Kapitel 43

Sie setzte sich ans Klavier, begann diese wunderschönen Töne zu spielen, diese Töne, die in ihm Visionen weckten von einem süßen Mädchen oder einem süßen Jungen.

Und wieder sah er beide, eine Tochter auf seinem Schoß, einen Sohn auf ihrem dieses Mal. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, ging zur Küchenzeile, begann irgendetwas aus dem Kühlschrank zu räumen, merkte, dass Schafskäse, frische Nudeln und Kohlrabi kein besonders schmackhaftes Mahl ergeben würden, versuchte sich zu konzentrieren, holte die Steaks, die Kartoffeln, den Salat.

Besser! dachte er und begann mit der Arbeit, während sein blonder Engel dem Klavier die schönsten Töne entlockte.
„Ich darf sie nicht zu lange ansehen!" mahnte er sich selbst. „Sonst verderbe ich wieder einmal teure Rinderfiletsteaks!"

Aber dieses Mal gelang alles perfekt. Sie aßen auf der Terrasse, waren überglücklich.
Sie fütterten sich wie oft, es war eines ihrer erotischsten Spiele. Wenn sein Daumen ihre Lippen liebkoste, während er ihr ein Stück Weißbrot anbot, wenn ihr Zeigefinger in seinen Mund glitt zusammen mit einem Stück Rindfleisch, hoben sie beinahe ab.

Lachend wie immer räumten sie die Küche auf. Dann saß sie auf seinem Schoß auf einer Bank im Freien. Sie schenkten sich Zärtlichkeiten, küssten sich, streichelten sich hingebungsvoll. Sie ließen sich unendlich viel Zeit damit, sich gut zu tun, Liebe zu geben und zu nehmen.
Das waren Gefühle! dachte er. Das habe ich gemeint. Das habe ich noch nie gemacht, noch nie empfunden. Und sie auch nicht, er wusste es.

Als nichts mehr ging, als er als Mann am absoluten Limit war, trug er sie ins Bett, zog sie langsam aus, ließ sich von ihr ebenso langsam ausziehen und sie versanken in Liebe und Hingabe, im Geben und Nehmen.

Am nächsten Tag kam um zwölf Herr Sievers vom Verlag, Simon begrüßte ihn persönlich, bat ihn in sein Büro.
„Ich hole dann mal meine Verlobte!" erklärte er, um gleich die Fronten zu klären.
Der andere sah schon verdammt gut aus, er hatte sie offensichtlich umworben zu einem Zeitpunkt, als Fabian schon fremdgegangen war.

Warum hatte sie mit dem nichts angefangen?
Gut, er war natürlich mehr als froh darüber, aber auch erleichtert, dass sie kein Abenteuer gesucht hatte.
Dass es bei ihr schon etwas wie Liebe sein musste, wenn sie sich auf einen Mann einließ, dass es nicht genügte, wenn ein gutaussehender Mann sie anbaggerte.

Aha! dachte der Einkäufer. Den Chef hatte sie sich gleich geschnappt, die hübsche Kleine mit den Wahnsinnsaugen.
Er fand es immer noch schade, dass sie sich nicht auf ihn eingelassen hatte. Aber er war gegen eine kühle Felswand geprallt.
Simon kam mit ihr im Arm zurück.
Sie begrüßte Herrn Sievers freundlich, die Fronten waren ja am Telefon geklärt worden.

Sie steckte den Stick ein, startete das Programm, erklärte, ging das Menü durch, führte das Belohnungsprogramm vor. Simon war stolz auf seine Schöne, Manuel Sievers war echt begeistert. Das Programm würde ein Selbstläufer werden, geschnitten Brot, wie man in der Branche sagte.
„Und kommt Ähnliches für die anderen Jahrgangsstufen?" fragte er.
„Wir arbeiten daran!" antwortete sie, und für dieses wir hätte Simon sie auffressen können.
Wir! Ja, sie waren ein Team, er, sie und die Jungs.

