Teil 14

Anna und Johannes

Entspannt lag er neben ihr, spielte nur ein wenig mit ihren Haarsträhnen. „Könnte ich dich wohl überreden, mit zu mir zu fahren, damit ich mich ordentlich anziehen kann?" wagte er schließlich zu fragen.

Sie grinste frech. „Könntest du vielleicht!" Plötzlich erstarrte sie. „Aber ich habe kein Auto."
Johannes lachte. „Du wirst schon in meinem Platz haben, du Floh."
„Aber du wohnst in Regenstauf!" wandte sie ein.

Er versuchte ihren Gedankengängen zu folgen, schaffte es aber noch nicht ganz. „Ja? Schon?"
„Und ... und... und wie komme ich dann wieder nach Hause?" fragte sie vorsichtig.
Johannes verstand ihre Bedenken, musste sie aber noch ein wenig aufziehen. „Gar nicht! Ich sperre dich in den Keller, fessle dich an die Heizungsrohre!" erklärte er todernst.
Sie ging auf sein Spiel ein. „Okay! Und dann kann ich ja immer noch Ben oder Oli anrufen, die mich retten."

„Ich nehme dir natürlich dein Handy ab!"
„Oh!" Sie dachte nach. „Dann mache ich Morsezeichen an den Rohren. SOS! Lang – kurz – lang!"

Er gab sich geschlagen. „Dir bin ich nicht gewachsen, das sehe ich ein. Gut, dann muss ich dich wohl heimfahren, wenn du es willst." Lachend stieg er aus dem Bett.
Apropos gewachsen! Er genierte sich, weil er schon wieder einen solchen Ständer hatte.
Wollte schnell in seine Boxershorts steigen, doch sie entwand sie ihm, betrachtete ihn ausgiebig.
„Schön!" sagte sie schließlich in ihrer neuen Offenheit. „Ich wusste nicht, dass ein Mann so schön anzuschauen ist."

Johannes wurde etwas rot. „Nein, Anna! Ein Mann ist nicht schön anzuschauen."
„Hast du eine Ahnung!" erklärte sie bestimmt. „Aber es ist gut, dass wir hier verschiedener Ansicht sind."

Sie streckte ihre Hand aus, fasste das Objekt ihrer Bewunderung an. Es fühlte sich auch wunderbar an, das hatte sie schon ein paarmal festgestellt. Er zuckte leicht zusammen.
Er wollte sie doch nicht überfordern. Aber ... aber ... aber wenn sie ihn so streichelte, den Druck so gekonnt erhöhte, an den richtigen Stellen anhielt, an genau den richtigen Stellen.

Fuck! Er konnte das nicht länger aushalten, ließ es einfach zu.
Sie tat, was sie tun wollte, da war er sicher.
Und sie wusste schließlich auch, was es zur Folge hatte, wenn ... wenn ... wenn sie ihn so anfasste.
Stöhnend kam er in ihrer Hand.
Als die Sterne vor seinen Augen wieder lichter wurden, sah er sie vorsichtig an.
„Sorry!" murmelte er.

Sie lachte glücklich auf, nahm ein Papiertuch vom Nachttisch, säuberte sich die Hände und seinen glücklichen Schwanz.
Und er wusste, dass sie ihn auch liebte! Aber sie brauchte es nicht auszusprechen.
Sie sprang aus dem Bett, tanzte nackt ins Bad. „Ich gehe duschen. Du kannst dich ja noch ein wenig erholen."

„Freches Biest!" rief er ihr glückstrahlend nach.
Sie kehrte noch mal um, stand in ihrer ganzen Schönheit vor ihm. „Ja! Und ich werde es genießen, ein freches Biest sein zu dürfen."

Seine Augen wanderten über ihren Körper. „Ach, übrigens! Ich wusste schon, dass es schön ist, eine Frau anzusehen, aber nicht, wie schön."
Damit ließ er sich genüsslich wieder ins Bett fallen.
Grinsend tanzte sie endgültig davon.

Als sie aus Bad und Ankleidezimmer zurückkam, bereute er sein Vorhaben sofort. Sie sah zum Anbeißen aus in ihrem knappen Sommerkleidchen. Die Haarmähne glänzte im Sonnenlicht, die Augen strahlten.
Sie sah zufrieden aus, mit sich, mit der Welt, mit ihm.
Sie sah verliebt aus, so wie sie in seinen Träumen immer ausgesehen hatte.
Sie war so wunderschön, dass ihm ein Kloß in der Kehle hochstieg.

Warum er?
Warum sollte sie gerade ihn wollen?
Sie hätte jeden haben können!
Wann würde sie es merken?
Seine Augen verdunkelten sich, als die Panik wieder in ihm hochstieg.
Sie nie gehabt zu haben, war schlimm gewesen, aber sie jetzt wieder zu verlieren, wäre unmöglich zu überstehen.
Anna sah seinen seltsamen Blick, setzte sich zu ihm ans Bett.

„Was ist los?" fragte sie leise. Er würde sich doch jetzt nicht von ihr zurückziehen?
Jetzt, da er erreicht hatte, was er gewollt hatte?
Ihre Augen schimmerten feucht. Er griff vorsichtig nach einer Haarsträhne, zog sie zu sich, küsste zärtlich ihren Mundwinkel.

