The Uprising Terror
*Nolas Mernizies*
Unablässig zuckten ihre dunklen Augen über die Dächer des Viertels. Wenn der Herrscher schon Buchhandlungen wegen ihr anzündete war es wirklich ernst. Sie waren in großer Gefahr. Eine Frage, die Nola unablässig quälte, war, weshalb, die Hescher die Buchhandlung angezündet hatten, obwohl sie sich nicht sicher sein konnten, ob sie wirklich schon auf der Flucht waren?
Oder war es ihnen egal, ob Erin verbrennen wäre? Wiedermal bewies es ihr, wie sehr Durnia nach einer Reform zur Freiheit des Volkes schrie. Kurz schüttelte sie ihren Kopf und als sie ein Röcheln von Suna vernahm, drehte sie sich um. Erin beugte sich über sie und flösste ihr ein paar Schlucke ein. Ihre Haare standen zu allen Seiten ab und sie waren nicht wie vor einer Stunde in einem schönen Mahagonibraun, sondern nun von all dem Rauch sahen sie staubig und grau aus. Nola dachte bei sich, dass sie jetzt aussah wie ein menschliche Vogelscheuche, aber Nola sah bestimmt auch nicht besser aus. Suna hingegen wirkte kränklicher den je und das obwohl sie einen dunkleren Taint hatte als Nola. Sie hatte große Ähnlichkeiten mit einem Geist und ihre geröteten Augen verschlimmerten das eher. Sie hustete trocken, aber wenigstens rasselte ihr Atem nicht mehr so stark, wie es der Fall vor ein paar Minuten gewesen war. Nola hatte mit dem Rauch, was das beschwerte Atmen anging, nicht so große Problem, sie hatte schon in ihrer Ausbildung zur Auftragsmörderin gelernt, dass es manchmal äußerst praktisch war, wenn man den Bedarf an Luft abtrainierte. Inzwischen konnte sie fünf Minuten, wenn nicht sogar Länger, ohne Luft auskommen. Immer noch spähte sie über die Dächer, aber sie hockte sich nun vorsichtig neben Suna und richtete sie etwas auf. Diese fing, vielleicht aus Panik, wieder an zu Rasseln. Nola stellte fest, dass sie schlecht Luft bekam und vielleicht eine Schock, denn sie sich nicht erklären konnte, erlitten hatte. Ihre Augen flackerten unruhig und sie sah zu Erin. Diese zuckte hilflos die Schultern und Nola war klar, dass sie Suna sich jetzt nicht sich selbst überlassen durften. Wieso sie sonst das schlechte Gewissen gequält hätte, konnte sie definitiv später mit sich selbst ausmachen. Von der Ferne ertönte helles Geschrei, was Nola tunlichst zu ignorieren versuchte. Suna hustete trocken und schien nicht damit aufhören zu können. Gerda als Erin sie wieder aufrichten wollte, erbrach sich Suna karg. Sie fiel zurück in den Sand und schloss die Lider, immer noch röchelte sie schwach. Jetzt, oder nie, dachte Nola entschlossen und zehrte Suna an die Wand.
"Wasser, viel Wasser, sofort!", wies sie scharf Erin an, die sich beeilte und in einem der Rucksäcken wühlte. Die Drei durften jetzt nicht zu viel Zeit verschwenden, wenn die Häscher schon wussten, wo sie sich aufgehalten hatten, dann mussten die schleunigst die Stadt verlassen. Die Schreie ertönten wieder, nur das sie diesmal durch Knochen und Mark ging. Erin hielt Nola schnell das Wasser hin, ehe sie sich die Ohren zuhielt und einige Tränen ihre Wange hinunterliefen. Das Wasser war warm, was auch an der schwülen Temperatur lag, in der sie es transportierten. Dafür kassierte sie von Nola einen missgünstigen Blick, der aber nicht lange anhielt, da sich Nola um Wichtigeres zu kümmern hatte, als eine heulende Erin. Sie öffnete die Handflächen und formte sie zu einer schmalen Kuhle. Erin hatte sich wie eine Katze zusammen gerollt und schien alles auszublenden.
Und mit solchen Schwächlingen, begebe ich mich auf eine Todesurteil verkündete Flucht, dachte Nola wütend und öffnete die verußten Handflächen um mit einer Flasche kostbares Wasser in Sunas bleiches Gesicht zu schütten. Sunas Lider flatterten leicht und sie hustete laut auf. Ihr Körper schüttelte sich harsch und Nola legte die Hände um ihren Hals. Sacht, ohne jeglichen Schmerz Sunas Seite.