„Also, dann brauchen Sie es gar niemandem mehr anbieten, wir kaufen blind. 1,5 Millionen pro Jahrgang, denn so umfangreich braucht es ja dann nicht zu sein wie bei der Übertrittsklasse. Und machen Sie sich bald an die Übersetzungen, auch in anderen Ländern beginnt ein neues Schuljahr. Also, Spanisch, Italienisch, Französisch und Englisch nehmen wir ab. Gleiche Preise wie die deutsche Fassung, wir sind da gut auf dem Markt vertreten."
Manuel trat schon auch selbstbewusst auf.

Er wusste, er hatte eine Gelddruckmaschine erwischt, da konnte er ruhig klotzen, anstatt zu kleckern. Etwas Vergleichbares gab es seines Wissens noch nicht auf dem Markt.
Und die Programmierung hatte mit Sicherheit Monate gedauert, das musste auch honoriert werden.
„Okay! Spanisch und Französisch spricht Mona perfekt, Englisch wir beide, und Italienisch auch. Das mit den Übersetzungen kriegen wir hin. Mandarin hätten wir noch anzubieten!"

Manuel Sievers lachte. „Auf den chinesischen Markt haben wir es bisher noch nicht geschafft. Aber gut zu wissen."
Mona überschlug schnell die Summen, die da im Raum hingen, hörte aber bei zehn Millionen auf.
Das war ja der schiere Wahnsinn.

So viel Geld war da zu machen mit dieser Lernsoftware? Jetzt verstand sie auch Simons Begeisterung und die der drei Jungs.
Sie luden Manuel Sievers in das Spitzenrestaurant zum Essen ein, auf Monatsrechnung natürlich.
Als Mona auf der Toilette war, schmunzelte Manuel.
Simon sah ihn fragend an.

„Da haben Sie sich ein Goldeselchen geschnappt!" erklärte der Einkäufer. „Von mir hat sie sich leider nicht schnappen lassen. Ich habe eine Woche lang gebaggert, keine Chance. Ein süßes, aber unerbittliches Nein war alles, was ich erreicht habe. Dabei mag ich intelligente Frauen sehr."
„Ich auch!" erklärte Simon lächelnd.
„Dann ist es ja gut. So denken nicht alle Männer."
„Nein, die Dummen denken anders." Simon mochte den anderen Mann. Er tat ihm fast ein bisschen leid.

In der Firma rief Simon die Angestellten zusammen. Die waren noch ganz weg von der hohen Bonuszahlung.

Aber der Chef hatte schon wieder gute Meldungen.
„Also, Jungs! Wir wollten in den Markt mit Lernsoftware einsteigen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie lukrativ das Geschäft werden würde. Ehrlich nicht. Wir haben heute so ziemlich fest einen Deal über mehr als 30 Millionen abgeschlossen, den wir der Süßen hier zu verdanken haben!" Lautes Trommeln der Knöchel auf den Tischen war ihre Belohnung.

„Wir werden uns also mächtig anstrengen, die Programme für die drei Jahrgangsstufen so schnell wie möglich hinzukriegen. Mona hat euch den Weg gezeigt, der Rest ist euer Problem. Wir werden übersetzen, was wir bisher haben. Sie spricht perfekt Spanisch und Französisch, wir beide Italienisch, Englisch kann einer von euch machen. Das müssen wir ja alle beherrschen.
Also nichts mehr mit Gleitzeit, bis wir geliefert haben! Zehn Stunden pro Tag erwarte ich als Minimum. Bis Ende August müssen wir fertig sein, damit uns nicht eine andere Firma die Butter vom Brot klaut."

