Kapitel 40
Am Morgen waren sie wider Erwarten die Ersten im Büro. Die Jungs nahmen scheinbar das Gleitzeitangebot nach dem Wochenende dankbar an. Sie machten sich an die Arbeit, fuhren Server und Geräte hoch. Mona arbeitete die Skizzen für die 2. und 3. Jahrgangsstufen aus. Simon zeichnete noch ein paar Graphiken, die Jan einfügen konnte.
Gegen zehn kam E-Post von Mr. Huen, natürlich in Mandarin.
Mona begann zu übersetzen, Simon verstand bald, worauf der Kunde hinaus wollte, welche Punkte umgearbeitet werden mussten.
Das konnte er alleine schaffen.
Dann konnten die Jungs mit Mona an den Lernprogrammen weiter machen.
Um elf bat er alle ins Besprechungszimmer, erklärte den neuen Arbeitsplan.
Er schrieb sich die Änderungs-Punkte zusammen, wollte sich aber rückversichern. „Mona, kommst du bitte mal?" rief er sie über die Sprechanlage.
„Gleich! Ich muss schnell was fertig tippen, sonst verliere ich den Faden." Er freute sich über ihre Antwort.
Sie sollte auf keinen Fall blind gehorsam werden.
Sie sollte schon ihren eigenen Kopf behalten.
„Eilt überhaupt nicht!" gab er lächelnd zurück.
Eine halbe Stunde später kam sie.
„Sorry! Hat länger gedauert. Aber ich hatte so einen Gedankengang, den hätte ich sonst wieder verloren."
„Kein Sorry, bitte! Nie wieder, ja?" Er meinte es ernst.
Sie sollte sich auf keinen Fall bei ihm entschuldigen.
Sie war es vielleicht bei ihrem Schulleiter so gewohnt gewesen, aber er wollte das nicht.
„Also, Mäuschen, ich müsste mich absichern bei Mr. Huen, dass ich das Programm in bestimmten Punkten ändern soll. Würdest du für mich übersetzen?"
„Gut! Versuchen wir's." Sie lächelte ihn an. Sie meisterten das Gespräch bravourös. Mr. Huen freute sich, ein wenig mit Mona zu plaudern, Simon platzte fast vor Stolz.
„Wollen wir zu Nick gehen, etwas essen?" fragte er sein tolles Mädchen.
„Ja, ich habe einen Riesenhunger!" stimmte sie freudig zu.
Sein Blick wurde sehr ernst, als er sie auf seinen Schoß zog. „Du Mona, hör mal, du bist schwanger. Du erwartest unser Kind. Das wird in Zukunft an erster Stelle stehen, okay? Du wirst darauf achten, dass du regelmäßig isst, du wirst regelmäßige Pausen machen, du wirst dich auch mal hinlegen und entspannen. Und wenn ich dich mit Arbeit zuschütte, weil ich ein Idiot bin, der halt noch nie Vater geworden ist, dann klopfst du mir auf die Finger, ja? Versprichst du mir das? Ich muss sicher sein, dass du auf dich und unser Kind aufpassen wirst, wenn ich zu blöd bin, das zu tun."
Sie sah ihn liebevoll an, wusste, dass er Recht hatte. Es gab nichts Wichtigeres als dieses Kind in den nächsten Monaten.
„Ja, ich verspreche es. Wirklich! Ich muss an das Kind denken." Sie küsste ihn zärtlich. „Also, dann gehen wir mal los. Sollen wir den anderen etwas mitbringen?"
Er drückte die Sprechtasten. „Will jemand etwas von Nick? Wir gehen schnell, nein, wir gehen langsam etwas essen."
Die Jungs gaben ihre Wünsche durch.
Simon und Mona bummelten Arm in Arm zum Imbissstand, aßen frischen Salat und ein paar Sandwiches, bummelten mit dem Essen für die Angestellten zurück.
„So, Mäuschen, du legst dich jetzt ein bisschen hin. Wenn du dich ausgeruht hast, bist du so lieb und machst das mit der Bank. Das ist dann alles für heute. Außer Simon küssen." Er ließ sie gleich einen Teil ihres wichtigsten Arbeitsauftrages erfüllen.
