Kapitel 41

Sie sah ihn offen an. „Das ist ein Deal! Ja, klar! Du hast gute Argumente." Sie hatte immer die alten Karren abbekommen in der Beziehung mit Fabian. Sie hatte es aber auch nicht weit zur Arbeit gehabt, gut, er auch nicht wirklich, aber einmal ein neues Auto, dazu konnte sich schon überreden lassen.

„Und, hast du dich schon für einen Wagen entschieden?" fragte sie nach.
„Noch nicht so ganz, aber der BMW X 3, das wäre schon ein Auto, das ich mir für dich vorstellen könnte." Er lächelte sie an, seine hellblauen Augen blitzten. Er sah umwerfend aus.
„Puh! 220 PS, 68.000 Euro!" stellte sie fest.
Simon lachte.
Dieses Mädchen war unfassbar.

Gab es irgendetwas, worüber sie nicht Bescheid wusste?
„Stimmt genau! Aber wir könnten es als Firmenfahrzeug laufen lassen, dann müsstest du eben mit dem Reimon-Schriftzug rumfahren."
„Was mir eine Ehre wäre." Sie verneigte sich vor ihm.
„Also, abgemacht? Sobald wir Luft haben, bestellen wir das Geschoß in feuerrot?" Er zog sie an sich, sah ihr in die Augen.
Gefährlich, Simon!
Sehr gefährlich!

Wenn sie sich jetzt an dich schmiegt, bist du geliefert.
Er strich ihr über ihr Haar, vergrub seine Hände in ihrer dichten Mähne.
„Danke für deine Offenheit, Brainiac. Danke für das Gespräch. Es hat mir viel gegeben für die Zukunft, für unsere Zukunft." Er streichelte ihr Gesicht. „Ich weiß jetzt, dass du aufpassen wirst auf mich. Wenn ich wieder einmal überheblich über die Stränge schlagen will, wirst du mich zurückholen." Er küsste sie zärtlich und voller Stolz. „Und jetzt machst du Schluss, ja, Baby? Morgen kommt der Verlagsmensch."

„Soll ich einkaufen fahren, willst du was kochen heute?" schlug sie vor.
„Das wäre toll, ja Mäuschen, gerne." Er fand ihren Vorschlag grandios. Sie waren ein Paar, teilten sich die täglichen Pflichten. Es war ein wunderschönes Gefühl.
„Dann musst du mir aber haarklein aufschreiben, was ich besorgen soll."
Er überlegte sich ein paar Gerichte. „Sollen wir es noch einmal mit Steaks und Bratkartoffeln versuchen?" fragte er grinsend. 

Sie verwuschelte seine Haare, und er hatte das Gefühl, dass das die intimste Geste war, die sie je gemacht hatte.
Sie hatten gemeinsame Erinnerungen, zogen sich schon mit Erlebnissen aus der Vergangenheit auf, und das war wunderbar.
Sie war wunderbar, das Leben war unglaublich wunderbar.
Er schrieb die Zutaten für ein paar Gerichte auf, falls ihn wieder etwas ablenkte, was ja auch nicht so unwahrscheinlich war.
Er gab ihr den Zettel und einen 100-Euro-Schein, den sie nach kurzem Zögern nahm.
Sie kannte seinen Kontostand, da wäre es jetzt lächerlich gewesen, wegen dieser Summe zu zicken. Er registrierte es zufrieden.
Sie spielte keine Spielchen, spielte nicht die Stolze, die Gekränkte, sie sah das, was sein musste, vollkommen pragmatisch.

Sie war eine umwerfende Frau, aber sie stand auch mit beiden Beinen auf dem Boden und im Leben.
Da wo es ihr notwendig erschien, machte sie ihren Standpunkt klar, da, wo es nicht nötig war, steckte sie zurück.
Sie war einfach perfekt. Und wenn sie jetzt nicht gleich wegfuhr, erinnerte er sich daran, wie perfekt, und dann würde es sicher wieder kein Abendessen geben.
„Nimm aber bitte mein Auto!" Er gab ihr seine Schlüssel.
„Echt jetzt?"

„Du hast mein Herz geklaut, da kannst du das Auto auch noch haben." Er lächelte, sie musste jetzt dringend los, weg von diesen hellblauen Augen, weg von diesem großen Kerl mit den langen Beinen, weg von diesem tollen Typen.
„Mona!" rief er ihr nach. „Fahr bitte vorsichtig, ja?"
Sie warf ihm einen Luftkuss zu, er fing ihn auf, erinnerte sich an den Abend im Biergarten, träumte eine ganze Weile vor sich hin.
So hatte alles begonnen.