Die Angestellten waren nicht im Mindesten unwillig. Sie hatten gerade 150.000 Euro als Bonus kassiert, da war es nur recht und billig, Mehrarbeit zu leisten.
Plötzlich schoss Mona ein Gedanke heiß und kalt durch den Kopf.
Andere Länder hatten andere Rechenverfahren. Sie erläuterte ihre Bedenken, die anderen konnten ihren Ausführungen folgen.

„Kannst du dich im Netz informieren, welche Länder wie rechnen?" fragte Simon. Wieder einmal begriff er, wie wertvoll sie für seine Firma war. Auf diesen Gedanken wäre keiner von ihnen gekommen.
„Natürlich!" antwortete sie nur.

Die nächsten Tage arbeiteten sie wie die Verrückten. Mona stellte eine Liste der ländertypischen Unterschiede auf, durchsuchte die Programme nach Änderungsnotwendigkeiten. Simon fing mit der Übersetzung ins Italienische an, Kai mit Englisch.

Jan und Torsten arbeiteten noch an Jahrgangsstufe 2 und 3, 1 war abgeschlossen. Mona begann, mit ihren Übersetzungen. Doch immer wieder schickte Simon sie nach oben, damit sie sich ausruhte. Er machte ihr Brotzeit mit viel Obst und Gemüse, kuschelte ein wenig mit ihr, fand bald heraus, dass er nach einer ausgedehnten Runde Sex leistungsfähiger war, als wenn der Gedanken daran ihm den ganzen Tag im Kopf herumspukte.

Mona musste lachen, als er ihr seine Theorie erklärte. „Seit wann brauchst du einen Grund, um mit mir zu schlafen?" zog sie ihn auf.
„Von Anfang an. Liebe war von Anfang an der Hauptgrund, warum ich mit dir Sex haben wollte!" konterte er.

Damit war alles gesagt. Die Angestellten gewöhnten sich daran, dass der Chef und seine Süße immer wieder einmal verschwanden. Dann war eben Mona eine Zeitlang nicht für Fragen greifbar, sie erledigten etwas anderes, bis sie mit strahlenden Augen wieder auftauchte.
Simon arbeitete auch noch an den Modifizierungen für Mr. Huen. Er wunderte sich über sich selbst, zu welchen Höchstleistungen er fähig war.

An den warmen Sommerabenden gingen sie oft durchs Viertel spazieren. Sie aßen entweder bei Nick, oder  Simon kochte etwas. Es waren Tage und Nächte des Glückes, des puren reinen Glückes.
„Ja, das ist Leben!" dachte sie manches Mal. „Das alles habe ich so lange vermisst."
„Ich wusste gar nicht, was ich in meinem Leben vermisst habe!" dachte er oft. „Aber jetzt will ich das alles behalten, für immer."

Am Donnerstag packten sie einen Koffer, am Freitag sollte es in die Toskana gehen. Mona war aufgedreht wie nie zuvor in ihrem Leben.
Simon nahm sie in seine Arme. „Hast du Angst vorm Fliegen?" fragte er anzüglich. Seit Erica Jongs Buch hatte diese Frage einen etwas zweideutigen Klang.
Sie verstand sein Grinsen eindeutig.

„Ich weiß nicht. Ich bin noch nie geflogen. Also, mit einem Flugzeug, meine ich."
Aha, dachte er. Fabian wollte also auch nicht fliegen, nicht mit einem Flugzeug zumindest!
„Echt? Noch nie? Na, hoffentlich packst du das dann mit der kleinen Maschine."
„Ich bin jetzt nicht der ängstliche Typ!" beruhigte sie ihn.

Er küsste sie schnell noch ein wenig ab, weil er sie praktischerweise eh schon im Arm hielt.
Und weil sie nach diesen Küssen schon wieder so erregt waren, legten sie vor dem Kochen eine etwas längere Ruhepause im Bett ein. Das war außerdem sehr praktisch, denn deshalb verbrannten die Schnitzel dieses Mal nicht. Seine Hormone gaben wenigstens während des Herausbratens Ruhe.


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