"Reiß dich zusammen, Rika!", zischte sie böse und ignorierte Erins Schluchzer, die von dem ohrenbetäubendem Geschrei herrührten. Doch Suna unternahm nichts, um ihnen die Flucht zu erleichtern. Im Gegenteil, entweder sie war bereits ohnmächtig oder sie stand kurz davor. Plötzlich fühlte sich Nola hilflos, als habe sie die Kontrolle verloren. Verletzlich. In ihr baute sich große, blanke Wut auf und im Moment war es ihr egal wie es Erin ging, Suna solle sich endlich zurückfinden. Mit diesem Mantra holte sie mit der flachen Handfläche einmal aus und ließ sie mit Gewalt auf Sunas Wange landen. Es gab ein lautes Geräusch und Suna schien aus ihrer Trance zu schrecken. Sie schlug ihre Augen auf und sah erschreckt in Nolas Gesicht. Dann beugte sie sich zur Seite und erbrach zum zweiten Mal an diesem verheißungsvollen Tag in der Gasse.
Ihre langen Arme zitterten und Nola half ihr grob sich zurück an die Wand zu lehnen. Mit einem letzten besorgt Blick drehte sie sich zu Erin um, die immer noch Streuner spielte.
Schwächling!, dachte Nola wütend und setzte sich neben die eingerollte Erin. Sie rüttelte grob sie und Erin blickte zur ihr auf. Ihre braunen Augen weit aufgerissen, an den langen Wimpern schwere Tränen. Sie blinzelte rasch und die Tränen kullerten ihre Wangen hinunter und versickerten in dem Leinenstoff ihres Hemdes. Ein verzweifelter Ausdruck zierte ihre kaffeebraunen Augen und gab ihrem Gesicht etwas verletztes. "Fast könnte man Mitleid mit ihr haben.", dachte Nola, als Erin das Gesicht schmerzvoll verzog, als der gellende Schrei wieder durch die Gasse hallte. Gleichzeitig stellte Nola sich die durchaus wichtige Frage, wie sie mit diesen beiden Fluchtkameraden überleben sollte. Sie stand auf und zog Erin grob mit ihrer staubigen Hand in die Höhe. Sie war leichter, als Nola erwartet hatte. Widerwillig stellte sie sich auf ihre Beine und ließ sich von Nola zu der Steinmauer der rechten Seite der Gasse bugsieren. Es war wahrscheinlich die Rückseite eines Hauses stellte Nola fest und schubste Erin fast schon sanft dagegen. Mit einem strengem Blick ihrerseits versuchte Nola ihr klar zumachen, dass sie da gefälligst stehen bleiben sollte. Erin prallte etwas dagegen und ihr Brustkorb hob sich hektisch und senkte sich schnell. "Wenigstens kann sie normal atmen. Anders als Suna.", dachte Nola und begutachtete diese. Sie sah zwar immer noch etwas bleich aus und rasselte etwas, jedoch nicht mehr so stark, wie es vor einigen Minuten der Fall gewesen war. Außerdem waren ihre Augen offen, sie schien nicht am Rande der Ohnmacht zu stehen. Ihre Arme zitterten noch etwas und das Geschrei schien ihr zwar nicht so stark zu zusetzen, wie Erin, aber auch sie hatte einen verzweifelten Gesichtsausdruck. Einzig Nola schein analytisch zu bleiben. Was auch kein Wunder war, sie hatte schon schlimmeres Geschrei gehört, was bei ihrem Beruf als Auftragsmörderin auch kein Wunder war. Manchmal dachten Menschen, wenn sie um Hilfe schrien, würde das ihr Leben verlängern. Wenn es nur so einfach wäre. In Durnia waren die Menschen konsequent ignorant. Einfach weil es besser war kein Zeuge eines Mordes zu werden. Sonst klingelte ganz schnell der Tod an der Tür und mutig genug das zu riskieren, dass waren in Durnia dann doch die wenigsten. Das Geschrei endete plötzlich abrupt.
"Wahrscheinlich ist die Person verbrannt.", dachte Nola kalt, ohne mit der Wimper zu zucken. "Wahrscheinlich haben die Mörder etwas in das Benzin gemischt." Der Herrscher war bekannt für seine Gifte. Die Bewohner des Reiches munkelten manchmal hinter vorgehaltener Hand, er habe sogar Angestellte, die für ihn neues Gift entwickelten. Ob das stimmte wusste sie nicht. Aber als Jagan Asentines vor siebzehn Jahren die Herrschaft über Durnia übernommen hatte, waren manche seiner Gegner plötzlich verschwunden, es ging das Gerücht um, dass es sie vergiftet hatte. Natürlich war es etwas aus der Luft gegriffen, aber wer weiß.