Danach überlegte er, ob er nicht auch müde wäre und sich mit hinlegen müsste.
Aber sie brauchte Ruhe, und damit würde es dann nichts werden.
Er versorgte Thorsten, Kai und Jan mit dem Essen.
Kai sah sich suchend um. „Wo ist Mona? Ich bräuchte sie mal."
„Sie hat sich hingelegt."
„Oh! Geht es ihr nicht gut?" Jan war besorgt.
Simon konnte das Grinsen nicht unterdrücken. „Es geht ihr sogar sehr gut."
Die Jungs sahen ihn verwundert an ob seiner kryptischen Worte, sahen sein Grinsen, wunderten sich. Mona legt sich hin, und er ist noch hier unten?
Bei Kai funkte es zuerst. „Nein, oder?" fragte er.
„Doch!" Simon streckte glücklich die Siegerfaust in die Luft. „Aber ich darf noch nichts sagen. Sie ist ein bisschen ängstlich. Es ist ja auch ganz frisch."
Kai lachte. „Na ja, recht alt kann es ja auch nicht sein, wenn ihr euch grade mal zwei Wochen kennt." Er schüttelte den Kopf. Der bindungsunwillige Herr Dr. Reiser strahlte vor Glück darüber, dass seine Süße ein Kind von ihm erwartete.
Nach zwei Wochen. Allerdings dürfte das auch Rekord für die Dauer einer Beziehung bei ihm sein.
Mittlerweile hatten auch die anderen beiden kapiert, was Sache war, schlugen dem Chef auf die Schulter: „Glückwunsch!"
„Und nur, damit keine falschen Gedanken aufkommen: Das war kein Unfall. Wir haben das ganz bewusst so entschieden, dass wir ein Kind wollen."
„Umso besser!" freute Kai sich.
„Und wir müssen jetzt eben darauf schauen, dass sie sich nicht zu viel zumutet. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir dabei helft!" bat Simon.
„Ja, dürfen wir jetzt davon wissen oder nicht?" fragte Jan.
„Ich bringe es ihr schonend bei, dass ich gequatscht habe!" erklärte Simon lächelnd.
Mona hatte zwei Stunden tief und fest geschlafen, fühlte sich wie neugeboren. Sie tanzte nach unten, meldete sich strahlend bei Simon zurück.
Dann setzte sie sich an ihren Computer, erledigte die Überweisungen, schickte Simon eine Textnachricht mit den neuen Salden.
„Na, da können wir ja beruhigt ein paar Tage weg!" antwortete er. Ein frecher Smiley war angehängt.
Kai kam, um sie um Hilfe zu bitten, grinste sie an.
„Aha! Hat er gequatscht!" Sie lachte leise. „Männer! Können nichts für sich behalten."
Sie löste mit Kai das Problem, das er hatte.
Dann textete sie Simon: „Ich habe immer gedacht, nur Frauen tratschen alles aus!"
„Autsch! Aufgeflogen? Ja, wenn das Herz so voll ist! Komm schnell rüber, süße Maus, hol dir einen Entschuldigungskuss ab!" antwortete er
„Komm doch du rüber, gib mir einen Entschuldigungskuss!"
Simon grinste. Da hatte sie natürlich recht.
Er lief zu seiner Wuchtbrumme, knutschte sie kräftig nieder. „Entschuldigung angenommen?" fragte er heiser.
„Heute schon, ja! Und? Steht es morgen in der Zeitung?" zog sie ihn auf.
„Klar! Eine ganzseitige Anzeige."
„Hab ich mir schon gedacht."
Wenn er sie jetzt noch einmal küsste, wäre der Arbeitstag gelaufen, da war er sicher.
„Komm, Kaffeezeit!" Seine Stimme war schon wieder etwas belegt. Er drückte auf die Taste für den Gong, nahm sie in den Arm, ging mit ihr in den Aufenthaltsraum. Eigentlich hatte er ja jetzt auf etwas ganz anderes Appetit als auf Kaffee und Kekse. So knabberte er eben nur ein bisschen an ihr, bis die anderen eintrudelten.
Dass sie durch das Knabbern zu Wachs in seinen Händen wurde und sich an ihn schmiegte, trug auch nicht gerade zu seiner Abkühlung bei.
