Mutter versuchte uninteressiert zu wirken, aber sehr aufmerksam zuhörte.

"Was hat er dir denn erzählt?", Fragte ich dann und war selbst erschrocken darüber, wie heiser meine Stimme klang, wenn ich mehr als ein Wort sagte.

"Das spielt keine Rolle, Rob ist ein Lügner.", Sagte Zyriak aufgebracht und umklammerte seinen Löffel ein wenig fester, während er sich eine weitere Ladung Suppe in den Mund schob. Eine Sekunde lang starrte ich ihn wortlos an und erkannte Reue in seinem Blick. Reue, dass er mich überredet hatte mitzukommen? Reue, dass er mich mit ihnen alleine gelassen hatte?

"Das Übliche.", Murmelte ich dann.

"Das Übliche?", Fragte Zyriaks Mutter nun ebenfalls aufgebracht, "Ich kann mich nicht erinnern, dass es üblich ist in einen zugefrorenen See einzubrechen und fast zu ertrinken, wenn fünf weitere Personen anwesend sind, die allesamt einen erste Hilfe Kurs belegt haben."

Ich wandte den Blick ab. Mit 23 gab man einfach ungerne zu, dass man gemobbt wurde.

"Jerry hat erzähl, dass ich vor einer Ewigkeit mal ein bisschen Eiskunstlauf gemacht habe und sie haben sich daran hochgezogen und wollten, dass ich ihnen ein paar Figuren zeige.", Sagte ich, ohne aufzuschauen. Ich wollte niemanden in die Pfanne hauen. Die letzten Male war es dadurch nur schlimmer geworden.

"Und du hast ihnen etwas zeigen wollen, bist dann hingefallen und eingebrochen?", Fragte Zyriak ungläubig.

"Eben nicht. Ich wollte vom Eis runter, Rob hat mich am Ärmel gepackt um mich in den Innenkreis zu ziehen, wir sind beide gestolpert, gefallen und ich war dann einfach die Person, die Pech hatte.", Fasste ich grob zusammen, ohne die Provokationen zu erwähnen. Ich spürte die Blicke der Beiden im Nacken und sah auf um ihnen standzuhalten, sonst würden sie sich denken können, dass ich das ein oder andere Detail wegließ.
Seine Mutter nickte, sie kaufte mir diese Nummer ab. Aber Zyriak sah mich nach wie vor an. In seinem Blick erkannte ich, dass er ahnte, was vor sich gegangen war, doch er sagte nichts.

"Iss auf.", Sagte er dann und seine Stimme klang um einiges sanfter, als sie es noch vor ein paar Sekunden getan hatte. Dann widmete auch er sich wieder seiner Mahlzeit.

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