"Rika, Ivy, wir müssen weiter. Wenn ihr hierbleiben wollt, nichts persönliches, muss ich euch die Kehle durchschneiden und eure Köpfe im nächstbesten Fluss versenken. Ich kann es nicht riskieren euch einfach hierzulassen - ihr wisst zu viel über mich.", sagte sie harsch und Erin japste empört auf.
"So sehr ich auch deine Beweggründe verstehe, Minou", sie legte eine Betonung auf den Tarnnamen, "Du siehst doch wie es Rika geht! Wir können sie unmöglich weiterschleppen!", machte sie entrüstet ihren Standpunkt klar. Nola stöhnte laut auf, sie hatte von der vorbildlichen Erin nichts anderes erwartet.
"Jetzt hör mir zu Ivy! Ihr habt genau zwei Möglichkeiten! Ihr geht mit mir mit und habt eine kleine Chance euer mickriges Leben weiterzuführen. Oder ihr bleibt hier und ich schneide euch die Kehlen durch. Wenn ihr mich überleben solltet, was recht unwahrscheinlich sein sollte, würden euch wahrscheinlich morgen, wenn nicht sogar früher, die Hescher töten. Also, werte Ivy, was hast du, was habt ihr vor?", beendete sie zischend ihre Ausführung sarkastisch. Immer wieder huschte ihr Blick über die Dächer. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Erin sich auf die Lippe biss. Anscheinend suchte sie nach einem Ausweg. Eine zittrige Stimme erklang hinter Nola und sie fuhr kampfbereit herum, doch es war nur Suna, sie hatte ihre Stimme an Erin gewandt.
"Ivy, ich schaffe das. Wir müssen weiter. Minou hat Recht.", fast flehend sah sie Erin an. Diese zögerte merklich.
"Wenn du meinst, ich werde dich begleiten. Wer weiß, was das Monster mit dir anstellt wenn ich tot bin.", sie war Nola einen scharfen Blick zu. "Wobei sie Recht hatte, ich hätte Suna vielleicht wirklich irgendwann umgebracht.". gab Nola Erin in Gedanken Recht. Nur die Chance sie als Geisel zu nutzen, hatte sie davon ab, Suna die Kehle durch zu scheiden. Suna versuchte sich vom Sand zu erheben, doch letztendlich half ihr Erin unter einem Augenverdrehen von Nola. Suna sah immer noch sehr bleich aus und wankte bedrohlich. Doch Nola beschloss, sie würde das so lange wie möglich ignorieren.
"Na, dann. Ich denke wir sollten los.", meinte sie ohne jegliche Emotionen in ihrer Stimme und schnappte sich einen der Rucksäcke hinter Suna und zog ihn sich auf den Rücken. Erin tat es ihr gleich, nur sammelte sie schnell noch die zwei Flaschen, die sie geleert hatten vom Boden auf. Dann stellte sie sich neben Nola, den Blick auf das Ende der Gasse gesenkt. Dann setzte Erin sich langsam in Bewegung und machte sich auf den Weg zum Ende der Gasse. Auch Nola setzte ihre Beine in Bewegung, hinter ihr taumelte Suna los, gerade als sie mit ihnen auf gleicher Höhe war, erbrach sie sich kläglich auf den Boden, blieb jedoch stehen. Gerade als Erin sich um sie kümmern wollte, taumelte Suna erstaunlicher Weise weiter. Trotz des Wankens zu beiden Seiten hielt sie die Geschwindigkeit der Anderen beiden besser, als Nola es von ihr erwartet hätte.
"Wir müssen aus der Stadt, bevor die uns finden.", sagte sie harsch. Mit 'die' waren die Hescher gemeint, wahrscheinlich waren sie ihnen schon auf den Fersen. Wenn sie es in die Berge schaffen, würde ihre geringe Chance zu überleben sich verdoppeln. Und das hatten sie dringend nötig. Nola blieb abrupt stehen und hielt Erins Ellenbogen fest. Plötzlich wurde ihr etwas klar. Erin drehte sich mit erschrockenem Gesichtsausdruck um und ihre kleinen Locken wirbelten im Licht herum.
"Was?", fragte sie und verzog das Gesicht schmerzvoll, sie wusste das irgendwas nicht stimmte.
"Was ist mit dem Proviant? Wenn wir in die Berge gehen, wir sind zu dritt!", meinte Nola harsch. Doch dann kam ihr eine Idee und sie kniff schnell ihre schmalen Augen zu. Erin kaute wieder auf ihrer Unterlippe und Suna wankte etwas, war jedoch ziemlich bleich, Nola war sich sicher, dass Suna nicht nach einer Idee suchte, sondern nur versuchte gerade stehenzubleiben.