Die drei kamen, grinsten Mona an.
„Ja, okay! Ich bin schwanger! Grinst nur! Wenn ich dann in den nächsten Monaten zu zicken anfange, wird es euch schon vergehen!" sagte sie grimmig.
Die vier lachten, wussten aber auch, dass sie da wenig zu befürchten hatten. Sie war keine, die auf Weibchen machte, auch nicht, wenn sie ein Kind erwartete.
„Es könnte aber auch sein, dass unser verehrter Chef schwangerer ist als du." Thorsten fand die Anzeichen bei Simon ausgeprägter als bei ihr.
„Na, dann bringt mir mal morgen ein paar Essiggurken und Pralinen mit!" ging Simon auf den Scherz ein.
„Anderes Thema: Wir sind von Freitag bis einschließlich Mittwoch nicht im Haus. Mr. Huen sagen wir noch selbst Bescheid, wenn es sonst Probleme geben sollte, was ich nicht glaube, sprecht auf die Mailbox oder textet. Ach ja, den neuen Server haben wir gestern angeschlossen." Die Kollegen klopften anerkennend.
„Die Boni für eure Arbeit für BigWare hat Mona heute angewiesen, es lohnt sich wahrscheinlich, morgen mal in euer Konto zu schauen!" Simon freute sich schon auf die Gesichter. Der höchste Bonus waren bisher 15.000 Euro, dieses Mal hatte er sich für das Zehnfache entschieden. Er setzte die Summe immer nach Lust und Laune fest.
Im letzten Jahr war er etwas knausriger gewesen, da das Gebäude bezahlt werden musste.
„Dann werde ich eine Jobanzeige aufgeben für Samstag, online und print, mal sehen, ob wir einen Fang machen. Im Netz war nichts zu finden, der Markt scheint leer zu sein."
Mona atmete schon wieder schneller. Er war umwerfend, ihr Chef, wenn er so sprach mit ihnen, der millionenschwere junge Mann, der hochintelligente Crack.
Sie musste ihm aber nachher noch ein Geständnis machen. Als die anderen weg waren, sprach sie es gleich an.
„Du, Simon? Ich muss dir was gestehen!" begann sie vorsichtig.
Simon lächelte sie auffordernd an.
„Ich habe mir das Geld nicht überwiesen, weil ich es nicht fair finde. Ich bin erst ein paar Tage hier, es wäre einfach nicht gerecht. Und das ist eine so unglaubliche Summe für mich, ich wüsste gar nicht, was ich damit machen sollte."
Er nahm sie in den Arm. Er hatte sich schon gewundert, dass bei seiner Anweisung kein Widerspruch von ihr gekommen war.
„Das überrascht mich jetzt auch nicht wirklich, Süße. Gut sein und glücklich werden, nicht wahr?" sagte er leise.
„Ja, auch! Aber ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn."
„Ich weiß. Und das war auch ein bisschen unbedacht von mir, ein bisschen großkotzig. Aber ich habe mich halt so gefreut über den Auftrag von Mr. Huen, und den haben wir ja eindeutig dir zu verdanken. Aber diese Freude darf ich nicht mit Geld ausgleichen. Mein Danke hätte dir genügt."
Er wusste, dass er da im Überschwang der Gefühle eine dumme Entscheidung getroffen hatte, durfte eigentlich froh sein, dass sie nicht gekränkt war.
Mona atmete auf. Er war nicht sauer, er verstand ihre Gedankengänge.
„Gut, dass wir uns einig sind!" freute sie sich.
„Ja, Süße! Und wenn ich wieder einmal so einen Blödsinn verzapfe, pfeifst du mich gleich an, okay?"
Aber dann musste er auch etwas loswerden. „Aber, Mona, ich hätte auch noch was zu besprechen mit dir. Aber nicht beleidigt sein! Dein Auto macht mir ein wenig Sorgen. Ich möchte nicht, dass du mir der unsicheren Karre unterwegs bist. Wir fahren zwar bisher immer mit meinem, aber irgendwann wirst du auch mal alleine unterwegs sein. Außerdem brauchen wir eh einen Wagen, in dem ein Kindersitz und ein Kinderwagen Platz hat. Dürfte ich dir dann vielleicht ein neues Auto kaufen?"
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