Kapitel 50
Sonja fuhr sie zu ihrem Frauenarzt, der sie untersuchte und erklärte, dass mit dem Kind alles in Ordnung war.
Als sie das erste Ultraschallbild sah, wachte sie auf.
Ihr Baby, ein paar Wochen alt, war zu sehen.
Das Baby, auf das Simon sich so gefreut hatte, ihr Simon, der das Leben so geliebt hatte, der sie so geliebt hatte, den sie so geliebt hatte.
Für dieses Baby musste sie versuchen zu überleben, irgendwie musste sie es schaffen.
Dem Baby durfte nichts passieren.
Von diesem Tag an lebte sie mit Simon in seiner Wohnung.
Er saß beim Frühstück neben ihr, hörte ihr beim Klavierspielen zu, wünschte sich Essen vom Lieferdienst, saß neben ihr, wenn sie zum Einkaufen fuhr, las mit ihr in einem Buch, sah Sendungen mit ihr gemeinsam an, hörte mit ihr gemeinsam Musik, tanzte mit ihr zu zärtlichen Liedern.
Sie sprachen über ihr Kind, kauften zusammen einen Kinderwagen, richteten das Kinderzimmer ein. Sie bestellten zusammen das neue Auto, kauften die Baby-Erstausstattung.
Er achtete darauf, dass sie am Morgen aufstand, dass sie duschte, sich hübsch anzog, frühstückte.
Er begleitete sie zu allen Vorsorgeuntersuchungen, freute sich mit ihr, dass sie ein kleines Mädchen, eine kleine Leonie bekommen würden.
Besuch mochte sie nicht so gerne, denn dann war Simon immer weg.
Sie ging auch nicht mehr in die Geschäftsräume, Simon wollte nicht mehr arbeiten.
Sie hatte irgendwann einmal ein Schreiben vom Gericht bekommen, dass sie sein Vermögen geerbt hatte, dass sie nun Besitzerin seiner Firma war.
Sie hatte gelacht, hatte geschimpft mit ihm, dass er so einen Blödsinn verzapft hatte.
Thorsten, Jan und Kai sahen immer wieder nach ihr.
„Simon ist gerade nicht da!" sagte sie jedes Mal. Sie gab Thorsten alle Unterschriften, die er brauchte, damit die Firma weiter lief.
„Simon wird schon nichts dagegen haben!" meinte sie nur.
Die Jungs heulten nach diesen Besuchen stundenlang, aber in Erinnerung an ihren charismatischen Chef hielten sie daran fest.
Ihre Eltern und Geschwister wollten Mona immer wieder erklären, dass Simon nicht zurückkommen würde.
Sie lachte nur und sagte: „Er hat doch versprochen, mich immer zu lieben. Natürlich kommt er wieder. Er muss nur schnell was organisieren, weil er mich überraschen will- Er überrascht mich nämlich so gern."
Nur seine Eltern konnte sie ertragen, denn die verstanden, dass Simon da war.
Mit ihnen konnte sie über ihren wunderbaren Mann sprechen, der nur kurz beim Einkaufen war.
Sie verstanden, dass sie die Nähe ihres Sohnes brauchte, um überleben zu können.
Es ging ihnen ja nicht anders, wenn sie sich an dem Traum festhielten, dass ihre Söhne jederzeit zur Türe herein kommen würden.
Sie schlief jede Nacht an ihn gekuschelt, fühlte seine zärtlichen Hände auf ihrer Haut.
Sie stellten zu Weihnachten einen Christbaum auf, kauften Geschenke für das Baby.
Sie holten das neue Auto ab, machten eine Probefahrt zusammen.
„Das hast du gut ausgesucht, mein schöner Ehemann!" flüsterte sie ihm zu, und er lächelte zufrieden.
Sie wurde immer runder, sie lachten beide über ihre Körperfülle.
„Zieh mich bloß nicht auf! Du hast gesagt, du wirst jedes Gramm an mir lieben!"
Er nahm sie in den Arm. „Das tue ich doch, meine Süße!" sagte er.
Sie gingen jeden Abend spazieren durch das Viertel, sprachen über alles, was so in der Welt geschah.
Nick vom Imbiss brach das Herz, wenn er die blonde Schönheit sah, die durch die Straßen lief, immer in Selbstgespräche vertieft.
Wenn einer seiner Gäste sich über sie lustig machte, pfiff er ihn zusammen. „Du hast ja keine Ahnung, was sie durchmachen muss!" erklärte er oft und oft. „Sie kann nur so überleben, wenn sie mit ihrer großen Liebe spricht!"
Am 1. Mai kam die kleine Leonie zur Welt. Simon hielt während der ganzen Geburt ihre Hand, was die Schmerzen leichter machte.
Stolz küsste er sie, als sie sein Töchterchen auf ihren Bauch legten.
Zu Hause kümmerte er sich um sie beide.
Er sagte ihr, wann sie das Baby stillen musste, wann wickeln, wann baden.
Er war ein großartiger Vater, genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Bei der Taufe stand er neben ihr, hielt sie fest im Arm.
„Danke für dieses wunderbare Kind!" flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie lächelte ihn an.
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