"Ich weiß was, wartet ihr hier.", mehr sagt sie nicht und als Erin zur einer Beschwerde ansetzte, unterbrach Nola sie. "Ihr bleibt hier, in zehn Minuten bin ich wieder da. Bewegt euch nicht vom Fleck, oder ich finde euch und euer letztes Stündchen hat geschlagen.", meinte sie ruhig und Erin verstummte und fasst Suna am Arm, die immer noch bedenklich hin und her schwankte. "Wenn die Wachen euch finden, türmt ihr, aber versteckt euch im nächsten Viertel, so finde ich euch schneller." Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte die Gasse entlang und drängte sich an ein paar Menschen vorbei. In diesem Viertel war sie öfter Mal, wenn sie nach einem Mord verschwinden musste. Was zwar nicht oft passiert, dass musste sie zugeben, aber es war immer besser einen Fluchtplan zu haben. Sie wusste ungefähr, wie es von hier zu einem der vielen Handelsstraßen zu kommen war. Als sie in eine offene Straße gelangte wandte sie ihren Kopf nach links und sah dicke, graue Rauchwolken in der Ferne, die sich aber in minimaler Geschwindigkeit näherten. Ob es nur der Rauch oder auch Flammen waren, konnte Nola im Rennen leider nicht erkenne, weshalb sie sich wieder dem Weg zu wandte. Ihre Füße wurden immer schneller und sie genoss es zu rennen. Für Nola war Rennen immer eine Möglichkeit gewesen, einfach alles hinter sich zu lassen. Zumindest für nur einen kleinen Moment. Sie kannte andere Auftragsmörder, die ihren Kummer in Alkohol ertränkten. Doch Nola fand sich mit vierzehn Jahren definitiv noch zu jung und außerdem war es das nicht wert. Doch wenn Nola ran, dann vergas sie für einen kleinen Moment alles. Alle Morde, das Blut, die Albträume. Ihre Füße, die in Stoffschuhen steckten wirbelten Sand auf und sie beschleunigte ihre Schritte noch mehr. Sie mussten möglichst schnell aus der Stadt verschwinden, wer wusste denn schon, wie nahe der Tod war. Nola bog nach rechts ab und sah die Marktstädte. Nola wurde langsamer und ging an einem Obststand vorbei. Sie hob ihren Rucksack von der Schulter und öffnete ihn unauffällig. Es war ein Glück, dass heute viel Menschen hektisch durch die Gegend rannten und niemand auf Nola achtete. Langsam schlenderte sie an einem Stand mit grünen Äpfeln vorbei und gerade als die Verkäuferin nach dem Rauch sah, streckte Nola ihre zierlichen Hände und schnappte sich zwei Äpfel. Dann wandte sie ihren Blick zum Rauch, so als wäre sie in Gedanken.
Wieder schnappte sie sich zwei Äpfel und versteckte sie im Rucksack. Da die Verkäuferin noch immer auf die graue Rauchwolke klaute sie noch vier Äpfel und schlenderte weiter. Besser zu viel Proviant, als zu wenig. Nola hielt sich an eine Frau, sie mit einer beleibten Bäckerin diskutierte und schob drei kleine Brotlaibe in den Rucksack. Während sie hinter einer kleinen Frau herschlich, die einen roten Stoffbeutel hinter sich herzog. Nola bückte sich und tat, als würde sie ihren Stoffschuh zu knotete, gerade als niemand herschaute zog sie der Frau eine große Wasserflasche aus dem roten Stoffbeutel und klemmte sie sich unter den Arm. Die warme Sonne brannte auf ihrem Rücken und sie stand wieder auf. Wahrscheinlich könnten die Drei sich auf ihrer Flucht noch mehr Essen und etwas zu Trinken besorgen. Nola wandte dem Markt den Rücken zu und fing wieder an zu rennen. Dabei ging sie die Fluchtroute der Frauen noch einmal in Gedanken durch Es war wirklich eine gute Überlebensstrategie in die Berge zu fliehen, wahrscheinlich würden sie so wenigstens die meisten hinter sich lassen, die ihnen auf den Fersen waren. Immer wieder spähte Nola zu den hohen Dächern und legte Geschwindigkeit zu. Als sie in die Gasse, in der Erin und Suna auf sie warteten, einbog zog sie ihre schwarzen Augenbrauen zusammen und starrte Suna an, die sich an die Wand gelehnt hatte und mit Erin diskutierte. Als die Beiden sich erschrocken zu Nola umwandten, unterbrachen sie abrupt ihr leises Gespräch und Erin hatte einen ertappten Gesichtsausdruck.
