Kapitel 73
An Simons 55. Geburtstag gab er das Ruder aus der Hand. Er hatte sein Lebensziel um 15 Jahre nach hinten geschoben, was hauptsächlich daran lag, dass sein Leben an Monas Seite und mit den Kindern ihn glücklicher gemacht hatte, als er je für möglich gehalten hatte.
Ein halbes Jahr verbrachte er mit Mona auf Mallorca.
Es wurde ein Traum aus Sonne, Meer und Liebe.
Er hatte das Haus in Südfrankreich verkauft, sie hatten sich beide dort bei ein paar Aufenthalten nicht wirklich wohl gefühlt.
Auf der Insel gefiel es ihnen vom ersten Tag an immer mehr. Simon leistete sich den einzigen größeren Luxus: Er kaufte eine kleine Motoryacht.
Den Bootsführerschein dafür hatte er in der Zeit vor Mona schon gemacht.
Sie liebten es beide, auf dem offenen Meer herum zu schippern, im klaren Wasser zu schwimmen.
Wasser war Monas Element.
Sie lehrte Simon, perfekt zu kraulen, sein Schwimmstil war bis dahin eher etwas seltsam gewesen.
Sie schwammen um die Wette, lange Zeit hatte er keine Chance gegen sie.
Doch er holte auf.
Als er sie das erste Mal besiegte, küsste er sie wassertretend ab, hob sie hoch, warf sie ins Wasser.
Mona lachte sich kringelig.
Er war ja sonst vom Wesen her alles andere als ein Macho, aber, dass er sie im Wasser nicht schlagen konnte, hatte ihn schon immer ein bisschen gewurmt.
Sie joggten an Stränden, fuhren, wenn der Wind es zuließ, mit Fahrrädern an der Küste entlang.
Sie schipperten mit dem Boot zu kleinen unberührten Buchten, wo sie sich im warmen, feinen Sand liebten.
Manchmal übernachteten sie auch in der kleinen Kajüte, genossen es, wenn sie die Wellen auf ihrem Ritt in den Liebeshimmel sanft schaukelten.
Simon kochte, meistens gelang es auch, immer dann, wenn Mona nicht in Sichtweite war.
Aber manches brannte auch an, weil er seine Blicke immer noch nicht von ihr lassen konnte, vor allem, wenn sie in einem knappen Bikini durchs Haus tanzte, oder mit einem zarten Seidenmantel drüber, oder auch in Jeans und Shirt.
Er hätte sie auch in einem dicken Wintermantel nicht aus den Augen lassen können, weil sie so schön, so glücklich, so strahlend aussah, und weil er ja wusste, was unter den Kleidungsstücken war.
Oft stand er fassungslos mitten im Raum, immer noch atemlos von den Gefühlen, die sie in ihm erweckte, die er in ihr erwecken konnte.
Nach einer heißen Liebesnacht hielt er sie auf der Terrasse im Arm.
„Eigentlich sollten ja Männer in meinem Alter ein wenig ruhiger werden!" meinte er lachend und stieß mit einem Glas Wein mit ihr an. „Aber du turnst mich immer noch an wie am Anfang."
Mona lächelte ihn an.
Er war noch immer der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.
Seine hellblauen Augen unter seinem dunklen, dichten Haarschopf brachten ihr Herz noch immer zu Rasen.
Seine vollen, wundervollen Lippen raubten ihr noch immer alle Sinne.
Sein noch immer muskulöser Körper flashte sie wie am ersten Tag.
Die Liebe mit ihm war Tag für Tag das Größte, was eine Frau erleben konnte.
„Wird es dir zu viel?" forderte sie ihn heraus. „Kommst du an deine Grenzen?"
„Never!" hauchte er in ihr Ohr und ließ seine Hände auf die Reise gehen, um den Beweis zu liefern.
Mein Gott, wie er diesen Körper liebte.
Er war noch so sexy wie vor Jahren.
Ihre Schenkel so fest und muskulös, dass sie ihm höchste Erregung und höchste Befriedigung verschaffen konnten.
Ihre Brüste so wahnsinnig schön, dass er nicht aufhören konnte, sie zu liebkosen.
