Teil 9

Ein Schritt vorwärts

Am Abend klingelte es pünktlich.
Wieder küsste er sie auf die Wange, war schon versucht, seine Lippen ein wenig weiter gleiten zu lassen, aber er riss sich zusammen.

Heute würde er sie fragen, wie sie die Sache mit ihnen sah – natürlich mit etwas romantischeren Worten. Er hatte das Gespräch am Vorabend ein paar Mal durchgespielt, mit wechselnden Resultaten.

Etwas Bammel hatte er vor dem Ergebnis dieser Unterhaltung, aber er musste es wissen, bevor er sich noch mehr in seine Verliebtheit hineinsteigerte.
Wenn er noch länger wartete, würde es schwer werden zu verkraften, wenn sie wieder antwortete: „Nein! Eigentlich nicht!"
Aber er war auch sehr zuversichtlich. Ihre Textantwort ließ ihn schon hoffen.

Im Kino holte er die telefonisch vorbestellten Karten ab, sah lächelnd ihre Überraschung, dass er daran gedacht hatte.
Danach schleppte er den Pott mit Popcorn an, obwohl er davon kein überragender Fan war.
Aber der Wunsch der schönen Lady neben sich war ihm natürlich Befehl.

Er führte sie zum Eingang für den Balkon – wenn schon, denn schon.
Er würde sich diesen Filmabend nicht von Riesenköpfen vor sich verderben lassen.
Vor allem sie war ja doch ziemlich klein. Wieder genoss er ihren bewundernden Blick.
Ja, Baby! Ich denk schon mit! dachte er und lächelte vor sich hin. Ich umwerbe dich eben nach allen Regeln der Kunst.

Der Film war nach ihrer beider Geschmack, lustig, mit guten Dialogen, sie lachten, stopften Popcorn in sich hinein, tranken jeder zwei Dosen Wasser dazu, das pappige Zeug macht Durst.
Als der Kübel endlich leer war, konnte er nach ihrer Hand fassen, hielt sie für den Rest des Filmes fest. Er hatte extra schnell und viel in sich hineingeschaufelt, damit dieser Zeitpunkt schneller kam.
Ihre Oberschenkel in den heißen Jeans, die sie heute trug, berührte seine, sie zog sie nicht weg.
Er war im Himmel.
Nach dem Kino würde er sie fragen, es wurde wirklich Zeit.

Als der Strom der Besucher sie nach draußen gespült hatte, hielt er sie an den Schultern fest.
„Anna! Ich muss es heute wissen. Ich brauche eine Antwort. Bitte!" Verdammt! Er hatte sich so viele schöne Worte zurecht gelegt gehabt, und jetzt stürzte einfach alles aus ihm heraus. „Wenn wir Teenies wären, würde ich dich fragen, ob du mein Mädchen bist. Aber ich möchte einfach wissen, ob wir ein Paar sein könnten. Ein festes Paar? Ob du dir vorstellen könntest, dich in mich zu verlieben, wie ich mich in dich verliebt habe. Ob du eine Beziehung mit mir beginnen möchtest."

Er hielt den Atem an, wartetet auf sein Urteil.
Wahrscheinlich hatte er es vergeigt.
Wahrscheinlich war er zu schnell vorgeprescht.
Wahrscheinlich hatte er die falschen Worte gewählt.

Anna sah ihn an, ihr Blick wurde weich. „Ja!" sagte sie und strich mit ihrer schönen Hand über seine Wange. Sie hatte keine Zeit gehabt, um nachzudenken, und das war gut so. Deshalb konnte sie ihr Herz sprechen lassen, ohne dass ihr Verstand Einspruch erhob.
Dann endlich küsste er sie, und sie spürte die Erregung in sich hochsteigen, die sie herbeigesehnt hatte.

Er küsste gut.
Olala!
Er küsste sehr gut!
So einen Kuss hatte sie noch nie erlebt.
Also in Wirklichkeit, im richtigen Leben.
Das war ein Kuss, wie ihn die Protagonisten ihrer Geschichten austauschten.
Zärtlich, süß, sanft, fordernd, leidenschaftlich!
Und – sie spürte seine Erregung, als er sich an sie presste.
Schweratmend lösten sie sich voneinander. Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, grinste sie an.

„Gut! Dann wäre das ja geklärt." stellte er lächelnd fest. Er hob sie hoch, wirbelte sie im Kreis herum. Er hätte die Welt umarmen können.
Sein Mädchen!
Auch wenn sie keine Teenies mehr waren, sie war sein Mädchen!

Lachend, küssend, ein wenig durchgeknallt vor Glück wankten sie durch die Stadt zu einem angesagten Club.
Ein wenig erschrak sie, weil es dieser bestimmte Club war.
Der, in dem sie sich so erniedrigen hatte lassen von dem Mann, von dem sie ein halbes Jahr geträumt hatte.
Aber so wäre das Schicksal doch nicht drauf, dass der heute auch hier wäre! beruhigte sie sich.

Doch das Schicksal war genau so drauf. Sie tanzte gerade mit Johannes zu einem Schmusesong, genoss seine Nähe, die zarten Berührungen seiner Hände, die sanften Küsse auf ihren Schultern, ihrem Hals, als sie eine laute, betrunkenen Stimme hörte.

„Hey! Das ist doch die Anna! Na, wollen wir wieder etwas Spaß haben da draußen?"
Er versuchte sie aus den Armen von Johannes zu holen. Da lachte er los. „Das ist doch der Mister X, der Kuppelmann, der alleine keine fürs Bett findet!" Er lachte brüllend los. „Bekommt er heute ein Zuckerl für seine feuchten Träume? Komm Baby! Du brauchst wieder einen richtigen Mann, der es dir besorgen kann!"

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