Nola verschränkte ihre Arme und fragte sich wütend was die Beiden besprochen hatten. Anscheinend etwas, dass Nola nicht erfahren durfte. Misstrauisch starrte sie in Sunas braune Augen mit seltsamen blauen Sprenkeln, die im Licht matt glitzerten. Nola blieb vor den Beiden stehen und trat an die Beiden heran und kniff ihre schmalen Augen zusammen, ehe sie die Beiden anzischte.
"Wenn ihr irgendetwas hinter meinem Rücken plant, dann mache ich euch kalt.", zischte sie mit zusammen gekniffenen Lippen. Die jetzige Situation erinnerte sie an etwas, dass sie seit Jahren versuchte zu verdrängen. Es erinnerte sie an Hina. An den Punkt in ihrem Leben, indem sie alles verloren hatte. Schmerzvoll kniff sie ihr schmales Gesicht zusammen. Sie wollte nicht an Hina denken. Nola riss ihre schwarzen Augen wieder auf und starrte zornig in Erins braune Augen, die sich vor Schreck weiteten. Nola spuckte wütend vor ihr aus und schulterte den Rucksack und wandte sich zum Gehen.
"Ivy, Rika, wir müssen weiter.", Nola war selbst von dem Zittern in ihrer Stimme überrascht. Sie wandte sich um und ihre Züge verhärteten sich, in der Hoffnung das niemand das Zittern in ihrer Stimme bemerkt hatte. Während Suna sich von der Wand abstieß, war Erin still stehen. Von Nolas wütendem Blick ließ sie sich nicht einschüchtern. Es schlich sich etwas wie Erkenntnis in Erins Augen. Nola wusste, dass die Erin die Einzige der Dreien war, die so etwas wie Menschenverständnis besaß. Sie trat vor Unsicherheit einen Schritt zurück, als sie das mitleidige Lächeln auf Erins Gesicht sah. Auch Suna blieb erstaunt stehen. Erin blickte ihr direkt in ihre Augen.
"Was ist passiert, das dich so zerstört hat?"
Mehr sagte Erin nicht. Aber Nola brach der Schweiß aus und sie zog ihr Messer unter dem Gürtel hervor. Nola hatte immer eines dabei, nur zur Sicherheit. Es glänzte silbrig in der Sonne und Suna schrie kurz auf und drückte sich an die Steinwand. Nola trat einen Schritt auf Erin zu, doch diese lächelte immer noch.
"Du kannst nicht alles mit einem Mord lösen. Erst Recht nicht, dass was dir anscheinend passiert ist."
Nola erstarrte und das Messer zitterte in ihrer Hand. Erin schaute sie erwartend an. Sie musste Hina vergessen. Ein paar Sekunden vergingen und sie drehte sich um und steckte das Messer weg. Sie lief ein paar Schritte und drehte sich zu den Beiden um, die immer noch auf der selben Stelle standen und sie überrascht anstarrten. Mit einer wegwerfenden Handbewegung forderte sie die Beiden auf ihr schnell zu folgen. Widerwillig folgten sie Nola und sie liefen in rascher Geschwindigkeit zum Ende der langen Gasse, die an einer breiten Straße endete. Nola wusste ungefähr, in welche Richtung die Drei die Viertel verlassen mussten, damit sie nach langer Wanderung die Berge erreichen würden. Als sie auf die Straße hinaustraten, kämmte sie sich mit ihren Fingern ihre langen, schwarzen Haare in ihr Gesicht. Suna tat es ihr mit ihren kinnlangen Haaren gleich und senkte den Blick auf den Boden als sie weiterhasteten. Erin hatte leider nicht die Möglichkeiten ihr Gesicht mit den Haaren zu bedecken, da ihre kleinen, feinen Haare nach oben abstanden. Ihre Afrolocken wirbelten durch die Luft, als sie zu Nola und Suna aufholte und die Drei in die nächsten Gasse abtauchten. Nola kämpfte immer noch mit ihren Gedanken.
"Sie musste Hina vergessen. Es gab keine andere Möglichkeit.", dachte sie wütend und bis die Zähne zusammen, sodass sich ihr Kiefer merklich anspannte und Suna ihr einen besorgten Blick zuwarf, den sie gekonnt ignorierte und die Geschwindigkeit erhöhte, als sie sich durch eine enge Gasse drängten.
Nola musste Hina vergessen.
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