Ihr Körper so beweglich, so athletisch, dass er jedes Liebesspiel mit ihr so sehr genießen konnte.
Nach 25 Jahren hatte sie nicht das Geringste an Anziehungskraft auf ihn verloren.
Seit 25 Jahren liebte er sie, begehrte er sie, bekam er nie genug von ihr.
Seit 25 Jahren war er verrückt nach ihr.
Seit 25 Jahre gingen ihnen die Gesprächsthemen nicht aus, verloren sie nicht ihr Lachen, aber auch das Interesse an ihren Mitmenschen nicht.
Als sie in der mallorcinischen Zeitung von der Wohnungsnot der Inselbewohner lasen, entschieden sie spontan, zwei Mia-Maybach-Häuser auf der Insel zu errichten.
Überraschenderweise fanden sie bald Gleichgesinnte, einige deutsche und spanische Multimillionäre machten es ihnen nach.
Sie hatten mittlerweile zusammen mit Hannes und Britta eine Stiftung gegründet, in die regelmäßig Gelder von ihnen einflossen, und in der alle Mitglieder der Wohngemeinschaft mehr oder weniger mitarbeiteten.
Anna studierte seltsamerweise Jura, etwas, das in der ganzen Großfamilie mit Erstaunen aufgenommen wurde.
Aber sie wollte unbedingt Justitiarin der Stiftung werden.
Sie hatte ihre Verliebtheit in Marco überwunden, war seine beste Freundin geworden.
Der italienische Sohn interessierte sich für biologischen Weinanbau, würde wohl Simons halbes Weingut übernehmen.
Marlon und Ronja verbrachten nach dem Abitur ein Jahr in Ruanda bei Anja und Oliver, wollten danach Medizin studieren.
Annika, Brittas Tochter, besuchte das Gymnasium, interessierte sich sehr fürs Programmieren, hauptsächlich, weil sie ihrem Stiefbruder Jonas imponieren wollte, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten war und zusammen mit ihm praktisch das Unternehmen leitete.
Leonie brachte ihre Sprachbegabung ein, spielte auch ein wenig mit Programmen herum, war offiziell Juniorchefin, weil ihr Charme und ihre Klugheit bei Kunden sehr gut ankamen.
Jonas hatte eines Tages Unterlagen zu Mias Konten gefunden und seinen Vater danach gefragt.
Der wollte zuerst nichts dazu sagen.
Doch Jonas ließ nicht nach. „Glaubst du, dass Mama das gewollt hätte? Dass ausgerechnet das Geld, das sie verdient hat, nicht in die Stiftung fließt?"
„Es ist dein Geld! Dein Erbe! Mach damit, was du willst!" Hannes verließ den Raum.
Jonas wusste, dass solche Gespräche seinen Vater noch immer schmerzten, aber es war unsinnig, Geld herumliegen zu lassen, wenn man damit so viel Gutes tun konnte.
Und das wäre ja gerade im Sinn seiner Mutter.
Er lief seinem Vater nach.
Der hatte das Gesicht in den Händen vergraben, Tränen liefen ihm übers Gesicht.
Jonas nahm ihn in den Arm. „Papa, es ist 25 Jahre her, dass Mama gestorben ist!"
„Ich weiß!" schluchzte Hannes.
„Und du bist seit mehr als 15 Jahren mit Britta zusammen!" erinnerte ihn sein Sohn.
Der Vater wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Ja, und ich liebe Britta wirklich. Aber manchmal schmerzt es eben immer noch. Sie war meine erste Liebe. Die vergisst man nicht."
Er strich dem Sohn über die Haare.
„Und jetzt, das mit dem Konto! Ich habe ihre Stimme so deutlich gehört! Sie hat mit mir geschimpft, weil ich ihr Geld nicht ausgeben konnte."
Er lächelte bei dem Gedanken an die Worte, die sie zu ihm gesagt hätte: „Macho! Supermacho!"
„Dann antworte ihr doch. Sag ihr, dass ihr Sohn schon was Vernünftiges damit anfangen wird." schlug Jonas vor.
Hannes umarmte ihn. „Das mache ich, Sohn!"
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