Als Thorsten nach seinem Chef suchte, fand er vor sich hinträumend noch immer im Aufenthaltsraum.
Du meine Güte, den hatte es aber echt erwischt.
Er räusperte sich, Simon schreckte hoch. Er war in Gedanken gerade in ihrer Wohnung bei den ersten Zärtlichkeiten gewesen.
„Was gibt es?" fragte er.
„Ist Mona schon wieder weg? Ich habe noch ein Problem mit den Lösungen."

„Sie ist einkaufen!"
„Okay! Dann versuche ich es selbst!"
Simon schmunzelte.
Seine Kleine!
Sie brauchten sie wirklich!
Er hievte sich hoch, ging wieder an seine Arbeit.
Vor allem ich brauche sie!
Wie die Luft zum Atmen!
Wieder schweiften seine Gedanken ab.
Es hätte auch sein können, dass das schöne Mädchen, in das er sich so verliebt hatte, kein Interesse an Informatik gehabt hätte.

Dass sie nicht musikalisch gewesen wäre, nicht malen konnte, nicht gar so intelligent wäre, nicht etliche Sprachen sprechen würde, dass sie eine ganz normale, schöne Frau wäre, nett, liebenswert, aber eben eher normal.
Würde er dann auch so auf sie abfahren?
Gut, er würde sie lieben, sie würden ein Kind haben, denn das hatte er ja schon gewollt, bevor er all das von ihr erfahren hatte.

Er hatte sie ja vorher schon geliebt, als sie nur liebenswert war.
Aber so, das gesamte Hammerpaket?
Das war natürlich schon eine Nummer größer.
Da war es kein Wunder, dass seine Liebe zu ihr, seine Bewunderung ins Unermessliche stieg.
Da war es auch eigentlich kein Wunder mehr, dass er so verrückt nach ihr war.

Intelligenz machte ihn an, das wusste er schon vor ihr.
Es gab Männer, die davon eher abgeschreckt wurden.
Er war da anders gestrickt.

Langsam sah er klarer.
Ihre vielen Talente forderten ihn heraus, turnten ihn an, machten ihn heiß.
Deshalb brannte er 24 Stunden am Tag für sie.
Und dass sie auch noch wunder-, wunderschön war, einen perfekten Körper hatte, im Bett eine Granate war, tat sein Übriges dazu.

Also, keine Chance, sich gegen ihre Anziehungskraft zu wehren.
Er musste damit leben.
Welch ein schweres Los! dachte er grinsend.
Dann konnte er endlich mit seiner Arbeit weitermachen.
Er stürzte sich in die Lösungen für Mr. Huen.

Wenn er sich reinhängte, könnte er es in dieser Woche schaffen.
Er liebte seinen Job.
Ein Problem – ein paar Gedanken – eine Lösung!
Logik, Präzision, das war seine Welt, darin war er gut.
Er erkannte Schwierigkeiten, bevor sie auftraten, das war sein Talent.

Deshalb waren die Programme seiner Firma so erfolgreich, weil er alles, was geschehen konnte, in seine Überlegungen einbezog, allen Widrigkeiten einen Riegel vorschob. Darin war er gut!
Die Jungs waren gute Programmierer, sehr gute sogar. Aber nur er verfügte über diesen Weitblick, dieses vorausschauende Denken.
Wenn sie eine fertige Arbeit ablieferten, saß er noch darüber, um mögliche Fehler auszuschalten, Sicherheiten einzubauen, Lösungen im Voraus zu liefern.
Er hatte mit Apps begonnen, die bald hochgelobt wurden und höchste Bewertungen erhielten.
Dann waren die Spiele dazugekommen, die sehr beliebt wurden, weil sie logisch und lösbar waren.

Schließlich kamen einfachere Lösungsmöglichkeiten für Firmen, ein Gebiet, das rasch zunahm. Nun waren sie eigentlich im Olymp angekommen, belieferten Dax-Unternehmen und den größten Softwarevertrieb der Welt.
Anfangs hatte er in seiner Wohnung gearbeitet. Tausend Euro waren eine Unsumme für ihn gewesen. Jetzt verdiente er das Vielfache davon, aber der Spaß war immer noch der Gleiche.


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