Und dann wusste er, dass auch er immer ehrlich mit ihr sprechen musste, dass sich nicht in seinem Kopf irgendwelche Gedanken und Ängste festsetzen durften.
„Du bist viel zu hübsch für mich!" sagte er schließlich mit belegter Stimme. „Und ich habe Angst vor dem Augenblick, wenn du es merkst."

Anna atmete erleichtert auf. „Puh! Du kannst einem vielleicht einen Schrecken einjagen, du Spinner!" sagte sie lockerer, als ihr zumute war. „Wenn du vor nichts anderem Angst hast, kannst du ein beruhigtes Leben führen."
Er registrierte eigentlich nur ein einziges Wort: „Leben!" Sie zog ein Leben an seiner Seite in Erwägung.

Fest presste er sie an sich. „Danke!" murmelte er und sprang in die Dusche. Er sah sich im Spiegel an. War das er?
War das Hans, wie seine Eltern ihn nannten, Jo, wie er bei seinem Bruder, dessen Frau und seinen Kumpeln hieß, Johannes, wie die einzigartige Anna ihn getauft hatte?
War das er, der Durchschnittsmann, als der er sich immer gesehen hatte?
Dieser strahlende Kerl, der den Kopf hochtrug, die Brust spannte, die Schultern durchstreckte, dessen Augen leuchteten, dessen gut durchbluteten Lippen breit grinsten?

Er streckte die Siegesfaust in die Höhe!
Yep!
Sie gehörte zu ihm!
Für immer!
Und sie würde es nie bereuen!
Er würde sie auf Händen tragen, sie lieben und ehren bis zu seinem letzten Atemzug!
Er würde ein beruhigtes Leben führen.

Anna saß im Wohnzimmer und wartete auf ihn, ließ ihre Gedanken auf die Reise gehen.
Sein Blick gerade hatte ihr Angst gemacht.
Das war anders als gestern, als er fortgelaufen war. Da hatte es sie nicht so richtig getroffen.
War er halt weg!

Aber heute hatte sich alles verändert.
Sie hatte sich verliebt.
Ab jetzt würde es schmerzen, wenn sie ihn wieder verlieren sollte.
Hatte sie das gewollt?
Ja! gestand sie sich ein. Sie wollte fühlen, als Frau, als Mensch. Es war an der Zeit, Gefühle zuzulassen.

„Hast du zur Sicherheit etwas für die Nacht eingepackt?" fragte er sie mit seinem neuen Selbstvertrauen. „Morgen ist Sonntag."
Sie verstand, was er andeuten wollte. Er würde sich freuen, wenn sie über Nacht bliebe. Schnell packte sie eine kleine Tasche.

Als sie auf dem Gelände ankamen, auf dem er zusammen mit seiner Familie wohnte, überkam ihn wieder dieses seltsame Glücksgefühl, das sein Blut irgendwie erhitzte.
So musste die Wirkung von Drogen sein! dachte er.
Er führte sie zu dem kleinen Häuschen, das er für sich umgebaut hatte.
Anna stand staunend vor dem Gebäude. „Hier wohnst du? Das ist ja wunderhübsch!"

Das alte Haus seiner Großeltern hatte er mit kleinen, neuen Fenstern ausgestattet, in einem freundlichen Blauton gestrichen, an einem Holzbalkon hingen Blumenkästen.
Stolz sperrte er die Türe auf. Innen wurde sie noch mehr überrascht. Ein riesiger Wohnraum mit offener, hochmoderner Küche, einer großen Wohnlandschaft und einer stylischen Essgruppe.
„Wow!" stieß sie nur hervor. „Also Geschmack hast du!"

Er grinste sie an, ließ seinen Blick über sie gleiten. „Ich weiß!" antwortete er und lächelte leicht anzüglich. „Apropos! Das Schlafzimmer ist oben!"
Ebenfalls grinsend folgte sie ihm die steile Treppe hinauf. Ein Raum mit einem breiten Bett, daran angrenzend ein kleines Ankleidezimmer und ein Traum von einem Badezimmer.

Hinter einer zweiten Türe befand sich ein Arbeitszimmer mit einer hochmodernen IT-Anlage, einem kleinen Schreibtisch und jeder Menge an Regalen, voll mit Büchern. Hauptsächlich Fachliteratur, aber auch Klassiker und Bestsellerromane.

„Das kann man von außen nicht ahnen, dass da so viel Platz ist!" meinte sie bewundernd. Das Häuschen hatte ihr Herz im Sturm erobert.
Sie ging nach unten, während er sich umzog.
Endlich konnte er aus dieser blöden Jogginghose raus.

Anna sah sich gerade in der Küche um. Die war schon der Hammer! Alle elektrischen Geräte, die es gab, waren eingebaut: Ein Luxusherd mit sechs Induktionsplatten, ein Backofen auf Augenhöhe, daneben ein Dampfgarer, eine Fritteuse zum Ausziehen, eine Wärmeplatte. Eine Mikrowelle, eine Brotschneidemaschine, eine Luxusküchenmaschine, ein riesiger Kühlschrank.
Auf der Arbeitsfläche, die gleichzeitig Frühstücksplatz zu sein schien, thronte eine High-Tech-Kaffeemaschine.

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